v. Stock und Stein
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FÜNF STOCK UND STEIN
(BRECHEN IHR GEBEIN)
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DIE UHR GEHT eine Minute und vierunddreißig Sekunden nach, das hat Holly zu diesem Zeitpunkt des Schuljahres festgestellt, nachdem sie genug Stunden damit verbracht hat, die Uhr im Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste mit der Uhr an ihrem Handgelenk zu vergleichen. Alle Stunden sind eine andere Erfahrung als der Unterricht in Dunkle Künste an ihrer alten Schule, aber trotzdem wird sie das Gefühl nicht los, dass jede Stunde mit Moody so ist, als würde man in die Welt eines Alice Cooper Musikvideos versetzt werden. Willkommen in Hollys Albtraum.
Jede Sekunde bringt sie in ein kaltes Klassenzimmer in einem ebenso grässlichen Schloss zurück, wo sich die Neuheit, dass sich der Atem in den eines Drachens umwandelt, schon vor Monaten abgenutzt hat. Dort ist sie nun, in einem Klassenzimmer, umgeben von Kindern, die wie gebannt an die Tafel starren und Angst haben, dass sie, wenn sie den Kopf drehen, dafür angeschrien werden, schwach zu sein, weil sie nicht in der Lage sind, solche einfache Aufgaben zu lösen. Widerstehe dem Imperius. Wende den Cruciatus an. Beende das Leiden der Spinne.
Harlow hat es geschafft, am Vortag die Grippe zu bekommen und liegt deswegen friedlich im Krankenflügel. Wenn überhaupt wünscht sich Holly, dass Madam Pomfrey sie ihn öfter besuchen lassen würde, damit sie ein paar Bazillen aufschnappen kann und aus dem Verteidigungsunterricht herauskommt. Zumindest, bis sie aufhören, die Flüche zu üben. Sie zu romantisieren. Sie als schön hinzustellen. Ist es nicht erstaunlich, wie mächtig sie sind? Nicht: Ist es nicht furchtbar, wie mächtig sie sind? Wie mächtig sie einen machen? Wie viel Macht sie in jemandes Hände legen, einem zuflüstern, mehr zu leisten, den Motor auf Touren zu bringen, bis nicht mehr übrig ist als ein verkrüppeltes Ding, dessen Tränen der schmerzhaften Verzweiflung den Steinboden benetzen.
Holly hat sich also den leeren Tisch neben Pansy und Millicent geschnappt, die völlig aus dem Häuschen aussahen, als sie verkündete, dass sie lieber bei ihnen als bei den Jungs sitzen würde. Für Holly macht das Sinn, da sie weiß, dass sie ihre Zeit meistens mit Harlow verbringt. Sie wünschte, sie könnte ein längeres Wochenende oder so haben, damit sie sich keine Sorgen darum machen müsste, mit den Hausaufgaben Schritt zu halten und Zeit mit ihren neuen Freunden zu verbringen. Sie ist immer noch eine Außenseiterin für alle, oder? Sie muss sich immer noch anstrengen, um dazuzugehören.
Durch Lavander Brown und Parvati Patil (sie lernt Namen!) haben sie schon gemerkt, dass es unmöglich ist, in Moodys Unterricht zu reden. Was eine Schande ist, da in der Schule Gerüchte kursieren, die alle mit der Ankunft der Beauxbatons- und Durmstrang-Schüler zusammenhängen und, um ehrlich zu sein, wird Holly sich nicht beschweren, wenn ihre Freunde so fasziniert von ihrer alten Schule sind. Es gibt ihr Pluspunkte und es macht ihnen Lust, Zeit mit ihr zu verbringen. Wenn sie sie jetzt noch dazu bringt, sich in ihre Persönlichkeit zu verlieben, wird sie akzeptiert werden, unabhängig von ihrer alten Schule. Durmstrang, shmurstrang.
Das bedeutet, dass Holly mit ihren eigenen Gedanken allein ist und zusätzlich Susannah manchmal auftaucht, um in der Luft eine Anfängerturnübung vorzuführen. Ihre Purzelbäume beinhalten oft Beleidigungen an diejenigen, die sie nicht sehen — oder hören — können, und wildes Gackern, bei dem man sich fragt, ob sie nicht wenigstens einen Tropfen magisches Blut in sich hat. Doch sie bietet immer eine Form der Unterhaltung für Holly, die es wie viele Menschen nicht mag, zu lange allein mit ihren Gedanken zu sein. Oft wandern sie davon, wie schön Hawaii in einer Werbung für eine Bademodekollektion aussah zu Erinnerst du dich an Durmstrang? Was ziemlich schrecklich ist, wirklich. Alles, was sie tun will, ist, sich zu vorzustellen, wie sie nächsten Sommer irgendwo in der Sonne Urlaub macht. Sich nicht an dieses Biest von Schule zu erinnern. Kommt schon.
Holly beginnt die Angewohnheit zu entwickeln, im Unterricht in ihre eigene kleine Welt abzudriften, mit Susannaahs gackerndem Purzelbaumschlagen im Hintergrund. In Geschichte der Zauberei ist diese Angewohnheit am schlimmsten, aber wer schon einmal eine Stunde Geschichte der Zauberei in Hogwarts durchlitten hat, weiß, dass sie so langweilig ist wie das Februar-Wetter in England.
Damals in Durmstrang war man immer auf Zack, man wusste nie, wann man drangenommen wurde oder ob der Lehrer bemerken würde, dass man an etwas anderes dachte als an den Unterricht. Doch in Hogwarts ist das nicht so. Was schön ist — wirklich, sie beschwert sich nicht — aber weil manche Stunden langweilig sind und es nicht schadet, für eine Weile abzuschalten, oder weil manche Stunden sie einfach an ihre alte Schule denken lassen, kann sie nicht anders, als abzudriften und zu vergessen, worüber der Lehrer spricht.
Das ist der Grund, warum sie sich aus dem Unterricht in ihre eigene kleine Welt zurückzieht: Für einen Moment denkt sie darüber nach, dass ihr Dad heute Abend wahrscheinlich Pizza zum Mitnehmen isst, weil Dienstag ist. Gott. Sie vermisst Pizza. Sie würde für Domino's Pizza töten, ehrlich... Dann denkt sie daran, wie sehr sie ihren Dad vermisst, denn das tut sie, das tut sie immer, wenn sie in der Schule ist. Sie vermisst die Zeit, als sie ein kleines Mädchen war und in die Grundschule ging — die in ihrem Haus Elementarschule hieß, weil ihr Dad zu stur war, den modernen Namen zu akzeptieren — und ihr Dad sie abholte und sie nach Hause gehen würden, vorbei an den Hunden, die ausgeführt wurden, zurück zu ihrem weiß gestrichenen Haus mit den hübschen gelben Blumen neben der Tür.
Aber dann sieht sie, wie Susannah aufhört, Purzelbäume zu schlagen und mit einem Stirnrunzeln im Gesicht näher zu Moody schwebt. Holly hört das Wort Imperius und blickt zur Seite, wo Pansy und Millicent besorgt dreinblicken.
„Aber—aber Sie sagten doch, es sei verboten, Professor", sagt eine von Harry Potters Freunden. Ihre Freunde nennen sie Granger? Sie notiert sich gedanklich, ihren Vornamen zu lernen, da Holly es unhöflich findet, den Vornamen von jemandem nicht zu kennen. „Sie sagten— ihn gegen einen anderen Menschen einzusetzen, sei—"
Holly blickt zu dem Mädchen mit dem Nachnamen Granger hinüber und bemerkt, wie misstrauisch sie bei dem Anblick von Moody aussieht, der die Mitte des Raumes freiräumt, um Platz zu machen. Es macht Klick bei Holly. Wird er den Imperius gegen uns einsetzen?
Ihr wird nichts passieren. Sie weiß, dass ihr nichts passieren wird. Sie ist oft genug von Lehrern angeschrien worden, weil sie sich dem Fluch nicht widersetzen konnte; sie kann sich dem Imperius widersetzen, das weiß sie. Aber was passiert danach? Ihre Freunde werden fragen, wie sie es geschafft hat, die Gedanken zu verdrängen und sich zu weigern, sich zu bewegen und die Befehle eines anderen zu befolgen. Über diesen Teil von Durmstrang will sie nicht reden, noch nicht. Sie ist noch nicht an dem Punkt mit ihren Freunden, an dem es 3 Uhr morgens an einem Wochenende ist und sie über Gott weiß was reden und heikle Themen auf den Tisch kommen. Sie ist noch nicht soweit.
„Dumbledore will, dass ich euch beibringe, wie es sich anfühlt", sagt Moody. „Wenn du es lieber auf die harte Tour lernen willst — wenn dich jemand damit überrascht und dich vollkommen unterwirft — mir soll es recht sein. Du bist entschuldigt. Da geht's raus."
Natürlich rührt sich das Mädchen namens Granger nicht, auch nicht, als Moody auf die Klassenzimmertür zeigt. Sie murmelt etwas, aber Holly hört es nicht und vermutet, dass sie zu weit weg oder das Geflüster ihrer Freunde zu laut ist, als dass sie es neben ihnen hören könnte. Doch die Tatsache, dass es illegal und unmenschlich ist, den Fluch an Kindern einzusetzen, scheint unter den Teppich gekehrt worden zu sein, denn Moody winkt einen der Gryffindor-Schüler in die MItte des Klassenzimmers.
Harry Potter steht anschließend auf, weil er an der Reihe ist. Holly passt mehr auf, als sie es bei den anderen drei vor ihm getan hat. Alle aus Gryffindor. Holly fragt sich, ob Moody zuerst alle in Rot und dann alle in Grün aussuchen wird. Sie hofft es. Sie will etwas Zeit gewinnen. Nur weil sie ihm widerstehen kann, wenn sie sich darauf konzentriert, heißt das nicht, dass sie ihn mag.
Moody knurrt den Fluch und für ein paar Minuten ist Harry Potter völlig still. Dann knallt er auf einen der Tische neben ihm und sieht aus, als hätte er versucht, gleichzeitig zu springen und nicht zu springen. Hollys Augenbrauen heben sich leicht.
„Nun, das war doch schon mal was!", sagt Moody. Holly, ein wenig verwirrt, sieht zu Harry Potter, der immer noch ein wenig neben sich zu stehen scheint. „Schaut euch das an, ihr Rasselbande... Potter hat gekämpft! Er hat gegen den Fluch angekämpft und ihn verdammt nochmal fast gebrochen! Wir versuchen's nochmal, Potter, und die anderen passen gut auf — schaut ihm in die Augen, da seht ihr's — sehr gut, Potter, wirklich sehr gut! Die werden Schwierigkeiten haben, dich zu unterwerfen!"
„Er hört sich an, wie einer, der von den Hippies ausgestiegen ist", hört sie Susannah murmeln, die im hellen Licht des Klassenzimmers steht. Holly hört, wie sie gackert.
Harry Potter muss wieder durch den Imperius. Holly erkennt nicht, wie in seine Augen zu blicken irgendetwas bringt, stattdessen macht es ihr nur sehr deutlich, wie grün sie sind. Genau wie ihre. Cool.
Am Ende beobachtet Holly ihn für einen kurzen Moment, während er sich zurück auf seinen Platz setzt und dabei leicht humpelt, bevor Pansy laut einatmet und Holly sich umdreht, wodurch sie bemerkt, dass Moody sie direkt ansieht.
„Lippincott, du bist die Nächste."
Pansy und Millicent flüstern verschiedene Variationen von „Du kommst schon klar", was Holly weiß. Sie hat das schon mal gemacht, das ist ein Kinderspiel für sie. Sie nickt einmal, steht von ihrem Stuhl auf und streicht ihren Rock herunter, als sie in die Mitte des Klassenzimmers tritt. Es ist ein Albtraum zu versuchen, die Menge der Leute zu ignorieren, die sie anstarren. Es ist fast so, als wären sie neugierig darauf, was passieren wird. Als ob sie anders sein wird als die anderen, die schon dran gewesen sind... Was sie sein wird, da sie weiß, wie sie ihn abwehren kann, aber trotzdem. Keiner sonst weiß das. Sie läuft nicht mit einem Leuchtschild herum, auf dem steht: Diese Bitch hier kann sich dem Imperius widersetzen!
Moody hebt seinen Zauberstab und sagt: „Imperio!"
Sie denkt daran, wie ihr alter Lehrer für Dunkle Künste erklärt hat, wie der Fluch funktioniert und somit, wie man verhindert, von ihm unterworfen zu werden. Sie erinnert sich, dass sie immer davon sprachen, wie man sich fühlte, als würde man schweben, als wäre man ein Geist, ein Ding ohne Gedanken, ohne Gefühle.
Holly hört Moodys Stimme flüstern: Mach Hampelmänner. Sofort denkt sie nein. Sie hört den Befehl wieder. Hampelmänner, mach Hampelmänner. Und sie denkt das gleiche. Nein. Nein. Nein. Nein.
Mach Hampelmänner. Ihr Gehirn schaltet zurück zu ihrer alten Schule, zu ihrem alten Lehrer, der zischt: Haben Sie nicht den Mumm dazu, Miss Lippincott? Sie wird sich nicht unterwerfen lassen. Sie wird den Imperius nicht zulassen. Sie wird nicht in diesem schwebenden Zustand bleiben, sie wird ihre Umgebung wahrnehmen.
Sie spürt den Stoff ihres Rocks, der noch immer ihre Fingerspitzen berührt. Sie spürt eine Strähne ihres Haares, die ihr Gesicht streift. Sie spürt die kalte Luft eines Schlosses, das sich dem Winter nährt und sie hört Geflüster, sie hört die Leute um sie herum mit gedämpften Stimmen sprechen.
HAMPELMÄNNER!
Holly bleibt still. Ihr Verstand schreit sie an, es zu tun, aber sie lässt es nicht zu. Wie damals, als sie ein kleines Kind war und Angst vor der Dunkelheit hatte, sie in der Nacht aufwachte und auf die Toilette musste und ihr Verstand kämpfte zwischen Geh aus dem Bett, nichts wird dir wehtun und Du weißt es nie, geh nicht, geh nicht.
Aber das hier ist nicht das gleiche. Es ist nicht ihr Verstand auf beiden Seiten des Kampfes. Es ist jemand anderes, der mit ihr diskutiert; mit ihr diskutiert, was sie tun will, wie sie sich bewegen will. Ob sie sich bewegen will oder nicht.
Und das wird sie verdammt nochmal nicht tun.
„Das war's!" knurrt Moody. Sie spürt, wie sie sich im Klassenzimmer wiederfindet. Neben ihr sieht sie ihre Freunde grinsen, die stolz auf sie sind: Sieh nur, wie sie loslegt! Holly lächelt zurück, zufrieden mit sich selbst. Sie hat den Mumm dazu. Vergesst die, die anders darüber denken. „Noch eine! Ich hoffe, ihr habt alle gut aufgepasst — Lippincott hat sich komplett widersetzt! Gute Arbeit. Auf dich und Potter muss man besonders ein Auge haben!"
Holly setzt sich wieder hin, dankbar, dass sie nicht noch einmal dazu aufgefordert wird. Während er spricht, grinst Pansy sie an, legt ihre Hand auf Hollys Arm und drückt ihn, als würde sie sie umarmen, wenn sie nicht in einem Klassenzimmer wären. Holly lächelt zurück und schaut zur anderen Seite des Klassenzimmers hinüber, wo Harry Potter sitzt. Er ist seltsam.
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WISST IHR, WAS noch seltsam ist? Die Anzahl der Schüler, die erstaunt sind, dass Viktor Krum von Karkaroff ausgewählt wurde. Holly weiß, dass nur wenige die Angewohnheit des Schulleiters kennen, sich die besten Schüler herauszupicken, aber mal ehrlich, wenn einer der berühmtesten Quidditch-Spieler deine Schule besucht, dann willst du doch mit ihm angeben, oder? Das kann selbst Holly Karkaroff nicht verübeln.
Aber am Freitag, der auf Moodys Aussage Auf dich und Potter muss man besonders ein Auge haben folgte — glaubt ihr, ihre Freunde haben sich seitdem darüber lustig gemacht —, schien niemand daran zu denken, dass Durmstrang vielleicht ihren einen berühmten Schüler mitbringen würde. Holly vermutet, dass es seltsam ist, aber sie vermutet, dass es auch nicht das größte Problem der Welt ist.
Die Menschenmenge, die die Ankunft der Beauxbatons- und Durmstrang-Elite beobachtet hat, schlurft nun in die Große Halle und versucht, entweder mit Viktor Krum oder einer der hübschen französischen Schülerinnen zu sprechen. Holly hat das Ganze mit ihren Freunden beobachtet, die sie anstießen, als Durmstrang ankam. Sie geht neben Harlow her, als sie zu ihrem Tisch in der Halle kommen und sagt schnell: „Ich bin gleich wieder da, du wirst mich lieben, warte nur."
Holly schlängelt sich durch die Menge, dankbar dafür, dass ihre geringe Körpergröße die Fähigkeit hervorgebracht hat, sich schnell durch Menschenmengen zu bewegen. Sie macht sich auf den Weg zu ihrem alten Freund aus ihrer alten Schule und lächelt strahlend, während sie sagt: „Du hättest mir sagen sollen, dass du kommst!"
Viktor Krum sieht zu ihr auf, während er gerade seinen Namen auf die Serviette von jemandem schreibt und lächelt sie an. „Holly!", sagt er. „Wie geht es dir? Gefällt dir Hogwarts?"
„Es ist anders als Durmstrang", sagt Holly, wohl wissend, dass ihr alter Schulleiter in der Nähe ist, und wer weiß? Sie ist mit Viktor befreundet, weil sie im selben Quidditch-Team war und sie würde sagen, sie vertraut ihm, aber trotzdem. Man kann niemandem trauen, wenn es um Karkaroff geht. Man kann einfach nie wissen. Doch Holly blickt zu ihren Freunden hinüber, die hoffnungsvoll aussehen und sie lächelt die Gruppe von Durmstrang-Schülern an. „Wollt ihr euch zu mir und meinen Freunden setzen? Sie sind wirklich alle nett, ich weiß, ihr würdet sie mögen...?"
„Sehr gerne", sagt Viktor und die anderen murmeln eine Art Zustimmung. Holly grinst ihn an und führt sie zu dem Teil des Slytherin-Tisches, an dem sie und ihre Freunde sitzen, während sie erklärt, wie froh sie ist, dass sie an einem Freitag angekommen ist, da sie die letzte halbe Stunde Zaubertränke verpasst hat. (Er lacht darüber. Jeder kann nachvollziehen, wie es ist, einen Teil von Zaubertränke zu verpassen, nicht wahr? Es ist ein furchtbares Fach.)
Holly setzt sich neben ihre Freunde, ein breites Grinsen im Gesicht. „Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn sie sich zu uns setzen können?"
Viktor beginnt: „Ich möchte nicht stören—"
„Du störst nicht! Ihr seid absolut willkommen!" sagt Draco, der hastig in Aktion tritt. Es kommt zu der seltenen Begebenheit, dass sich Draco und Holly ein Lächeln zuwerfen. Denn, Scheiße nochmal, wer hätte gedacht, dass sie einen berühmten Quidditchspieler kennt? „Wir sind alle große Fans —und es ist gut, dass du Holly auch kennst..."
Sie weiß, dass ihr Cousin auf irgendeine Art und Weise auf Gryffindor anspielt, aber Pansy lehnt sich näher an Holly heran, ein breites Lächeln im Gesicht. „Du wirst von Tag zu Tag besser!" ruft sie aus. Holly verzieht das Gesicht, aber Pansy sieht immer noch überglücklich aus, wie auch der Rest ihrer Freunde.
Die restlichen Durmstrang-Schüler sitzen alle um sie herum. Harlow betrachtet einen von ihnen mit großem Interesse und Holly tippt mit einer hochgezogenen Augenbraue auf sein Bein unter dem Tisch, ein leichtes Grinsen im Gesicht. Er wirft ihr einen Blick zu. Sie lächelt.
Einer der Jungen, an den sie sich aus einem Jahr über ihr erinnert — woher sollte sie den Namen von jemandem wissen, den sie nicht kennt, oder von jemandem, der nicht in ihrem Jahrgang ist? — hebt mit geweiteten Augen einen goldenen Teller hoch. Er schaut auf und Holly nickt. „Ich weiß."
„Und die Decke!", sagt eines der Mädchen, vielleicht zwei Jahre über Holly, und richtet ihren Kopf verwundert nach oben. „Wie funktioniert das denn? Das ist genial!"
Holly nickt zustimmend, weil sie immer noch zustimmt. Manchmal ist sie sich nicht sicher, ob sie über einige von Hogwarts Besonderheiten so erstaunt ist, weil Durmstrang so grässlich ist oder weil sie in Wirklichkeit eine Muggelgeborene mit einer magischen Mutter ist. Alles ist neu und wundervoll für sie.
Pansy grinst Holly erneut an, da sie sich über die Durmstrang-Schüler freut, die bei ihnen sitzen. Vorne in der Halle steht Dumbeldore und das Geschnatter verstummt schnell.
„Guten Abend, meine Damen und Herren, Geister..." Susannah stößt ein Wuhu aus. Dumbledore fährt natürlich fort. Er kann sie nicht sehen. „Und — vor allem — Gäste. Ich habe das große Vergnügen, Sie alle in Hogwarts willkommen zu heißen. Ich bin sicher, dass Sie eine angenehme und vergnügliche Zeit an unserer Schule verbringen werden.
Das Turnier wird nach dem Festessen offiziell eröffnet. Nun lade ich alle ein, zu essen, zu trinken und sich wie zu Hause zu fühlen!"
Harlow schnaubt. „Von mir aus gern, Brian", sagt her und greift nach einem der Hühnerbeine in der Mitte des Tisches. Sowohl Holly als auch Pansy lachen.
In der Halle wird wieder geredet und gelacht, das Besteck klirrt und das Essen wird auf die Teller der Leute geschaufelt. Holly isst bereits fröhlich eine der Bratkartoffeln, während Millicent einer der Durmstrang-Schülerinnen — vielleicht ein wenig hingerissen von ihr? — die verschiedenen Teile der Schule aufzählt, wobei es sich meistens um Dinge aus dem Hogwarts-Buch handelt, von dem Holly ihrem Dad versprochen hat, dass sie es vor dem ersten September lesen würde, aber stattdessen davon abgelenkt wurde, etwas von Truman Capote zu lesen.
Holly bemerkt die Gesichtsausdrücke, die die Durmstrang-Schüler machen, wenn sie nach ihrer Schule gefragt werden. Was können sie darauf antworten? Es ist immer kalt, es ist ein furchtbar Ort, an dem man am besten in jedem Fach ganz oben steht, aber andererseits ist es grauenhaft, diese Rangliste nach oben zu klettern. Denn sie weiß, dass das die Schüler sind, die an der gleichen Stelle waren wie sie — die das Angebot angenommen haben, beim Nachsitzen zu helfen und Extrastunden bei den Lehrern zu nehmen, um bestimmte Flüche zu verbessern. Der Weg nach oben ist blutig und das ist der Grund, warum Holly es ihrem Dad nie erzählt hat, bis zu dem Tag, an dem sie es nicht mehr zurückhalten konnte.
„Der Augenblick ist gekommen", sagt Dumbledore, nachdem eine gefühlte Ewigkeit vergangen ist und die meisten Leute von der Menge an Essen, die sie inhaliert haben, schläfrig geworden sind. „Das Trimagische Turnier kann nun beginnen. Ich möchte einige erläuternde Worte sagen, bevor wir die Truhe hereinbringen, nur um unser diesjähriges Verfahren zu erklären."
Harlow und Holly tauschen ein Stirnrunzeln aus.
„Doch jenen, die sie noch nicht kennen, möchte ich zunächst Mr Bartemius Crouch vorstellen, Leiter der Abteilung für Internationale Megische Zusammenarbeit und Mr Ludo Bagman, den Leiter der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten."
Der Beifall für Ludo Bagman überwiegt bei weitem den für Bartemius Crouch. Holly kann auch nicht anders, als darüber nachzudenken, wie seltsam ihre Namen sind, aber andererseits ist sie nicht an die extravaganten Namen gewöhnt, die Zauberer oft benutzen. Nochmal. Sie ist an englische Namen gewöhnt und auch an Namen osteuropäischer Herkunft. Bartemius ist ein seltsamer Name für sie.
„Mr Bagman und Mr Crouch haben in den vergangenen Monaten unermüdlich für die Vorbereitung des Trimagischen Turniers gearbeitet und sie werden neben mir, Professor Karkarofff und Madame Maxime die Jury bilden, die über die Leistungen der Champions befindet. Wenn ich bitten darf, Mr Filch, die Truhe."
Dumbledore spricht weiter über die Anforderungen, um einer der drei Champions zu werden und sie bemerkt das Lächeln der Durmstrang-Schüler, das auf Viktor gerichtet ist, der offensichtlich ein Favorit unter ihnen ist, um in die Auswahl zu kommen, was absolut Sinn macht. Holly hört nicht besonders dabei zu, was Dumbledore sagt, denn so sehr sie sich auch wünscht, etwas älter zu sein, damit sie versuchen könnte, mitzumachen, was nützt es ihr, zuzuhören, wenn sie nicht mitmachen kann? Es hat keinen Sinn, Trübsal zu blasen wegen etwas, das sie nicht haben kann und es hat keinen Sinn, aufmerksam zuzuhören, wenn es sie nicht betrifft, ob die Champions mutig sein und mit Gefahren umgehen können sollen oder nicht. Bei allem denkt sie sich nur: Das würde ich schaffen, aber sie kann es nicht, sie ist zu jung.
Endlich wird die Truhe geöffnet und ein Kelch wird herausgenommen. Sie hört, wie Dumbledore sagt, dass die angehenden Champions vierundzwanzig Stunden Zeit haben, ihre Namen vorzuschlagen, und dass die Champions morgen, an Halloween, verkündet werden.
Und die nächsten vierundzwanzig Stunden vergehen wie im Flug. Die Gespräche drehen sich fast alle um den Kelch mit den tanzenden blauen Flammen — Holly erinnert sich an den Halloween-Morgen, als sie seufzt und sagt, sie frage sich, wer ausgewählt werden würde, und wünschte, sie könnte es einmal versuchen, um zu sehen, ob sie es schaffen würde. Das könnte sie doch, oder? Sie ist gut in Magie. Sie könnte eine Chance haben, ausgewählt zu werden — und könnt ihr euch vorstellen, welche Freude das ihrem Haus bringen würde? Der Gedanke, dass es wahrscheinlich an jemanden geht, der mutig ist, macht sie ein bisschen wütend. Sie wünscht sich, wie die meisten in ihrem Haus, dass die Slytherins glorreich sein könnten, nur einmal.
Alles zieht weiter an ihr vorbei: Mit ihren Freundinnen am Halloween-Morgen zu lästern. Einen Brief von ihrem Dad zu bekommen, in dem er seine Gedanken zu Oscar Wildes Das Bildnis des Dorian Gray schildert, das ihm sein Freund zum Geburtsag geschenkt hat, er aber gerade erst dazu gekommen ist, es zu lesen. Nach Hogsmeade zu gehen und sich mit Süßigkeiten und Schokolade zu überhäufen. Beim Mittagessen versehentlich ein Sandwich zu essen, zu kurz nach dem Verzehr von Schokolade, und sich unglaublich zu ekeln. Nachmittags ein Buch zu lesen — Kaltblütig von Truman Capote — während ihre Freunde die Hausaufgaben erledigen, die sie in der Woche nicht gemacht haben, und so zu tun, als wäre das Buch nicht von einem Muggel geschrieben worden (Denn in Wirklichkeit gibt es einen Sinn für Magie im Geschichtenerzählen, also lügt sie nicht wirklich.)
Und dann bleibt alles stehen.
Die Große Halle ist still. Der Kelch hatte sich wieder rot gefärbt, ein viertes Mal, einmal mehr als erwartet. Holly sieht, wie Dumbledore auf die Pergamentstücke starrt, die von dem hölzernen Kelch angesengt wurden, und erzeugt damit eine lange Pause, in der alle um sie herum ein Stirnrunzeln austauschen.
„Harry Potter—"
OK, das ist kein Schocker, wenn es schon jemand sein würde, dann—
„—und Holliday Lippincott."
—nicht sie?
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