Unter uns
Jisungs Pov:
Mit einem erschöpften, aber ebenso glücklichen Lächeln auf den Lippen ließ ich mir von Minho aus der Sänfte helfen, die mich zuverlässig vom Markt zurück zum Palast gebracht hatte. Minhos Finger schlossen sich warm und fest um meine Hand, als ich nun direkt vor ihm stand und immer noch verzaubert von seiner Erscheinung zu ihm aufsah. Sein warmes Lächeln empfing mich und unterbewusst legte ich die Hand über meinen Bauch, wo die zwei Kleinen offenbar längst friedlich schliefen. Schon seitdem ich in die Sänfte geklettert war und das sanfte Schaukeln auf dem Weg hierher auch mich schläfrig hatte werden lassen, hatte ich keine Tritte mehr gespürt.
Minhos Blick folgte meiner Hand und seine Augen glänzten voller Liebe und dem ausgesprochenen Versprechen, alles für mich und seine ungeborenen Kinder zu tun. Er würde die Welt für uns unterwerfen, wenn wir es uns wünschen würden.
Stattdessen hakte ich mich locker bei Minho unter und schritt dann gemeinsam mit ihm, von unseren Wachen flankiert, in den Palast. Jeongin und Chan folgten knapp hinter uns und ich hörte Minhos jüngeren Bruder mit Changbin über seine neuen Räumlichkeiten sprechen, die nun innerhalb der Palastmauern lagen, da er so leichter seinen Pflichten nachkommen konnte. Hyunjin und Yeji waren wiederum dicht hinter Chan und Jeongin und schienen ebenfalls in ein Gespräch versunken, dessen Inhalt sich mir nicht erschloss. Dennoch drehte ich mich kurz zu Hyunjin um, da ich hoffte, ihm mitteilen zu können, dass ich ihn trotz der einsetzenden Müdigkeit in Minhos Gemächern zu sehen wünschte. Als würde Hyunjin meine Beobachtung spüren, sah er auf und ein schelmisches Lächeln zog sich über sein Gesicht, bevor er seine vollen Lippen tatsächlich zu einem Kussmund formte. Ich kicherte vergnügt und wandte mich wieder nach vorn, um nicht aus Versehen zu stolpern.
Felix war außergewöhnlich still, aber er warf Changbin ab und an ebenso bedeutsame Blicke zu, die selbst mir zu verstehen gaben, dass auch er sich erhoffte, die heutige Nacht nicht allein zu verbringen. Allerdings konnte ich in seiner Mimik nicht so gut lesen, da er momentan schräg vor uns lief und als Großwesir die königlichen Wachen pflichtbewusst anführte. Allerdings glaubte ich, schon vorhin eine zarte Röte auf seinen Wangen gesehen zu haben, als Changbin ihn am Unterarm berührt hatte. Und bei allem, was mir heilig war, ich wollte endlich genauer wissen, was nun zwischen den beiden vor sich ging.
Womöglich sollte ich Felix darauf ansprechen, ihm anbieten, sich mit mir auszutauschen, oder ihn nach seinen Gefühlen fragen.
Wir bogen in den nächsten Gang ein und ich entspannte mich zunehmend, als ich den sanften, orangen Lichtschein an der Decke und den Wänden tanzen sah. Die großen Feuerschalen im Palast waren bereits entzündet worden und die Wärme war immer dann deutlich zu spüren, wenn man an einem der wegweisenden Feuer vorüberschritt. Längst hatte ich mich daran gewöhnt, dass die Gänge innerhalb des Palastes nicht die kürzesten waren, aber umso mehr Zeit hatte ich nun, darüber nachzudenken, wie ich Felix am schnellsten die Wahrheit über seine Beziehung zu Changbin entlockte.
Sollte ich mich überhaupt einmischen oder besser einmal schweigen und sehen, wie es sich entwickelt?
„Wie hat dir der heutige Tag gefallen, Kätzchen?", fragte Minho und riss mich damit unvermittelt aus meinen Überlegungen. Ich wandte mich ihm zu und benötigte einen Moment, um überhaupt eine Antwort zu finden.
„Es war sehr angenehm. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass so viele Menschen ihre Wünsche und Bitten speziell an uns richten, aber es hat gut getan, allein mit Worten und kleinen Gesten Trost und Hoffnung zu spenden. Ich verstehe endlich, weshalb dir dieses Fest so sehr am Herzen liegt."
Minhos Gesichtsausdruck wurde weicher und er zog mich etwas näher. „Ich bin gern großzügig, das weißt du doch." Kaum hörbar fügte er hinzu: „Wenn nicht, erinnere ich dich gern daran, sobald wir mit Hyunjin in unseren Gemächern sind."
Ich kicherte vergnügt, während ein warmer Schauer meinen Rücken hinablief. Dann hörte ich auch Jeongin hinter mir über etwas, das Chan gesagt hatte, lachen und setzte zur Antwort an, während wir die Biegung erreichten, die uns direkt zu Minhos Gemächern führte.
„Das weiß ich bereits, mein Liebster. Aber eine Auffrischung meiner Erinnerungen kann-"
Mitten im Satz brach ich ab, weil so vieles auf einmal passierte. Zusätzlich zuckte ich durch das laute Scheppern fürchterlich zusammen, als die königliche Leibgarde und die weiteren Soldaten sofort eine undurchdringliche Schutzmauer um uns zogen und sich vor, hinter und neben mir auftürmten. Minho hatte mindestens ebenso schnell reagiert, denn er presste mich eng an sich und irgendwie gelang es ihm sogar, seine eigene Waffe zu ziehen. Felix brüllte Befehle und kurz öffnete sich mein Sichtfeld für wenige Sekunden und auch nur minimal. Aber bei dem Anblick vor mir gefror mein Blut in den Adern und ich begann ungewohnt heftig zu zittern.
„Minho- bleib dicht bei mir-", hauchte ich tonlos und umschloss mit meinen Fingern so fest seinen Oberarm, dass es sicher schmerzte.
Die Gestalten, die direkt im Gang vor Minhos Gemächern gewartet haben mussten, trugen allesamt bronzene Masken und lange, weiße Gewänder, die so gut wie jedes Stück Haut bis auf Hände und Hals verdeckten. Sie waren schlicht gekleidet und genau deshalb waren die ausdruckslosen Masken, die selbst die Augen der Personen im Schatten verschwinden ließen, gruseliger als alles, was ich bisher gesehen hatte. Der bronzene Glanz täuschte nicht über ihren Zweck hinweg: Die Verschleierung unseres Gegners. Die Masken saßen so akkurat auf den Gesichtern der Fremden, dass ich mir sicher war, dass sie eigens für diese Gelegenheit angefertigt worden waren, und sie bargen die grausame Wahrheit. Die Unkenntlichkeit würde die Täter vor einer Strafe schützen, denn sie würden nach verrichteter Arbeit in der Dunkelheit verschwinden können. Kurz hatte ich auch das Aufblitzen von Waffen wahrgenommen und wie in einem viel zu langsam ablaufenden Film rückten plötzlich von überall die Wände näher an mich heran.
(Triggerwarnungen für den Rest des Kapitels: Beschreibungen von körperlicher Gewalt, Blut, abgetrennten Gliedmaßen, Tod, Angst, Schmerz; Bitte lest nur weiter, wenn ihr euch das zutraut!)
Ich erbebte, bevor ich Minho mit schreckgeweiteten Augen anstarrte, der im Gegensatz zu mir mit grimmiger Entschlossenheit das Heft seiner Waffe umfasste. Für einige quälende Sekunden geschah gar nichts und ich glaubte fast an einen bösen Spuk, bis ein schriller Pfiff und das raue Kratzen von Metall auf Stein ertönte. Dann plötzlich waren zahlreiche, schnelle Schritte zu vernehmen und schon brach das Durcheinander über mich herein. Offenbar waren die Angreifer direkt auf die Leibgarde zugerannt, denn die Soldaten vor mir stolperten einige Schritte zurück und ich wurde etwas zur Seite gedrängt. Von irgendwoher hörte ich Hyunjin einen spitzen Schrei ausstoßen und Yeji fluchen.
Am liebsten hätte ich mich auf den Boden gehockt, die Arme fest um mich geschlungen und mich so klein gemacht, wie es nur ging. Doch dieses Verhalten würde mich in dieser Situation ganz sicher nicht retten. Nun dachte ich auch an meine Babys und ich legte schützend eine Hand über die kleine Rundung in meinem Bauch. Möglichst entschlossen hob ich den Blick und versuchte zu erkennen, wie ich am besten helfen konnte oder wie ich am leichtesten aus der Situation entkommen konnte. Aber überall um mich herum waren kleinere Kämpfe entbrannt und alles ging so schnell, dass ich mir nicht einmal sicher sein konnte, wer gerade mit wem rang.
Gleich darauf wurde mir bewusst, dass es die Feinde mit ihrem offensiven Angriff scheinbar geschafft hatten, eine Bresche zwischen die königlichen Soldaten zu schlagen, denn knapp vor mir erkannte ich Felix, der zielgenau und eiskalt einem der Maskierten den Kopf abschlug. Ein Ruck ging durch meinen Körper, als mich Minho auf einmal hinter sich manövrierte und mit erhobenem Schwert selbst einen Angriff parierte.
„Bleib dicht bei mir", rief mir Minho zu und wiederholte damit exakt die Worte, die ich ihm kurz zuvor zugeflüstert hatte. Auch der Gegner vor ihm stürzte tödlich verwundet zu Boden und ich wollte schon aufatmen, als an seine Stelle zwei weitere Männer traten und uns weiter zurückdrängten. Wäre Minho nicht so geschickt mit seiner Waffe gewesen, hätten wir den doppelten Angriff wohl kaum so unbeschadet überstanden.
Mein Pharao wusste, wie er kämpfen musste, und selbst auf engstem Raum gelang es ihm, seine Waffe präzise zu führen und dem einen Gegner den Schwertarm abzutrennen und dem zweiten die Klinge in den Bauch zu rammen. Auch Chan tauchte in meinem Blickfeld auf und seine Waffe verlor mit jedem weiteren kräftigen Hieb einen Regen an feinen, roten Blutstropfen, als er den Gegnern unerschrocken entgegentrat. Selbst Jeongin hielt eine scharfe Klinge in den Händen und es ärgerte mich, dass ich nicht ebenfalls etwas bei mir trug, mit dem ich mich schützen konnte. Dann erinnerte ich mich schlagartig an meine Gewandnadel, die Yeji auch heute sorgfältig an meiner Kleidung angebracht hatte, und mit einem festen Ruck zog ich die angespitzte Nadel hervor, um sie notfalls einsetzen zu können.
Aber Minho ließ es nicht einmal zu, dass sich mir die Maskierten weit genug näherten, um selbst zustechen zu können. Er hielt einen Arm fest um meine Taille geschlungen und drehte sich mit mir gemeinsam geschickt von den meisten Hieben weg oder parierte sie spielend leicht.
„Verflucht! Es sind zu viele, Minho!", hörte ich Felix rufen, und die akute Bedrängnis verlieh seiner tiefen Stimme einen düsteren Unterton. Aber das, was mich noch mehr erschütterte, war dieselbe Erkenntnis in Jeongins und Chans Augen gespiegelt zu sehen, als sie sich zu Minho und somit auch zu mir umdrehten.
Ein leises Knurren ertönte dicht neben meinem Ohr, gefolgt von einem schweren Durchatmen.
„Rückt dichter zusammen!", rief Minho über die Geräusche des Kampfes hinweg und wirbelte mich zur Seite, bevor er einer weiß gewandeten Gestalt seine Klinge in die Brust stieß, die sich lediglich anhand der Maske von seinen eigenen Wachen unterscheiden ließ. „Wir werden nicht aufgeben!"
Zu gern hätte ich gerade in seine Augen geblickt, um zu ergründen, was er tatsächlich dachte. Aber dazu kam es nicht, denn plötzlich strömten weitere Gegner aus dem kleineren Seitengang und auch hinter uns bezogen die Maskierten Aufstellung. Es fühlte sich so an, als würden für jeden Attentäter, den Minho und die anderen erschlugen, zwei neue auftauchen.
Plötzlich ertönte ein Schrei rechts von mir und im nächsten Moment wurde ich zu Boden gerissen – weg von Minho. Geistesgegenwärtig fing ich mich mit den Händen ab, hielt dabei meine kleine Waffe so fest, wie ich nur konnte, und strampelte dann wild mit den Beinen, da einer der am Boden liegenden Angreifer meinen Knöchel gepackt hatte. Die Panik setzte ungeahnte Kräfte in meinem Inneren frei und ich trat blind um mich. Ein unangenehmes Knacken und die wiedererlangte Bewegungsfreiheit sagten mir, dass ich es geschafft haben musste, dem Maskierten gegen den Kopf zu treten oder zumindest eine schmerzhafte Stelle zu treffen.
„Jisung!", schrie Minho unüberhörbar angsterfüllt, und er wollte schon zu mir eilen, als zwei weitere Männer ihm den Weg versperrten. Mit wutverzerrtem Gesicht widmete sich Minho den Attentätern, die ihn von mir trennten, und nur wenige Sekunden später zog er seine ehemals kupferfarbene Klinge aus dem zweiten, zuckenden Körper, der nun – wie so viele andere – auf dem polierten Granitboden eines sinnlosen, qualvollen Todes sterben würde. Minhos Blick suchte hektisch den meinen und als er ihn fand, blitzte die Panik in seinen dunklen Iriden auf. Er wollte mir etwas zurufen, aber ich verstand ihn ohne Worte, riss den Kopf herum und duckte mich, als eine blutige Klinge neben mir durch die Luft sirrte.
Aber bevor der Maskierte, der es eindeutig auf mich abgesehen hatte, einen zweiten, präziseren Stich ausführen konnte, durchdrang eine breite Speerspitze seine Brust und Chans breitschultrige Gestalt schob sich in mein peripheres Sichtfeld. Dann half er mir auf und schob mich schützend hinter sich, als ein weiterer, schriller Pfiff den Kampfeslärm kurzzeitig übertönte.
Als hätte der unangenehm hohe Ton den Angreifenden neue Kraft verliehen, drangen sie noch verbitterter vor, und ehe ich mich versah, hatten Chan und Minho alle Hände voll zu tun, um sich selbst gegen die schiere Übermacht an Gegnern zu wehren. Auch Felix und Jeongin entdeckte ich kurzzeitig inmitten des Chaos, aber mir gelang es nicht, mich auf irgendetwas oder jemanden zu fokussieren, und ich verstand, dass ich wohl der einzige war, der bisher niemals einen richtigen Kampf erlebt hatte. Mir war nicht klar, wie ich mich am besten verhalten sollte oder wie ich auch nur überleben sollte. Flüchtig erkannte ich Yeji, die sich und Hyunjin mit einem scharfen Dolch verteidigte.
Bei diesem Anblick regte sich eine unbekannte Stärke und Willenskraft in mir. Sie klärte meine Sicht für das Geschehen direkt um mich herum genug, um rationale Entscheidungen zu treffen. Und als ein weiterer Mann an Chan vorbeihechtete und sein Schwert nach mir schwang, hob ich entschlossen meine Gewandnadel. Mit dieser stach ich in die Richtung des Mannes und traf nach zwei erfolglosen Versuchen immerhin seinen Unterarm. Aber der Angreifer kam trotzdem näher, erhob seine Waffe und zischte dann kalt: „Keiner der königlichen Blutlinie wird diese Nacht überleben. Du wirst sterben, Königsgemahl. Und mit dir deine Kinder."
Sein Schlag ging daneben, da ich mich zur Seite warf. Ich legte all meine Kraft und Verzweiflung in diesen einen Sprung, da besonders sein letzter Satz meine schrecklichsten Befürchtungen wahr werden ließ.
Woher wussten sie von den Babys? Niemand sollte davon wissen.
In meiner Angst gelang es mir, mit meiner Waffe einen relativ gut platzierten Stich zu landen, der teilweise die Haut am Hals meines Gegners zerfetzte und dabei ebenso dessen Kleidung zerriss. Eigentlich hatte ich direkt in die Halsschlagader stechen wollen, aber da ich keine Übung im Kämpfen besaß, hatte ich sie wohl verfehlt. Unter der weißen Robe blitzte plötzlich etwas Goldenes auf und ich erstarrte ungläubig, als ich den Anhänger wiedererkannte, den Senmut damals getragen hatte.
„Ihr? Woher wisst ihr davon?", stieß ich atemlos hervor und bemühte mich, die losen Enden meiner Gedanken zu verknüpfen. „Weshalb?", brachte ich gerade noch hervor, bevor die scharfe Klinge ein weiteres Mal in meine Richtung zuckte.
Aber diesmal war es Minho, der wie ein Racheengel neben mir auftauchte, meinem Widersacher den Schwertarm abtrennte und dann auch gezielt den Kopf abschlug. Er fasste nach meiner Hand und seine Augen suchten mich panisch nach Verletzungen ab. Als er bemerkte, dass mir körperlich kein Schaden widerfahren war, atmete er ein wenig ruhiger. Allerdings packte ich dafür sein Handgelenk umso fester und sagte so gefasst wie möglich: „Sie wissen es, Minho. Sie wissen von den Kindern."
Angst, Wut, Unverständnis, Verzweiflung, Hass und schließlich Entschlossenheit. All das vermischte sich in Minhos dunklen Augen zu einer einzigen Emotion, die alles Unnötige ausblendete und nur das Essenzielle zurückließ. Mein Gemahl führte meine Hand an seine Lippen und küsste meine Fingerknöchel zärtlich, bevor er sich umdrehte und sich mit neuer Verbissenheit darauf konzentrierte, jegliche Gefahr von mir fernzuhalten.
Während Jeongin und Chan gemeinsam mit den verbleibenden Soldaten die Feinde aus dem schmalen Seitengang und dem Gang hinter uns in Schach hielten, sicherten Minho und Felix den breiten Korridor zu den königlichen Gemächern und ich stand etwas verloren gegen eine Wand gedrückt da und versuchte zu verstehen, wie das alles hatte passieren können.
Wurde dieser Hinterhalt von Priestern aus dem Karnaktempel geplant? Diese Medaillons tragen die obersten Priester, um ihre Verbindung zu den Göttern zu stärken. So viel konnte mir Minho dazu sagen...ob dann auch die Priester selbst an dem Attentat beteiligt sind? Oder will Senmut uns in die Irre führen? Er könnte ebenso gut Söldner dafür bezahlt haben und von seinem Anhänger Replikate erstellt haben. Aber wer führt sie dann jetzt an? Senmut ist doch untergetaucht. Gibt es noch jemanden, der die Fäden zieht?
„HYUNJIN!"
Zunächst glaubte ich, Felix hätte geschrien, doch dieser war verbissen dabei, einen Gegner abzuwehren. Doch nun verschaffte er sich mit einigen schnellen und brutalen Schwerthieben Luft und seine braunen Haare wirbelten um seinen Kopf, als er sich hektisch nach dem zweiten Gemahl des Pharaos umsah, den es offenbar zu beschützen galt. Aber das hätte er besser nicht getan, denn der Anblick, mit dem er daraufhin – ähnlich wie wir anderen – konfrontiert war, ließ ihn in der Bewegung erstarren.
Chan hatte mittlerweile Jeongin dicht an sich gezogen, um ihn davon abzuhalten, nach vorn zu stürzen. Und Jeongin musste es auch gewesen sein, der so gellend geschrien hatte. Dem jungen Prinzen standen Tränen in den Augen und endlich folgte ich ganz vorsichtig, fast widerwillig, seinem geschockten Blick.
Mein Magen begann zu rebellieren und ich würgte, als ich die große Blutlache sah, in der der Kommandant der Stadtwache breitbeinig stand. Seine Augen waren schwarze Seen des Hasses und frisches Blut tropfte von seiner gebogenen Klinge. Er wirkte nicht länger wie der stille Beschützer, für den ich ihn immer gehalten hatte. Denn jetzt, in diesem Moment, zeigte er sein wahres Gesicht, das er bisher immer hinter einer unsichtbaren Maske verborgen hatte. Hyunjins schwarzes Haar glitt zwischen seinen Fingern hindurch, als er dessen leblosen Körper einfach in die Blutlache fallen ließ.
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Ich weiß, dieses Kapitel war sicher nicht leicht zu lesen, und ich werde schon mal vorwarnen, dass das im nächsten Kapitel nicht besser wird. Bedenkt bitte auch, dass meine fiktiven Charaktere nichts mit den Personen im realen Leben zu tun haben/ noch irgendwelche Charaktereigenschaften oder Entscheidungen übereinstimmen. Ich verstehe, dass es in emotionalen Momenten schwierig ist, bestimmte Handlungsverläufe anzuerkennen, aber versucht es wenigstens. Ich verspreche, jeder meiner Charaktere hat seine Gründe, um so zu handeln, wie er es tut.
I love you, Stay.
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