31- Oh holder Mistelzweig!
(Dieses Kapitel ist karikirikari gewidmet, da sie mich auf eine tolle Idee gebracht hat! Und danke an alle, die für diese Story voten und sie kommentieren!)
Das Abendessen bei Slughorn war furchtbar gewesen. James redete kein Wort mit mir und es war ziemlich langweilig gewesen; die Gespräche der anderen erregten nicht das geringste Interesse in mir.
Als am späten Abend alle das Büro verlassen hatten und nur noch ich da gewesen bin, führte mich Slughorn zu seiner privaten Zaubertranksammlung, was mich dann doch interessierte und ich mir von ihm zeigen ließ, was welcher Trank konnte und wie einfach oder schwierig die Zubereitung davon war.
Schließlich hat er mir ein kleines Fläschchen hingehalten und meinte: "Hier, Miss Evans. Ich sehe doch genau, dass Sie dies im Moment gebrauchen könnten." Er zwinkerte mir zu und ergänzte noch: "Das reicht für einen Tag. Aber bitte nicht während den Prüfungen!"
Mit diesen Worten schob er mich zur Tür hinaus, wünschte mir viel Glück (bei was auch immer) und noch einen schönen Abend.
Jetzt stand ich vor Slughorns geschlossener Bürotür und wusste nicht einmal, was dieser Zaubertrank war oder kann, den er mir da geschenkt hatte. Ich war neugierig und wollte es herausfinden, und zwar genau jetzt. Ich zückte meinen Zauberstab, murmelte "Lumos!" und machte mich auf den Weg zur Bibliothek, auch wenn es schon fast Mitternacht war und ich mich nicht allzu wohl fühlte in den kalten und leeren Korridoren von Hogwarts. Dennoch erreichte ich die Bibliothek ohne irgendeinen Zwischenfall und öffnete die schwere Holztür mittels meines leuchtenden Zauberstabs.
Ich war schon oft nachts in der Bibliothek gewesen, auch wenn es immer wieder auf's neue ein wenig gruselig ist. Leise schleiche ich die Regale entlang, entziffere die Buchrücken und gehe schließlich mit zwei Büchern unter'm Arm zu einem Tisch, wo ich mich hinsetze und beginne in den dicken Wälzern zu blättern.
Nach einiger Zeit finde ich einen Trank, dessen Beschreibung mit dem Äußeren meiner kleinen Ausgabe des Trankes übereinstimmt. Felix Felicis, ein äußerst starker Glückstrank. Krass. Und diesen Trank schenkt mir Slughorn, ziemlich leichtsinnig wenn man mich fragt, aber gebrauchen kann ich das schon im Moment...
Am liebsten würde ich den Trank jetzt ausprobieren, nur um noch einmal ein bisschen glücklicher zu werden und das mit James gerade zu biegen. Aber es ist mitten in der Nacht, James hat noch vor mir das Büro verlassen und wenn ich ehrlich bin, spare ich mir den wertvollen Trank lieber auf, da er schwierig herzustellen ist und ich nicht weiß, ob ich überhaupt wieder in den Genuss eines solchen Glückstranks komme. Ich stecke ihn in meine Umhangtasche und klappe die Bücher zu.
Plötzlich knallt es hinter mir.
Ich bekomme beinahe einen Herzinfarkt und fahre herum. Da steht eine dunkle Gestalt, den Zauberstab hoch erhoben. Mir schaudert es.
Ich greife schnell nach meinem eigenen Stab und bin schon kurz davor, einen Fluch loszulassen, als ein grüner Lichtblitz um Haaresbreite an mir vorbei rauscht. Er prallt gegen ein Bücherregal, welches laut scheppernd und ohrenbetäubend zu Boden stürzt. Ich schreie so laut ich kann und schicke eine Schockzauber in die Richtung, in der ich die Person oder was auch immer das ist, vermute.
Mein Herz schlägt so schnell, dass ich meine, es würde im ganzen Schloss widerhallen.
Mit einem Mal kommen zwei weitere Personen in die Bibliothek gestürmt, doch es sind zu meiner Erleichterung nur Madam Pince, die Bibliothekarin mit dem Aussehen eines Geiers, und Professor McGonagall.
"Miss Evans!", kreischt die zuletzt genannte.
"Professor McGonagall! Passen Sie auf, da ist-"
Zu spät. Ein erneut abgefeuerter Fluch trifft mich und zwar mitten in die Armbeuge. Das Blut spritzt wie nichts, es gellen Schreie durch den Raum, welcher außerdem durch die Lichtblitze der Flüche aufgehellt wird.
Ich sinke zu Boden und rufe um Hilfe. Das warme Blut läuft meinen Arm hinunter, tropft auf den Boden und mir wird übel. Dann wird alles schwarz...
***
Ich spüre einen komischen Druck an meiner Hand und mein kompletter rechter Arm fühlt sich taub an. Bei Merlins Zahnbürste! Doch die Erinnerung kehrt augenblicklich zurück und ich bemerke, dass meine Hand von einer anderen Hand gehalten wird. Ich bete, dass es diese ganz bestimmte Person ist und schlage erwartungsvoll die Augen auf, um etwas enttäuscht festzustellen, dass es nur Mary ist, welche zusammen mit Alice und Marlene mich herum stehen. Wo bin ich eigentlich?
Ein kurzer Blick reicht, um festzustellen, dass ich in einem der Messingbetten des Krankenflügels liege und dass um meinen rechten Arm ein dicker Verband gewickelt wurde, der leicht rot gefärbt ist.
"Lily! Du bist wach!", kreischt Alice auf, wird von Marlene allerdings ermahnt, mal einen Gang runter zu fahren. Etwas beleidigt räuspert sie sich und fragt nicht ganz so aufgedreht: "Wie geht es dir?"
"Hm", mache ich. "Mein Arm tut weh und ich habe Kopfschmerzen. War- also, ist- nein. War James schon hier gewesen?" Ich blickte meine Freundinnen genau an, damit ich auch jedes verdächtige Augenzwinkern mitbekam.
Anstatt herumzustottern, wie ich es eben getan habe, grinste Mary nur und sagte mit fröhlicher und selbstgefälliger Miene: "Ja, war er. Wir waren allerdings noch nicht da, aber er ist gerade aus dem Krankenflügel gestürmt, als wir rein wollten."
Mein Herz sprang auf und ab. War ihm endlich klar geworden, dass Veronica eine behämmerte Lügnerin ist? Hat ihn Sirius überzeugt? Oder meine Freundinnen?
Anstatt diese Fragen zu stellen, wollte ich nur die Uhrzeit wissen. Marlene meinte, es sei kurz vor halb acht Uhr morgens und dass sie gleich zum Frühstück aufbrechen würden. Später wollen sie mir die Hausaufgaben vorbei bringen und wenn es möglich ist, sogar James...
Kaum waren die drei weg, wurde es zunehmend langweilig. Von Madam Pomfrey war keine Spur und ich würde auch ganz gerne wissen, wer das gestern gewesen ist, der mich da überfallen hat und noch die halbe Bibliothek verwüstet hatte. Doch damit musste ich mich noch gedulden.
Gegen zehn Uhr kam Madam Pomfrey in den Krankensaal geschritten, ein Tablett mit Essen vor ihr her schwebend und jede Menge Salben und Verbände unter den Arm geklemmt. Sie eilte zu meinem Bett, sagte das übliche "Ah, Sie sind wach. Schön.", knallte das Tablett auf meinen Nachttisch und nahm meinen Verband ab. Was ich da sah, erschrak mich ein wenig.
Meine Armbeuge war rot verkrustet und die Haut sah irgendwie verbrannt aus.
"Das gibt eine Narbe", informierte mich die Krankenschwester. Toll, es ist ja nicht so, als hätte ich in der letzten Zeit nicht genug Narben bekommen. Es sind fast acht Narben durch den Angriff der Todesser vor meinem Elternhaus auf meiner Haut entstanden.
"Wir wissen nicht, welcher Zauber Sie da getroffen hat, aber auf jeden Fall war es keiner, den man an einem unschuldigen Menschen anwenden sollte." Sie rieb mit einer höllisch brennenden Salbe über die Kruste und zum Vorschein kam- naja, das ist fast schon zu widerlich, um es zu beschreiben.
Kurz darauf saß ich mit meinem Frühstückstablett da und las in einem interessanten Buch, das mir Madam Pomfrey gegeben hatte, um mir etwas die Zeit zu vertreiben. Ich schmierte gerade Marmelade auf meine Toast, als die große Tür des Krankenflügels aufging und der Schulleiter höchstpersönlich hereinkam. Er hatte ein freundliches Lächeln auf den Lippen und ich fragte mich, was der hier wollte.
"Guten Morgen, Miss Evans. Ich sehe, Sie nehmen bereits etwas zu sich. Das ist immer ein gutes Zeichen, jaja. Nun, Miss Evans. Ich habe mir die Freiheit genommen, um Ihnen vielleicht ein paar Dinge zu erklären." Er schaute mich durch seine Halbmondbrille an und wartete geduldig bis ich das Buch beiseite gelegt hatte.
"Wir hatten ja zusammen eine Regel ausgemacht, was der Alleingang durch's Schloss betrifft. Tagsüber sehe ich das ganze nicht ganz so eng, allerdings nachts finde ich eine Begleitung äußerst nützlich, nicht nur in Ihrem Falle. Ich schätze mal, es war keine Absicht von Ihnen, alleine herum zu wandern, doch wie Sie sehen, hat es böse Folgen gehabt." Dumbledore zeigt kurz auf meinen Arm, faltete dann wieder seine Hände zusammen und sprach weiter. "Wir wissen, wer es war, der Sie angegriffen hat. Professor McGonagall hat ihn mit einem Klammerfluch belegt und postwendend in mein Büro gebracht. Ich war und bin noch geschockt. Es war Regulus Black, der sie angegriffen hat; mit Hilfe von Veritaserum haben wir auch den Grund erfahren. Angeblich hätte er nach Mary McDonald gesucht und hat dann Sie mit Miss McDonald verwechselt. Wir haben Ihn von der Schule verwiesen, noch gestern Abend, da wir solch ein Verhalten nicht dulden können."
Ich starrte Dumbledore wie eine Statue an. Dann sagte ich etwas merkwürdiges.
"Professor Dumbledore, ich muss Ihnen widersprechen. Regulus ist in Mary verliebt. Verliebte handeln oft ohne etwas Böses im Sinne zu haben, er wollte bestimmt nur mit ihr reden!", verteidigte ich Sirius' Bruder hier mit Hand und Fuß.
"Ich weiß, was Sie meinen", erklärte Dumbledore lächelnd. "Aber Mr Black wollte Sie, also eigentlich Ihre Freundin Mary, angreifen, da sie offensichtlich kein Interesse an ihm zeigt und er auch noch wütend auf seinen Bruder ist, der ja offensichtlich mehr Glück hat. Doch mutwillig andere Schüler anzugreifen, ist alles andere als in Ordnung. Es sind mehrfach solche Fälle vorgefallen, meistens wegen Mr Black."
Ich öffnete den Mund, doch der Schulleiter fuhr fort: "Ja, Mr Snape, Mr Mulciber und ein paar Komplizen ebenso, aber Mr Black wird schon lange Zeit beobachtet und zeigt immer mehr seine dunkle Seite, drücke ich es mal so aus. Ich denke, auch bei denen anderen wird das Maß bald voll sein, aber noch ist es nicht so weit." Er stoppte und rückte seine Brille gerade. "Nun, Miss Evans. Ich rate Ihnen: treiben Sie sich nachts nicht mehr alleine durch's Schloss! Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und gute Besserung." Mit einem Winken und einem Lächeln verabschiedete er sich und verließ den Krankenflügel.
Ich war baff. Regulus Black, Sirius' Bruder. Dass er kein Lamm war, wussten wir alle, aber dass er schon längere Zeit von Dumbledore im Auge behalten wird, überrascht mich sehr. Ich dachte um unsere berühmten drei Schlangen stünde es viel schlimmer. Bei Merlins Bart, das siebte Schuljahr ist keineswegs langweilig.
***
Madam Pomfrey erlaubte mir, zum Gryffindorturm zu gehen, um mir ein paar Habseligkeiten zu besorgen, da ich noch ein paar Tage in ihrer Obhut bleiben musste.
Ich lief durch die Gänge, natürlich in Schuluniform - im Nachthemd hätte ich mich das nie getraut - und bemerkte, dass überall über Regulus Rauswurf und über den Angriff von gestern geredet wurde. Ein paar fragten mich, wie es mir ginge und was genau gestern Nacht passiert ist. Ich antwortete fast immer das gleiche und zeige bestimmt zwanzig mal meinen verbundenen Arm, wo sich der Verband schon wieder leicht rot färbte.
Kurz vorm Porträt der Fetten Dame steige ich eine Treppe hinauf und als ich oben am Treppenabsatz ankomme, wäre ich fast wieder hinunter gekullert.
Ein paar Meter vom Porträt entfernt hängt ein Mistelzweig mitten in der Luft. Darunter stehen zwei Personen, die mir ziemlich bekannt vorkommen. Daneben steht eine Menschengruppe, überrascht, verblüfft und überglücklich dreinblickend. Mir steigen die Tränen in die Augen, als ich von Mary, Alice, Sirius und Peter in die Mitte genommen werde. Klar, da fehlen welche. James ist sonstwo, aber die anderen beiden sind ja beim knutschen beschäftigt. Endlich. Marlene und Remus.
Mein Glück ist fast perfekt. Aber das fast verschwindet gleich...
"Oh, holder Mistelzweig!", summt Sirius leise, als jemand nach meiner Hand greift und ich mich umdrehe. Ich beginne zu zittern. Vor mir steht ein Junge mit schwarzen Haaren und runder Brille, aus der mich hoffnungsvoll blinkende, rehbraune Augen anblicken.
Sirius hört auf zu singen und für einen kurzen Moment, hören alle auf, Marlene und Remus anzuglotzen.
"Lily, ich wollte sagen, dass es mir leid tut", begann er mit fester Stimme. "Verzeihst-"
Doch ich lasse ihn nicht ausreden. Ich schlinge bloß meine Arme um seinen Hals und küsse ihn.
Alles ist perfekt in diesem Moment.
Hello!
Hier ist das neue Kapitel und ich hoffe, es hat euch gefallen! Endlich ist Jily wieder vereint, ich freue mich gerade selbst, haha!😂 Jedenfalls hat mein allererstes Kapitel einfach 300 Reads, was echt krass ist, danke!❤️
Bis zum nächsten Kapitel,
-Rel✨
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