49- Wahre Liebe

Es ist der Tag der Party. Und natürlich James' Geburtstag. Wir haben die ganzen letzten Tage den Schulsprecherraum hergerichtet und man erkennt ihn gar nicht wieder. Jede Menge Tische und Stühle wurden organisiert und dekoriert, die Büffettische wurden schon aufgebaut und ansonsten müssen wir nur noch das Essen und Trinken herbeischaffen. James hat natürlich schon seine Geburtstagsgeschenke bekommen.

Gestern Abend kam er noch zu mir mit der Nachricht, dass morgen vor der Party unser Date stattfinden sollte, nach dem er mich letztens gefragt hatte. Treffpunkt war die Marmortreppe um fünf Uhr. Die Party beginnt bereits eine Stunde später, was heißt, dass das ein sehr kurzes Date wird.

Im Moment war es halb fünf und ich stand im Badezimmer. Noch trug ich einen Bademantel und versuchte gerade, mir eine halbwegs anständige Frisur zu zaubern und gleichzeitig meine Maske für später in meine Tasche zu stopfen, die glücklicherweise perfekt zu meinem Kleid passte. Mary kam herein und musterte mich von oben bis unten.

"Zieh den aus." Sie griff nach meiner Hand und zog mir meinen Ring vom Finger. "Der passt nicht zu deinem Outfit."

"Den trag' ich immer", sagte ich. "Der passt zu allem, Mary."

"Nein!", war ihre entschiedene Antwort. Sie lachte. "Lass ihn aus. Dieses goldene Steinchen... hm, nein. Das passt einfach nicht. Bist du fertig?"

Mary redete mir sonst nie in mein Styling rein. Etwas verdattert schüttelte ich den Kopf und sagte ihr, ich müsse mich noch schminken.

"Das erledige ich, wenn du kein Problem damit hast." Grinsend schnappte sie sich unsere gemeinsame Schminktasche und fischte einen Pinsel mit Lidschatten heraus. "Augen zu!"

Etwa eine Viertelstunde schmierte sie mir all mögliches Zeug in mein Gesicht und mir war es verboten, zwischendurch in den Spiegel zuschauen. Warum machte sie so einen Wirbel um ein Date?

"Fertig!", verkündete Mary.

Ich öffnete die Augen und betrachtete mich im Spiegel. Es hatte sich angefühlt, als würde Mary einen Farbkasten über mir ausleeren, aber im Endergebnis machte dieses Make-up echt was daher. Mary griff nach Petunias Kleid, welches am Duschvorhang hing, und ich zog mich um. So schön hatte ich mich wirklich schon lange nicht mehr gefühlt.
Ich umarmte Mary zum Dank und machte mich auf den Weg zur Marmortreppe. Ich bin gespannt, was James vorhat.

Er stand schon neben der Treppe und grinste mir breit entgegen.

"Wow", sagte er. "Du siehst fantastisch aus."

"Danke." Ich lächelte. "Dein Anzug ist auch sehr schick." Ich küsste ihn.

"Wollen wir gehen?" Er hielt mir seine Hand entgegen und wir gingen ein paar Korridore entlang, bis wir vor einer Wand stehen blieben. Es war keine Tür in Sicht.
James schloss für eine Minute die Augen und ehe ich mich versah, befand sich vor uns eine Tür.

"Wie- äh...", stotterte ich und starrte James an. "Wie hast du das gemacht?"

"Tja", grinste er und befahl mir, wie Mary, die Augen zu schließen. Er schien die Tür zu öffnen und führte mich hindurch. "Du kannst wieder schauen."

Das was ich sah, haute mich fast aus meinen Schuhen. Wir befanden uns in einem Raum, der vielleicht nicht größer als unser Badezimmer war. Eine Wandseite war vollkommen verglast und man hatte somit einen wunderschönen Ausblick auf den See von Hogwarts und den dahinter liegenden Horizont. Ansonsten waren die Wände edel verkleidet und vor den Fenstern stand eine Art Chaiselongue mit rotem Bezug. Daneben befand sich ein Beistelltischchen mit einem Kerzenleuchter.

"Das ist ja wunderschön!", hauchte ich. "Wie hast du den Raum denn gefunden?"

"Das ist der Raum der Wünsche. Es gibt ihn nicht auf der Karte des Rumtreibers, da er manchmal da ist - so wie jetzt, und manchmal nicht. Du musst dich bloß vor diese Wand stellen und dich voll und ganz auf deinen Wunsch konzentrieren. Meiner war: Ich brauche einen Raum für ein romantisches Date mit meiner Freundin."

"Du bist süß", sagte ich zu ihm und umarmte ihn. "Setzen wir uns?"

Zu sagen, dass das Sofa weich ist, war eine völlige Untertreibung: man saß wie auf Wolken. James hatte einen Arm um mich gelegt.

"Du weißt, dass ich dich über alles liebe, Lily?", fragte er schließlich. "Mehr als alles andere?"

"Natürlich. Was glaubst du denn?"

"Ach, äh-" Er kratzte sich nervös am Kopf. "Mir ist einfach klar geworden, wie wichtig du mir bist und wie sehr ich dich eigentlich liebe; und das schon seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Wenn man betrachtet, was da draußen in der Welt wegen Voldemort abgeht, ist die Zeit knapp. Ständig sterben Menschen und bald werden wir aus Hogwarts raus sein und auf uns gestellt sein. Und aus diesem Grund will ich, dass du an meiner Seite bleibst. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert." Mit diesen Worten stand er auf und kniete sich vor mich.
Er nahm ein dunkelblaues Samtschächtelchen aus seiner Jacke und ich wäre beinahe in Ohnmacht gefallen. Bedeutet das das, was ich gerade denke?!

"Ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen." Er öffnete die Schatulle. Darin steckte ein goldener Ring mit einem silbernen Diamanten. Er war einfach wunderschön.
"Und deshalb frage ich dich, Lily, ob du meine Frau werden willst."

Mein Herz schien kurz still zu stehen. Tränen keimten in meinen Augen auf und ich versuchte sie zurückzudrängen.

"Was?", brachte ich krächzend hervor. Das war alles was ich hervorbringen konnte in diesem Moment.

James lächelte. "Du bist die Liebe meines Lebens und ich frage dich, ob du mich heiraten möchtest."

In meinem Bauch schienen gerade Schmetterlinge einen wilden Tanz aufzuführen und meine Hände begannen zu zittern. Jetzt kamen doch die Tränen.

"Ja!", schluchzte ich.

James fiel ein riesiger Stein von Herz und er nahm mich in den Arm. Dann griff er nach meiner Hand und steckte mir diesen atemberaubend schönen Ring dort an, wo sich eben noch der befunden, den mir Mary abgenommen hatte.

"Ich liebe dich", sagte ich und küsste James.

"Ich liebe dich auch."

Das war gerade mit Abstand der schönste Moment meines Lebens.

"Du glaubst echt gar nicht wie froh ich bin, dass du Ja gesagt hast", murmelte James, setzte sich wieder neben mich und legte meine Hand mit dem Verlobungsring in seine.

"Nichts in der Welt hätte mich dazu gebracht Nein zu sagen, glaub mir. Aber was werden unsere Eltern wohl dazu sagen..." Ich lachte.

"Unsere Mütter haben angefangen zu heulen vor Freude als ich ihnen den Ring gezeigt hab und unsere Väter waren ebenfalls den Tränen nahe. Sie meinten alle, dass wir einfach zusammengehören und ich dir einen Antrag machen dürfte und wir dann nach Hogwarts heiraten können", erzählte mir James. "Ich hab sie um Erlaubnis gebeten, als ich angeblich etwas wegen einem Auroren-Vortrag nachgefragt habe, erinnerst du dich noch?" Er lachte.
"Die Rumtreiber und deine Freundinnen wussten auch Bescheid, sie waren mehr als begeistert. Ich schätze, sie konnten es kaum vor dir geheim halten, vor allem Alice."

Mir ging ein Licht auf. "Das war also diese ganze Geheimnistuerei, ihr Schlingel!"

James nickte. "Deine Mutter hat Petunia eingeweiht und sie hat dir das Kleid geschickt. Und die Party nachher ist dann unsere eigene kleine Verlobungsfeier, von der nur auserwählte acht Leute wissen, abgesehen von unseren Familien."

Ich lächelte. Ich blickte auf den Ring an meinem Finger herab und spürte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. Diese Situation war so komisch und doch so wunderschön zugleich.
Ich bin verlobt! Dieser Satz klang noch so absurd ausgesprochen in meinen eigenen Gedanken... Ich meine, ich hatte mich gerade dem Jungen versprochen, den ich über alles liebe... Sich mit achtzehn Jahren zu verloben ist eigentlich gar nicht so früh, oder? Petunia war nicht viel älter gewesen, als Vernon schwerfällig vor ihr nieder kniete und ihr den wohl unromantischsten Antrag aller Zeiten gemacht hatte.

Glücksgefühle waberten die ganze Zeit durch mich hindurch, wenn ich James ansah und konnte meinen Blick kaum von ihm abwenden.

"Du wirst mir nicht glauben, wie lange es gedauert hat, den perfekten Ring zu finden... Wochenlang habe ich mir Prospekte von Schmuckhändlern schicken gelassen, bis ich dann diesen einen hier in Hogsmeade gesehen habe, als ich mich einmal heimlich nach dem Training aus dem Schloss geschlichen habe. Ich hoffe, er gefällt dir", sagte James und klang dabei etwas nervös.

"Er ist toll. So wie du." Ich strich meinem Verlobten über die Wange. "Ich liebe dich."

***
Die Geburtstagsfeier war natürlich ein Volltreffer gewesen. Jeder hat sich gut amüsiert und es wurde alles leer getrunken und gegessen. Die meisten war zwar mehr als besoffen und konnten kaum noch gerade aus laufen, aber niemand war so glücklich wie ich gewesen.

Meine Freundinnen sind beim Anblick des Rings an meiner Hand in Tränen ausgebrochen und auch Remus', Peters und sogar Sirius' Augen sind verdächtig feucht geworden.
Was Peter angeht, wundere ich mich. Er hatte in seinem Leben noch keine Freundin... Dieses Beziehungs-Gehabe ist kein Wettlauf, aber es muss doch jemanden geben, den er mag... Er ist zwar ein schüchterner, aber wirklich netter Junge. Vom Aussehen her ist er nicht mein Geschmack, aber darauf kommt es ja auch nicht an. Ich würde mich wirklich für ihn freuen, wenn er jemanden finden würde.
Aber noch mehr freue ich mich, dass ich James damals endlich eine Chance gegeben habe und siehe da - fünf Monate später stehen wir hier... Und es ist mir egal, ob es bis jetzt 'nur' fünf Monate Beziehung waren oder zwei Jahre, wir lieben uns und das zählt.

Hello!
Na, wie gefällt euch das Kapitel und meine Idee? Eine von euch hat schon etwas geahnt, was passieren könnte... Du lagst richtig ida_lilienthal !😄

Vielen Dank an alle für's Lesen!❤️

Bis bald,
-Rel

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