Milchprodukte - Benötigen wir Milch? (TEIL I)

Milch. Das weiße Lebenselixier, in der Farbe der Reinheit. Schon Kleopatra (die aus irgendeinem Grund hauptsächlich für ihre Schönheit bekannt ist, obwohl sie eigentlich sehr viel mehr geleistet hat als gut auszusehen) badete darin, heißt es. Es macht Müsli genüsslich, den Teig fluffiger, Müde Männer munter und sogar die Haut geschmeidig. Milch mit Honig trinkt man wenn man krank ist und möchte man sich eine Gesichtsmaske improvisieren, schmiert man sich Joghurt ins Gesicht.

Außerdem gibt es ja noch Käse. Ein schmackhaftes Kulturgut, welches in vielen Regionen der Welt fest verankert im Speiseplan ist. Es macht einfach jedes Gericht besser. Überall kann man noch eine Scheibe Käse, oder ein bisschen Streukäse oder Parmesan drüberstreuen. Und will man sich etwas wirklich Gutes tun, kauft man sich einen alten Käse vom Markt und genießt diesen zu einem Brot mit Butter.

Alles wird in Käse gehüllt, von Käse ummantelt oder enthält andere Molkenprodukte. Allein bei den beliebten deutschen Backwaren sieht man das gut. Von fast jedem Produkt gibt es noch Mal eine Variante mit Milch. Beispiele sind die Käselaugenstange, Käsebretzel, die Bretzel mit Kräuterquark, das Kräuterbaguette, das Käsebrötchen, das Milchbrötchen, die Mini-Pizza mit extra Käse oder das gute alte Butterbrot.

Es ist lecker, nachhaltig und zu allem Überfluss auch noch gesund. Milch enthält schließlich Calcium was gut für die Knochen ist und obendrauf Proteine. Darum sind Milchshakes oder einfach ein pures Glas H-Milch am Tag auch ne tolle Sache. Gerade Menschen die sich vegetarisch ernähren sind auch wegen B-12 auf Milch angewiesen und sind wir Mal ehrlich, wer möchte schon freiwillig auf Käse verzichten?

Also, das wars jetzt oder? Kapitel vorbei? Hmm, lasst uns diese Informationen doch erst Mal Fact-Checken und im Anschluss die Frage beantworten, wie Milch einen derartigen Stellenwert als Lebensmittel in unserer Gesellschaft bekommen hat. Dafür werden wir uns die Industrie dahinter ansehen. Aus diesem Grund gibt es zum Thema gleich mehrere Kapitel. Dieses ist dabei das erste von zweien, die sich mit den Argumenten beschäftigen, die für Milchkonsum sprechen.

Nicht lang Schnacken, Kopf in Nacken und fangen wir direkt an.

Milch ist notwendig

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt täglich Milchprodukte wie Joghurt oder Käse zu konsumieren. Milch und Milchprodukte enthalten zahlreiche lebensnotwendige Vitamine und Mineralstoffe wie Calcium, Vitamin B2 und B12, Vitamin A, Folat, Magnesium, Phosphor und Jod. Die DGE sagt aber auch auf die Frage ob Milchprodukte verzehrt werden müssen, Zitat „Grundsätzlich muss keine Lebensmittelgruppe für eine bedarfsdeckende Ernährung zwingend verzehrt werden, da alle Nährstoffe aus verschiedenen Quellen zugeführt werden können. Milch und Milchprodukte sind elementare Bestandteile von Ernährungsempfehlungen in mindestens 42 Ländern." [1]

Eine etwas schwammige Aussage. Sie spiegelt allerdings gut wieder, was wir von klein auf beigebracht bekommen. Ihr kennt sicher noch die Ernährungspyramide aus eurer Schulzeit. Sehr weit oben auf dieser befindet sich Milch. Also brauchen wir Milch für unsere Gesundheit?

Hier kann man jetzt sehr weit ins Detail gehen, aber das finde ich hier nicht nötig. Schließlich genügt es in andere Länder zu schauen und zu sehen, dass auch viele andere Menschen ohne Kuhmilch gesund leben. So sind große Teile der Welt laktoseintolerant. Gerade in Südamerika, weiten Teilen Asiens und Afrika gibt es Quoten von 60-100% Intoleranz.

Besonders interessant ist hier Südafrika als Beispiel. Die schwarze Bevölkerung hat in etwa eine Intoleranz-Quote von 90%, während es bei der sonstigen Bevölkerung nur in etwa 10% sind. Hier sehen wir, dass vor allem zugewanderte und europäische Personen, auf deren Speiseplan schon lange Milchprodukte stehen, diese auch vertragen. [2]

Führt euch um diesen ethnischen Unterschied zu verstehen eines vor Augen: Der Mensch ist das einzige Säugetier, welches nach dem Abstillen von Muttermilch, Milch zu sich nimmt und dazu noch von einem anderen Lebewesen, einer anderen Spezies. Der einzige Grund, warum einige Menschen Milch überhaupt trinken können, hängt mit einer Genmutation zusammen. [3]

Der nordeuropäische Mensch hat in etwa zur Zeit der Domestizierung der Rinder die Fähigkeit entwickelt, das Enzym Lactase auch im Erwachsenenalter zu produzieren. Damit sind nicht Menschen mit Laktoseintoleranz die „Komischen", sondern eigentlich alle anderen. Wären wir im Marvel-Franchise, gäbe es also sehr viel mehr „Mutanten".

Etwa drei Viertel aller Menschen Weltweit sind laktoseintolerant. [4] Das bedeutet, dass wir als Menschheit nicht von der Muttermilch eines anderen Tieres abhängig sind. Wer hätte es gedacht?

(Und abschließend zum Thema: Im Kapitel zum Thema Gesundheit habe ich bereits erklärt, dass und wie man sich auch ohne tierische Produkte gesund ernähren kann. Wer hier mehr ins Detail gehen will, kann gern Mal auf der Seite von Niko Rittenau sein Unwesen treiben -> [5]. Das ist ein Ernährungswissenschaftler, der zum Thema rein pflanzliche Ernährung aufklärt.)

Milch ist gesund und gut für die Knochen

Okay, okay. Wir brauchen Milch vielleicht nicht, aber sie ist dennoch gut für die Knochen. Also sehen wir sie eben eher als ein Luxusgut, etwas das sich der Mensch erarbeitet hat um noch länger und besser leben zu können. Unser Skelett ist Schließlich das Gerüst unseres gesamten Körpers, also warum sollten wir es nicht so gut behandeln, wie nur irgend möglich?

Sehen wir noch einmal auf die Zahlen von oben und sind realistisch. In der nördlichen Welt, gerade in Europa und Nordamerika, verbrauchen wir die meisten Milchprodukte, da wir hier auch den geringsten Anteil an Laktoseintoleranz haben. Ergibt erst Mal Sinn. Die logische Konsequenz würde also bedeuten, dass wir hier die positiven Effekte des weißen Wundermittels am ehesten spüren sollten.

Dennoch haben wir in Ländern wie China und Japan, wo traditionell wenig bis keine Milch konsumiert wird, viel niedrigere Raten von Osteoporose als in Deutschland. [6] Diese Knochenkrankheit wird oft diskutiert, wenn es ums Thema Milch geht. So gibt es Studien die für, aber auch solche die gegen eine positive Auswirkung von Milch auf die Erkrankung sprechen und sogar solche die eher einen negativen Einfluss vermuten.

So zum Beispiel hat eine Studie Milchkonsum mit einer höheren Sterblichkeit insgesamt und einer höheren Frakturhäufigkeit bei Frauen in Verbindung gebracht. Die Ergebnisse sollten mit Vorsicht genossen, aber auch nicht ignoriert werden, wie es leider in der breiteren Berichterstattung der Fall ist. [7]

Jürgen Scherzender, Direktor des Instituts für Physiologie und Biochemie der Bundesanstalt für Milchforschung (BAfM) sagt zum Thema Osteoporose, dass deren Entstehung eher von anderen Faktoren abhängt, wie der Bewegung. Die Knochenkrankheit ist in rund einem Drittel der älteren Bevölkerung verbreitet und damit die häufigste Knochenerkrankung im höheren Lebensalter. [6] [8]

Wenn Milch also so positiv für die Knochen ist, sollte man es hier bemerken. Doch wie Herr Scherzender schon sagt, ist Milch hier nicht der relevante Faktor. Kalzium alleine schützt nicht vor der Knochenschwäche und es ist auch aus anderen Quellen bedarfsdeckend zu beziehen. Zum Beispiel aus Sesam, Mandeln, Spinat, mit Kalzium angereicherten Pflanzendrinks & Mineralwasser, oder anderen veganen Produkten. [9]

Zudem kann Kalzium aus der Nahrung nur richtig verwertet werden, wenn auch ausreichend Vitamin D zu Verfügung steht. [10] 60% der deutschen Bevölkerung sind nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt. Also auch viele Menschen die nicht vegan Leben. [11] Eier und Käse enthalten hier keinen bedarfsdeckenden Anteil. In größeren Mengen kommt das Vitamin einzig in fettreichen Seefischen vor. [12] Daher ist hier meine Empfehlung zu supplemenitieren, unabhängig von der Ernährungsweise.

Oder – Lucifer behüte – ihr versucht jeden Tag 10 Minuten an die Sonne zu gehen. Das reicht schon, bei helleren Hauttypen. Es wird geraten das auch im Herbst zu tun, da man hier UV-Strahlen für den Winter tanken kann, die dann gespeichert werden. [13]

Zusammenfassend lässt sich also sagen, Milch ist nicht das Knochenwundermittel, als das es gerne promotet wird. Man kann auch ohne Milch ein gesundes Leben führen, mit gesunden Knochen. Man sehe einfach Mal in andere Länder, in die die Milchlobby erst noch expandiert, denn genau das tut sie; wachsen und Menschen erzählen sie benötigen Milch, die selbige seit Generationen nicht im Speiseplan hatten.

(Schaut hierzu am besten die Doku Milked, wo es um die Milchindustrie auf Neuseeland geht -> https://milked.film/)

Milch trinken ist nicht ungesund

Wie Unge damals schon sagte, Milch ist Gift. Aber ist die Behauptung so weit hergeholt? Es kann ja sein, dass Milch nicht gerade das notwendigste oder beste Produkt für die Knochen ist, aber solange es gesundheitlich unbedenklich ist – immer rein damit. Oder?

Es gibt einige Gefahren an regelmäßigem Milchkonsum, über die leider zu selten gesprochen wird. Zum Beispiel der Fakt, dass man da Kuh-Hormonsaft trinkt. Kuhmilch ist schließlich dazu da ein kleines Kalb in ein gewaltiges Ungetüm von Kuh zu verwandeln. Und im Gegensatz zu pflanzlichen Hormonen nimmt der Mensch tierische sehr viel besser auf. [14]

Es gibt auch hier eine widersprüchliche Studienlage und sucht man etwas zum Thema findet man meistens Milchverbände die sich zur Unbedenklichkeit der Hormone äußern. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass das Wachstumshormon IGF-I, laut einer Studie, mit einem höheren Risiko für verschiedene Krebsarten in Verbindung gebracht wurde.

Hier muss ich allerdings darauf hinweisen, dass die Studie in China durchgeführt wurde, wo wie bereits erwähnt, weniger Menschen Milchprodukte regelmäßig konsumieren. [15]

Bislang ist der Zusammenhang von Milchkonsum zu Krebs eher theoretisch bewiesen, doch praktisch bei vielen Krebsarten noch nicht festzustellen, außer beim Prostatakrebs. [16]

Eine andere gesundheitliche Gefahr ist der hohe Anteil an tierischen Fetten und Kasein in Milch. In Ländern mit geringerem Konsum tierischer Produkte gibt es deutlich weniger Übergewicht. Das ist allerdings nur eine Korrelation und keine Kausalität, einfach gesagt das eine muss nicht zwingend das andere bedingen, sondern es können auch andere Faktoren die ausschlaggebende Rolle spielen. [17]

Antibiotika resistente Keime sind zudem ein Problem, da Antibiotika in der tierischen Landwirtschaft routinemäßig eingesetzt werden. Hier fördert man mit dem Milchkonsum diese wachsende Gefahr. Beim Verzehr von Rohmilch ohne Erhitzung gibt es zudem das Risiko die Keime direkt selbst aufzunehmen. [18]

Wenn man sich mehr zum Thema beliest, wird einem aber genau diese Rohmilch als Alternative empfohlen, denn je stärker Milch erhitzt, pasteurisiert oder homogenisiert wird, desto häufig findet man schädliche Wirkungen auf den Menschen. [16]

Eltern die nicht stillen können benötigen Kuhmilch

Aber was ist, wenn man ein Kind hat und selbst keine Milch im eigenen Körper produzieren kann? Dann gibt es ja keine andere Alternative, als seinem Baby Kuhmilch zu füttern.

Es ist immer empfohlen Kinder selbst zu stillen und auch einige Studien zeigen, dass so die beste Versorgung ermöglicht wird. Auch vegan lebenden Personen wird ans Herz gelegt, am besten selbst zu stillen. Falls das nicht möglich ist, kann auch sojabasierte Pflanzenmilch verwendet werden.

In Deutschland und gerade in anderen Ländern wie Frankreich gibt es hier entsprechende Produkte zu kaufen. Wichtig ist vor allem die Versorgung mit allen nötigen Nährstoffen. Hier ist eine Rücksprache mit einem Arzt empfehlenswert, die aber unabhängig von der Ernährungsweise zur besten Entwicklung des Kindes immer eine gute Idee ist. [19]

Ein häufiges Bedenken bei Eltern ist der sekundäre Pflanzenstoff Phytoöstrogen, der in Soja enthalten ist und dessen mögliche negative Einflüsse auf das Kind. Vergleich man aber vegane mit nicht veganer Säuglingsnahrung kommen die meisten Studien zum Ergebnis, dass sich keine Unterschiede – außer eben der zur menschlichen Brustmilch – feststellen lassen. [20] [21]

Ich finde es ist wichtig dieses Thema anzusprechen, allerdings sollte man dabei nicht vergessen, dass dieses Argument meist von Menschen kommt die nicht betroffen sind und entweder keine Kinder haben oder diese mit Brustmilch versorgen könnten. Egal ob große oder kleine Brüste, nach außen oder innen gerichtete Nippel, ein Kind oder Zwillinge: im Regelfall können Babys mit Brustmilch ausreichend versorgt werden. [22]

Milch trinken ist natürlich

Also egal in welcher Lebenssituation, ich benötige Kuhmilch nicht. Aber warum darauf verzichten? Schließlich haben gewisse Kulturen schon seit hunderten von Jahren Kühe domestiziert und trinken deren Milch. Kühe geben ja auch Milch, dazu sind sie da, hierfür werden sie gezüchtet, wenn es nicht gerade darum geht ihre Leichenteile zu konsumieren. Also, ist doch alles natürlich.

Das finde ich mit eines der schwächsten Gegenargumente, allerdings verstehe ich woher es kommt. Schon von klein auf lernt man, die Kuh macht Muh und gibt Milch. Besonders ins Auge fällt hier der Begriff des „Gebens". Milch ist einfach etwas, was die Natur uns schenkt. Es ist ein Produkt, genau wie alle anderen tierischen Lebensmittel auch. Dabei nehmen wir die Milch, noch genauer stehlen wir sie sogar dem eigentlichen Kind.

Es wird sich dabei viel zu selten gefragt woher Milch den eigentlich kommt. Klar aus dem Euter, aber warum kommt sie denn da raus? Der Grund dafür ist, dass Kühe jährlich befruchtet werden. Meistens geschieht das künstlich, denn man darf aus wirtschaftlicher Sicht ja nichts dem Zufall überlassen.

Man nenn diesen Prozess auch Zwangsbesamung.

Dabei nimmt ein „Besamungstechniker" seinen Arm, führt diesen in das Lebewesen ein und ertastet über den Darm die Gebärmutter der Kuh, wo dann mithilfe einer Pipette die Besamung durchgeführt wird. Drei Viertel aller rinderhaltenden Betriebe setzen auf diese Form der Besamung. [23] Wie ihr euch sicher denken könnt ist diese sehr unangenehm und traumatisierend für die Individuen.

Im Anschluss sind sie, wie wir Menschen, 9 Monate lang schwanger. Danach bringen sie ihr Kind auf die Welt, welches ihnen in den meisten Betrieben so schnell wie möglich entrissen wird, da es nicht die Milch der eigenen Mutter trinken soll. Die wird ja schließlich verkauft. Bleibt das Kalb länger bei der Mutter, dann meistens nur, damit dieses im Anschluss auch möglichst wirtschaftlich ausgenutzt werden kann. Kühe sind also für die Dauer ihres kurzen Lebens konstant schwanger. [24]

Was das mit Natürlichkeit zu tun hat, erkläre mir Mal jemand.

Weiter geht es in TEIL II

Quellen: ebenso zu finden in TEIL II

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