Kapitel 37
D E L M I R A
Ich starrte an die Zimmerdecke, fummelte an meiner Bettdecke herum. Der Stoff war warm. Zu warm. Generell war mir einfach viel zu warm. Nicht nur jetzt. Sondern schon die letzten Tage.
Es lag eine Schwere in der Luft, die ich sonst nur vom Sommer in südlichen Regionen dieses Landes kannte.
Vielleicht lag es aber auch einfach nur an mir.
Vielleicht war meine Psyche kaputt. Oder mein Körper. Oder beides.
Oder es war Deimos, der wie eine verdammte Klette friedlich schlafend an mir klebte. Ich sah zu ihm, musterte ihn einen Moment lang. Er wirkte entspannter als sonst. Nicht so... gehetzt.
Anders als ich vermutlich. Ich hatte keine ruhige Minute mehr. Ich könnte mir mehrere ruhige Stunden nehmen, aber ich wollte es nicht.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich ein Knacken hörte, dann ein Kratzen und Klirren. Das waren die Steine, die das Dach bedeckten, die zu Boden fielen und zersprangen. Das konnte letztlich nur eines bedeuten.
,,Onyt!" Direkt presste ich mir die Hand auf den Mund, als Deimos wegen meiner Lautstärke hochschreckte. ,,Del!", keuchte er, während er mich betrachtete. ,,Hast du eine Ahnung wie viel Uhr es ist?", keuchte er dann, als er sich durch die dunklen Haare fuhr. Ich schüttelte als Antwort nur den Kopf, woraufhin er sich mit einem Seufzen zu mir lehnte und mir einen Kuss auf die Lippen drückte, mit den Fingerkuppen nun zärtlich über meine Taille strich. Die Berührung war so vorsichtig und zaghaft, dass sich sogleich eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitete. ,,Das kitzelt.", wisperte ich schließlich nur, während er schon damit beschäftigt war, meinen Hals zu küssen und mein Nachthemd zu öffnen. Ich wollte nicht. Nicht jetzt, nicht hier.
Nicht schon wieder im Bett, wenn ich unter ihm lag und so gut wie nichts tun konnte außer an die Decke starren, weil er mir keine Freude mehr bereitete.
Aber ich wollte ihm das nicht sagen. Nicht, wenn ich wusste, wie sehr ihn das verletzen würde. Immerhin gab er sich ja Mühe. Versuchte es zumindest.
Aber all diese Mühe war umsonst, wenn er es nicht so tat wie damals, als er ohne zu fragen in mein Zimmer gekommen war und mir mit mehr als einer seiner Berührungen den Atem geraubt hatte. Inzwischen war es... klinisch.
,,Ich will es anders." Er sah irritiert zu mir hoch, musterte mich fragend. ,,Und wie?", fragte er dann, woraufhin ich die Schultern zuckte. ,,So wie damals.", nuschelte ich schließlich, woraufhin er schief lächelte. ,,In Ordnung.", sagte er dann, lehnte sich zu mir, um mich zu küssen, doch ich drückte meine Hand gegen seine Brust. ,,Und ich will es nicht jetzt. Jetzt will ich zu Onyt."
Er seufzte schwer, nickte dann aber, bevor er mir zusah, wie ich aufstand, mich anzog und dann aus dem Raum lief.
,,Onyt!", rief ich erneut, nachdem ich durch das Schloss gerannt war, die Treppen eines Turmes im Eilschritt erklommen hatte und nun die Leiter zum Dach hochkletterte. Ich grinste breit, als ich den vertrauten Drachen sah, keuchte schwer, als ich über seine schuppige Nase strich. ,,Du bist wieder da.", wisperte ich nur, sah auf, als ich ein leises Knurren hörte. Ein Schmunzeln schlich sich auf meine Lippen, als ich das Weibchen vor mir musterte. Silberne Schuppen überzogen ihren Körper, waren teils mit hellblauem Schimmern durchsetzt. Ihr Körper war nicht so langgezogen wie Onyts, wirkte ein wenig eleganter, und, wenn man es so sagen konnte, weiblicher. Man konnte auch von weitem erkennen, dass sie ein Weibchen war.
,,Warum lässt du dich von ihr berühren, Onyt?", zischte das Weibchen feindselig, während es mich weiter anstarrte.
,,Sie ist die Tochter des Schattens, spürst du das etwa nicht?"
Onyt gab einen beruhigenden Laut von sich, während er sich weiter von mir streicheln ließ. ,,Sie ist aber auch die Tochter des Lichts und der letzte Phönix.", antwortete er ruhig, woraufhin ich ihn irritiert ansah. ,,Tochter des Lichts?", fragte ich dann, woraufhin er zu mir sah. ,,Warum denkst du, versucht diese Frau, dich und deine Familie zu töten?", fragte er nur, woraufhin ich fragend und abwartend meine Augenbrauen hochzog. ,,Sie ist nicht deine Mutter, kleine Flamme. Aber sie kennt diejenige, die es war, und sie hasste sie abgrundtief." Diese Worte ließen mich taumeln.
Taumeln auf einem Dach war nicht gut.
Onyt schob seine Schnauze hinter meinen Rücken, hielt mich so davon ab, das Dach geradewegs runterzufallen.
,,Papa?" Ich sah irritiert auf die Ziegel runter, bevor ich begann zu lächeln, als ich da ein Drachenjunges sah. ,,Ich wusste nicht, dass du ein Kind hast.", flüsterte ich, setzte mich hin, bevor ich den Kleinen musterte, wie er auf meinen Schoß kletterte, an mir schnupperte. Seine dunkelgrauen, beinahe schwarzen Schuppen glänzten orangegolden im Mondlicht.
Onyt betrachtete uns beide nur ruhig, bevor er sich seiner Partnerin zuwandte, über ihre Wange leckte, um sie zu beruhigen, während ich das Junge nun vorsichtig streichelte. ,,Hallo.", sagte ich dann leise.
Das kleine Junge musterte mich kurz, dann schloss es die Augen und rollte sich auf meinem Schoß zusammen.
Mein Blick wanderte zurück zu Onyt, welcher mich noch immer musterte.
Tochter des Lichts.
Seine Worte hallten in meinem Kopf wider.
Wenn meine Mutter nicht meine Mutter war, wer dann?
Und was hat das mit meiner Herkunft zu tun?
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