xxiv. Süß wie Zimt
—✧—✧—✧—✧—
VIERUNDZWANZIG SÜẞ WIE ZIMT
—✧—✧—✧—✧—
HOLLY HAT DAFÜR GESORGT, dass sie am Tag von Harrys Anhörung weit weg vom Grimmauldplatz war. Sie hat das Haus früh am Morgen verlassen, um den Tag mit Draco zu verbringen, der genau wie sie Quidditch trainieren wollte, bevor sie wieder zur Schule gehen. Und als sie etwas verschwitzt und mit Grasflecken an Knien und Ellbogen zum Grimmauldplatz zurückkehrte, wurden die Zwillinge und Ginny "zum hundertsten Mal" gescholten, weil sie „Er ist frei!" riefen. So wie es also aussieht, verlief die Anhörung ohne Probleme.
Inzwischen ist der letzte Tag im August. Hollys Geburtstag fällt auf den Neunundzwanzigsten, den sie bei Pansy verbracht hat, und abends ist ihr Dad wieder am Grimmauldplatz aufgetaucht, wo Mrs Weasley einen Geburtstagskuchen für Holly gebacken hatte. Jetzt ist nur noch ein Tag der Sommerferien übrig, und Holly versucht, alles zu packen, bevor sie zur Schule zurückkehrt. Die Sachen, die sie aus ihrem Zimmer zu Hause mitgenommen hat, sind bereits dorthin zurückgebracht worden, und jetzt sieht das Zimmer auf dem Dachboden ein wenig leer aus, als ob die Hälfte seiner Seele ausgeschöpft worden wäre.
Holly wurde beim Packen von ihrer Eule unterbrochen, die mit einem Brief an das Fenster klopfte. Er war von Pansy, ein kurzer, aber süßer Brief mit den Worten: ICH BIN SLYTHERIN-VERTRAUENSSCHÜLERIN!!! Und als Holly die Nachricht las, konnte sie natürlich nicht anders, als sich für ihre beste Freundin zu freuen, und schrieb fröhlich einen Brief zurück, in dem sie versprach, dass sie bis zum Ende des Tages eine selbstgemachte Karte mit einem Herzlichen Glückwünsch! in den Händen halten würde.
„Ich kann's nicht fassen! Ich glaub es nicht!", sagt Mrs. Weasley. Holly springt gerade von der letzten Stufe auf den Teppich des Treppenabsatzes und runzelt die Stirn. Mrs. Weasley sieht aus, als würde sie gleich vor Freude weinen. „Oh, Ron, wie wunderbar! Vertrauensschüler! Wie alle in der Familie!"
Oh, jetzt hat Holly es verstanden.
„Und was sind Fred und ich, Nachbarn von nebenan?", sagt George.
Holly unterdrückt ein Lachen. Sie stellt sich neben Harry, während Mrs. Weasley Ron in eine Umarmung zieht und fast das Leben aus ihm herausquetscht.
„Wenn dein Vater das erfährt! Ron, ich bin so stolz auf dich, das sind ja wunderbare Neuigkeiten, am Ende wirst du noch Schulsprecher wie Bill und Percy, das ist der erste Schritt", sagt Mrs Weasley. Holly runzelt beinahe die Stirn, weil das nicht der einzige Weg ist, um Schulsprecher zu werden — glaubt ihr, Holly hat sich erkundigt. Dieses Jahr kommt sie ins Quidditch-Team. Nächstes Jahr ist sie Quidditch-Kapitän. Und im nächsten Jahr Schulsprecherin. „Oh, dass so etwas passiert, mitten in all den schweren Zeiten! Ich find's einfach toll, oh Ronnie—"
Die Zwillinge machen Würgegeräusche hinter Mrs Weasley. Holly lächelt.
„Mum... nicht... Mum, ist ja schon gut..."
Und es geht so weiter, ein paar Minuten lang, in denen Mrs. Weasley immer wieder Rons Gesicht küsst, während die Zwillinge so tun, als müssten sie sich dabei übergeben. Holly lehnt sich an die Wand, immer noch neben Harry und Hermine, die aussehen, als wüssten sie nicht so recht, was sie tun sollen. Holly weiß es nicht, wenn sie ehrlich ist. Sie ist es gewohnt, dass ihr Dad sie in den Arm nimmt und umarmt, aber nicht, dass er sie mit Küssen überhäuft.
„Harry?", sagt Hermine.
„Toll", sagt Harry, und Holly runzelt die Stirn. Er klingt nicht so, als ob er toll meint. Er klingt seltsam. „Hervorragend. Vertrauensschülerin. Großartig."
„Danke", sagt Hermine. Sie weicht zur Seite, und Holly lächelt ihr zu und versucht, im Stillen Gut gemacht zu sagen. Denn Holly meint es aufrichtig. Sie findet es cool. „Ähm — Harry — könnte ich mir Hedwig ausleihen, damit ich es Mum und Dad schreiben kann? Die werden sich echt freuen — immerhin, Vertrauensschülerin ist etwas, das sie verstehen können..."
„Ja klar, kein Problem", sagt Harry, der immer noch etwas komisch wirkt. Holly war lange genug in Durmstrang, um zu merken, wenn jemand etwas vorspielt. Ach, bitte. Er gibt sich ja kaum Mühe. „Nimm sie nur!"
Hermine lächelt ihn an, sichtlich begeistert und aufgeregt. Was auch völlig logisch ist. Holly weiß, dass Pansy heute den ganzen Tag in ihrem Haus herumhüpfen wird, und morgen wird sie überglücklich über ihre neue Rolle sein, genau wie Hermine.
Sie sieht, wie Hermine Hedwig vom Schrank in Harrys und Rons Zimmer herunterruft, und Holly runzelt die Stirn in Harrys Richtung, der immer noch seltsam wirkt. Sie überlegt, ob sie ihn zur Seite ziehen soll, um ihn zu fragen, was mit ihm los ist, aber ihr fällt keine Ausrede ein. Niemand sonst scheint ihr zuzuhören, und sie sieht, wie Hermine das Zimmer von Harry und Ron verlässt, um den Brief an ihre Eltern zu schreiben, also wartet Holly, bis Hermine außer Sichtweite ist, bevor sie sich an Harry wendet.
„Du siehst nicht sehr glücklich aus", sagt sie. Harry öffnet den Mund, um zu protestieren, aber sie rollt mit den Augen, nimmt seine Hand und zieht ihn in sein Zimmer, wobei sie die Tür hinter sich schließt. Sie sieht ihn stirnrunzelnd an. „Bist du— Bist du eifersüchtig oder so?"
„Ich weiß nicht", sagt Harry.
„Okay", sagt Holly.
„Ich hab vergessen, dass die Vertrauensschüler in der fünften Klasse gewählt werden", sagt Harry. „Wurdest du...?" Holly schüttelt den Kopf, und Harry sieht sie eine Minute lang stirnrunzelnd an, als ob er krampfhaft überlegt, wer es sonst noch geworden sein könnte. Er sieht entsetzt aus, als er sagt: „Parkinson ist es geworden?"
Holly nickt. „Ich mache ihr noch eine Karte, auf der Gut gemacht steht."
„Du bist nicht sauer?", fragt Harry.
Holly zuckt mit den Schultern. „Wir sind nicht dieselbe Person", sagt sie und runzelt die Stirn. „Wir reagieren nicht auf alles gleich — und es ist in Ordnung, wenn du ein bisschen sauer bist. Ich bin es einfach nicht."
„Aber dann — ist das nicht falsch von mir? Vielleicht dachte ich, ich würde das Vertrauensschülerabzeichen bekommen", sagt Harry. Holly nickt, nicht ganz sicher, was sie sagen soll, aber sie findet es gut, dass er es mal laut ausspricht. „Ich klinge wie Malfoy."
„So falsch ist das gar nicht", sagt Holly.
„Ich glaube nicht, dass ich besser bin als Ron", sagt Harry, um sich selbst zu beruhigen. Er sieht zu ihr hinüber, und sie nickt, weil sie vermutet, dass er will, dass sie das weiß. Sie weiß nicht, warum. Aber es ist niedlich. „Aber andererseits — ich bin besser im Quidditch als er... Aber in nichts sonst. Nicht im Unterricht..."
Holly runzelt die Stirn und will gerade den Friedhof und das Turnier erwähnen, aber er redet weiter, bevor sie es kann. „Aber was ist mit der Zeit außerhalb des Unterrichts? Was ist mit den Abenteuern, die ich mit Ron und Hermine erlebt habe, seit wir in Hogwarts sind — da haben wir nicht nur einen Schulverweis riskiert, warum sollte Dumbledore die Anhörung berücksichtigen?", sagt Harry. Holly zuckt mit den Schultern, um zu zeigen, dass sie zuhört, sie ist sich nur nicht sicher, was sie sagen soll. „Ron und Hermine waren die meiste Zeit bei mir...
Aber auch nicht die ganze Zeit. Sie haben nicht mit mir gegen Quirrell gekämpft. Sie haben es nicht mit Riddle und dem Basilisken aufgenommen. Sie haben in der Nacht, als Sirius geflohen ist, nicht alle Dementoren verjagt. Sie waren nicht mit uns auf dem Friedhof, in der Nacht, als Voldemort zurückkehrte", sagt Harry. Holly nickt, und sie ist sich nicht sicher, warum er speziell darauf eingeht, welche Nacht er meint. Sie war mit ihm auf keinem anderen Friedhof. „Ich habe auf jeden Fall mehr getan — ich habe mehr getan als jeder von ihnen!
Aber vielleicht, vielleicht wählt Dumbledore die Vertrauensschüler nicht aus, weil sie sich in eine Menge gefährlicher Situationen gebracht haben... Vielleicht wählt er sie aus anderen Gründen aus... Ron muss etwas haben, was ich nicht habe..."
Holly wird das Herz schwer. Sie tritt vor und umarmt ihn, weil sie glaubt, dass das besser ist, als wenn sie ihn nur ansieht, als sähe sie einen Welpen ertrinken. Sie zieht sich zurück und lässt ihre Arme auf seiner Schulter ruhen. „Keiner von euch ist besser als der andere — man darf sich sowieso nicht mit anderen vergleichen, das ist sinnlos und man fühlt sich dadurch nur schlechter", sagt Holly. „Und wen kümmert es, dass du kein Vertrauensschüler bist? Du hast es in deinem ersten Jahr ins Quidditch-Team geschafft, wie viele Leute können das von sich behaupten? Und dann auch noch das alles mit Du-weißt-schon-wem — nimm doch mal ein bisschen Anerkennung an! Du hast dich nicht nur mit jemandem duelliert, der viel älter ist als du, sondern warst dabei auch noch so mutig — du konntest aufstehen, nachdem man dir den Cruciatus auferlegt hatte, das können nicht viele Leute von sich behaupten!"
Ihre Gesichter sind nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt. Holly kann spüren, wie ihr Herz schneller schlägt. Wenn sie näher käme, nur ein ganz klein wenig... Aber das will sie doch gar nicht. Sie denkt nicht nach.
„Holly?"
„Ja?"
„Ich—"
Die Tür geht auf. Holly dreht sich um und sieht Ron mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht hereinkommen. Zu dem Zeitpunkt, als sie die Türklinke gehört hat, hat sie sich bereits weit von Harry entfernt und lässt die Arme an die Seite fallen.
Sie steht unter Schock. Sie fühlt sich seltsam. Ehrlich gesagt, hatte sie nicht erwartet, dass er das sagen würde. Sie glaubt nicht, dass sie wollte, dass er noch näher kommt...
„Ich habe sie gerade noch erwischt!", sagt er. „Sie sagt, sie holt den Sauberwisch, wenn sie kann."
„Gut gemacht, Ron", sagt Holly.
Ron lächelt sie an. „Danke, Holly!"
Für einen Moment ist sie verblüfft. Sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich so gut befreundet waren, aber dem Grinsen in seinem Gesicht nach zu urteilen, hat sie wohl schon seit ein paar Wochen zu unrecht daran gezweifelt. (Was gut ist. Sie hat einen neuen Freund gefunden!) „Ich muss noch zu Ende packen", sagt Holly. „Wir sehen uns dann später."
Sie verlässt den Raum. Als sie die Tür hinter sich schließt, hört sie, wie Ron sagt: „Hast du es ihr gesagt?" Holly runzelt die Stirn. Ihr was gesagt? „Oh... Na ja, das ist gut!"
„Hör mal — Ron — gut gemacht, Kumpel."
Holly lächelt sanft, bevor sie wieder die Treppe hinaufgeht. Alles fühlt sich seltsam an. Ihr Herz schlägt immer noch schnell, und die Erinnerung geht ihr nicht aus dem Kopf. Sie waren sich so nahe. Noch näher und sie hätten sich geküsst — aber das will sie ja nicht. Zumindest glaubt sie das nicht. Warum sollte sie ihn überhaupt küssen wollen? Sie glaubt sowieso nicht, dass sie das will. Denn wenn sie das wollte, dann würde sie auf ihn stehen, und das tut sie nicht. Zumindest glaubt sie das nicht...
Sie setzt sich auf den Boden und betrachtet stirnrunzelnd ihr Spiegelbild.
—✧—✧—✧—✧—
„TJA, ICH NEHME AN, jetzt hasse ich euch wieder", sagt Holly, als sie am nächsten Morgen in den Zug steigen. Sie hält ihren Koffer fest und versucht, ihn und ihre Eule aufrecht zu halten, als der Zug sich in Bewegung setzt und langsam aus Kings' Cross in Richtung Hogwarts fährt.
Harry, Ron und Hermine stehen noch auf dem Gang, als Holly Pansy entdeckt und zu ihrer besten Freundin läuft, um sie in eine feste Umarmung zu ziehen. Holly bemüht sich, ihren Koffer und Eule aufrecht zu halten, während sie Pansy angrinst und sagt: „Da ist ja meine Lieblingsvertrauensschülerin! Ich habe dich seit — na ja, zwei Tagen nicht mehr gesehen, aber Pansy!"
„Ich hab dich vermisst!", sagt Pansy, die Holly immer noch umarmt. „Wir haben uns nie richtig unterhalten können, weil so viele andere da waren..."
„Lass uns jetzt ein leeres Abteil suchen und—"
„Oh, Hol", sagt Pansy und schaut sie stirnrunzelnd an. Holly hört auf, Pansy zu umarmen, und versucht, so zu tun, als wolle sie ihren Koffer und Eule aufrecht und sicher halten, aber das stimmt nicht. „Ich muss zum Abteil der Vertrauensschüler."
„Oh", sagt Holly. „Das ist in Ordnung — ist meine Karte rechtzeitig bei dir angekommen? Ich habe einen ganzen Nachmittag damit verbracht, es hat so lange gedauert mit dem Glitzer und—" Sie hört auf zu reden. „Musst du jetzt schon gehen?"
Pansy runzelt die Stirn. „Ja... Es tut mir leid, Hol, ich wünschte, ich könnte bei dir bleiben", sagt sie. Holly versucht, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Ich glaube nicht, dass ich die ganze Reise über da sein werde. In dem Brief stand, dass wir nur Anweisungen von den Schulsprechern bekommen und dann von Zeit zu Zeit durch die Gänge patrouillieren... Ich werde dich gleich danach finden, versprochen. Es tut mir leid, Hol, ich will nicht..."
„Nein, nein, ist schon gut", sagt Holly. „Wir sehen uns später."
Pansy lächelt Holly schwach an, und Holly versucht ihr Bestes, zurückzulächeln. Sie freut sich für Pansy, und sie weiß, dass sie nicht eifersüchtig ist oder so, sie vermisst sie einfach. Ist das furchtbar von ihr? Sie wünscht sich bloß, dass sie mit ihrer besten Freundin im Zug zusammensitzen und sie über alles auf den neusten Stand bringen könnte, jetzt, wo sie ein bisschen sicherer reden können als in einem Haus, das von Todessern bewohnt wird. Sie möchte Pansy vor allem erzählen, was fast mit Harry passiert wäre, denn sie weiß, dass Pansy ihn hasst, aber sie weiß, dass sie Freunde sind, und sie ist verzweifelt.
Holly schaut dabei zu, wie Pansy weggeht. Der Boden im Korridor rüttelt weiter, und Holly beginnt, den Korridor hinaufzulaufen, um den Rest ihrer Freunde in einem Abteil zu finden.
Ein paar Minuten vergehen und sie hat sie immer noch nicht gefunden. Holly denkt sich scheiß drauf, sie wird ihre Freunde finden, wenn sie in der Schule ankommt, jetzt wird sie einfach versuchen, ein leeres Abteil zu finden. Das ist besser, als fast umzufallen und von ihrem Koffer und ihrer Eule erdrückt zu werden, also.
Sie geht zurück durch den Gang und gibt sich alle Mühe, entweder ihre Freunde — vielleicht hat sie nicht richtig gesucht — oder ein leeres Abteil zu finden. Holly glaubt, dass sie wieder dort ist, wo sie angefangen hat, und sie beginnt, die Hoffnung aufzugeben. Vielleicht kann sie sich einfach zu einer Gruppe von Freunden und deren Abteil quetschen — vielleicht sind sie, wenn sie jünger sind, von ihrem Cousin eingeschüchtert, und vielleicht verschwinden sie dann. Hm.
„Oh... hi", hört sie Harry sagen.
Holly wirbelt wieder herum und ihr Blick fällt auf das Abteil, an dem sie gerade vorbeigegangen ist, mit dem Ravenclaw-Mädchen, das neben der offenen Tür steht.
„Ähm... Na ja... Ich wollt nur mal kurz hallo sagen..."
Holly runzelt die Stirn und geht zurück in diese Richtung.
„Hey, Harry, hast du was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?", fragt sie.
„Oh, nein, das ist in Ordnung!", sagt Harry. „Ähm—"
Holly bleibt einen Augenblick lang neben dem Mädchen stehen.
„Ich bin Cho", sagt das Mädchen. Holly hat ein merkwürdiges Gefühl. Wenn sie darüber nachdenkt, erkennt sie Cho als das Mädchen, mit dem Cedric auf dem Weihnachtsball war... Sie ist sicher ein paar Jahre älter, warum spricht sie mit Harry — oh. Holly erinnert sich an das, was Pansy und Draco zu Beginn des letzten Jahres gesagt haben, darüber, dass Harry für Cho schwärmte (schwärmt?). „Du bist Holly? Du warst wirklich gut im Turnier..."
„Ich weiß", sagt Holly. „Ich hab's gewonnen."
„Ja...", sagt Cho. „Also, ich gehe jetzt besser..."
„Tschüss", sagt Holly und lächelt sie wieder an. Cho macht sich auf den Weg, und Holly betritt das Abteil, gerade als Ginny ihren Zauberstab schwingt, um irgendeinen grünen Schleim zu beseitigen, der den Raum bedeckt hat. Holly nimmt Platz, und die Tür gleitet hinter ihr zu. „Sie scheint nett zu sein."
Harry wirft ihr einen merkwürdigen Blick zu.
Holly sieht sich die anderen im Abteil an: einen Jungen namens Longbottom (sie glaubt, dass Draco ihn so genannt hat?) und ein Mädchen mit langen blonden Haaren und einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Das Mädchen sitzt neben Ginny.
„Du bist die Cousine von Draco Malfoy", sagt das Mädchen.
Holly nickt einmal. „Das bin ich."
„Du siehst aus wie er", sagt das Mädchen.
Holly nickt noch einmal. „Liegt an den Haaren."
Im Abteil herrscht wieder Schweigen. Holly tauscht einen Blick mit Ginny aus, die sich ebenso unwohl fühlt, und für den Bruchteil einer Sekunde begegnet sie dem Blick des Jungen namens Longbottom, der ein hohes Quietschen von sich gibt. Holly hält einen Moment inne und sieht ihn stirnrunzelnd an.
„Ähm, hallo", sagt sie zu dem Jungen. „Ich bin Holly."
„I-Ich weiß", sagt der Junge. „Du bist Malfoys..."
„Ich bin aber nicht er, oder?", sagt Holly. „Wie heißt du?"
„Neville", sagt er.
„Cool", sagt Holly. Er sieht sie immer noch seltsam an, als würde er vermuten, dass sie sich gleich in ihren Cousin verwandelt und ihn auslacht, nur weil er er selbst ist, oder ihn verhext, oder irgendetwas, das ihm das Leben zur Hölle macht. Holly lächelt ihn schwach an. „Ich werd dich nicht umbringen."
„Ich... äh..."
„Ja, Holly ist nett, Neville!", sagt Harry. Holly ist gerührt. Sie ist noch nie nett genannt worden. Manipulativ, ja. Böse, das auch. Aber nie nett. Sie lächelt. „Sie ist nicht wie Malfoy — nein, ehrlich! Wir waren das ganze letzte Jahr über befreundet, sie hat mir bei der zweiten Aufgabe geholfen..."
Holly zieht eine Augenbraue hoch. Das ist der Punkt, an dem Susannah auftauchen und spöttisch etwas sagen würde wie: ‚Er klingt, als würde er gleich ein Sonett über dich schreiben.' Das tut er natürlich nicht, das ist wahrscheinlich nur eine Überreaktion von Hollys Gehirn. Sie kann das gestrige Ereignis nicht aus ihrem Kopf bekommen. Sie waren sich so nahe.
Eine Stunde vergeht, und nach einiger Zeit beginnt Neville, sich für Holly zu erwärmen, worüber sie ein wenig froh ist. Als Ron und Hermine eintreffen, nimmt Holly ihre Sachen und macht sich auf die Suche nach Pansy, die sie ein paar Meter entfernt von ihren restlichen Freunden findet, und sie sitzen alle den Rest der Fahrt zusammen.
Schnell erwähnt ihr Cousin, dass er Vertrauensschüler ist und Harry nicht, und obwohl Holly schweigt, weiß sie, dass sie, wenn sie etwas sagt, ein wenig zu verärgert darüber aussehen würde, für jemanden, der Harry angeblich nicht mag, wie sie alle es tun. Es ist ja nicht so, dass sie wortwörtlich gestern dabei war, als sie merkte, dass etwas mit ihm nicht stimmt, und ihm zuhörte, wie er sich über die ganze Sache mit den Vertrauensschülern ausließ. Es ist ja nicht so, dass sie sich zu Beginn des Sommers über Dumbledores Worte hinweggesetzt hat, weil es ihr egal war, ob sie ausgeschimpft wurde, sie wollte einfach nur Harry sehen. Es ist ja nicht so, dass sie gestern nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war, und sie nicht weiß, ob es Enttäuschung war, aber sie verspürte etwas, als der Moment vorbei war.
Der Rest der Reise vergeht schnell, jetzt, wo sie wieder bei ihren Freunden ist. Als der Zug anhält, geht sie mit Daphne zu den Kutschen, da Draco und Pansy früher gehen mussten, um in den Gängen zu patrouillieren, und Crabbe und Goyle mitgegangen sind.
Holly fühlt sich ein bisschen komisch, als sie mit ihren Freunden zur Halle geht. Letztes Jahr um diese Zeit stand sie bei den alten Erstklässlern, hatte ein flaues Gefühl im Magen und runzelte die Stirn angesichts des seltsamen Gesangs des Hutes. Sie erinnert sich daran, wie sie letztes Jahr um diese Zeit gerade erst Pansy und die anderen Mädchen kennengelernt hatte und sich darauf freute, in Slytherin aufgenommen zu werden, damit sie mit ihren neuen Freunden zusammen sein konnte. Sie erinnert sich daran, wie sie während des Festes immer wieder aufschaute und ein Junge am Gryffindor-Tisch sie immer wieder merkwürdig ansah. Hm. Die Dinge haben sich geändert.
Das Lied ist in diesem Jahr noch seltsamer und endet mit den Zeilen „Oh, seht das Verderben und deutet die Zeichen, die aus der Geschichte erstehen. Denn unsere Schule ist in Gefahr, sie mag durch äußere Feinde vergehen. Wir müssen uns stets in Hogwarts vereinen oder werden zerfallen von innen." Sehr aufmunternd, um es mal so zu sagen. Holly sieht, wie ihre Freunde mit verwirrten Blicken zu dem alten Hut schauen.
„Was war das?", flüstert Blaise stirnrunzelnd.
„Auf unsere Neuen", sagt Dumbledore. „Willkommen! An unsere alten Hasen — willkommen zurück!" Damit ist Holly gemeint! Zum ersten Mal seit fünf Jahren hat sie keine Angst davor, wieder in die Schule zu kommen. Obwohl ihre Angst im letzten Jahr darin bestand, keine Freunde zu finden, aber trotzdem. Sie hat keine Angst! „Es gibt eine Zeit, um Reden zu halten, aber dies ist sie nicht. Haut rein!"
Holly bedient sich bereits an dem Teller, der bis zum Rand mit Gemüse gefüllt ist, als Daphne sagt: „Das Lied war komisch."
„Hat er schon mal sowas gemacht?", fragt Holly.
Pansy schüttelt den Kopf. „Nicht so."
Draco schnaubt spöttisch und legt eine Hühnerkeule auf seinen Teller. „Die Häuser alle befreundet. Keine Chance, wenn Potter dabei ist", sagt er. Holly sieht auf ihren Teller hinunter. „Apropos Potter — Holly, ich glaube, ich habe dich vorhin mit ihm gesehen, als ihr in den Zug gestiegen seid."
„Oh, Merlin, erinner mich nicht", sagt Holly und rollt so übertrieben mit den Augen, dass sie sich wundert, dass ihr die Augen danach nicht wehtun. Sie wirft Draco diesen furchtbar verzweifelten Blick zu, während sie seufzt. „Er kam auf mich zu, als ich mit meinem Dad in Kings' Cross angekommen war — und du kennst ja meinen Dad, er dachte, wir wären wirklich befreundet, also sagte er: ‚Oh, geh einfach mit ihnen, dann bist du im Zug bei deinen Freunden.' Das war ich nicht, glaubt mir — Pansy ist in den Vertrauensschüler-Wagen gegangen und ich konnte euch nicht finden und weil er immer noch denkt, dass wir Freunde sind, hat er gesagt, dass ich bei ihm und — hör dir das an, du wirst dich totlachen — Neville Longbottom und Ginny Weasley und — oh, wie heißt sie noch, irgendwas mit Lovegood — sitzen kann."
„Loony Lovegood?", sagt Draco und bricht in Gelächter aus. Holly nickt, als ob sie sagen wollte: Ja, genau die! Sie weiß, dass sie Luna heißt, sie wollte nur nicht Luna sagen, und auch nicht Loony. „Oh, Merlin, Hol! Du hättest einfach zum Abteil der Vertrauensschüler gehen sollen — du hättest mit mir und Parkinson durch die Gänge patrouillieren können, nicht wahr?"
Er sieht Pansy an. „Natürlich!", sagt sie und ihre Wangen werden ein wenig rosa. Holly sieht Pansy seltsam an, und Pansy erwidert ihren Blick mit dem gleichen Ausdruck in den Augen. „Potter ist ein echter Idiot, nicht wahr?"
„Oh ja", sagt Holly, die nach Strich und Faden lügt. Pansy wirft ihr einen schelmischen Blick zu, weil sie genau weiß, dass Holly das alles nur vorspielt.
„Er wäre fast von der Schule geflogen", sagt Draco. „Dementoren wollten ihn angreifen."
Holly nickt. „Und seinen Cousin."
„Woher weißt du das?", fragt Draco.
Holly zuckt mit den Schultern. „Er gibt an."
Er gibt nicht an. Gestern fühlte er sich schrecklich, weil er dachte, er hätte anstelle von Ron Vertrauensschüler von Gryffindor werden sollen, und jedes Mal, wenn er Dinge erwähnte, die er getan hatte, die Ron nicht getan hatte, sah er nicht gerade stolz aus, als wollte er sich für die Dinge rühmen, die er in den letzten Jahren hatte überleben müssen.
„Also", sagt Holly, die unbedingt das Thema wechseln will. „Was meint ihr, wann finden die Quidditch-Auswahlspiele statt?"
„Montague sagt Samstagmorgen", sagt Draco. Holly nickt, und ihr Gesichtsausdruck verrät, dass sie bereits überlegt, wie sie vorher trainieren kann, um sich auf die Auswahlspiele vorzubereiten. „Sie brauchen zwei Jäger — ich glaube, er hat die letzten beiden rausgeschmissen. Es gibt auch was für die Treiber, aber die Positionen hat er schon an Crabbe und Goyle vergeben... Ich habe ihm gesagt, dass du im Team sein willst, und natürlich will er den Trimagischen Champion..."
„Da gab es noch zwei andere, Kumpel", sagt Blaise.
„Nein, die gab es nicht", sagt Draco. Holly fühlt sich schlecht, aber sie lächelt darüber. „Wie ich schon sagte, will er dich natürlich im Team haben, und seine jüngere Schwester will auch im Team sein, und anscheinend ist sie genauso gut wie er... Er will immer noch ein Auswahlverfahren, aber das hast du ja schon so gut wie in der Tasche."
Holly grinst. „Nett."
„Es ist Montagues letztes Jahr, oder?", fragt Blaise.
Draco nickt. „Also wird es nächstes Jahr einen neuen Kapitän geben."
„Du weißt, dass ich deine Lieblingscousine bin?", sagt Holly sofort und versucht, ihn so süß anzulächeln, als könnte sie kein Wässerchen trüben.
„Ich will es nicht werden—"
„Oh, Merlin sei Dank!"
„Ich werde sowieso damit beschäftigt sein, Vertrauensschüler zu sein", sagt Draco. Er tauscht einen Blick mit Pansy aus, und Holly sieht, wie das kleine Lächeln auf Pansys Gesicht bleibt. Sie runzelt die Stirn. Sie wird sie später danach fragen. „Außerdem — man weiß ja nie, in den nächsten Jahren, was mit—"
Holly unterbricht ihn: „Halt verdammt noch mal die Klappe." Blaise schaut blitzschnell von seinem Essen auf, seine Augen weiten sich. Holly runzelt die Stirn über ihren Cousin, der aussieht, als wäre er ein kleines Kind, mit dem man schimpft... Er ist ein kleines Kind, mit dem man schimpft. „Du darfst hier sowas nicht sagen. Idiot."
„Keiner hört zu", sagt Draco.
„Das weißt du doch gar nicht", sagt Holly.
Sie reden wieder über Quidditch und über Dinge, die nichts mit Todessern, Voldemort oder Harry Potter zu tun haben. Irgendwann, so erinnert sich Holly, nickt sie zu allem, was Draco über Harry sagt, und Holly fängt an, diesen gewaltigen Vortrag darüber zu halten, dass seine Augen so hässlich grün und seine Haare so furchtbar unordentlich sind, dass es schrecklich ist. Und obwohl Draco und Blaise nicken, als würden sie voll und ganz zustimmen, sieht Pansy Holly seltsam an, als wolle sie sagen: Na klar, Hol.
„Nun, jetzt, da wir alle ein weiteres herrliches Festessen verdauen, bitte ich für einige Momente um eure Aufmerksamkeit für die üblichen Bemerkungen zum Schuljahresbeginn", sagt Dumbledore. Pansy wirft ihm einen angewiderten Blick zu, da sie die Rede bereits fürchtet. Holly unterdrückt ein Lachen. „Die Erstklässler sollten wissen, dass der Wald auf dem Schlossgelände für Schüler verboten ist — und einige unserer älteren Schüler sollten es inzwischen auch wissen.
Mr Filch, der Hausmeister, hat mich, wie er sagt, zum vierhundertzweiundsechzigsten Mal gebeten, euch daran zu erinnern, dass Zauberei zwischen den Unterrichtsstunden auf den Gängen nicht erlaubt ist, ebenso wenig wie eine Reihe anderer Dinge, die alle auf der erschöpfenden Liste nachzulesen sind, die jetzt an Mr Filchs Bürotür hängt."
„Eine leichte Sommerlektüre", sagt Blaise leise vor sich hin. Holly grinst.
„Dieses Jahr haben wir zwei Veränderungen im Kollegium. Wir freuen uns sehr, Professor Raue-Pritsche erneut willkommen zu heißen, die Pflege magischer Geschöpfe unterrichten wird; wir freuen uns ebenfalls, Professor Umbridge vorstellen zu können, unsere neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste", sagt Dumbledore. Holly klatscht, weil sie es irgendwie muss. „Auswahlspiele für die Quidditch-Mannschaften der Häuser finden statt am—"
„Chrm, chrm."
Dumbledore sieht überrascht aus. Holly und Draco tauschen einen Blick aus und versuchen beide, nicht über den Gesichtsausdruck ihres Schulleiters zu lachen, oder über die kleine Frau in dem rosa Kleid, die vom Lehrertisch aufsteht.
„Danke, Direktor, für diese freundlichen Willkommensworte", sagt Umbridge, während sie sich in der Halle umsieht. „Nun, es ist wunderbar, wieder in Hogwarts zu sein, muss ich sagen! Und solch glückliche kleine Gesichter zu mir aufblicken zu sehen! Ich freue mich sehr darauf, Sie alle kennen zu lernen, und ich bin sicher, wir werden sehr gute Freunde werden!"
Holly bedeckt ihren Mund, damit ihr gedämpftes Lachen nicht so auffällt.
Umbridge räuspert sich erneut, was Pansy zum Kichern bringt, so dass Holly Mühe hat, nicht auch zu lachen. „Das Zaubereiministerium hat der Ausbildung junger Hexen und Zauberer immer die größte Bedeutung beigemessen. Die seltenen Gaben, die Sie von Geburt an besitzen, könnten verkümmern, wenn wir sie nicht durch sorgfältige Anleitung fördern und hegen würden. Die uralten Fähigkeiten, die der Gemeinschaft der Zauberer vorbehalten sind, müssen von Generation zu Generation weitergegeben werden, wenn wir sie nicht für immer verlieren wollen. Der Schatz magischen Wissens, den unsere Vorfahren zusammengetragen haben, muss bewahrt, erweitert und vertieft werden von jenen, die zum ehrenvollen Dienst des Lehrers berufen sind."
Holly hört auf zu lachen.
„Jeder Schulleiter, jede Schulleiterin von Hogwarts hat etwas Neues zu der schweren Aufgabe beigetragen, diese geschichtsträchtige Schule zu führen, und das ist auch gut so, denn ohne Fortschritt treten Stillstand und Verfall ein. Und doch muss dem Fortschritt um des Fortschritt willen eine Absage erteilt werden, denn häufig bedürfen unsere erprobten und bewährten Traditionen nicht des Herumstümperns. Ein Gleichgewicht also zwischen Altem und Neuen, zwischen Dauer und Wandel, zwischen Tradition und Innovation..."
Holly gefällt das nicht. Sie hört weiter zu und zieht die Augenbrauen vor Sorge zusammen. Das hört sich nicht gut an. Holly mag es wirklich nicht, wie sich das anhört.
„... weil manche Änderungen zum Besseren ausschlagen, während andere im Urteil der Geschichte sich als Fehlentscheidungen erweisen werden. Desgleichen werden manche alten Gewohnheiten bewahrt werden, und das ganz zu Recht, während andere, veraltet und überholt, aufgegeben werden müssen. Gehen wir also voran in eine neue Ära der Offenheit, der Effizienz und der Verantwortlichkeit, bestrebt, das zu bewahren, was bewahrenswert ist, zu vervollkommnen, was vervollkommnet werden muss, und zu säubern, wo wir Verhaltensweisen finden, die verboten gehören."
Weil manche Änderungen zum Besseren ausschlagen.
Und doch muss dem Fortschritt um des Fortschritt willen eine Absage erteilt werden.
Zu vervollkommnen, was vervollkommnet werden muss.
Zu säubern, wo wir Verhaltensweisen finden, die verboten gehören.
Holly spürt, wie ihr Blut zu Eis wird und ihr Schauer über den Rücken laufen. Das klingt alles nicht gut. Es kommt ihr vor, als würde sie die Geschichten der älteren Durmstrang-Mädchen hören, darüber, wie Karkaroff zu ihnen allen gesprochen hat, als er zum ersten Mal dorthin kam. Wie er einen Wandel zum Besseren versprach und wie das letztendlich die Schule ruinierte und korrumpierte.
So schlimm wird es nicht sein. Nichts kann so schlimm sein, wie es in Durmstrang war. Hier gibt es Dumbledore, und selbst wenn Umbridge Holly das Blut in den Adern gefrieren lässt, hat Hogwarts immer noch Dumbledore. Solange er da ist, wird in Hogwarts nichts Schlimmes passieren.
„Ich danke Ihnen vielmals, Professor Umbridge, das war eine höchst aufschlussreiche Rede", sagt Dumbledore. Holly sieht, wie einige Leute klatschen, und sie weiß nicht, warum. „Nun — wie gesagt, die Quidditch-Auswahlspiele finden statt am..."
Holly versucht, sich zu beruhigen. Sie ist paranoid. Diese Schule wird sich bestimmt nicht in Durmstrang verwandeln, nein. Dumbledore ist hier und er wird das nicht zulassen. Hogwarts ist sicher, solange er hier ist. Holly braucht sich keine Sorgen zu machen, sie ist einfach an eine andere Schule und all ihre Albträume gewöhnt. Diese Schule ist nicht wie Durmstrang. Sie braucht sich keine Sorgen zu machen.
—✧—✧—✧—✧—
KAUM IST PANSY ZURÜCK, nachdem sie den neuen Erstklässlern in den Kerker geholfen hat, taucht sie in ihrem Schlafsaal auf, zerrt Holly aus dem Zimmer und marschiert mit ihr durch den Gemeinschaftsraum, durch die Gänge und in das Bad der Vertrauensschüler. Als sie aufhören zu gehen und Pansy sich zu ihr umdreht, tun Holly die Füße weh, weil sie in ihren Hausschuhen durch das Schloss gelaufen ist.
„Potter hat dich so sehr angestarrt, Hol", sagt Pansy. Holly nickt, nicht ganz sicher, was sie sonst tun soll. „Ich glaube nicht, dass er weggeschaut hat. Überhaupt nicht. Ich weiß, dass ihr befreundet seid, und obwohl ich ihn hasse, werde ich das respektieren und so, aber, Holly. Es war fast traurig. Ich glaube nicht mal, dass er geblinzelt hat. Überhaupt nicht. Ich wusste gar nicht, dass jemand so fasziniert vom Hinterkopf eines anderen sein kann."
„Na ja, ich habe mir gestern Abend die Haare gewaschen, damit sie glänzen", sagt Holly, und Pansy wirft ihr einen seltsamen Blick zu, der Holly zum Lächeln bringt. „Er sieht aber schon ziemlich gut aus, oder?"
Pansy sieht sie ungläubig an. „Was?"
„Das tut er", sagt Holly. „Hast du seine Augen gesehen?"
Pansy wiederholt sich: „Was?"
„Glaubst du, er küsst gut?"
„What the fuck, Holly?"
„Ich hab mich nur gefragt", sagt Holly.
Pansy sieht entsetzt aus. „Ich hasse diese ganze Unterhaltung."
„Oh, okay, Pansy", sagt Holly und wirft Pansy denselben schelmischen Blick zu, den ihre beste Freundin ihr vorhin zugeworfen hat, als sie sagte, wie furchtbar (wunderbar) sie Harry fand. „Wie wär's, wenn wir über jemanden reden — nämlich dich —, der ganz schön viel kichert in der Nähe von — ach, ich weiß auch nicht — Draco? Hm? Was hat es damit auf sich?"
Pansy wirft Holly ein kleines Lächeln zu, ein süßes kleines Lächeln, das Holly ein wenig zum Lächeln bringt. „Das ist schon seit Jahren so, aber Hol, ich glaube, ich habe vielleicht eine Chance", sagt sie. „Mit dem ganzen Vertrauensschülerkram — ich weiß nicht, vielleicht kann da was passieren."
„Ähm", sagt Holly. Sie weiß nicht, was sie noch sagen soll. Sie weiß, dass Holly von Pansys Standpunkt aus nicht das Geringste dazu sagen kann. „Das ist — schön."
„Ich weiß nicht, ob irgendwas passieren wird, aber ich glaube, ich habe dieses Jahr bessere Chancen", sagt Pansy und sieht dabei so verliebt aus, dass Holly sich schrecklich fühlt. Sie weiß genau, dass Draco Pansy nicht auf die gleiche Weise betrachtet. Aber das kann sie doch nicht sagen, oder? Das würde Pansy fertig machen. „Wir waren zusammen auf dem Weihnachtsball, und jetzt werden wir mehr Zeit miteinander verbringen..." Pansy lächelt, und dann sieht sie Holly an. Das Lächeln verwandelt sich in ein Grinsen. „Aber, ähm, Holly, was hat es mit Potter auf sich?"
Holly runzelt die Stirn. „Was hat es mit Potter auf sich?"
„Du kannst nicht einfach wiederholen, was ich gesagt habe", sagt Pansy und wirft Holly einen seltsamen Blick zu. Sie tritt ein wenig näher an Holly heran und sieht sie stirnrunzelnd an. „Holly, ich werde es niemandem sagen, aber — stehst du auf Potter?"
„Nein", sagt Holly. Und dann runzelt sie die Stirn über sich selbst. Pansy sieht ein wenig besorgt um Holly aus, und Holly sieht sie seufzend an. „Ich weiß es nicht. Die Sache ist die, dass ich ihn den Sommer über oft gesehen habe..."
„Wegen des Ordens?"
„Wie zum Teufel weißt du...?"
„Oh, bitte, das ist alles, worüber meine Eltern jammern", sagt Pansy. Holly erinnert sich an die paar Male, als sie Pansys Haus besuchte und ihr seltsamer Vater sie begrüßte und beim Weggehen zu seiner Frau, Pansys Mutter, etwas über den Propheten sagte. „Wie auch immer. Red weiter."
„Ich weiß nicht, er ist eigentlich wirklich wirklich nett", sagt Holly. „Und du hättest ihn sehen sollen, als ich erzählt habe, was in Durmstrang passiert ist — oh, ja, er, Ron und Hermine wissen davon."
Pansy verengt verwirrt die Augen. „Wolltest du, dass sie es wissen?"
„Ich habe eine Bemerkung über den Cruciatus gemacht, wie auch immer", sagt Holly. Pansy sieht sie weiterhin seltsam an und rückt ein wenig näher, als ob sie bereit wäre, in den Gryffindor-Turm zu gehen und das Gespräch aus ihrem Gedächtnis zu löschen. „Und offensichtlich war er ein wenig besorgt — Pansy, er war besorgt, mein Gott — und ich meine, wenn ich nicht gewollt hätte, dass sie es wissen, hätte ich es doch nicht so erwähnt? Wenn ich wollte, dass es ein Geheimnis bleibt, hätte ich es so gesagt, wie ich es dir gesagt habe. Und ich meine, sie hätten es irgendwann sowieso herausfinden, und um ehrlich zu sein, denke ich, dass ich ihnen dieses Geheimnis anvertrauen kann." Sie haben schlimmere. „Aber Pansy! Als ich ihm alles über Durmstrang erklärt habe, sah er so besorgt aus. Als würde er durchdrehen. Er hat sich solche Sorgen gemacht, Pansy."
Pansy runzelt die Stirn. „Okay."
„Und dann, das habe ich euch nicht erzählt, aber nachdem ich euch allein gelassen hatte, saß ich mit ihm und seinen Freunden zusammen — ich wollte nicht so lange bleiben, aber das tut nichts zur Sache — und als der Zug anhielt und wir wieder in Kings' Cross ankamen, gab es diesen wirklich seltsamen Moment", sagt Holly. „Weil wir beide den Weasley-Zwillingen den Trimagischen Gewinn gegeben haben — ich will das Geld nicht, bla bla bla, du weißt, was ich meine — und dann sind wir gegangen, bevor sie es zurückgeben konnten, und ich habe mich von ihm verabschiedet und wollte ihn umarmen, aber dann hab ich es nicht getan. Ich hab ihn angeschaut und dachte: Eine Umarmung ist nicht genug. Also habe ich ihn auf die Wange geküsst."
„Das macht Sinn", sagt Pansy.
Holly runzelt die Stirn. „Wirklich?"
„Ja!", sagt sie. „Ich hab ihn gesehen, als ich aus dem Zug gestiegen bin. Ich dachte, jemand hätte ihn betäubt..."
Holly fühlt sich seltsam dabei. „Ist das etwas Gutes?"
„Was? Dass er es nicht glauben konnte?", sagt Pansy. „Kommt drauf an."
„Das hilft mir nicht", sagt Holly.
Pansy verzieht die Lippen, während sie nachdenkt. Schließlich wendet sie sich an Holly. „Na ja, ich würde sagen, da er dich anstarrt, seit du hier bist, war es eine gute Sache", sagt Pansy. Sie sieht zur Seite und lacht. „Ich kann es nicht glauben. Ich werde es niemandem sagen, keine Sorge, aber Scheiße, Holly... Ist das alles?"
„Na ja."
„Oh nein."
„Oh, doch", sagt Holly und verzieht das Gesicht. „Ich kann dir nicht sagen, warum, weil er mir genug vertraut hat, um es mir zu sagen, und ich liebe dich, Pansy, aber ich werde kein Versprechen brechen... Also, gestern, da war diese ganze Sache und er hat sich über etwas geärgert und ich habe zugehört und so und dann kam es zu diesem Punkt, an dem er etwas gesagt hat und ich ihn umarmt habe und ihn beruhigt habe und dann — und dann — waren unsere Gesichter so—" Sie zeigt mit ihren Fingern den Abstand. „—auseinander und ich weiß nicht, ob ich mich vorbeugen wollte, aber ich glaube, ich wollte es irgendwie, aber andererseits weiß es nicht, aber auch schon—"
Pansy sieht immer noch aus, als stünde sie unter Schock.
„Na ja", sagt Pansy, nachdem sie Holly ein paar Minuten lang angeschaut hat, als würde sie eine Gryffindor-Krawatte tragen. „Ich mag ihn nicht. Ich weiß nicht, ob es mir gefällt, dass er Zeit mit dir verbringt. Aber ich liebe dich und will, dass du glücklich bist, also werde ich wohl damit klarkommen."
Holly lächelt sanft.
„Und überhaupt", sagt Pansy und schenkt Holly ein Lächeln, während sie einen Arm um sie legt. „Du bist meine beste Freundin. Wenn du glücklich bist, bin ich auch glücklich. Und wenn du ein Geheimnis hast, nehme ich es mit ins Grab."
„Ich liebe dich so sehr", sagt Holly.
Pansy grinst. „Ich weiß."
Holly muss lachen und umarmt Pansy. Sie setzen sich auf den Badezimmerboden, und Holly sieht Pansy einen Moment lang an. Sie runzelt die Stirn. „Mal was anderes", sagt Holly. „Was— Was hältst du davon, dass Du-weißt-schon-wer wieder da ist?"
Es gibt eine kurze Pause. Pansy sieht Holly auf eine Weise an, die Holly nach Durmstrang zurückversetzt; sie sieht, wie der Blick ihrer besten Freundin über ihr Gesicht wandert, sie prüft, sie beobachtet, versucht herauszufinden, ob sie etwas sagen soll oder nicht. Schließlich seufzt Pansy.
„Ich will nicht, dass er es ist", sagt Pansy, so leise, dass es fast ein Flüstern ist. Holly nickt, und sie kann die Sorge und die Angst in ihrem Gesicht sehen. Sie setzt sich näher an Pansy heran und hält ihre Hand fest. „Ich weiß, wir müssen so tun, als ob es nicht so wäre, aber er ist furchterregend."
Holly sieht Pansy an und runzelt die Stirn.
„Kann ich dir ein großes Geheimnis verraten?", sagt Holly. „So groß, dass du mich vielleicht dafür hasst, dass ich es dir erst jetzt erzähle, aber wenn ich es dir erkläre, wirst du es verstehen — aber du darfst es niemandem erzählen, du darfst es nie jemandem erzählen, es ist der einzige Grund, warum ich auf dem Friedhof überlebt habe und Cedric nicht."
Pansy nickt. „Ich werde es niemandem sagen."
Holly sieht Pansy an. Sie hält sich weiterhin an ihrer Hand fest, um ihr Halt zu geben, während sie ihrer besten Freundin, ihrer ersten wirklich besten Freundin, in die Augen sieht und tief Luft holt, bevor sie sagt: „Mein Dad — er ist ein Muggel."
„Oh", sagt Pansy.
„Aber meine Mutter wusste, dass man uns beide umbringen würde, wenn jemand herausfindet, dass sie, eine Todesserin, von einem Muggel schwanger geworden ist, also hat sie sich eine Riesenlüge ausgedacht, die ich einfach übernommen habe. Und ich weiß nicht, warum ich sie mitgemacht habe, aber auf dem Friedhof, während der letzten Aufgabe... Wenn meine Mutter sie nicht erfunden hätte, hätte Du-weißt-schon-wer mich umgebracht, er hätte mich nicht neben Atticus stehen lassen, während er sich mit Harry duelliert hat", sagt Holly. „Ich wollte es dir sagen, aber ich hatte Angst. Ich habe immer noch Angst."
Pansy beugt sich vor und nimmt Holly in den Arm. „Du bist meine beste Freundin, egal was passiert", sagt sie. „Das mit deinem Vater ist mir egal. Es ist mir egal, dass du eindeutig auf Potter stehst, auch wenn du versuchst, es zu leugnen. Es ist mir egal, weil wir beste Freundinnen sind, durch dick und dünn."
„Ich liebe dich", sagt Holly.
Pansy grinst. „Ich weiß."
—✧—✧—✧—✧—
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top