ᑭᖇIᑎᑕᗴՏՏ

Den Film, den Luisa ausgesucht hatte, entsprach zwar nicht wirklich meinen Interessen, da es viel um Science-Fiction ging, aber er war unterhaltsam. Dennoch war es ein Fehler, mich so in meine Decke eingerollt zu haben. Es war so schön warm und bequem, dass es mir schwer fiel wach zu bleiben. Um nicht vor den Beiden einzuschlafen, was mir ziemlich unangenehm gewesen wäre, verabschiedete ich mich bald und ging zurück in mein Zimmer. Todmüde ließ ich in mein Bett fallen.

Als ich am nächsten Morgen aufstand, hatte ich wirklich gute Laune, was ziemlich ungewohnt war, denn ich war morgens eher der neutrale Typ, der seine Ruhe haben wollte. Auch Nick und Luisa schienen gut gelaunt, als ich sie in der Küche beim Frühstück antraf. Nachdem ich mich zu ihnen gesetzt hatte und gerade dabei war mein Brötchen zu beschmieren, trat Herr Wagner in die Küche.

Er überbrachte uns die gleiche Nachricht, die uns Nick gestern schon erzählt hatte. Natürlich packten wir unsere besten Schauspielkünste aus und fuhren genauso aus dem Häuschen, wie gestern. Herr Wagner lächelte siegessicher, seine Überraschung war ja geglückt. Gut gelaunt gingen wir drei bald in den Stall und halfen die Boxen zu misten. Die Reitstunde mit Geysir verlief auch wirklich gut, trotz das es Winter war, war er ausgelastet und machte keine Anstalten zu bocken. Das hatte ich in den letzten Jahren ein paar Mal mit meiner ehemaligen Stute durch und sie bekam damals nicht mal Hafer.

Unsere Mittagspause ließen wir heute alle freiwillig ausfallen und sammelten uns in meinem Zimmer, um schon mal die ersten Gedanken und Einfälle aufzuschreiben. Es machte unheimlich Spaß bei einem so großen Event mitplannen zu dürfen. Und es machte auch riesenspaß mit Luisa und Nick zu plannen. Während Nick und ich den Sport im Fokus hatten, wollte Luisa sich um das Programm kümmern. So entschieden wir zum Beispiel auch, dass wir nächstes Jahr ein Kostümspringen veranstalten würden. Es war zwar kein Jubiläum aber trotzdem sollte es das beste Event des Jahrtausends werden.

Bis 15.30 Uhr beschäftigten wir uns mit den Marbach Classics, danach widmeten wir uns dem Tag der offenen Tür und stellten auch dafür ein passendes Programm auf.

"Wollen wir Kutschfahrten anbieten?", fragte Luisa in den Raum.

"Haben wir denn genug Kutscher und Kutschpferde?", fragte ich unsicher zurück. Nick beantwortet meine Frage mit einer deutlichen Kopfbewegung.

"Ja das haben wir aufjedenfall. Herr Wagner kann fahren, ich kann fahren..."

Ich unterbrach ihn. "Du hast einen Kutschführerschein? Wann hast du den denn gemacht?"

"Im ersten Lehrjahr. Damals war ich so vom Fahrsport fasziniert, dass ich den unbedingt haben wollte und Herr Wagner hat mich denn ausgebildet. Wir könnten ja immer so eine kleine Runde über das Gestüt fahren und vielleicht auch kurz auf die Geländestrecke, um den Leuten hier die Gegend zu zeigen. Was haltet ihr davon?"

Luisa und ich stimmten begeistert zu und so entstand auch Stück für Stück ein Plan für diesen Tag. Am Abend überreichten wir stolz unsere Vorschläge an Herrn Wagner. Seine Frau und er warfen sofort einen Blick in unsere Ausarbeitungen und schienen nicht abgeneigt. Unsere Ideen gefielen ihnen.

Die Zeit verging und es wurde Weihnachten. Herr Wagner hatte uns für die Weihnachtstage frei gegeben, sodass wir nach Hause fahren konnten zu unseren Familien. Ich war seit gefühlten Ewigkeiten kein Auto mehr gefahren, ich brauchte es hier einfach nicht. Dementsprechend war auch etwas Luft von meinen Reifen runter. Luisa war zwar schon gefahren, aber Nick war zum Glück noch da. Ihn könnte ich fragen...Er würde sicherlich wissen, wie ich da wieder Luft raufbekommen würde.

Schnell lief ich rein und fand ihn in seinem Zimmer. Er war gerade dabei seinen Schrank noch kurz aufzuräumen und packte den letzten Stapel Pullis wieder zurück.

"Hey du bist ja noch da!", sagte er zu mir und zog seine Jacke an. So in Jeans hatte ich ihn glaube ich noch nie gesehen. Immer nur in Reithose...

"Äh ja", riss ich mich aus meinen Gedanken. "Ich habe keine Luft mehr auf meinen Reifen und da wollte ich fragen, ob du mir vielleicht irgendwie helfen könntest?"

Er nickte. "Ich denke, das kriege ich hin", sagte er er und zwinkerte mir dabei kurz zu. Das brachte mich wieder völlig aus der Fassung.

Zusammen gingen wir nach draußen und nachdem er seinen Rucksack in sein Auto gelegt hatte, verlangte er von mir, mein Auto nach hinten an ein großes Tor zu fahren. Hinter dem großen Tor befand sich eine geräumige Gerätescheune mit einer kleinen Werkstatt. Hier standen Kutschen, Traktoren und sonst noch all die Maschinen, die man in der Landwirtschaft brauchte, deren Namen ich aber nicht kannte.

Während der Herr sich also an meinen Reifen zu schaffen machte, sah ich mich hier etwas um. Besonders die Kutschen stachen mir ins Auge. Sie sahen wirklich hübsch und sehr teuer aus. Wenn ich eines Tages heiraten sollte, dann würde ich aufjedenfall in einer Kutsche zum Standesamt hin und vom Standesamt zur Kirche fahren.

Nach einer kurzen Erkundungstour schlenderte ich wieder Richtung Licht, zu meinem Auto. Nick war bereits am letzten Reifen angekommen und ließ gerade Luft hinein. Was konnte er eigentlich nicht? Er konnte reiten, Kutsche fahren, Dinge reparieren, schnell Boxen ausmisten, trösten, war immer freundlich, er hatte eine super Umgang mit Pferden, sah nebenbei auch nicht schlecht aus...Ach man! Ich musste mich wirklich zusammen reißen, mich nicht in ihn zu verlieben. Und seine Hilfsbereitschaft half mir nicht gerade dabei, obwohl ich natürlich froh war, dank ihm, jetzt nach Hause fahren zu können.

"So fertig, Prinzessin."

"Ey, ich bin keine Prinzessin!", demonstrierte ich gleich, das wollte ich nicht einfach so hinnehmen. Und wenn, dann wäre ich mit Abstand die schlimmste Prinzessin, die es geben würde. Dauernd roch ich nach Stall, hatte immer dreckige Hände und Blasen an den Handinnenflächen....

"IcH BiN kEiNe PrINzEsSin", äffte er mir in einer albernen Stimme nach. Unwillkürlich musste ich lachen.

"Bin ich auch nicht, aber danke für deine Hilfe. Du Retter."

Zufrieden lächelte er mich an, während er den Luftschlauch wieder einrollte und nickte zustimmend, als ich ihn den 'Retter' nannte. Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu und umarmte ihn schließlich kurz. So als kleines Dankeschön und natürlich um ordentlich Tschüss zu sagen.

Er erwiderte die Umarmung freundlich und zog mich noch näher an sich. So viel Körperkontakt hatte ich eigentlich nicht geplant...Aber es war ok.

So nun wollte ich aber wirklich nach Hause. Ich verabschiedete mich noch schnell von Geysir und wünschte ihm schöne Weihnachtstage. Danach sprang ich in mein Auto und winkte Nick noch ein letztes Mal zu, während er gerade wieder das Tor schloss und verließ den Hof.

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