Das Geschenk des Lebens
Triggerwarnung für dieses Kapitel: sexueller Content
Jisungs Pov:
Die kleinen, glitzernden Wassertropfen rannen seinen alabasterfarbenen Körper hinab und schmiegten sich in jede Vertiefung, flossen langsamer, wenn sie auf seine Nase oder die Schultern trafen, oder tropften rasch herab, wenn sie nicht von glatter Haut aufgehalten wurden.
Fasziniert betrachtete ich dieses simple Schauspiel, bis ich bemerkte, dass auch Hyunjin und Seungmin sich schon herabgebeugt hatten und die Geste ebenso formvollendet ausführten. Möglichst würdevoll tat ich es ihnen nach und schloss die Augen, bevor das Wasser mein Gesicht herabrann, und dann einen Teil meiner Kleidung benetzte. Selbst diese wenigen Tropfen Flüssigkeit boten an einem so heißen Tag eine willkommene Erfrischung und gleichzeitig erweckte das bloße Gefühl des herabfließenden Wassers ein sanftes Kribbeln auf der Haut.
Ich öffnete blinzelnd die Augen und exakt in dieser Sekunde trafen sie auf die dunkelbraunen Iriden des Pharaos. Mein Atem beschleunigte sich und als wäre ich in dem Moment gefangen, starrte ich ihn an. Meine Hand, die noch etwas feucht vom Wasser war, krallte sich haltsuchend an meinem Gewand fest, und etwas ganz Seltsames berührte mein Innerstes, als wir uns gegenseitig so unbefangen betrachteten. Wärme strömte durch meine Adern und wenn ich nicht schon durch die beständig starke Sonneneinstrahlung rot wie ein Krebs geworden war, dann sicher jetzt nach diesem intensiven Blickkontakt.
Wir wurden beide unvermittelt aus unserer gegenseitigen Betrachtung gerissen, als einer der Priester des Amuntempels begann, eine Lobrede auf die Götter und auf ihre Wahl für Minho als ihren Vertreter auf Erden zu halten. Minho blinzelte und das löste unseren Blickkontakt, während ich beschämt den Kopf senkte und der passionierten und wohlwollenden Rede des gläubigen Mannes lauschte.
Ich war mir sicher, vor zwei Wochen hätte ich noch die Augen verdreht und mich in Gedanken darüber lustig gemacht, welche Macht den Göttern des alten Ägyptens zugestanden wurde. Natürlich glaubte ich noch immer nicht an die Götter oder göttliche Gesandte, die dieses Land regierten, aber mittlerweile konnte ich die Worte des Priesters wieder mit der nötigen Distanz betrachten. Der Glaube der Ägypter predigte wie so viele Religionen ein zweites, paradiesisches Leben und wenn man genauer darüber nachdachte, waren dieser Gedanke und die Hoffnung auf eine zweite, bessere Chance auf ein erfülltes Leben sehr nachvollziehbar. Es war nicht lächerlich, sich an diese Sehnsucht zu klammern, denn jeder musste an etwas glauben – ob es nun ein Gott war oder man sich selbst am meisten vertraute, war dabei zweitrangig.
Und tatsächlich war auch die Rede des Priesters gerade zweitrangig für mich, da ich vielmehr damit beschäftigt war, mein klopfendes Herz zu beruhigen und diese wärmende Empfindung in meiner Brust wieder unter meine Kontrolle zu zwingen.
Kann es wirklich sein, dass ich etwas für ihn empfinde? Oder ist es nur die Geborgenheit, die Sicherheit, die er mir zugesichert hat? Vielleicht finde ich ihn auch nur besonders attraktiv und kann ihm deshalb nicht widerstehen... Oder seine Worte haben mich doch mehr beeinflusst, als ich zu Anfang gedacht habe.
Noch immer floss das kühle Wasser um meine Beine und dennoch wollte sich mein Innerstes nicht abkühlen.
Egal wie unsicher meine Gefühle für ihn sein mögen, ich will ihm nahe sein, ich möchte ihn schützen und ich will seine Lippen wieder auf den meinen spüren.
„Und nun wird seine Majestät wie jedes Jahr die Lebensquelle unseres Landes erblühen lassen und dem Volk Ägyptens für ein weiteres Jahr Wohlstand und Fruchtbarkeit schenken", beendete der Priester seine Rede und benetzte seine Stirn ebenfalls mit dem Wasser des Nils.
Neugierig hob ich meinen Kopf doch wieder und wagte es sogar, direkt zu Minho zu sehen. Etwas verwundert beobachtete ich nun, wie Felix näher zu seinem Pharao trat, und meine Augen weiteten sich fassungslos, als ich nun beobachtete, wie Minho seinen Lendenschurz aufband und ihn ohne Scheu ablegte. Felix reichte den wertvollen Stoff mit den Edelsteinen rasch an einen nahestehenden Bediensteten weiter.
Immer noch etwas schockiert von dem, was sich da vor mir abspielte, blickte ich mich in der Menge der Umstehenden um.
Finden sie das nicht genauso bizarr wie ich? Ist es nicht unangemessen, seinen Herrscher unbekleidet zu sehen? Ich verstehe ja, dass man in diesem Land und in diesem Zeitalter nicht unbedingt viel Wert auf Kleidung und die Verdeckung des Körpers legt, aber geht das nicht zu weit?
Aber zu meiner Überraschung erkannte ich mehrere Männer, die dasselbe taten, und einige von ihnen berührten sich bereits vollkommen schamlos selbst.
Meine Finger griffen noch etwas fester nach dem Stoff meines Gewandes, als plötzlich ein Geistesblitz meine Gedanken erhellte. Ich hatte doch schon einmal von dieser Art Ritual gelesen. Die Aufzeichnungen waren sich nicht einmal darüber einig gewesen, ob diese Zeremonie je so vollzogen worden war oder wie genau sie ablief.
Aber offenbar enthielten die Überlieferungen zumindest einen Kern der Wahrheit, denn als ich nun wieder einen Blick auf den nackten Minho riskierte, hatte er ebenso entschlossen nach seinem Glied gegriffen und rieb es auf und ab, um es zu voller Größe heranwachsen zu lassen. Ich schluckte trocken, biss auf meine Unterlippe und war mir nicht sicher, ob ich demnächst einen Sonnenstich bekommen würde, da sich in meinem Kopf alles gefährlich schnell drehte.
Das hier ist ein Fruchtbarkeitsritual, eine Art Gabe an die Götter oder von den Göttern... Immerhin wird Minho als Kind oder Gesandter ebendieser gesehen. Deshalb auch Yejis Worte zu der Gottheit Min – er ist die Versinnbildlichung eines jungen, potenten Gottes.
Ich war mir nicht sicher, ob ich mir zu dieser Einsicht gratulieren sollte, denn hätte ich diesen historischen Aspekt nicht so spannend gefunden, wäre mein Verstand momentan vermutlich auf viel primitivere und offensichtlichere Dinge angesprungen. Zusätzlich war ich verdammt froh, dass weder Hyunjin noch Seungmin oder irgendjemand anderes aus dem Harem Minhos Beispiel folgte und sich entblößte.
Allerdings bemerkte ich bei einem weiteren, natürlich vollkommen unnötigen Blick zu Minho, dass sich auch Felix dem Ritual angeschlossen hatte. Und weil ich ohnehin froh über jede Ablenkung von Minhos perfektem Körper war, folgte ich dem durchdringenden Blick des Großwesirs, der mit funkelnden, grünen Augen hinüber in die Reihen der Beamten starrte. Hinter einigen unbekannten Personen machte ich Changbin in der Menge aus und war mir sicher, dass dieser Blick ihm galt.
Ob die beiden schon miteinander gesprochen haben? Oder ob sie sich nach dem heutigen Tag ihre Gefühle eingestehen?
Als ich erkannte, dass nun der dunkelhaarige Kommandant der Stadtwache ebenso seine Kleidung zur Seite schob, ließ ich eilig den Blick wieder auf die sanft dahinfließenden Wassermassen sinken und nahm mir vor, diesem durchaus verstörenden wie faszinierenden Schauspiel um mich herum nicht zu viel Bedeutung beizumessen.
Aber irgendetwas oder besser gesagt jemand zog mich doch magisch an, denn ohne es überhaupt richtig zu realisieren, hob ich den Kopf ein weiteres Mal und begegnete natürlich unmittelbar den dunklen Orben der Verderbnis. Sie nahmen meinen Blick sogleich gefangen, fesselten ihn an sich, zogen ihn einladend näher und verführten ihn mit schillernd, hellem Begehren und der feurig aufblitzenden Leidenschaft.
Unbemerkt von mir selbst presste ich meine Schenkel aneinander und löste meinen Blick endlich aus der teuflischen Umklammerung, nur um daraufhin an Minhos Körper herabzusehen und zu beobachten, wie er sein Glied schneller verwöhnte, wie er seine Finger fester um die rosige Eichel schloss und bereits etwas weißliche Flüssigkeit aus seiner Spitze quoll. Ohne nachzudenken strich meine Zungenspitze über meine Unterlippe und ich unterdrückte gerade noch erfolgreich ein leises Wimmern – einfach weil ich nicht wusste, wohin mit meinen widerstreitenden Empfindungen. Jedenfalls versuchte ich standhaft zu bleiben und dem König besser wieder in die Augen zu sehen. Doch als ich sie diesmal suchte, fand ich sie nicht, denn sie ruhten auf der Person, die dicht neben mir stand.
Hyunjin war offenbar nicht bereit, sich von mir die Schau stehlen zu lassen und ich bewunderte seine Hingabe und Verbissenheit, mit der er um diesen Sieg kämpfte. Er hatte seine Hände tief in den Fluss getaucht und mit dem aufgenommenen Wasser die gesamte Vorderseite seiner Kleidung durchnässt. Und wenn ich ihm eines zugestehen musste, dann dass Hyunjin einen sehr anmutigen Körper besaß. Er war wohlgeformt und athletisch, und natürlich gefiel das Minho ebenso.
Aber vielleicht hatte es auch gar nichts zu bedeuten, dass er mich so betrachtet hat. Vielleicht war das nur Teil des Rituals und er sieht jeden von uns an.
Jedenfalls biss ich etwas fester auf meine Unterlippe, als ich ein leises, raues Keuchen hörte und ich aus diesem Geräusch und den verschnellerten Bewegungen schlussfolgerte, dass Minho gleich kommen würde. Es war fast peinlich, dass ich das erahnen konnte, obwohl ich bisher nur diese wenig erfreulichen Zusammentreffen mit ihm gehabt hatte, die alle damit endeten, dass ich vor ihm floh und mir schwor, diesen Fehler nie wieder zu begehen.
Und jetzt weiß ich selbst nicht, ob ich es nicht vielleicht doch zulassen könnte. Wäre ich dazu bereit?
Ich war einfach machtlos gegen diese Anziehung zu Minho – machtlos gegen den Willen des Königs, der mich erneut mit seinen funkelnden Augen empfing, als ich es wagte, noch einen schnellen Blick riskieren zu wollen. Auch diesmal fühlte ich mich ertappt, begehrt, erregt, schwerelos. Kurz stellte ich mir vor, zu ihm zu treten und meine Hand ohne Scheu um seine Männlichkeit zu schließen oder meine Zungenspitze um die weiche Haut seiner Eichel kreisen zu lassen.
Oh mein Gott. Was denke ich da nur? Ich darf nicht über ihn phantasieren!
Bevor ich jedoch zu einer mentalen Standpauke ansetzen konnte, erbebte der gottgleiche Körper wenige Meter vor mir und ein leises, aber unglaublich erotisches Stöhnen drang an meine Ohren, als Minho zum Höhepunkt fand und sein Sperma in den Fluss spritze. Sofort wurde es davongespült und vollendete wahrscheinlich das Ritual.
Ich blieb noch einen Moment länger wie angewurzelt stehen, als nun die restlichen Zahnrädchen in meinem Hirn an ihren Platz rutschten und unaufhaltsam ein Ganzes formten.
Ganz sicher ist es kein Zufall, dass wir so nahe, aber immer noch flussabwärts von Minho standen, und womöglich war dieser Blickkontakt doch nicht zufällig...
Seungmin berührte mich behutsam am Arm und ich folgte ihm langsam zum Ufer. Als ich mich noch einmal umsah, tauchte Hyunjin gerade im Fluss unter und als er wieder an die Oberfläche kam, war sein Gewand durchscheinend und klebte regelrecht an seiner Haut. Bevor ich es unterdrücken konnte, verdrehte ich die Augen und wandte mich ab.
War ja klar, dass er es so verdammt nötig hat. Wenn er fest daran glaubt, dass er so zu einem Kind von Minho kommt, dann wünsche ich ihm viel Freude beim Baden.
Dabei ignorierte ich das kurze, unangenehme Ziehen in meiner Brust und wurde am Ufer schon von einem der Bediensteten empfangen. Jedem von uns wurde ein kleines Gebäckstück gereicht, das von zähflüssigem Honig überzogen war. Und selbst wenn sich mein Appetit in Grenzen hielt, nahm ich das Gebäck an. Vermutlich gehörte das zur Höflichkeit und dem gebotenen Verhalten nach der Zeremonie, also biss ich in das zähe Gebäck, kaute ganz vorsichtig und schluckte dann. Glücklicherweise linderte die Süße des Honigs meine anderen Unzulänglichkeiten und ich konzentrierte mich darauf, alles aufzuessen und dann meine Finger gründlich sauber zu lecken.
Auf einmal legte sich eine Hand auf meine Schulter und strich meinen Oberarm hinab. „So aufmerksam wie du mir zugesehen hast, glaube ich nicht, dass du kein Interesse an all dem hegst", hauchte eine gut bekannte Stimme in mein Ohr und ich zuckte leicht zusammen, bevor ich mich umdrehte und daraufhin wieder entspannte. Dann tat ich so, als würde ich leicht pikiert auf die Hand sehen, die meinen Arm berührte und bevor ich meine vorlaute Zunge zügeln konnte, streckte ich mich und flüsterte Minho ins Ohr: „Ich hoffe sehr, das ist nicht die Hand, die du gerade noch verwendet hast, um dich selbst anzufassen." Etwas überrascht spürte ich plötzlich den zweiten Arm um meinen Rücken, sodass ich automatisch näher an Minho gedrückt wurde, bevor dieser antwortete.
„Nein, das war definitiv die andere", summte er und ich konnte das scherzhafte Schmunzeln erkennen, bevor er seine Lippen dicht neben mein Ohr brachte. „Aber wer außer dir würde das auch bemerken."
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I love you Stay. ❤️
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