Ain't no stopping this fire

Als neuer Star im Himmel musste er sich den anderen fügen und über das Gleiche schreiben. So würden die Raptexte mit Liebesdramen oder Selbstbewusstseinsfragen gefüllt sein. Jongseob wusste, dass er sich dem anschließen musste, sollte er in dem harten Musikbusiness überleben wollen. Auch wenn seine Fans und die Menschen um ihn herum ihn in einer ganz bestimmten Art haben wollen, als würde er ein neues Spielzeug sein, welches gerade neu auf dem Markt gekommen sein, so tickte sein Kopf immer noch wie zuvor. In ihm waberten die negativen Gedanken und den Drang das alles aufzuschreiben. Ruhm war schön und gut aber richtig mächtig fühlte er sich dann, wenn er die Kraft der Wörter bei sich hatte und Seiten füllen konnte, die kein Mensch je zu Gesicht bekam. Wann immer sein Verstand wieder in alte Gewohnheiten fiel, war das Notizbuch geschnappt und Texte darin verfasst.

„Ich mag deine Texte. Sie sind sehr düster. Genau was die Menschen brauchen", sagte J.One, als er sich einer von den unveröffentlichen Raptexten des jungen Rappers durchlas. Es war Jongseob immer eine Freude Besuch von J.One und den anderen zu bekommen und noch mehr freute er sich, wenn der besagte Rapper ihm einen Kompliment gab. „Danke. Nur darf ich sie niemand zeigen", sagte Jongseob, worauf J.One nickte. „Diese Texte können dir das Genick brechen. Einmal veröffentlicht und du wirst die Zielscheibe von sehr vielen Leuten werden. Eigentlich ziemlich schade. Die Welt ist im Eimer und niemand will es einsehen", erwiderte J.One. Er konnte lesen, dass sich Jongseob Gedanken über das ganze Konstrukt vom Mensch gemacht hatte. Er hinterfragte nicht nur die Standartsachen, die man in Lieder finden konnte. Nein, seine Gedanken gingen viel tiefer in die Materie, dass J.One großen Respekt hatte. Zwar hatte er selber schon den einen oder anderen von solchen Gedanken gehabt, doch er würde sich nicht trauen diesen aufzuschreiben. Er wollte nicht mit dem Feuer spielen. Wenn er die Standartsachen schreiben musste, um akzeptiert zu werden, dann wird er damit weitergehen.

Allerdings starrte Jongseob auf den Holzscheit, den er sich Stück für Stück mit seinen düsteren Texten aufgebaut hatte. Das Holz war nicht nass wie bei 3Racha, seins war trocken und in seiner Hand hielt er die Streichhölzer mit den er die ersten Funken entfachen konnte. Tief in ihm wollte er die Flammen sehen, ihre schöne und betörende orangene Farbe sehen, sich in ihnen verlieren und ihre Wärme in sich aufnehmen. Jongseob zündete ein Streichholz an und hielt die Flamme an die Holzscheite. 

Er veröffentlichte ein Lied über Mordgedanken.

Anstatt fertig gemacht zu werden und das Opfer von Mobbing zu sein, bewunderten ihn seine Fans noch mehr. Sie schrieben ihm, dass er den Mut hatte über dunkle Sachen zu schreiben. Seine Texte waren schon sehr inspirierend gewesen, doch jetzt bekamen sie eine neue Bedeutung. Er wusste nicht, wie viele Menschen von seinen düsteren Gedanken profitieren konnten. Vielleicht war dies eine Lücke. Eine Lücke, um noch beliebter zu werden. Er würde nicht nur Jongseob, der Rapper, sein. Er würde Jongseob, der Mutige, sein. Dieses Gefühl war so viel stärker als das einfache Gefühl, wenn er etwas für sich schrieb. Die Menge machte die Macht und wenn er viele Fans hatte, dann würde er umso mehr Macht haben.

Jongseobs Plan ging auf. Noch mehr Fans fanden ihren Weg zu ihm. Es wurde herumgesprochen, dass er sich traute über etwas komplett anderes zu rappen, als die anderen im Entertainment. Immer mehr fleischte sich der junge Rapper diese Gedanken ein, die ihn heimsuchten. Er wollte sie beherrschen, sie zähmen, bis sie ihm wie Schoßhunde vor den Füßen lagen. Jongseob fand sich immer tiefer in der Düsternis der menschlichen Abgründe hervor. Das ganze Internet steckte damit voll. Man musste nur suchen und man konnte über die schlechte Seite des Menschen lesen. Seine Fans wollten genau das lesen. Dafür wurde er bekannt. So machte er sich seinen Namen. Es war sein Hobby gewesen sich über verschiedene Sachen durchzulesen und daraus dann Raptexte zu schreiben.

Nicht nur einmal spielte Jongseob mit dem Feuer. Er hatte Gefallen daran immer wieder die Holzscheite anzuzünden. Ein paar Fans waren dagegen und verbreiteten Hass, doch dieser war gering und wurde von dem Feuer erstickt, welches immer größer vor Jongseob brannte. Es würde immer Leute geben, die seine Werke nicht gut fanden, da sie alle ein Opfer von Schwarmdenken waren und sich nicht trauten ihr Umfeld zu hinterfragen oder besser gesagt nicht aufhören konnte seine Lieder anzuhören. Sie verhielten sich so, als würden seine Lieder die einzige Geräuschquelle sein. War Jongseob ihnen nicht zu respektlos für ein Idol? Kannte er die stillen Regeln nicht wie er sich zu präsentieren hatte? Mussten sie ihn immer wieder zurechtweisen? Jemand wie Jongseob gehörte nicht in die Idolindustrie, sondern ins Gefängnis. Seine Texte grenzten schon an Missbrauch von Musik.  Sie lauerten ihm auf. Noch hatten sie nicht genügend Macht um jemand wie Jongseob einstürzen zu lassen, doch bald wird er Fehler machen, sich zu mächtig und zu sicher fühlen.

Dann war es Zeit ihn beim Verbrennen zuzusehen.

Die Hater schütteten Spiritus auf den neuen Holzscheit, welcher Jongseob sich zurecht gelegt hatte. Der Spiritus war dursichtig, man konnte ihn nicht sehen, sowie die Gesichter der Hater nicht, die sich alle hinter ihren Handys und Laptops verstecken. Internet ist Macht. Anonymität ist eine noch größere Macht. Und so blieben sie ruhig sitzen mit versteckten Gesichtern, während Jongseob zum Feuerzeug griff und ein neues Feuer entfachte. Die Flammen waren groß und heiß. Sie gingen auf den Körper des jungen Mannes über. Schmerz fraß sich in die Haut, verkokelte die verschiedenen Hautschicht, verwandelte seine Kleidung zu Asche.

Abgebrannt wie sein Ruhm.

Dieses Mal überzeugten die Hater andere Leute, dass Jongseob ein schrecklicher Mensch war, den man stoppen musste. Hass verbreitete sich schnell aus und Jongseobs Texte wurden stark kritisiert und auseinander genommen. Jongseob hatte gewusst, dass dieser Tag irgendwann mal kommen würde, wo er sich an seinen Feuer verbrennen würde. Er würde die Hater nicht zur Ruhe bekommen können, er konnte ihnen so oft einreden wie er wollte, sie würden nicht aufhören auf ihn herumzuhaken, denn er war ein Idol und beliebt. 

Beliebte Menschen machen keine Dummheiten. 

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