2. Kapitel
You are the reason
Wir saßen in der Cafeteria an einem Tisch in der Ecke und Lee starrte auf den Salat. „Sieht irgendwie seltsam aus", sagte er, mit einem angeekeltem Unterton. „Natürlich sieht das seltsam für dich aus! Bei euch Zuhause ist ja auch alles immer super frisch. Hier nicht, weißt du doch", neckte ich ihn. Er zögerte. Lachend schüttelte ich den Kopf und schob mir eine weitere Gabel Gemüse in den Mund. Er hatte ja Recht, das Essen hier schmeckte jetzt nicht wie der Oberknaller, aber es war essbar. Und das musste reichen. Mein Blick schweifte immer wieder durch den großen Raum. Ich hatte Lee noch nicht von Laurens seltsamen Auftritt vor dem Unterricht erzählt und wollte auch, dass das so blieb.
„Alles gut?" fragte Lee mich und sah mich mit zur Seite gelegtem Kopf an. Ich nickte nur und tippte mit den Fingern auf den Tisch. Mein Blick wurde von einer Gruppe Mädchen an der Tür gefangen, die wie in Zeitlupe in den Raum traten und ihre Haare nach hinten warfen. Lauren und ihre Clique. Selbst mit Tablett in der Hand sah sie gut aus. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinen Fingern. „Das nervt", lächelte Lee und begann zu essen. Seine Hand ließ er auf meiner liegen, weil er wahrscheinlich wusste, dass ich sonst wieder anfangen würde, nervös auf dem Tisch zu tippen.
„Hey, Lee!", hörte ich auf einmal eine glockenhelle Stimme neben uns. Dann klapperte ein Tablett und Lauren hatte sich neben uns an den Tisch gesetzt. Sie lächelte Lee an und schüttelte kurz ihre Haare. Dann glitten ihre Augen zu unseren Händen. Ihr Blick verfinsterte sich augenblicklich. „Wenn ihr hier sitzen wollt, können wir auch gehen. Wir sind eh schon fertig mit essen", sagte Lee nur, ohne auf die Begrüßung einzugehen. Er stand auf und zog mich mit ihm Richtung Ausgang. „Sie ist schrecklich!", stöhnte er auf und rieb sich die Stirn. Während ich ein Kichern unterdrückte, stimmte ich ihm stumm zu. Die Türen des Hintereingangs der Schule schwangen auf als wir näher kamen und kalte Luft strömte uns entgegen.
Der Himmel hatte sich wieder verzogen und es sah aus, als würde es jeden Moment regnen. Lee ignorierte diesen Zustand aber konsequent und lief Richtung Sportplatz. Was wollte er denn da? Er rannt fast und ich hatte Schwierigkeiten, ihm hinterher zu kommen. „Renn doch nicht so!", rief ich ihm schweratmend zu, aber er antwortete nicht. Ich war mir nicht mal Sicher, ob er mich gehört hatte.
Der Platz lang etwas abgelegener an einem Wald und als ich endlich dort ankam, stand Lee schon dort. Mit dem Rücken zu mir und dem Kopf zum Himmel gerichtet. Es begann zu tropfen. Bald würde es wie aus Eimern schütten, da war ich mir sicher. Langsam trat ich zu Lee und beobachtete, wie er mit geschlossenen Augen Richtung Himmel gerichtet da stand. Am Ende des Sportplatzes konnte man eine Reihe von Bäumen erkennen, die sich im leichten Wind hin und her bewegten.
Ein dicker Tropfen landete in meinem Nacken und lief mir den Rücken herunter. Immer mehr Wasser kam vom Himmel und langsam begann sich meine Prophezeiung dem Regen gegenüber zu bewahrheiten. Lee hatte sich immer noch kein Stück bewegt und irgendwie machte mir das Sorgen. Doch als ich gerade ansetzen wollte etwas zu sagen, rannte er plötzlich wie ein Irrer zur Mitte des Platzes und schrie. Er schrie so laut und gar flehend, dass es mir das Herz zerriss. Ich wollte zu ihm, aber meine Beine bewegten sich keinen Millimeter.
Fast fünf Minuten lang ließ ich ihn im Strömenden Regen auf dem Sportplatz knien und schreien. Irgendwann wurde es zwar eher zu einem wimmern, aber es war das selbe. So herzzerreißend, dass ich es nicht mehr aushielt ihn so zu sehen. Also ging ich zu ihm. Setzte mich neben ihn und umarmte ihn einfach. Weil ich glaubte, dass er das in dem Moment brauchte.
„Ich kann das alles nicht mehr, Hope!", flüsterte er schwach. Als ich ihn genauer betrachtete, sah ich, dass er weinte. „Ich kann das nicht mehr, dass ich in den Augen aller der Typ bin, der alle Mädchen aufreißt! Ich will doch einfach nur...", seine Stimme brach. Er drückte seinen Arm, als Zeichen das ich da war. „Ich bin...", er atmete durch, „Ich bin schwul". Ich spürte wie er zitterte. Lächelnd zog ich ihn enger zu mir und legte meinen Kopf auf seine Schulter. „Das ist okay", wisperte ich nur.
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Es war nicht so, dass mir das, was Lee mir heute Nachmittag erzählt hatte, nicht vorher schon bewusst gewesen war, aber es war immer unausgesprochen gewesen. Wenn er gesagt hatte, wie hot Tom Holland in Spiderman war, hatten wir gelacht und ich hatte ihn aufgezogen. So war das schon immer, also war es keine große Überraschung für mich gewesen, dass er mir das endlich erzählt hatte. Mir war nur nicht bewusst gewesen, dass es so auf ihm lastete.
Heute Abend war der Filmabend bei Lee. Und ich musste vorher noch einkaufen gehen, weil Mum keine Zeit hatte und Jay das nicht kann. Naja, er könnte wahrscheinlich schon, nur würde er nicht das einkaufen, was wir brauchen, sondern Lego, irgendein süßliches Zuckerzeug oder so. Nicht, dass wir Lego nicht bräuchten, aber wir hatten einfach kein Geld dafür übrig. Also schnappte ich mir den Hausschlüssel und mein Portemonnaie und schlug beim rausgehen die Tür hinter mir zu. Die sieben Minuten lief ich zur Bushaltestelle und fuhr zum Supermarkt in der Stadtmitte.
„Hope, bist du das?", hörte ich eine hohe und mir wohl bekannte Stimme hinter mir. Mit einem unagenehmen Gefühl im Bauch drehte ich mich langsam um und blickte mitten in der Gemüseabteilung meiner Englisch Lehrerin ins Gesicht. Sie lächelte mich an, bis ihr Blick zu dem Einkaufswagen glitt. Mit einem pikante Gesichtsausdruck musterte sie das fast bis zum Rand gefüllte Ungetüm, bevor sie mich wieder ansah und fragte: „Bist du mit deinen Eltern hier?" Sehr taktvoll von ihr. Mich auf gleich zwei wunde Punkte anzusprechen. Konnte Sie ja nicht wissen. Mir schoss die Röte ins Gesicht. Wahrscheinlich würde sie mich nicht mehr in Ruhe lassen, bevor ich etwas sagte. „Äh... Ne. Ich bin alleine hier.", antwortete ich auf ihre Frage. Ich hatte es mit Absicht etwas ironisch gesagt, möglicherweise dachte sie dann, dass ich es auch ironisch meinte. Im Nachhinein konnte dann aber niemand sagen, ich hätte gelogen. „Haha, sehr witzig", tappte sie auch sofort in meine Falle, „Dann noch einen schönes Wochenende dir." Damit drehte sie sich um und ging. Stimmt ja! Wir hatten Freitag. Das hieß, morgen und übermorgen war keine Schule!
An der Kasse sah ich mich kurz nach Mrs. Brown um, aber sie war nirgends zu sehen, also zahlte ich und machte mich mit den Einkäufen aus dem Staub. Ich wollte nicht noch eine unangenehme Begegnung mit ihr. Mit der vollen Tasche schleppte ich mich durch die verregnete Stadt zur Bushaltestelle.
Den gesamten Rückweg starrte ich aus dem Fenster, von dem noch Regentropfen abperlten. Als der Bus an meiner Haltestelle hielt, verpasste ich es fast und musste was aus dem Bus springen, bevor sich die Türen schlossen und er in bestimmt illegal schnellem Tempo weiter bretterte. Der Busfahrer fuhr genau gegenteilig zu Michael, dem Vater von Lee. Wenn wir bei ihm im Auto mitfuhren, schlich er gerade so durch die Gegend.
Zuhause räumte ich die Einkäufe ein und legte Mum die Rechnung auf den Küchentisch. Sie sammelte die Dinger, fragt mich nicht warum. Mit einer ganz sicher nicht menschlichen Geschwindigkeit stürmte ich in mein Zimmer und zog eine Tasche aus meinem Schrank, in die ich einen Schlafanzug, ein Sweatshirt mit der Aufschrift Stark Industries, und frische Sachen für morgen stopfte. Außerdem quetschte ich noch eine Packung Chips dazu, weil ich wusste, dass Lee diese vergötterte. Dann rannte ich wieder nach unten, schlüpfte in meine Schuhe und rief in das Haus, dass ich jetzt bei Lee sei. Wie erwartet bekam ich keine Antwort. Jaja, aber immer schimpfen, wenn ich nicht innerhalb von zwei Sekunden antworte.
Mit einem Klick schloss sich die Haustüre und ich stieg auf mein Rad, welches am Gartenzaun lehnte. Es waren zwar nur drei Straßen, aber das ging mit dem Fahrrad trotzdem schneller. Beim Haus der Jones angekommen, schwang ich mich vom Rad, schob es an die Hauswand neben Lee's Fahrrad und klingelte. Zanele öffnete mir. Ihre Augen waren etwas rot, als hätte sie lange am Stück geweint, aber sonst wirkte sie wie immer und lächelte mich herzlich an. „Hallo, Hope!", begrüßte sie mich und umarmte mich. Ich erwiderte die Geste gerne, dann löste ich mich von ihr und trat in den Flur, streifte meine Schuhe ab und schob sie mit meinem Fuß in den dafür vorgesehenen Schrank. Aus der Küche kam mir Michael entgegen. Auch er wirkte, als hätte er reichlich geweint, aber er lächelte mich herzlich an und klopfte mir auf die Schulter, dann schob er mich sanft die Treppe hoch und sagte: „Lee ist schon oben." Ich nickte, bedankte mich und lief in Lee's Zimmer. Thor bellte mich an, als ich das Zimmer betrat, sprang von Lee's Schoß und kam mit wedelndem Schwanz auf mich zu. Lachend ließ mich auf dem Boden nieder und kraulte ihn ausgiebig. Lee saß im Schneidersitz auf seinem Bett und hatte ebenfalls ganz verheulte Augen. „Alles gut?", fragte ich ihn, nachdem ich ihn kurz betrachtet hatte. Er nickte nur, brachte aber keinen Ton heraus. Normalerweise hätte ich jetzt weiter nach gehakt, aber irgendwie war es heute anders. Ich spürte, dass er hoffte, dass ich nicht noch ein weiteres Mal fragte, also beließ ich es dabei. Stattdessen pflanzte ich mich neben ihm auf das Bett und sah mich in dem Zimmer um, weil ich merkte, dass Lee noch einen Moment brauchte, um mit mir sprechen zu können.
Sein Zimmer war wie immer. Überall hingen Bilder und Plakate von allen möglichen Filmen, Serien und Büchern, die wir teilweise zusammen geguckt und gelesen hatten. Auf seinem Schreibtisch stand ein Computer und an einer Wand stand ein Fernseher, an der eine PS4 angeschlossen war. Hier hatten wir schon einige Stunden mit Gaming- und Filmabenden verbracht. Es war einfach zur Normalität geworden, dass wir hier zusammen zockten. Ich musste lächeln. „Hey!", sagte Lee auf einmal und bemühte sich offensichtlich, dass seine Stimme nicht zitterte. Ich sah ihn an und stupste ihn in die Seite. „Gleich Marvel?", fragte ich ihn sanft. Er musste grinsen. „Gerne! Fangen wir mit Iron Man an?", fragte er. „Jap!", antwortete ich und klopfte mit meinen Händen auf meinen Schoß. Schon kam Thor angesprungen und kuschelte sich auf meinen Oberschenkeln zusammen, so dass ich ihn perfekt kraulen konnte. Geistesabwesend streichelte ich ihn am Kopf, während Lee den Ferseher einschaltete und auf Disney+ den richtigen Film raussuchte. Es war 17 Uhr. Den ersten sollten wir auf jeden Fall schaffen, bevor es Abendessen gab. „Ach übrigens, ich habe Mrs. Brown vorhin im Supermarkt getroffen. Ich, mit vollem Einkaufswagen, ohne Eltern. Ich glaube sie hat wirklich erstmal einen Schock bekommen.", berichtete ich Lee. Er riss die Augen auf und fragte leicht panisch: „Hat sie die Polizei verständigt?". „Ich hoffe nicht!", antwortete ich. Anspannung wich von seinem Körper und er lehnte sich an die Lehne am Bett, während er den Film startete.
Während der Abspann über den Bildschirm flog, roch ich schon den Geruch eines leckeren Currys aus der Küche. „Spul vor, ich hab Hunger!", ordnete ich Lee an. Der tat wie geheißen und spulte bis zur Abspannszene. Während Nick Fury im Bild auftauchte, grummelte mein Bauch laut und deutlich. Lee musste lachen und wir verpassten was gesagt wurde, aber das war nicht so sonderlich wichtig, weil wir den Film eh in und auswendig kannten. Und dann war der Film vorbei. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass wir ungefähr Viertelnach sieben hatten. Ich erhob mich und scheuchte Thor auf, der wohl auf dem Boden gedöst haben musste. Lee folgte mir, als ich aus seinem Zimmer nach unten in die Küche ging. Schon beim Anblick des Gerichtes, welches Zanele zubereitet hatte lief mir das Wasser im Mund zusammen. „Das riecht so lecker, Zanele!", schwärmte ich. „Danke, Sweetie! Sag das bitte auch mal meinem Sohn!", lachte sie und sah mich herzlich an. „Riecht gut, Mum", murmelte Lee zerknirscht und setzte sich an den Tisch. Ich ließ mich neben ihm nieder. Zanele schickte ihren Mann noch einmal in die Küche und gesellte sich zu uns. Dann kam Michael wieder und stellte eine weitere Schüssel auf den Tisch bevor er sich ebenfalls zu uns setzte.
Das gesamte Abendessen war so harmonisch und süß, wie ich es bei uns nur selten erlebte. Alle redeten miteinander über ihren Tag. Das hieß, Michael erzählte von seiner Arbeit, Lee und ich von der Schule und Zanele von der anstrengenden Chefin, die ihr versuchte das Leben zur Hölle zu machen. Alle interessierten sich für einander. Das war einer der Gründe, warum ich gerne hier her kam. Es war immer eine erfrischende Abwechslung zu der Stille und Kälte bei uns im Haus. Wir hatten uns auch lieb, aber hier spürte man es ganz anders. Hier steckte die Liebe in jedem Winkel des Hauses. „Wenn dich die Frau so triezt, solltest du kündigen, Schatz!", riet Michael gerade seiner Frau, während er sich eine Gabel mit dem himmlischen Curry in den Mund schob. Lee stimmte ihm zu und sie diskutierten kurz, was die beste Alternative für ihren jetzigen Job war. Ich aß in der Zeit meinen zweiten Teller leer. Als Zanele es bemerkte, lachte sie: „Hast du so Hunger, Sweetie?" So nannte sie mich schon immer. Irgendwie liebte ich es. Ich nickte und schob Lee meinen Teller zu. „Wie weit seid ihr eigentlich?", fragte Michael uns plötzlich, völlig unvermittelt, „Also bei den Filmen." „Der erste Iron Man ist durch. Als nächstes geht es zu Hulk.", sagte Lee, während er mir eine weitere Portion auf meinen Teller schaufelte. An mich gewandt fügte er hinzu: „Wenn Miss-ich-könnte-eine-Welt-essen endlich fertig wird, dann könnten wir sogar noch zwei weitere Filme schaffen." Meine Wangen liefen rot an und ich sah ihn kurz böse an, bevor ich mich wieder meinem Essen widmete. „Mensch, Lee, lass die Arme doch essen, ihr habt ja Zeit!", beschwerte sich seine Mutter und flüstere mir zu: „Lass dich nicht stressen! Iss so viel du willst!" Ich musste lächeln. Michael lachte ein herzhaftes Lachen und amüsierte sich offensichtlich prächtig.
Ich öffnete meine Augen. Das Ende des ersten Thor Films flackert über den Fernseher. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, dass wir ihn begonnen hatten. Ich musste dabei wohl eingeschlafen sein. Wir hatten nach ein Uhr nachts und Lee lag schlafend, quer über das Bett gestreckt da. Ich angelte mir die Fernbedienung, die neben seinem Kopf lag und machte den Fernseher aus. Dann zog ich eine Decke über Lee und kuschelte mich selbst dazu, weil sonst kein Platz war. Sofort schlief ich ein und träumte von den Avangers und Dr. Eric Selvig, wusste selber nicht einmal warum.
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Am nächsten Morgen wachte ich auf, als Sonnenstrahlen das Zimmer erhellten. Ich hatte einen Arm im Gesicht und ein Bein lag halb über meinen Beinen. Müde stupste ich Lee an, damit er mir Platz machte. Er rührte sich nicht. Immer wieder das selbe mit diesem Kerl! „Aufwachen, Dumpfbacke!", murrte ich. Jetzt bewegte er sich und gähnte. „Hmpf", machte er und zog seine Körperteile zu sich. Dann setzte er sich hin und blinzelte ins Licht. „Guten Morgen", sagte er, während er erneut gähnte. Und da Gähnen ja allbekanntlich ansteckend ist, musste ich mit gähnen. Langsam rappelte ich mich aus dem Bett und schlurfte zum Fenster. Es roch nicht so toll, nach dem wir über 12 Stunden in dem Zimmer verbracht und unteranderem geschlafen hatten, also schob ich den untern Teil vom Fenster hoch, damit frische Luft rein kam. Seit ich vor vier Jahren einmal für zwei Wochen in Deutschland war, lüftete ich regelmäßig und fand es befremdlich, wenn es man dies nicht tat. Lee begann zu jammern, dabei war es, im Vergleich zu den letzten Tagen relativ warm draußen.
„Mach das Fenster zu!", murrte Lee. „Ne, es stinkt!", brummte ich und schüttelte die Bettdecke aus. Dann schnappte ich mir meine Tasche und flitze in das angrenzende Badezimmer, um mich fertig zu machen. Ich putze meine Zähne und schlug mir Wasser ins Gesicht, dann zog ich mich schnell um und bürstete mir die Haare. In Rekordgeschwindigkeit war ich fertig und stand wieder bei Lee im Zimmer, der auf seinem Handy einen Knopf drückte. „Ey, schneller als sonst! Heute nur fünf Minuten!", lobte er mich in ironischem Tonfall. Ich streckte ihm die Zunge raus und setzte mich auf das frisch gemachte Bett. Während Lee auch kurz ins Badezimmer ging, scrollte ich durch Instagram. Einige aus unserer Schule waren gestern feiern. Offensichtlich alle bei Lauren, wie ich feststellte. Auf diversen Videos und Bildern sah man, dass eine Menge Alkohol geflossen war und da war ich augenblicklich sehr froh, dass wir dort nicht hingegangen waren. Beziehungsweise Lee. Ich wusste offiziell ja gar nichts von der Party.
„Worüber brütest du?", fragte Lee mich, als er aus dem Bad kam. Er hatte feuchte Haare, also hatte er geduscht. Hatte ich gar nicht gehört. „Ach, ich seh nur die Bilder von Lauren's Party und bin froh, dass du da nicht warst", murmelte ich. Er nahm sein Handy vom Nachtisch und tippte darauf herum. Eine kurze Pause entstand, dann zog er scharf die Luft ein und sagte nur kurz: „Bin ich auch."
Wir traten in die Küche und schon wehte uns der Duft von Pancakes entgegen. Michael stand am Herd und brat die Teig Plättchen. „Guten Morgen ihr Lieben!", begrüßte er uns und deutete mit dem Kopf auf den Esstisch. Wir setzten uns und sofort kam Zanele und schüttete uns Getränke ein. „Was wollt ihr noch essen? Oder trinken? Lee, wie hast du geschlafen?", prasselte ihr Fragenhagel auf uns ein. Lächelnd sah ich zwischen ihr und Lee hin und her. „Gut, Mum! Äh... also das reicht eigentlich schon...", stotterte er rum und kratzte sich am Kopf. Ich zog einen Mundwinkel hoch und sah auf meinen Teller. Ich war schon oft Zeugin eines solchen Schauspiels gewesen. Endlich kam Michael an den Tisch und stellte einen Teller mit einem riesigen Berg an Pancakes auf den Tisch. Außerdem gab es Obst und Joghurt und so, was äußerst lecker war. Und vor allem, dass war das wichtigste, es war frisch und es war etwas. Bei uns zuhause gab es gerade entweder das trockene Brot von vor vier Tagen, oder gar nichts. Ich wusste nicht was schlimmer war. Das trockene Brot, oder nichts. Wahrscheinlich das nichts, aber wer wusste das schon.
Ich trat in unser Haus und mich umgab sofort die Stille. Ich ging in die Küche und fand dort einen Zettel auf dem Tresen.
Hope, ich bin jetzt eine Woche weg, Jay fährt am Montag auf Klassenfahrt und schläft für das Wochenende bei seinem Schulfreund, damit er von dort aus am Montag mit seinem Koffer zur Schule kommt. Viele Grüße Mum
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