12- Küsse nie unter Alkohol
Lilys POV
Mary sprach die nächsten Tage kein Wort mit Marlene, Alice und mir. Im Unterricht saß sie zwar noch neben mir, trotz allem sah sie keinen Grund, mich anzusprechen.
Remus versuchte uns einwenig aufzumuntern, wollte uns aber auch nicht verraten, was mit ihr los ist.
"Sie will den richtigen Zeitpunkt abwarten, um euch diese Sache mitzuteilen", predigt er uns immer vor, wenn wir nachfragen.
Würde Mary sich nicht gerade wie der egoistischste Mensch auf Erden verhalten, wäre die Sache nur halb so schlimm.
Nach dem sie heute, einem stürmigen Donnerstagmorgen, den Schlafsaal verlassen hat, ohne auch nur ein Wort zu reden, ist mir der Geduldsfaden gerissen.
Alice und Marlene brauchten ein bisschen, um mich wieder zu beruhigen.
Marys Verhalten war unmöglich; so pubertär kann doch kein Mensch sein!
Aber genau diese Feststellung entspricht dem Gegenteil, wie ich in Zaubertränke feststellte.
Wir saßen wieder mit James und Sirius am Vierertisch und brauten einen Heilungstrank gegen Drachenbisse.
Mary und ich teilten uns normalerweise ein Buch, heute hatte sie ihr eigenes mitgebracht.
Auch benutzten wir gemeinsam meine Waage, die heute von Marys eigener Gesellschaft bekam.
Aus Protest brachte ich ihr auch keine Zutaten aus den Zutatenschrank mit, was sie mit einem abfälligen Schnauben kommentierte.
Ich hasste es, mich zu streiten. Aber hey- sie hatte doch angefangen, warum sollte ich ihr dann hinterher rennen?
Mit dieser Einstellung lebte ich also die ganze Stunde. Ich ignorierte sie und unterhielt mich notdürftig mit James, der mir gegenüber hockte. Sirius sagte kaum was.
Am Ende der Stunde brachte ich dicht gefolgt von James eine Phiole zu Slughorn nach vorne, welcher uns freudig anschaute.
"Ach, ich wollte Sie für heute noch einladen! Nochmal ein nettes Abendessen, das letzte war schließlich großartig gewesen!", verkündete er uns und weitete seine Augen erwartungsvoll.
Das war nicht großartig gewesen, es war vollkommen für den Arsch gewesen.
"Äh, klar, Sir", sagte ich und James neben mir nickte brav.
"Sehr schön! Um sieben in meinem Büro! Wir sehen uns!" Professor Slughorn klatschte in die Hände und verstaute die kleinen Zaubertrankflässchen in seiner Tasche.
Wenn dieser Abend genauso enden würde, wie der letzte in Slughorns Büro, muss ich mir was überlegen.
Auch habe ich keine besondere Lust mich schon wieder so fein zu machen.
Und wenn ich dann auch nochmal mit James tanzen muss, hat Slughorn mich zum letzten Mal auf seiner 'Party' gesehen.
Da die anderen schon vor sind, bleibt mir nix anderes übrig, als mit James zum Mittagessen zu laufen.
Jeder schien bemerkt zu haben, dass die Stimmung zwischen uns beiden aufgetaut ist und wir uns freundschaftlich näher gekommen sind. Wären wir keine Schulsprecher, wäre das gar nicht passiert. Soll ich Dumbledore jetzt doch dankbar sein? Denn James ist eigentlich total okay...
***
"Wo gehst du hin?"
Hat sie mich gerade ernsthaft angesprochen? Nach vier Tagen redet sie wieder mit mir? Wow.
"Professor Slughorn hat mich zu nem' Essen eingeladen", sage ich leise und ziehe mir meine Lieblingskette an.
"Schon wieder? Das ist doch belämmert", meint sie und rümpft die Nase. "Du scheinst ja total wild dadrauf zu sein, dich mit ein paar Pappnasen an einen Tisch zu quetschen. Du passt ja perfekt dahin."
Spinnt die denn?
"Wenn du neidisch bist, brauchst du deine schlechte Laune nicht an deinen besten Freundinnen auszulassen, mit denen du seit Tagen nicht sprichst!", fauche ich, schnappe meine Weste und rausche zornig aus dem Schlafsaal.
Was ist in dieses Mädchen gefahren? Warum verhält sie sich wie die größte Zicke? Ich habe keine Ahnung. Ich kann nur hoffen, dass sie sich bald wieder fängt.
James steht bereits am Porträtloch, wie wir es während dem Mittagessen verabredet hatten.
"Hi", nuschele ich und lächele müde.
"Was ist los?"
Kann der Gedanken lesen?
"Mary", sage ich nur und unterdrücke eine aufkommende Träne. Doch irgendwie war ich nie gut darin, Tränen zurück zuhalten. Auch jetzt nicht.
Während die erste Träne mein Auge verlässt, nimmt mein Gegenüber mich fest in den Arm.
"Das wird bald wieder", flüstert er und fängt an, über mein Haar zu streichen.
Hätte er das vor einem Monat getan, hätte ich ihn gelyncht. Doch jetzt-
"A-am besten, wir gehen los, oder?", schniefe ich in sein gut riechendes Jacket und James lässt mich los.
Das ist jetzt irgendwie peinlich. Ich meine, ich flenne hier los und rotze sein hübsches Jacket voll- das ist nich ladylike, Lily!
Doch James scheint das nichts auszumachen, da er eine fröhliche Miene aufgesetzt hat, während wir zu Slughorns Büro laufen.
Ich klopfe, als wir in den Kerkern angekommen sind, und sofort wird die Tür aufgerissen.
"Hach, wie schön! Einen guten Abend wünsche ich Ihnen! Kommen Sie rein, nur keine Scheu!", ruft Slughorn, welcher ein Glas Feuerwhiskey in der Hand hält.
Wir treten ein und dieses Mal ist das Büro voller, als beim letzten Mal.
Aus jedem Haus sind mindestens fünf Schüler eingeladen, die bereits zu schneller Walzermusik tanzen.
Ich würde am liebsten wieder abhauen, ganz ehrlich. Wenn ich in einen Tanzclub möchte, würde ich Professor Slughorn Bescheid geben.
Doch bevor James mich auf den Teppich zieht, der als Tanzfläche dienen soll, übernimmt Slughorn das Wort: "Gut, da nun auch die Schulsprecher uns mit ihrer Anwesenheit beehren, möchte ich zu Tisch bitten!"
Er muss den Tisch wohl magisch vergrößert haben, sonst würden hier keinen mindestens zwanzig Schüler dranpassen.
Ich quetsche mich neben James und eine blonde Hufflepuff, die mich etwas kritisch mustert. Oh, ich vergaß.
Das ist ja Loretta Smith. Sie schickt James ständig Liebesbriefe, was ich von Remus weiß.
Ihr gefällt es anscheinend nicht, dass ich mich mit James besser verstehe und ihn nicht mehr lauthals zur Schnecke mache.
Als der Tisch sich schließlich mit Essen und Trinken füllt, mache ich mir keine Gedanken mehr über Loretta, sondern lasse, während ich kaue, meinen Blick über den Tisch schweifen.
Ich erkenne Emma Miller mit Xenophilius Lovegood aus Ravenclaw und ein paar Slytherins, die mich keines Blickes würdigen.
Während dem Essen wird kaum geredet, abgesehen von Slughorn, der mal wieder alle ausquetscht.
Diesmal bin ich dran... "Wo genau arbeiten Ihre Eltern?", "Wie regeln Sie das mit dem Muggelgeld?", "Wissen viele Ihrer Verwandte von Ihrer Gabe?", blablabla.
Es ist ziemlich ätzend, doch zum Glück folgt nach dem Hauptgang der Nachtisch, der sich als Siruptorte entpuppt, was meine Stimmung einwenig aufbessert.
Jedoch dauert der Nachtisch doppelt solange wie der Hauptgang, da diese Torte unwahrscheinlich groß ist und Slughorn jedem noch mal auftun möchte.
Als aus dem Nichts plötzlich ein Tablett mit Feuerwhiskey erscheint, greift James neben mir blitzschnell zu und leert das Glas mit einem Zug.
Ich schaue ihn empört an. "Muss das jetzt sein? Wenn du nachher dicht bist, rede ich kein Wort mehr mit dir!", zische ich in seine Richtung.
Doch James genehmigt sich noch ein zweites Glas, was er besser nicht getan hätte.
Slughorn ist bekannt für seinen selbst gemischten Feuerwhiskey. Er macht wenig Wasser, dafür umso mehr Alkohol rein, was einen nach drei Gläsern schon nicht mehr geradeaus laufen lässt.
Deshalb schließe ich meine Hände um die von James, damit er nicht schon wieder zum Glas greift.
Er schaut mich überrascht an und grinst.
"Damit du nicht noch mehr trinkst", erkläre ich rasch und schaue zu Boden.
"Seid ihr etwa zusammen?!" Die schrille Stimme meiner Nachbarin, lässt meinen Kopf wieder hochschnellen.
Erschrocken löse ich meine Hände von James' und starre Loretta böse an. "Nein, du kannst ihn gerne haben. Ich möchte ihn nur daran hindern, sich komplett volllaufen zu lassen", sage ich und lehne mich in meinem Stuhl zurück.
"Aha... Alles klar", murmelt Loretta gedehnt und schenkt James einen widerlichen Augenaufschlag. Der Besagte schaut allerdings nur mich an, was die Hufflepuff sichtlich stört, weshalb sie sich eingeschnappt wegdreht.
"Du bist süß, wenn du andere Leute anzickst", flüstert er mir zu und streckt seine Hand aus, um sich ein weiteres Glas vom mittlerweile spärlich besetzten Tablett zu nehmen.
"Oh, nein, Freundchen!", rufe ich leise, reiße ihm das Glas aus der Hand und kippe mir den Inhalt tatsächlich selbst in den Mund.
Meine Kehle brennt wie Feuer und der Alkohol schmeckt bitter.
"Hey, das war mein Glas", beschwert sich James und blitzschnell hält er das nächste Glas in der Hand. Doch ich schnappe es mir wieder.
Ich weiß nicht was mich dazu verleitet, dies ebenfalls zu trinken; vielleicht der eben herunter gekippte Whiskey.
Und ich merke auch sofort, dass der Alkohol mir zu Kopf steigt. Wen interessieren denn jetzt die bescheuerten Slytherins oder die angepisste Loretta?
Das Leben ist doch eigentlich einfach, man muss es nur etwas auflockern!
Schade, dass das Tablett schon leer ist...
James dagegen starrt mich an. "Bist du verrückt? Du hast im Leben noch kein Alkohol getrunken", zischt er mir zu.
"Ja und?", lache ich und grinse ihn an. "Ich hab jetzt aber Lust, also halt den Ball flach."
"Eben hast du mir noch verboten, ein Glas anzurühren und jetzt trinkst du selbst", kontert er und schaut mir dabei tief in die Augen, was bei mir sofortiger Schwindel auslöst.
So hässlich ist der ja gar nicht, oder? Nö, eigentlich ist er ziemlich heiß. Hm-
"Lily? Es wird spät- Professor Slughorn? Ähm, ich glaube, Lily geht es nicht so gut... Ich bringe sie hoch, okay?", ruft James in die Runde und zieht mich hoch.
"Hey, mir geht es blend-"
Mir wird der Mund zugehalten.
"Oh, wie schade! Na schön, wir sehen uns! Machen Sie's gut!", antwortet Slughorn und geleitet uns noch zur Tür, durch welche James mich in Windeseile bugsiert und sich von Slughorn verabschiedet.
"Okay, Lily. Du bist anscheinend für deine Verhältnisse komplett dicht, als gehen wir jetzt schnurstracks hoch, ja?", wendet James sich an mich und nimmt meine Hand.
"Warum? Es wäre bestimmt noch lustig geworden", beschwere ich mich und bleibe hartnäckig stehen.
"Nein. Weder für dich noch für alle anderen Beteiligten", bestimmt James und macht einen Schritt auf mich zu.
Dann hebt er mich hoch und wirft mich über seine Schulter.
"Lass das, ich kann alleine gehen!", protestiere ich und hämmere gegen seinen Rücken.
"Das bezweifele ich", murmelt James und läuft los.
"Du riechst gut", bemerke ich irgendwann, nachdem ich eine Weile meine Nase im Stoff seine Jackets versengt hatte.
"Du auch", hörte ich ihn sagen und grinste in mich hinein.
Dann spürte ich, wie er mich absetzte. Wir waren beim Porträt der Fetten Dame angelangt.
Auf einmal schaltete mein Gehirn aus. Mein Herz gewann einwenig Oberhand, das ja auch gerade mit Blut vollgepumpt wurde, welches Alkohol intus hatte.
Ohne zu zögern schlang ich meine Hände um seinen Hals und küsste ihn. Auf den Mund.
Und die Aussage von allen Mädchen "Potter küsst verdammt gut!" bestätigte sich hiermit auch.
Mir lief ein Schauer über den Rücken und die deutlich spürende Gänsehaut jagte die nächste.
Dennoch bemerkte ich keine Schmetterlinge im Bauch, wie ich sie anfangs immer bei John Wood gespürt hatte.
Ich wusste auch nicht, wie lang dieser Kuss gedauert hat, jedoch fragten mich Alice und Marlene, warum ich so komisch aufgedreht bin, als ich den Schlafsaal betreten hatte.
Höhö, ich wollte mal n' bisschen Romantik zwischen die beiden bringen...😏 hinny_jily karikirikari
Danke für über 400 Reads! Das freut mich sooo!👼🏼
-Rel🔥
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