Kapitel 1
Der Markt war erfüllt von Rufen und Händlern, die ihre Waren anpriesen. Kinder rannten herum und spielten Fangen. Ein Mädchen rannte lachend einem kleinen Jungen hinterher, während sie mit einer Blume in der Hand herumwedelte. In der Mitte des Platzes schöpfte eine Frau Wasser aus dem Dorfbrunnen. Elea beobachtete die unbeschwerte Szene, während sie durch die Menge ging. Ihr Ziel war schon nicht mehr weit.
Beim Stoffhändler angekommen, begutachtete sie die Decken, Seiden und teilweise sogar schon gefertigte Kleidungsstücke. Einige Stickereien zierten die Deckchen für besondere Anlässe.
So teuer, dachte sie und verzog kaum merkbar den Mund.
In dem Moment wandte sich der Händler ihr zu. „Was darf's denn sein, meine Dame?,“ fragte er und grinste sie verschmitzt an. „Vielleicht ein paar Handschuhe für den Vater zum Jagen? Oder doch die bezaubernden Deckchen für die ehrenwerte Großmutter?“
„Oh nein, nein,“ lachte sie. „Nur weißen, leichten Stoff, bitte.“
„Dann empfehle ich unsere Seide! Es wäre eine wunderbare Wahl für das Hochzeitskleid!,“ sagte er und zwinkerte ihr zu.
Ein schlauer Mann, dachte sie und lächelte darauf.
„Wie wäre es denn mit dem daneben?“
„Nur zu!“
Elea streckte die Hand nach dem Stoff aus und hob ihn hoch. Er schmiegte sich in ihre Hand wie fließendes Wasser.
„Wie teuer?,“ fragte sie, immer noch auf den Stoff schauend.
„Pro Hand dreißig Daquaten.“
Empört sah sie den Stoffhändler an. „Ich bitte Euch! Ich bin doch nur ein einfaches Bauernmädchen! Wollt Ihr uns in den Ruin treiben?“ Bewusst theatralisch und laut versuchte Elea ihrem Entsetzen Ausdruck zu verleihen. Und es klappte. Ein paar Dorfbewohner hatten sich schon umgedreht. Wenn man genau hingeschaut hätte, hätte man bemerkt, wie sich der Stoffhändler leicht anspannte.
„Also gut," gab er nach, „Fünfundzwanzig Daquaten.“
Elea überlegte. Dann lächelte sie plötzlich verschwörerisch und beugte sich zum Händler. „Das hier,“ sie deutete auf einen Korb, den sie bei sich trug und mit einem Tuch verdeckt war, „sind die besten Äpfel in ganz Amanien. Ein ganzer Korb davon. Ich meine, Eure Tochter isst die ganz gerne.“
Elea beobachtete die Leute immer kurz bevor sie mit ihnen verhandelte. Das hatte ihr Großvater ihr so beigebracht. Während man selbst auf dem Markt ist, kann man sich die Leute immer gut anschauen. Natürlich kannte man sich in einem Dorf, aber die Händler, die nur ein Mal im Jahr, nämlich im Frühling, kamen, musste man vorher beobachten, um auf den besten Preis runterzuhandeln.
So hatte er es immer gesagt.
Kurze Zeit schaute der Mann leicht perplex. Doch da musste der Händler auch lächeln. „Wie viel Stoff soll's sein?“
Mit dem Korb voller Stoff machte sich Elea wieder auf den Weg nach Hause. Sie hat gerade das Ende des Markts erreicht, da wurde sie am Arm gepackt. Sie drehte sich um.
„Elea!“ Ein junger Mann mit blonden Haar hatte sie aufgehalten. Seine blauen Augen strahlten und er lächelte ein unglaublich selbstbewusstes und offenes Lächeln.
Eleas Laune sank rapide.
„Aurelian,“ begrüßte sie ihn.
„Ich habe so lange nichts mehr von dir gehört! Man sagt, deine Schwester wird in Kürze Hochzeit feiern?“
Eine Hochzeit. Genau das Thema, was dir wohl entgegenkommt.
„Ja, das ist wahr,“ antwortete sie dann, aber ohne große Begeisterung oder gute Laune.
Das Lächeln Aurelians verschwand. „Elea, du weißt genau, dass deine Eltern meinem Antrag zustimmen werden.“
Wie abartig.
„Wie überzeugt du von dir bist, Aurelian,“ gab sie zurück und wandte sich von ihm ab. Ja, sie wusste, dass die Zustimmung des Antrags für ihre Familie nur von Vorteil sein konnte. Die Bindung zwischen Bäckern und Bauern war für beide Seiten sehr profitabel.
Warum er? Als sie das dachte runzelte sie die Stirn und verzog ihr Gesicht.
Sie machte sich wieder auf den Weg, vorbei an hölzernen kleinen Häusern, bis der Weg nur noch ein schmaler, kaum ausgetrampelter Pfad war. Am Ende des Pfades angekommen, betrat sie ein großes Haus aus Eichenholz. Das Haus ihrer Familie.
„Elea!,“ rief eine Frau, welche wohl gerade gekocht hatte. Sie stand von einem Schemel auf, der vor einem Feuertopf stand. Es roch nach gekochten Kartoffeln und Möhren.
„Mutter!“ Elea stellte den Korb mit dem Stoff auf einen grob zusammengezimmerten Holztisch und lächelte ihre Mutter an. Diese lächelte zurück, wischte sich die Hände gründlich am Kleid ab und begutachtete den Inhalt des Korbes.
„Wie hast du denn den bekommen?,“ fragte Eleas Mutter ungläubig, streichte liebevoll über den Stoff und hob ihn sachte aus dem Strohgeflecht.
„Ich habe verhandelt,“ antwortete Elea, immernoch leicht lächelnd.
„Das Kleid wird atemberaubend!“ Eleas Mutter strahlte. Doch in nächsten Moment war das Strahlen auf ihrem Gesicht schon verschwunden. „Wie viel musstest du zahlen?“
„Zwanzig Daquaten pro Hand,“ antwortete Elea.
Ihre Mutter verzog den Mund. „Nun, es ist ein besonderer Anlass, nicht wahr?“ Dann seufzte sie und setzte sich wieder auf den Schemel vor dem Feuertopf. In diesem Moment quietschte die Tür, die in Richtung des Ackers führte, und Valea betrat den Raum.
Ihr Blick wanderte durch die Küche und blieb an dem Korb hängen. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen.
„Huch! Was haben wir denn da?,“ fragte sie spielerisch und ging in Richtung des Korbes.
„Valea!,“ lachte Elea und versuchte, ihre Schwester daran zu hindern, in den Korb zu schauen. Sie lachten und suchten immer einen Weg, die andere auszutricksen. Bis Valea in der Eifer gegen die Tischkante knallte. Ein dumpfer Aufschlag war zu hören und der Tisch scharrte über die alten, groben Holzdielen.
„Ei, mein Kind,“ seufzte ihre Mutter. „Das musste doch irgendwann kommen, oder?“
Valea lachte. „Während ich mich in Todesqualen wiege, machst du Witze über mich?“ Gespielt gekränkt humpelte sie zum nächstgelegenen Stuhl. „Elea, verteidige mich doch!“
Elea lachte. „Das passiert, wenn du dir dein Brautkleid vor der Hochzeit ansehen willst.“ Sie senkte ihren Blick und schaute auf die weißen Laken, die bald ein wunderschönes, weißes Kleid sein werden würden. Sie erinnerten Elea an verwehten Schnee, der sich zu Hügeln und Tälern geformt hatte. Sie wusste nicht woher diese Tradition kam, aber vor dem Hochzeitstag durfte die Braut ihr Kleid nicht sehen. Es heißt, dass diese von den Göttern selbst kam und es dann den Menschen überliefert wurde. Das Kleid war ein Symbol eines neuen Lebensabschnitts. Es zu sehen wäre, als würde man in die Zukunft schauen und wissen, was einem erwartete. Und niemand in Amanien schaute einfach so in die Zukunft wie er lustig war. Es könnte gefährlich für einen selbst oder sogar für Nahestehende sein. Also ließ man es lieber bleiben.
„Ich bin empört!“ Auch wenn sie dabei lachte, rieb Valea dabei ihren Oberschenkel an der Seite.
Darauf entfuhr Elea ein leichtes Kichern.
„Valea, wieso bist du denn überhaupt hergekommen?,“ fragte ihre Mutter neugierig und wechselte das Thema. „Müsstest du nicht bei deinem Vater auf dem Feld sein?“
Jetzt wurde auch Valea wieder ernster. „Ich wollte mir eine weitere Hacke holen. Draußen lag keine mehr.“
Ihre Mutter nickte, griff neben den Schemel und reichte Valea eine neuere Hacke. „Bitteschön,“ sagte sie und lächelte ihre Tochter an.
„Danke dir,“ antwortete Valea auch mit einem Lächeln, stand vom Stuhl auf und verließ den Raum wieder in Richtung Feld.
„Ach ja;“ setzte ihre Mutter an, „bevor ich es vergesse: wärst du so lieb und schaust mal nach Cassian?“
Elea nickte. Cassian war eigentlich immer am gleichen Ort aufzufinden.
Im Innenhof angekommen sah sie ihn schon auf dem Boden sitzen. Er beobachtete etwas. Sie ging zu ihm hin und hockte sich neben ihn.
„Na? Was machen wir denn gerade so?“ fragte sie ihren kleinen Bruder und beobachtete mit ihm das Geschehen. Ein Eichhörnchen hatte sich gerade eine Beere von einem Taschenbeerenstrauch stibitzt, als es auch schon an der Wand auf das Dach kletterte und verschwand.
„Schade,“ sagte Cassian und schaute noch traurig in die Richtung, in die das Eichhörnchen verschwunden war.
„Wie lange hast du es schon beobachtet?,“ fragte Elea.
„Sehr lange!,“ antwortete ihr Bruder und seine Augen strahlten. „Ich mag Eichhörnchen. Die sind toll.“
„Ja, das sind sie.“ Elea schaute mit einem Lächeln auf ihren Bruder herab.
Diese Faszination für Tiere wird wohl nie enden.
„Elea, wo warst du heute?,“ riss er sie aus ihren Gedanken.
„Oh. Ich... war heute auf dem Markt,“ meinte sie und blinzelte.
„Och, Elea! Du hättest mich doch mitnehmen sollen! Das hast du mir doch letztes Mal versprochen!“
Verlegen rieb sich Elea die Oberschenkel. „Das weißt du noch?“ Sie vorzog das Gesicht und zog die Luft scharf ein.
„Elea! Das ist gemein!“
„Nein, so war das doch nicht gemeint! Tut mir leid. Aber du hast da noch geschlafen und ich wollte dich nicht wecken,“ log sie. Auch wenn sie ihren kleinen Bruder liebte, sie hätte keinen Nerv dafür gehabt, auf einen Fünfjährigen aufzupassen, der so begeistert von all den Menschen, Farben und Geräuschen ist, dass er sofort weglaufen würde, während sie versucht, zu verhandeln.
Mal ganz zu schweigen von dieser unangenehmen Begegnung mit Aurelian.
Sie nahm ihren beleidigten Bruder in den Arm und fragte: „Verzeihst du mir?“
Cassian überlegte. Dann gab er nach. „Na gut. Aber das nächste Mal, bitte, Elea! Und es ist mir auch gleich, ob du mich dafür wecken musst!“
Elea gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Einverstanden.“
Sie blieben noch ein bisschen so sitzen und beobachteten statt des Eichhörnchens die wilden Tauben, die über den Baumwipfeln, die noch gerade so hinter der Hauswand hervorlugten, flogen und ihre Kreise zogen.
„Glauben Vögel eigentlich auch an die Götter?,“ fragte Cassian.
Elea war überrascht. Nicht nur, weil ihr kleiner Bruder so eine, für einen Fünfjährigen, untypische Frage gestellt hatte, sondern auch, weil sie die Frage irgendwie interessant fand. Wenn Götter alles erschaffen haben und jedes Lebewesen gleich lieben und ihnen ihre Namen gaben, sollten die Vögel sich nicht daran erinnern können, wer ihre Ureltern sind?
Nein. Was für ein Unsinn. Vögel... Sind nicht intelligent genug.
„Ich denke nicht,“ antwortete sie.
„Schade. Ich finde, es ist wichtig, sich an seine Ureltern zu erinnern.“
Wir sind uns wohl ähnlicher, als ich gedacht habe, dachte sie und lächelte.
„Das kann doch nicht wahr sein!,“ tönte es aus dem Haus. Elea und Cassian drehten sich neugierig um.
Hab ich schon wieder was vergessen?, dachte sie schon, als ihre Mutter auf den Innenhof gestürmt kam.
„Elea!“
Oh, nicht gut.
„Elea! Ich habe keine Kräuter mehr zum Trocknen. Du musst in den Wald gehen und welche holen. Bitte.“ Ihre Mutter schaute sie mit einem flehenden Ausdruck in den Augen an. Elea aber war erleichtert, auch wenn das egoistisch klingen mag, und seufzte innerlich auf. Die Kräuter waren wichtig für die Hochzeit ihrer Schwester. Es wäre eine Beleidigung gegenüber den Gästen, wenn die Kräuter fehlen würden. Umso besser, dass Elea diesmal nicht für das Sammeln zuständig gewesen war. Doch dann hatte sie ein schlechtes Gewissen.
Sie lächelte.
„Das mach ich. Aber soll ich jetzt losziehen? Wird es später nicht zu dunkel sein, wenn ich zurückkomme?,“ meinte sie und schaute ihre Mutter fragend an.
„Aber es ist doch noch gar nicht so spät,“ erwiderte Cassian statt deren Mutter und schaute seinerseits fragend in die Runde.
„Hätte ich auch gesagt. Wir haben noch die erste Sonnenstellung,“ meinte dann wieder ihre Mutter und lächelte leicht.
Elea überlegte. Es dauerte lange, Kräuter zu trocken, die aus dem dichten Wald stammen. Also wär es besser, wenn sie sofort aufbrechen würde. Morgen musste sie auf dem Feld helfen, da blieb keine Zeit in den Wald zu gehen.
„Keine Sorge. Ich werde gehen. Ich brauche nur noch einen Korb und einen robusten Umhang.“
Nur paar Minuten später stand sie vor der Tür. Eingekleidet in einen leichten Wollumhang und den Korb, in dem vorher noch der Stoff für das Hochzeitskleid lag, um den Arm geschlungen. Elea betrat den Trampelpfad zum dichten Wald. Zwischen ihrem Haus und dem Wald gab es nicht viel. Nur Wiese. Ab und an lugte ein Hase aus der Landschaft hervor und beobachtete Eleas Bewegungen für ein paar Sekunden, bis er sie als ungefährlich einschätzte und im höheren Gras verschwand. Tatsächlich wurde das Gras immer höher, je näher sie dem Wald kam. Wilder Mohn, Weizen und Butterblumen kämpften um die besten Plätze an der Sonne.
Bald erreichte Elea den Rand des Waldes und die moosbedeckten Felsen wurden sichtbar. Ohne diese riesigen Felsen wäre der Wald für Elea nicht er selbst. Sie gehörten genauso dazu wie die Bäume und die Tiere, die nur zusammen dafür sorgten, dass der dichte Wald wirklich ein Wald war.
Niemand wusste, warum die Felsen in einem perfekten Kreis um den Wald lagen, aber Fremde schreckte es nur ab und man erzählte sich von seltenen bis fast ausgestorbenen Zauberwesen, die die Götter mit diesem Kreis beschützten.
Nun, die Streifer halten sie auf Distanz.
Doch verwunderlich fand sie es jedes Mal aufs Neue. Man konnte sich nie ganz daran gewöhnen.
Sie hatte den Wald betreten. Düfte umhüllten und überwältigten sie, so wie jedes Mal, wenn sie in den Wald ging. Das Schreien einer Eule, das Klopfen eines Spechts, das scharrende Geräusch, dass die Krallen eines Eichhörnchens verursachten. Und je tiefer sie in den Wald ging, desto geräuschvoller und intensiver duftete es nach Moos, Blumen, Erde, Rinde und Kräutern.
Kräuter!
Der schwere, süßliche Duft von Furchenkraut lag in der Luft. Es wuchs immer dort, wo das Licht nur noch vereinzelt durch das Blätterdach brach.
Weiter wollte Elea auch nicht gehen.
Sie ging zum Furchenkraut und begutachtete es. Es hatte eine bräunlich-grünliche Farbe, also war es schon ausgewachsen und perfekt zum Trocknen. Sie grub mit den Händen um die Pflanze herum bis der Boden, den sie erreichte, nass war. Dann hob sie die Pflanze sorgfältig aus der Erde mit möglichst vielen Wurzeln. Die Wurzeln des Furchenkrauts waren sehr dick. Ohne diese würde das Kraut in wenigen Stunden faul werden. Auch wenn man nicht wusste, warum.
Stunden vergingen und Elea hatte schon alle wichtigen Kräuter zusammen.
Eichhörnchenknospen, Oragan, Trajankelche, Zwillingsauge..., ging sie im Kopf nochmal durch. Sie schaute zum Himmel. Die Sonne war am Rand schon rot. Die dritte Sonnenstellung hatte schon längst begonnen.
„Oh Götter!,“ fluchte Elea als sie sich schon umgedreht hatte, um schnell nach Hause zu eilen. Sie war zwar noch nicht annähernd tief im Wald, aber es würde mindestens noch eine halbe Stunde dauern, den Rand des Waldes zu erreichen. Schnellen Schrittes ging sie gezielt den Weg entlang, den sie gekommen war. Ihr Schritt beschleunigte sich schon fast automatisch und bald rannte sie. Elea konnte es sich nicht erlauben, in der Dunkelheit nach Hause zu kommen, geschweige denn, noch hier zu sein.
Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, sie fiel und verlor das Gleichgewicht. Sie landete im Nichts und rollte dann wieder. Dann hörte es auf. Elea blieb für paar Sekunden liegen. Sie ist mit ihrer Vorderseite dem Boden zugewandt stehengeblieben und lag nun ausgestreckt auf weichem Laub und Erde. Sie kniff die Augen zusammen und zog scharf die Luft ein. Sie wollte sich hochstemmen, doch knickte gleich darauf wieder ein und schnappte vor Schmerz kurz nach Luft. Sie hatte sich die linke Schulter ausgekugelt.
Elea, du schaffst das.
Dachte sie bevor sie ihren linken Arm nach unten bewegte und ihn somit wieder einrenkte. Sie schrie einmal kurz auf, doch besinnte sich schnell wieder und stemmte sich wieder, diesmal aber vorsichtiger, nach oben. Sie vorzog ihr Gesicht und fasste sich prüfend an den Kopf. Keine Platzwunde.
Und wie soll ich jetzt wieder hochkommen?
Sie schaute sich um. Nichts außer Bäume, dem Abhang und... ein Leuchten.
Es konnten Wanderer sein. Es konnten Irrlichter sein. Es konnte eine Hilfe sein.
Sie zögerte nicht lange und schlich langsam in die Nähe des Lichts. Als sie nah genug wahr, erkannte sie aber nichts weiter. Kein Mensch. Kein Irrlicht, dass vor ihrer Nase rumspringt und sie tiefer in den Wald führt. Es war einfach ein weiß-blaues schimmerndes Licht. Doch es war zu spät.
Elea dachte nicht mehr daran, umzukehren. Ihre Augen wurden groß, ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen und wie in Trance trat sie Schritt für Schritt näher an das in der Luft schwebende Licht, was einfach ungerührt weiter von blau zu weiß wechselte. Elea hatte sowas noch nie gesehen und auch nicht von Sagen gehört, in denen dergleichen vorkam. Sie war die Erste, die es sah. Und sie würde die Erste sein, die es berührte.
Sie wollte es. Sie wollte es haben, einpacken, mitnehmen, behalten, es bewundern. Dieses wunderschöne Leuchten.
Sie konnte nichts dafür.
Sie war nur noch einen Schritt von dem wundersamen Ding entfernt. Sie blieb stehen und streckte ihre Hand aus. Berührte die leuchtende Kugel.
Ein Blitz direkt vor ihren Augen, sie sah nichts mehr, ein Schlag von hinten. Nein, kein Schlag, ein noch nie dagewesener Druck von allen Seiten zwang sie auf die Knie.
Sie kniete und stütze sich mit den Ellenbogen auf dem Boden ab und hielt sich den Kopf. Er pochte höllisch. Der Druck war weg. Schemenhaft konnte sie wieder was erkennen und was sie als erstes bemerkte: das Leuchten war weg. Die Kugel war weg. Sie atmete schwer ein und aus und verharrte noch paar Sekunden so. Langsam kam sie wieder zu Besinnung.
Ich muss hier weg.
So schnell es eben ging stand sie auf und suchte verwirrt ihren Korb mit den Kräutern. Noch etwas wacklig und zitternd lief sie in die Richtung des Abhangs und griff nach dem Korb, den sie während des Sturzes losgelassen hatte. Sie sammelte hastig alle Pflanzen ein, die sie schnell entdecken konnte. Sie wusste nicht, ob es alle waren, aber das war ihr im Moment egal. Sie hatte genug Zeit verschwendet. Und sie hatte Angst. Große Angst.
Elea schaute sich ein weiteres Mal um und entdeckte einen leichteren Anstieg des Abhangs, den sie hinaufgehen konnte.
Sie rannte los.
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