47- Niemand will sein Mädchen teilen
"Miss Evans, Mr Black! Können Sie mir bitte erklären, was in der Bibliothek geschehen ist?!"
Eine wütend dreinblickende Professor McGonagall im Morgenmantel stand mit James vor uns. James sah ziemlich mitgenommen aus. Madam Pomfrey wird die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn er wieder im Krankenflügel auftaucht. Dieses Jahr hat er mehr Nächte im Krankenbett als in seinem eigenen verbracht.
"Snape hat Lily eingesperrt!", platzte Sirius sofort heraus.
James wollte ebenfalls etwas sagen, doch Professor McGonagall war deutlich schneller als er.
"Halten Sie den Mund, Potter! Was sagen Sie? Miss Evans, stimmt das etwa?"
"Ich weiß nicht genau, wie ich mich dazu äußern soll. Äh... ich habe etwas in der Bibliothek vergessen und äh- musste unbedingt dorthin, egal ob es Nacht war. Und dann ist Snape aufgetaucht und wollte mit mir reden. Ich verweigerte zuerst, weshalb er die Türen zusperrte und ich wohl gezwungen war, mit ihm zu sprechen", brachte ich einwenig stockend hervor. "Aber er hat mich nicht angegriffen."
"Und Sie zwei? Was haben Sie mit der Sache zutun?", wollte nun unsere Hauslehrerin von James und Sirius wissen.
James zog die Karte des Rumtreibers aus der Tasche. Sirius' Augen wurden groß wie Suppenteller.
"James, was-"
Doch James trat ihm bloß heftig auf den Fuß und Sirius verstummte augenblicklich.
"Das Teil hier haben Sirius, Remus, Peter und ich entwickelt. Man kann jeden Schüler anhand von Punkten und außerdem jeden Raum von Hogwarts darauf sehen. Ich habe Lily in der Bibliothek gesehen, alleine mit Snape. Ist doch logisch, dass wir sie da raus holen mussten. Sie wissen genauso gut wie wir, dass mit keinem Slytherin zu spaßen ist." James schaute McGonagall mit hochgezogenen Augenbrauen und diesem Gib-es-zu - Blick an. Natürlich war es gelogen, was James da erzählte. Er und Sirius waren gerade aus der Heulenden Hütte zurück gekehrt und sind an der Bibliothek vorbeigekommen, als sie unsere Stimme hörten.
Die Lehrerin war sprachlos. "Das ist eine interessante Erfindung, Mr Potter. Auch wenn Sie Miss Evans helfen wollten, Sie haben sich mal wieder mit irgendjemandem bekriegt und einige Schulregeln gebrochen. Fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor, schließlich waren hier drei Schüler außer Bett. Professor Slughorn wird ebenfalls die Angelegenheit mit seinem Schüler regeln und ich bitte Sie, jetzt alle ins Bett zu gehen!" Professor McGonagall drehte sich herum und ging zum Porträtloch. Sie war zum Glück nicht allzu wütend. Bevor sie den Gemeinschaftsraum verließ, drehte sie sich noch einmal um und sagte: "Seit dieser Jahrgang an der Schule ist, herrscht keine Ruhe mehr."
James stupste Sirius an und beide grinsten ihr Rumtreiberlächeln.
"Krone, du hast übrigens einen neuen Rivalen", meinte Sirius plötzlich. "Ich würde in Zukunft besser auf Lily aufpassen, nicht dass sie von Schniefelus' fettigem Haar betört wird."
"Was?" James blickte zu mir und hob diesmal nur eine Augenbraue. "Ist da was gelaufen in der Bibliothek?"
Diese Worte waren so dämlich, dass ich lachen musste.
"Also wirklich!", zischte ich. "Nein, wie kommst du auf so eine Idee?!"
"Sirius hat mich vor ungefähr zehn Sekunden darauf gebracht", konterte James trocken. Er wirkte verletzt.
"Er steht auf Evans." Sirius grinste immer noch und zwinkerte wild umher. Mary hisste ihm etwas ins Ohr und soweit ich an Marys Mimik erkennen konnte, sagte sie ihm, er solle gefälligst seine Klappe halten.
James' Gesicht wurde so steinern wie das der Statue im dritten Stock, die wirklich sehr geschockt aussah. "Jetzt im Ernst? Lily, stimmt das?"
Ich nickte und schaute zum Teppich. Ich wollte James' Gesichtsausdruck nicht sehen. Ich wusste wie er aussah, wenn er verletzt ist.
"Den mach ich fertig." James rauschte die Treppe zum Jungenschlafsaal hinauf und knallte die Tür mit voller Wucht zu. Ich seufzte und rannte ihm hinterher.
"Viel Glück, Evans!", brüllte Sirius und als ich ihm den Mittelfinger zeigte (was wahrscheinlich das erste Mal war, dass ich den bösen Finger benutzte) pfiff er durch die Zähne.
James stand am Fenster und mit dem Rücken zur Tür. Ich trat neben ihn und nahm seine Hand. In der anderen hielt er das schwarze Buch. Er starrte stur aus dem Fenster.
"Schon so oft war ich kurz davor gewesen hier reinzuschreiben, dass ich vermute, dass er dich liebt. Und ich habe mich immer wieder gezwungen, es nicht zu tun. Und jetzt- jetzt stimmt es doch." Er warf sein Buch blindlings nach hinten und es landete sogar auf seinem Bett. Selbst dafür bewundere ich ihn.
"Ich stehe aber nicht auf Snape, das ist dir schon klar, oder? Ich bin mit dir zusammen", rief ich ihm in Erinnerung. "Wo ist denn dein Problem?"
"Niemand will sein Mädchen teilen", antwortete James trotzig. Irgendwie war das süß.
"Du musst mich ja auch nicht teilen!" Ich lachte. "Auf dich und Sirius steht ja auch halb Hogwarts und mich nervt es wie verrückt, wenn die ganzen Mädchen dir am liebsten auf dem Schulflur die Kleider vom Leib reißen würden, wenn sie dich sehen. Aber ich kenne dich und weiß, dass es dir mittlerweile egal ist, wie viele etwas von dir wollen. Und genauso geht es mir auch: ich empfinde nichts für Snape und mich interessiert er nicht. Okay?"
James nahm mich in den Arm. Für ein paar Sekunden standen wir fest umschlungen vor dem Fenster bis er mich losließ und mir über die Wange strich. Ich stellte mich einwenig auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Jetzt störte uns zum Glück niemand.
***
Snape war immer noch der Sündenbock von James und Sirius - jetzt leider noch mehr.
Dass Snape mich auch liebte, war James ein schrecklicher Dorn im Auge. Sirius wurde von Mary ab und an in Zaum gehalten, doch James war wie ein aufgedrehter Welpe, den man nicht bändigen konnte. Er zückte den Zauberstab, sobald er Snape sah und jagte ihm irgendeinen Fluch oder Zauber auf den Hals.
Wir kamen gerade aus den ersten beiden Unterrichtsstunden und machten uns nun auf den Weg zu Pflege magischer Geschöpfe, als Snape und ein paar Slytherins hinter uns liefen. James und Sirius bemerkten die Truppe zum Glück nicht, da sie im Gehen an einem Papierflieger herumbastelten. Als ich mich unauffällig herumdrehte, kreuzten sich mein und Severus' Blick. Seine Augen leuchteten nicht und die altbekannte Kälte wurde in seinem blassen Gesicht widergespiegelt. Ich schaute schnell wieder weg.
Es war merkwürdig zu wissen, dass Severus mich liebte...
Als die Slytherins zu den Gewächshäusern abgebogen waren, steckten die Jungs ihren Papierflieger weg.
"Wenn er Haarshampoo benutzen würde, könnten wir ihm Enthaarungszeug oder so reinmischen", schlug Sirius vor. Aha, sie redeten schon wieder über Snape. "Da Peter als einziger single ist, könnte er sich eine Slytherin krallen und sich so irgendwie Zutritt
zum Gemeinschaftsraum verschaffen und-"
"Vergiss es, Tatze!", beschwerte sich Peter sofort und lief rot an. Remus prustete. Marlene und er waren ziemlich süß zusammen. Außer ihr hatte er auch noch keine Freundin gehabt. Dennoch war Peter hier der Unerfahrenste was das Thema Beziehung oder sonstiges betrifft. Dass Sirius und James sich innerhalb einer Minute Zutritt zum Slytheringemeinschaftsraum verschaffen könnten, ist trotzdem allen klar. Ich wette, beide waren da mindestens schon zweimal drin.
"Ach, uns fällt schon noch etwas ein...", murmelte James nachdenklich. Seit er wusste, dass Snape in mich verliebt war, hielt er fast ununterbrochen meine Hand, wie als hätte er Angst, dass Snape mich klauen könnte. Natürlich weiß ich, dass er das tut, um zu zeigen, dass wir zusammen gehören. Klar, wir haben oft Händchen gehalten, aber jetzt hat James das Ganze etwas verschärft sozusagen. Unsere Eltern besuchen wir übrigens fast jeden Tag zusammen.
"Jetzt stehen erstmal Remus' und James' Geburtstag an!", rief Sirius und klatschte freudig in die Hände. Stimmt, James hat am siebenundzwanzigsten März und Remus sogar schon am zehnten. Das heißt übersetzt also, dass zwei wilde Partys steigen werden und wir alle mehr oder weniger besoffen sein werden.
"Wir können zusammen feiern, oder?", schlug Remus vor und James nickte. Doch Sirius gab natürlich sofort seinen Senf dazu.
"Nee, also das gibts nicht! Wenn schon die Chancen von zwei Partys bestehen, werden die auch genutzt! Mehr Alkohol, mehr Spaß!" Wir lachten alle und mussten das Gespräch leider beenden, da es zur nächsten Stunde klingelte.
Trotzdem gibt es in Pflege magischer Geschöpfe immer viele Gelegenheiten miteinander zu plaudern, da wir meistens in Gruppen arbeiten.
"Du weißt, dass ich dich gerne habe, oder?", flüsterte mir plötzlich jemand ins Ohr. Vor Schreck ließ ich fast das Einhornhorn fallen, dessen Aussehen wir skizzieren sollten.
James saß grinsend neben mir.
"Natürlich, weiß ich das. Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich jeden Moment zu den Gewächshäusern renne und mich Schniefelus an den Hals werfe", beruhige ich ihn und legte das Einhornhorn beiseite.
"Es geht mir nicht um Schnieflus", sagte James, was seinem Gesicht zu urteilen auch stimmte. "Aber ich denke die ganze Zeit darüber nach, was alles hätte passieren, als du alleine durchs Schloss gelaufen bist nachts."
Seine rehbraunen Augen funkelten mich an.
"Ich will dich nicht verlieren. Du musst gut auf dich aufpassen, okay?"
Ich lächelte gerührt. Ich gab ihm einen Kuss und wuschelte ihm danach durch seine Strubbelfrisur.
"Du kannst mich jederzeit wach machen, wenn du nachts in die Bibliothek musst", bot er mir noch an.
Ich habe einen ziemlich tollen Freund, stellte ich mal wieder fest.
"Mach ich." Ich lachte. "Und wann genau findet eigentlich unser Date statt, nachdem du mich letztens gefragt hast?"
"Ganz bald", versprach James, küsste mich auf die Stirn und legte mir das Einhornhorn zurück in die Hand. "Zeichne dieses dämliche Ding ab, damit ich das dann abpausen kann." Er grinste mich an und verschwand schnell, damit ich ihn nicht mit den Horn schlagen konnte.
***
Nach der Doppelstunde war Mittagessen angesagt. Mein Bauch röhrte wie ein Hirsch.
"Wo ist James?", fragte ich Sirius, als wir uns alle gemeinsam den Hang zum Schloss hochschleppten.
"Der ist noch zu seinen Eltern", raunte mir Sirius ins Ohr. "Du weißt ja, Professor Orcley hat James gebeten seinen Eltern zu schreiben und zu fragen, ob sie bereit wären in Verteidigung gegen die Dunklen Künste einen Vortrag über das Leben als Auror zu halten. Jetzt bereitet James den Vortrag mit seinen Eltern vor, damit er den halten kann, da ja seine Eltern auf Tauchstation sind."
"Oh, das ist bestimmt interessant. Vielleicht sollte ich auch runter zu Hagrid und zuhören; schaden kann das ja nicht!", rufe ich begeistert und will schon umdrehen, als Sirius mich festhält.
"Heute ist bei Hagrid Suppentag, du willst doch nicht etwa seine Suppe Spezial probieren?" Er lacht bellend auf und schleift mich weiter.
Beim Mittagessen wird Sirius wie immer von vielen Mädchen begafft. Mary sitzt neben ihm und als sie bemerkt, dass eine Hufflepuff Sirius zuzwinkert, drückt sie ihrem Freund demonstrativ einen Kuss auf den Mund. Zum Glück hatte Sirius die Backen nicht voll.
Es ist einfach krass, wie Sirius es schafft, fast jedes weibliche (wenn nicht auch männliche) Wesen für sich zu begeistern. Die Mädchen legen sich auf den Fluren fast reihenweise auf die Nase, wenn sie an ihm und auch James vorbeilaufen. Man könnte fast meinen, die beiden Jungs hätten jedem Liebestrank in den Kürbissaft gemischt.
"Übermorgen dürfen wir wieder nach Hogsmeade", gab Alice bekannt. "Wollen wir-" Doch sie brach mitten im Satz ab, als sie mein Gesicht sah. Ich würde auch gerne mitgehen, aber wie gesagt: ich will meine Lehrer und Eltern nicht enttäuschen, indem ich die Regeln breche, die ja auch zu meiner Sicherheit dienen.
"Ihr könnt ruhig darüber reden", sagte ich und lächelte. Statt mich über Hogsmeade zu unterhalten, kramte ich den Tagespropheten von heute Morgen aus meiner Schultasche. Ich bin noch nicht dazu gekommen alles zu lesen.
Auf der Titelseite war ein Interview mit irgendeinem hohen Tier im Ministerium, was mich reichlich wenig interessierte. Ich blätterte die Zeitung komplett durch, auf der Suche nach Neuigkeiten über Todesser oder ähnliches. Ich fand nichts und war beruhigt. Erst gestern wurde über einen Angriff auf Muggel berichtet, den ein Todesser begangen haben muss.
Auch wenn ich Petunia und Vernon nicht ausstehen konnte, sorgte ich mich um meine Schwester. Vernon geht mir dann doch eher schlichtweg am Arsch vorbei, um es umgangssprachlich auszudrücken.
Die Slytherins schauen mich nach wie vor an, als wäre ich ein Kaugummi an ihrer Schuhsohle, aber abfällige Bemerkungen sind noch nicht gefallen. Selbst Dolohov und Mulciber zügeln ihr Mundwerk. Snape hat sich übrigens den Finger beim Kampf mit James gebrochen und einen riesigen Schnitt am Hals, der wirklich auf einen unschönen Fluch hindeutet.
***
Den fertigen Aufsatz für Verwandlung in der Hand verlasse ich die Bibliothek und schlage den Weg zum Porträt der Fetten Dame ein.
Im Gemeinschaftsraum sitzen Alice, Mary, Marlene und die Rumtreiber auf den Sofas und Sesseln vor dem Kamin, haben die Köpfe zusammen gesteckt und tuscheln.
"Was gibts da zu flüstern?", frage ich laut und setze mich neben Remus.
"Nichts!", sagt Sirius schnell und grinst. Auch die anderen grinsen und meiner Meinung nach, habe ich sie gerade bei etwas erwischt, was ich nicht sehen soll.
"Glaube ich euch nicht. Über was habt ihr geredet?", bohre ich nach und suche James' Blick. Mein Freund wird tatsächlich rot und steht auf.
"Ich bin müde. Gute Nacht!" Er beugt sich zu mir herunter und gibt mir einen Gute-Nacht-Kuss, bevor er den Gemeinschaftsraum verlässt.
Was ist denn hier los? Auch als die restlichen Rumtreiber ein paar Minuten später den Abgang machen und nur noch meine Freundinnen und ich da sind, wollen sie mir nichts erzählen. Etwas beleidigt gehe ich ebenfalls ins Bett. Dann halt nicht!
Hey!
Hier ist das neue Kapitel. Im letzten habe ich ja gesagt, dass es hauptsächlich um Snape und so geht, aber mir ist eine Blitzidee gekommen, die ich unbedingt einbauen und vorziehen muss... Bin gespannt, was ihr dazu sagt. Ich weiß nicht, ob es schon im nächsten Kapitel soweit ist, aber bleibt gespannt!💘
Bis bald,
-Rel✨
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