ᖇᗴITᗴᖇᗷᗩᒪᒪ
"Mit seinem Sitz, kann man das Pferd so gut beeinflussen, sodass man das Tempo und die Anlehnung variieren kann. Merk dir das!", gab mir Nick noch als Ratschlag, bevor ich wieder anritt und Jack erneut durch das Kegel Gewusel führte.
Im Laufe meiner Einzelstunde gab er noch immer weitere Sprüche von sich, die aber durchaus Sinn machten, nur fiel es mir schwer alle zu merken.
Einige lauteten ungefähr so:
"Im Mitteltrab soll das Pferd nicht laufen lernen, sondern mit raumgreifenden ausdrucksstarken Tritten traben."
"Die Losgelassenheit des Pferdes, fängt beim Reiter an."
und:
"Sobald das Pferd loslässt, musst du ihm sofort ein gutes Gefühl geben."
Völlig am Ende stieg ich schließlich ab, meine Beine waren wie Pudding. Captain Jack Sparrow war durchaus ein Pferd was aktiv geritten werden wollte, sonst würde er wohl stehen bleiben.
Geysir war genau das Gegenteil, ihn musste ich immer festhalten und durfte nur schwach etwas mit meinen Schenkel machen. Es war erstaunlich wie anders doch jedes Pferd zu reiten war.
Nach dem Füttern, saßen wir wie immer alle zusammen in der Küche und aßen.
Die Gespräche drehten sich größtenteils, um die bevorstehenden Ereignisse, die auf dem Gestüt stattfinden sollten.
Ende Mai würden die Marbach Classics sein und im August dann der Tag der offenen Tür. Zudem erzählte Nick noch von den Turnieren, die er bereits genannt hatte und reiten wollte. Gleich nächstes Wochenende würde wieder eins sein. Diesmal wollte er aber nur Las Vegas, für ein L und M Springen mitnehmen.
"Übrigens, am 26 April ist der Reiterball", sprach Theo und sah erwartungsvoll zu Nick und mir.
Da ich nicht wusste, was ich jetzt sagen sollte, sah ich leicht verwirrt zu Martha. Die sah mich allerdings nicht an, sondern war damit beschäftigt ihr Brötchen zu beschmieren.
"Wollt ihr da zusammen hin? Dann bestelle ich zwei Karten für euch", fügte Theo nun noch hinzu. Nick war der erste von uns beiden, der das Wort ergriff.
"Also ich würde gern, da kann man sich mal in Ruhe mit den anderen Reitern unterhalten. Würdest du mitkommen?", wandte er sich nun direkt an mich, seine gräulichen Augen durchbohrten mich fast.
"Äh...mhm. Aber dann muss meine Mum mir noch ein Kleid herbringen....", gab ich zögernd von mir. Gott ich fühlte mich so dumm, wenn er mich so ansah.
Nun setzte er sein altbekanntes Lächeln auf und sah zu Theo, der seine Miene nur erwiderte.
Gott war das komisch gewesen!
In meinem Zimmer angekommen, setzte ich mich gedankenverloren auf mein Bett. Ich würde mit Nick auf einen Ball gehen?!
Sofort nahm ich mein Handy in die Hand und rief meine Mutter an.
"Schätzchen! Das Du dich mal wieder meldest!", begrüßte mich meine Mutter freundlich nachtragend.
"Hey, Mama. Ja es tut mir leid, aber wir haben jeden Tag so viel zu tun. Außerdem hab ich draußen kaum mein Handy bei mir. Wie geht es euch?"
"Ach, uns geht es prima. Wir stecken gerade in den Vorbereitungen für unsere silberne Hochzeit im Juli. Du wirst doch kommen, oder?"
Scheiße. Die silberne Hochzeit meiner Eltern hatte ich total vergessen! Was sollte ich ihnen nur schenken? Was war denn heut nur für ein beschissener Tag?
"Natürlich komme ich, Mama. Ich bin eure Tochter! Kommt Sara auch?"
Sara war meine drei Jahre ältere Schwester. Sie studierte momentan Medizin ins Greifswald.
"Ja, sie kommt auch. Sie hat sogar seit neustem einen Freund. Wusstest du das schon? Er war vor kurzem erst hier! Jonas heißt er. Ein sehr netter Junge, du wirst dich sicher auch gut mit ihm verstehen."
"Nein das wusste ich noch nicht, aber du hast sicherlich recht."
Vielleicht hatte Sara ja schon ein Geschenk, dann könnte ich mich sicherlich dran beteiligen....schmiedete ich in meinem Kopf schon wieder den Plan.
"Mm, Mutti weswegen ich anrufen...hast du zufällig Lust, mir mein Ballkleid vom Abi herzubringen? Ich gehe bald mit Nick auf einen Reiterball."
"Ohh, meinst du diesen Stalljungen?"
"Mama wir sind Azubis und keine Stallburschen! Aber ja, der."
"Aber ja mein Engel. Natürlich bringe ich dir dein Kleid vorbei. Du sollst doch immerhin schick aussehen!"
"Danke?", antwortete ich nur, ich wusste nicht, ob das nett gemeint war... deuten konnte man es auch anders. Als ob ich sonst nicht schick aussehen würde...
"Ja, ich bring dir dein Kleid. Die Schuhe dazu willst du sicherlich auch haben... Ich wollte Ostern sowieso mal bei euch vorbei schauen, dann passt das ja perfekt. Gut, dass du gleich angerufen hast!"
Ich badete im Lob meiner Mutter, doch dieser Zustand hielt leider nicht lange an. Denn es klopfte an meiner Tür.
"Warte kurz Mama, es hat geklopft", informierte ich sie und rief 'Ja?'
Nick öffnete die Tür.
"Ich will ja nur ungern stören, aber Gavi bekommt ihr Fohlen."
Wieder dieses typische Lächeln, was mich automatisch auch grinsen ließ.
Ich nickte resignierend und nahm mein Handy ans Ohr.
"Ich hab schon gehört, du musst jetzt sicherlich rausgehen. Also viel Erfolg bei der Geburt und Ciao!", plapperte meine Mutter runter und legte dann einfach auf.
Das war unerwartet.
Allgemein wirkte sie so übertrieben hippelig. Entweder hatte sie was genommen oder sie freute sich einfach nur so über die Silberhochzeit.
Nick stand noch immer im Türrahmen und wartete auf mich. Schnell stand ich auf, nahm meine Jacke und ging mit ihm in den Stall.
Zum Glück bekam Gavi schon so früh die Wehen, dann hatte ich wenigstens noch einen langen Schlaf vor mir.
Es war ihr erstes Fohlen, welches sie da bekam. Ohne unsere Hilfe brachte sie es in wenigen Minuten hinter sich und gebar ein kleines braunes Stutfohlen. Doch schon an den Äuglein und an der Nase des Fohlens konnte man ein paar weiße Haare erkennen. Das war ein deutliches Indiz dafür, dass das Fohlen später mal ein Schimmel werden würde.
Nick und ich warteten noch, bis es trank und gingen dann selbst ins Bett. So eine reibungslose Geburt hätte man doch gern immer.
In der Nacht träumte ich von den komischsten Dingen. Von dem Ball, von der Silberhochzeit und von tausend anderen wirren Sachen. Doch schon bereits am nächsten Morgen konnte ich mich an keine Einzelheit mehr erinnern.
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