Kapitel 5
D E L M I R A
Die Luft fühlte sich... zu klar an. Das konnte natürlich auch an mir liegen, nachdem ich in diesem stickigen, dunklen Riss gewesen war.
Aber trotzdem war es seltsam, in dieser mit Autos vollgestopften Parallelwelt so klare Luft zu atmen.
Vor allem war es seltsam, wenn man bedachte, dass ich in London gelandet war. Nichtsdestotrotz atmete ich tief durch, als meine Lungen mich daran erinnerten, dass Atmen etwas war, das ich nicht so schnell bleiben lassen sollte.
Erst dann wandte ich mich den Männern zu, die eben erst hinter mir aus dem Riss gestolpert gewesen waren.
,,Ihr habt sieben Stunden. Holt alle Kinder, die ihr finden könnt, und bringt sie durch den Riss. Egal ob Zauberer aus unserer Welt oder von hier."
Ich seufzte. ,,Sucht das normale London ab. Ich kümmere mich um..." Einen Moment lang dachte ich nach. ,,Das Krankenhaus und Hogwarts.", sagte ich dann.
Mit einem Nicken meinerseits liefen die Männer los, während ich erneut tief durchatmete.
Dann lief ich los.
Ich lief durch die Straßen hindurch, machte kurz in einem Klamottenladen Halt, wo ich mein Kleid gegen eine enge Lederhose und ein bauchfreies, rotes Oberteil austauschte, dazu nahm ich die nächstbesten schwarzen Boots, die ich finden konnte. Es musste schnell gehen, auch wenn ich eigentlich sieben Stunden Zeit hatte. Ich hatte noch andere Pläne, die ich umsetzen musste.
Zum Beispiel mit meinem geliebten Vater reden. Immerhin hatte er immer noch kein Wort über meine Mutter gesagt, wich diesem Gesprächsthema immer wieder aus.
Das wollte ich demnächst ändern.
Außerdem hatte ich noch Gespräche mit meinen neuesten Gefangenen zu führen - es war nicht so, dass sie sich langweilten - aber ich wollte wissen, was sie in der Parallelwelt zu suchen hatten.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich in Hogwarts an, lief da mit schnellen Schritten durch die große Halle, tippte einen Schüler aus der Parallelwelt nach dem anderen an, bevor sie alle mit einem Schnipsen meinerseits verschwanden. Nun wandte ich mich auch den anderen Schülern zu, die mich vollkommen verschreckt anstarrten.
,,Möchte sich noch jemand auf eine fröhliche Reise begeben?", schmunzelte ich dann.
Tatsächlich folgten noch einige Erstklässler, die es vermutlich nicht verstanden - aber je mehr desto besser.
Jetzt stand ich im Krankenhaus, berührte jedes Neugeborene auf der Station, das auch nur einen Funken Magie in sich trug.
Wieder ein Schnipsen, wieder fehlende Menschen - mindestens zehn leere Betten.
Vielleicht würden mich jetzt einige Menschen grausam nennen, dass ich einfach so Neugeborene ihren Müttern entriss, sie einfach so mitnahm. Doch viel mehr würden mich dafür feiern, dass ich die verschollenen Kinder aus der Parallelwelt zurückbrachte - sie zurück nach Hause holte.
Denn viele aus meiner Heimat blieben hier, wenn sie nach Hogwarts geschickt wurden - ob aus Bequemlichkeit, freiem Willen oder Zwang wusste keiner so genau. Also nannten viele sie ,,die verschollenen Kinder". Und dieser Begriff hat sich im Volk durchgesetzt - bis heute.
Denn ab jetzt würde es sie nicht mehr geben.
Ab jetzt würde kein Kind aus meiner Welt mehr nach Hogwarts gezwungen werden.
Nicht ein einziges.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top