ELEVEN.

MARLENE || Es dauert Wochen, bis in Hogwarts wieder die Realität Einzug erhält, doch letztendlich geschieht es, denn das Leben gewinnt am Schluss immer gegen den Tod. Mit der neuen Wirklichkeit kommt auch der November und damit das erste Quidditch-Spiel der Saison.

War das Schloss in den letzten Wochen von einer Ruhe behangen, der wir alle nur schwer entkommen konnten, führt nun dazu, dass alle Schüler umso mehr dem ersten Sportereignis des Jahres entgegenfiebern.

Die Tribünen sind noch voller als sonst, während wir uns durch den Regen kämpfen, die Anfeuerungsrufe stetige Hintergrundgeräusche in unseren Ohren. Ich kneife die Augen ein wenig mehr zusammen, dicht über meinen Besen gekauert, während ich durch die Wolkenmasse segele, doch der Schnatz ist nirgendwo zu sehen.

Ein Stöhnen gleitet durch die Menge und ich drehe mich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie Sirius an der Stirn von einem Klatscher getroffen wird. Er schwankt kurz, findet dann aber wieder sein Gleichgewicht wieder. Mit ausgestrecktem Daumen gibt er James zu verstehen, dass alles in Ordnung ist, dann jagen die beiden schon wieder den Quaffel zwischen sich über das Spielfeld.

Einen Moment später ist das Spielgerät in einem der drei Ringe versenkt, die Slytherins Torhüter bewacht.

„Zehn weitere Punkte für Gryffindor. Damit gehen die Löwen mit dreißig zu zwanzig in Führung."

Applaus geht über die Ränge, so laut, dass die Stimme des Stadionsprechers kaum zu verstehen ist. Die Spiele gegen Slytherin sind immer besonders umkämpft, die meisten Schüler der Menge eindeutig auf unserer Seite.

Es hilft jedoch alles nicht, denn es dauert nicht lange, bis Slytherin uns überholt und immer weiter in Führung geht. Der Applaus geht in Stöhnen über und ich presse die Lippen aufeinander, während ich immer verzweifelter durch die Luft fliege.

Ich quäle mich durch das Unwetter, kann gerade noch einem Blitz ausweichen und sehe aus den Augenwinkeln etwas Goldenes aufleuchten. Ein Blick auf den Spielstand zeigt mir jedoch, dass ich diesen nun absolut nicht fangen darf.

Also versuche ich stattdessen, Slytherins Sucher abzulenken und zische in die entgegengesetzte Richtung davon, in der Hoffnung, dass er mir folgt. Er ist nicht der Hellste, weswegen er tatsächlich darauf hereinfällt.

„Holt endlich auf", rufe ich in James Richtung, als ich an ihm vorbeifliege.

Er nickt mir zu, die Haare durch all den Regen fast schwarz und tatsächlich schaffen sie es, das Ungleichgewicht zu verringern.

Endlich kann ich wieder auf die Jagd nach dem Schnatz gehen und wische mir den Regen aus den Augen, damit ich zumindest ein bisschen was sehe. Dann beschließe ich, ein Ablenkungsmanöver zu starten.

Slytherins Sucher heftet sich an meine Fersen, während ich in Richtung Boden stürze, in der Hoffnung, dass er den Besen nicht rechtzeitig herumgerissen bekommt. In letzter Sekunde jedoch kriegt auch er seinen Besen wieder in die Höhe gesteuert und als der nächste goldene Fleck aufblitzt, fliegen wir Seite an Seite darauf zu. Kurz bevor ich den Schnatz jedoch zu fassen kriege, boxt er mir unauffällig in den Magen und sorgt dafür, dass ich kurz nach Luftschnappend durch den Himmel schwanke. Diese Sekunde reicht aus, damit Slytherins Sucher den Schnatz fängt und triumphierend in die Luft hält.

Die Pfeife ertönt und das Spiel ist offiziell vorbei.

Slytherins Sucher grinst mich hämisch an, während wir im Landeanflug sind. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, ist James gerade dabei, auf einen der Treiber der Gegner loszugehen und Sirius kann ihn gerade noch am Arm festhalten.

Ich eile in ihre Richtung und helfe dann dabei, James bestimmt in Richtung der Umkleiden zu ziehen.

„Der Typ hatte es voll auf Alice abgesehen", brüllt James, seine Stimme dennoch fast vom Unwetter verschluckt. „Ich sage es euch, die haben nicht fair gespielt."

„Wissen wir, Jamie." Ich schiebe ihn ein wenig fester weg von den Slytherins, die sich blendend über seinen Ausbruch amüsieren. „Aber wenn du jetzt eine Schlägerei anfängst, dann erreichst du nur einen Verweis für das nächste Spiel und genau das wollen die Idioten doch."

„Ich habe gerade auch nicht übel Lust, denen eine reinzuhauen", knurrt Sirius.

Ich funkele ihn an. „Wag es ja nicht."

„Tue ich nicht, keine Sorge." Sein Mundwinkel hebt sich ein Stück. „Aber Lust habe ich so sehr."

Rudolfus Lestrange kommt uns hinterhergelaufen, ein dreckiges Grinsen im Gesicht, bei dessen Anblick mir direkt schlecht wird.

Wir betreten die Umkleide, wobei wir direkt eine Wasserleiche auf dem Holzboden hinterlassen. Überall sind bereits Schlammabdrücke zu erkennen und langsam fange ich wirklich an zu frieren.

„Geht es dir gut, Alice?", fragt James.

Das zierliche Mädchen würde niemand als Treiberin einschätzen, aber sie ist tatsächlich wunderbar talentiert auf dem Platz, weswegen Slytherin es sich anscheinend auch als Aufgabe gemacht hat, sie andauernd zu attackieren. Ich habe es wegen des Spiels nur am Rande mitbekommen, weil ich so auf den Schnatz fixiert war, aber die blauen Flecken, die langsam auf Alice Arm erscheinen, verraten alles, was ich wissen muss.

Alice nickt bestimmt, die eigentlich hellblonden Haare in ein Matschblond verwandelt. „Reg dich ab, James. Mit mir ist alles in Ordnung."

Er mustert sie noch eine Sekunde und nickt dann. „In Ordnung. Ich will trotzdem, dass du dich im Krankenflügel abchecken lässt, okay?"
Ein Blickduell folgt, dass mein bester Freund tatsächlich gewinnt.

„Mädchen duschen zuerst", beschließt James dann.

Ich schnaube. „Wie ritterlich von dir."

„Ich kann meine Meinung noch ändern", antwortet er, absolut nicht zum Scherzen aufgelegt.

Ich verdrehe die Augen, bleibe jedoch stumm, weil ich mich gerade nach nichts mehr sehne als nach einer heißen Dusche.

Mein Umhang fällt mit einem Klatschen auf den Boden und tropft direkt noch ein wenig mehr, während ich mir ein Handtuch und Wechselkleidung schnappe. Alice tut es mir gleich, dann stürzen wir unter die Duschen im Nachbarraum.

Als mich das warme Wasser trifft, seufze ich glücklich. Wenn es nach mir ginge, könnte ich den ganzen Tag hier stehen bleiben, doch irgendwann klopft Black ungeduldig gegen die Tür.

„Lebt ihr darin noch?"

„Verzieh dich", schreie ich zurück. „Wir sind gleich soweit."

Alice und ich schlüpfen in unsere Klamotten, die herrlich warm ist verglichen mit der Quidditch-Kleidung, in denen wir in den letzten Stunden gesteckt haben und überlassen den Jungs das Feld.

Kaum sind wir aus dem Raum stürzen die Fünf auch schon an uns vorbei, als wären die Duschen ihre Rettung zum Ertrinken.

„Was für ein Scheißtag", murmelt Alice.

„Absolut."

„Kommst du mit hoch zum Schloss?"

Ich schüttele den Kopf. „Ich warte noch auf James. Aber geh ruhig schon und gönn dir ein Butterbier. Du hast es dir verdient."

Sie legt eine Hand auf meine Schulter. „Du auch, Marlene. Wäre Slytherin nicht so unfair, hättest du den Schnatz sicher gehabt."

Ich ziehe eine Grimasse. „Wer weiß das schon."

„Ich", meint Alice und zwinkert mir zu. „Sehen wir uns gleich auf der Party?"

Stumm nicke ich, weil mir für alles andere die Energie fehlt und winke ihr noch einmal zu, bevor sie aus der Umkleide verschwindet. Ich falle auf die hölzerne Bank, die ein wenig knattert, sich mir aber nicht weiter widersetzt und genieße einige Minuten die vollkommene Stille. Allzu lange hält sie jedoch nicht an, denn die Neuzugänge unserer Mannschaft kommen aus den Duschen, die Köpfe gesenkt.

„Nächstes Mal wird es besser", versuche ich ihnen Mut zu machen, kann mich jedoch selbst nur schwer überzeugen.

„Muss es", grummelt Haymitch. „Wir sehen uns später, Marlene."

Ich nicke ihnen zum Abschied zu und sehe den Dreien nachdenklich hinterher, während sie zum Schloss hochtraben. Das erste Qudditch-Spiel ihres Lebens direkt zu verlieren, ist bei Weitem nicht gut für die Motivation. Wenn unsere Mannschaft dieses Jahr wirklich etwas erreichen will, werden wir noch härter trainieren müssen und ich verziehe jetzt schon das Gesicht, als ich an all die Arten denke, auf die uns James quälen wird.

Als mein bester Freund nach einer halben Ewigkeit endlich aus den Duschen kommt, tritt er gegen die Wand.

„Die Wand kann auch nichts für deine schlechte Laune", kommentiert Sirius trocken, der ihm wie immer auf den Fersen ist und natürlich mal wieder nichts außer einem Handtuch trägt, das gefährlich tief hängt.

Schnell sehe ich woanders hin, froh darüber, dass er gerade auf James konzentriert ist und nicht merkt, dass meine Wangen ein wenig mehr Farbe haben, als sie sollten.

„Wir können nicht immer gewinnen, Jamie", murmele ich.

Sirius seufzt. „In letzter Zeit tun wir aber nichts als verlieren."

Wir sehen uns stumm an und wissen alle, dass er nicht nur vom Quidditch redet.

Kurz schweigen wir, alle in unseren Gedanken gefangen, wie so oft in letzter Zeit. Dennoch tut es gut, Jamie an meiner Seite zu haben, Merlin, selbst Sirius hilft mir dabei, dass ich mich nicht so alleine fühle.

„Wir sollten los. Oben wartet eine Party auf uns", seufze ich schließlich.

James presst die Lippen aufeinander. „Mir ist nicht nach Party."

„Uns allen nicht", murmelt Sirius und klopft ihm auf die Schulter. „Aber das ist nichts, was ein paar Butterpier und Remus Spezialpunsch nicht richten können."

Als wir schließlich im Gemeinschaftsraum ankommen, sind wir bereits wieder völlig durchnässt und Lily zaubert uns mit einem Zauber trocken. Ich seufze erleichtert, als mir endlich wieder warm ist und meine Haare nicht mehr wie ein schlechter Vorhang Wassertropfen meinen Rücken herunterlaufen lassen, sondern stattdessen wieder in sanften Wellen über meine Schulter fallen.

Trotz der Niederlage gegen Slytherin dauert es nicht lange, bis die Stimmung besser wird und der Alkohol tut das Übrige, sodass wir schließlich alle einfach nur den Abend genießen.

Nachdem ich eine Weile mit Dorcas und Lily getanzt habe, hat James es erfolgreich geschafft, letztere zum Tanzen zu überreden. Dorcas und ich lassen uns neben Sirius und Remus auf eines der Sofa fallen, die an die Wände geschoben wurden. Aus den Augenwinkeln kann ich sehen, dass das Paar auf der Couch neben uns nicht viel von Privatsphäre hält, weswegen ich schleunigst vermeide, auch nur dorthin zu schauen. Ich kann eindeutig darauf verzichten, dabei zuzusehen, wie sie sich befummeln. Auch wenn es mich ein wenig wehmütig daran erinnert, dass ich in den letzten Wochen selbst kaum Action bekommen habe. Seitdem das mit Prewett vorbei ist, habe ich ein paar Mal etwas mit einem Ravenclaw gehabt, doch das ist auch nicht so das Wahre.

„Hey, Wormtail. Wo bist du gewesen?", ruft Remus, als der kleinste der Rumtreiber durch das Portraitloch schlüpft.

Die Haare kleben ihm ins Gesicht, sodass er kaum etwas sehen kann und er streicht sie sich gerade noch aus den Augen, bevor er gegen ein Tischbein knallt. Kurz verliert er das Gleichgewicht, dann hat er sich wieder gefangen.

„Ich war ein bisschen Spazieren", weicht Peter aus.

„Hast du schon wieder diese Slytherin gestalkt?", grinst Sirius und wuschelt Peter durch die Haare. „Du Verräter."

Peter hat ein Lächeln auf dem Gesicht, das irgendwie gezwungen wirkt. „Ich gehe ins Bett. Mir ist irgendwie nicht so gut. Wir sehen uns morgen, ja?"

Wir wünschen ihm eine Gute Nacht und ich merke, dass Remus ihm stirnrunzelnd hinterhersieht.

Dorcas ist es jedoch, die meine Gedanken letztendlich ausspricht, hat sie noch nie viel auf Privatsphäre gegeben. „Ist alles in Ordnung mit Peter?"

„ich glaube, ihn nimmt das alles ein wenig sehr mit momentan." Remus seufzt, die Besorgnis in seinem Gesicht klar zu erkennen. „Seit dem Angriff auf Hogsmeade ist er merkwürdig still."

„Mach dir nicht immer so viele Sorgen, Mooney", meint Sirius. „Das wird schon wieder. Er braucht einfach nur ein bisschen Zeit. Wie wir alle. Aber genug mit den dunklen Gedanken. Das ist eine Party, oder?"

Er springt vom Sofa auf und streckt mir die Hand entgegen. „Willst du tanzen, McKinnon?"

„Willst du dahin getreten werden, wo es weh tut, Black?", erwidere ich, aber meinen Worten fehlt der beißende Unterton, den er noch am Anfang des Schuljahres in mir ausgelöst hätte.

Stattdessen legt sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen.

„Wo genau würdest du mir den wehtun?", grinst Sirius, während er mich auf die Tanzfläche zieht. „Wer weiß, vielleicht gefallen mir ein paar Ideen ja."

„Hier zum Beispiel", erwidere ich mit einem unschuldigen Grinsen und trete ihm auf den Fuß.

Fluchend sieht er mich an. „Du bist echt ein Monster, Mar."

„Du hattest gefragt."

Er legt seine Hände an meine Hüfte und zieht mich schwungvoll an sich.

„Und du kannst froh sein, dass ich dich trotzdem mag."

Einen Augenblick lang fehlt mir der Atem und das liegt nicht daran, dass er mich über die Tanzfläche führt, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht.

Allerdings ist auch das überraschend, denn Sirius bewegt sich mit einer solche Selbstverständlichkeit, lässt unsere Hüften kreisen, sein Gesicht viel zu nah an meinem und dennoch noch viel zu weit weg. Irgendwann beschließe ich, meine Gedanken auszuschalten und einfach den Moment zu genießen.

Vielleicht ist es eine dumme Idee, aber dumme Ideen sind manchmal genau das Richtige.

„Du tanzt...gut", meine ich schließlich.

Er zwinkert mir zu, eine Geste, die bei jedem anderen absolut bescheuert aussehen würde, ihn jedoch irgendwie mit Magie aufleuchten lässt. „Dachtest du, Reg wäre der einzige, der Tanzstunden nehmen musste?"

„Ich hatte auch welche und kann trotzdem absolut nicht tanzen", erwidere ich trocken. „Für Partys wie diese reicht es, aber bei Standardtänzen bin ich einfach absolut unbegabt."

„Vielleicht ist mein Bruder einfach der schlechtere Lehrer", flüstert er mir ins Ohr, sein Atem warm auf meiner Haut.

Es fühlt sich zu gut an, so gut, dass ich mich zwingen muss, nicht die Augen zu schließen und einen Augenblick für die Ewigkeit in diesem Moment zu leben.

Schluckend bringe ich ein bisschen Abstand zwischen uns, bevor ich auf noch schlimmere Ideen komme. „Vielleicht bin ich auch einfach nur die absolut schlechteste Schülerin. Es liegt sicherlich nicht an Reg."

Sirius dreht mich einmal um meine eigene Achse, dann fängt er mich sanft wieder in seinen Armen auf.

„Und, wer ist der bessere Tänzer. Reg oder ich?"

Ich beiße mir auf die Unterlippe und weiche seinem Blick aus. „Ihr habt beide eure Vorteile."

Sirius dunkles Lachen ertönt, frei und unbekümmert und so wunderschön. „Wir wissen beide, dass Reg eindeutig besser ist. Er hat irgendwie immer zu viel Gefallen daran gehabt, über den Ballsaalboden zu schweben."

„Und du?"

Er wirbelt mich erneut durch die Luft, beinahe in die Tanzenden neben uns herein und ich hasse ihn nicht einmal dafür, weil ich gerade viel zu verblendet bin. Nie hätte ich das gedacht, aber es ist wirklich nicht schlimm, Zeit mit Sirius Black zu verbringen. Ehrlicher Weise macht es sogar Spaß.

„Ich habe es gehasst", stößt er aus. „Musste immer mit Bellatrix üben, was schon eine Strafe für sich ist. Eine der wenigen guten Sachen dieses Jahr ist es, dass ich den Weihnachtsball schwänzen darf, weil ich offiziell ausgeladen wurde."

„Ich bin neidisch. Du hast nicht zufällig einen Tipp, wie ich das das auch schaffe?"

„Du könntest deine Cousine wieder in den Familienstammbaum ritzen und dich von deinem Vater verprügeln lassen. Würde ich aber nicht unbedingt empfehlen, es ist keine schöne Erfahrung", meint er, das Grinsen in seinem Gesicht scharf im Kontrast zu seinen Worten.

Ich stöhne. „Mir wird jetzt schon schlecht, wenn ich daran denke, dass ich bei diesem bescheuerten Ball dabei sein muss. Inklusive des Vortrags über Blutsverräter, Schlammblüter und den angeblich so edlen Zielen des Dunklen Lords."

„Genau die Art von Spaß, die ich mir vorstelle. So viele Leute würden gerne mit dir tauschen."

Ich lache trocken, weil das sogar die Wahrheit ist. So viele reinblütige Familien würden sich darum reißen, auf dem exklusiven Weihnachtsball der High Society auflaufen zu dürfen, der alle vier Jahre veranstaltet wird. Dieses Mal haben meine Eltern die zweifelhafte Ehre, das Event ausrichten zu dürfen und meine Mutter hat es sich persönlich zur Aufgabe gemacht, dafür zu sorgen, dass alles perfekt wird. Leider gilt das auch für ihre Kinder, bei denen jeder Schritt sitzen muss.

„Wenn du willst, gehe ich mit dir hin", meint Sirius und dreht mich erneut. „Dann ist es vielleicht nicht ganz so furchtbar."

„Zusammen lassen sich die Schwachköpfe besser ertragen?", scherze ich.

Er sieht mich an, die Augen im Licht der Kerzen silbern schimmernd. „Genau. Ich meine es ernst, Mar. Wenn du willst, kann ich dich begleiten."

Einen Moment lang gebe ich mich dem Wunschtraum hin, dass genau dies Realität wird. Wir beide gemeinsam auf dem Weihnachtsball, während uns der Rest der Festgesellschaft am liebsten dafür umbringen würde. Theoretisch erfüllt er genau die Anforderungen, die meine Mutter an meinen Begleiter stellt: Reinblüter, aus einer guten Familie, im heiratsfähigen Alter. Es wäre die perfekte Art, um ihr den erhobenen Mittelfinger zu zeigen.

Ich atme hörbar aus. „Danke für das Angebot. Aber das kann ich dir nicht antun. Sie würden dich lynchen."

Seine Finger streichen über meine Hüfte, so sanft, dass ich es eigentlich nicht einmal spüren sollte und trotzdem stehe ich in Flammen.

„Wenn du es dir anderes überlegst, sag mir Bescheid", flüstert er, sein Atem wie der leichteste, feurigste Windhauch an meinem Hals.

Ich musste ihn kurz, die grauen Augen, die scharfen Wangenknochen, den leicht gehobenen Mundwinkel. Er wirkt so viel erwachsener als noch in den Sommerferien, so viel ernster und gleichzeitig ist er trotzdem immer noch unverkennbar Sirius Black, der Junge, der mich stets zur Weißglut zaubern kann und der mir aus irgendeinem Grund in den letzten Wochen viel zu oft im Kopf rumschwirrt.

„Mar, weißt du was?"

Ich murmele etwas, unverständlich, leise und doch viel zu laut.

Sirius Atem fühlt sich warm an in meinem Gesicht. „Ich habe ein Geheimnis."

„Und das wäre?" Ich sehe ihn an, einen Mundwinkel leicht in die Höhe gezogen. „Willst du mir endlich verraten, dass du es warst, der letztes Jahr in den Sommerferien Farbe in meiner Schuhe geschüttet hat?"

„Ja, das war ich." Er sieht mich an, ein breites Grinsen im Gesicht, unbekümmert, ohne jeden Gedanken an Schuld. Ich hasse ihn. Jedoch weniger als sonst. „Aber das meinte ich nicht."

Seine Hand legt sich auf meine Wange, so vorsichtig, als hätte er Angst, dass ich zerspringe.

„Mar? Ich will dich gerade echt gerne küssen."

Mein Herz macht einen unfreiwilligen Hüpfer. Auch dafür hasse ich mich. „Du willst andauernd irgendwen küssen. Das ist nichts Neues."

„Ja, aber normalerweise will ich Mädchen küssen." Er beißt sich auf die Unterlippe, die grauen Augen viel zu strahlend und ich merke, wie ich die Flammen begrüße.

„Nicht dich", wispert er, plötzlich so nahe, dass ich jede seiner Wimpern zählen kann.

Ich weiß nicht, wer sich als erste bewegt, die Zentimeter zwischen uns überwindet. Vielleicht bin ich es, vielleicht ist er es, vielleicht sind wir beide es, verzweifelt und verdammt. Aber irgendwie finden sich unsere Lippen, feurig und verzweifelt, sanft und hart zugleich.

Einen Augenblick lang existiert nichts außer Sirius Black.

Seinem Atem, stockend und heftig und für einen Augenblick nicht existent.

Seinen Fingern, die sich in mein Oberteil krallen, auf der verzweifelten Suche nach Halt, den ich ihm nicht geben kann.

Seine Lippen, so bittersüß, die mich in Ketten legen und gleichzeitig das Einzige sind, was mich befreien kann.

Wir küssen uns, fester, süßer, heftiger.

Wir küssen uns, sanft, leicht, verzweifelt.

Einen Augenblick lang leben wir fernab der Wirklichkeit.

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Well hello,

Ich leide momentan unter Internetentzug, weil irgendwer beschlossen hat, dass unsere Straße kein Internet mehr bekommt 🙃
Das Positive daran ist aber, dass ich viel zum Schreiben komme, deswegen heute auch direkt ein neues Kapitel.

In welchem Hogwarts Haus seid ihr eigentlich?

Und was glaubt ihr, wird jetzt mit Sirius und Marlene passieren?

Bis zum nächsten Mal.

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