Kapitel 35

2 Monate später...

D E L M I R A

Ich starrte auf den Zauberstab in meiner Hand, drehte ihn ein wenig zwischen meinen Fingern. ,,Liebling..." Ich sah über meine Schulter zu Deimos, als er mich verschlafen betrachtete. Schon spürte ich seinen warmen Körper an mir, woraufhin ich den Stab wieder suf den Nachttisch legte, mich mit einem Seufzen zu ihm drehte, als er seinen Arm um mich schlang. Ich spürte sein Kinn auf meinem Kopf, als ich mich an ihn schmiegte, mein Bein zwischen seine Knie schob. Er fuhr durch meine Haare, als ich mich enger an ihn drückte.

,,Was wird es?", fragte er, als ich seine Hand auf meinem Bauch spürte. Ich sah an mir hinab, dann sah ich wieder zu ihm. ,,Ich will es erst wissen, wenn es da ist.", sagte ich dann nur.
Wenn sie da sind.
Er nickte nur leicht, starrte auf meinen Bauch. ,,Auf jeden Fall ist es offensichtlich ziemlich groß.", schmunzelte er. Ich nickte nur ebenfalls. Die Situation war mir nicht zum Lächeln.
Manch einer würde unsere Situation als doppeltes Glück bezeichnen. Für mich war es ein doppelter Fluch.
Die doppelte Möglichkeit, dass meiner nun wachsenden Familie etwas angetan werden konnte.
Er betrachtete mich besorgt, strich über meine Wange. ,,Was ist los?", fragte er leise.

,,Es ist alles in Ordnung.", lächelte ich nun, zog mich von ihm zurück und stand auf. ,,Ich geh' zu Onyt.", sagte ich dann, lief zu meinem Kleiderschrank. Ich starrte auf die Kleidung vor mir, und mit einer Handbewegung hatte ich eine lockere Hose und ein helles, enges Oberteil an.
Meinen Bauch konnte ich sowieso nicht mehr verstecken, ich wollte wenigstens etwas halbwegs Gemütliches anziehen, wenn ich mit Onyt einen Kontrollflug übernahm.

Ich spürte Deimos' Blick auf mir. Er fühlte sich nicht angenehm warm wie sonst an, sondern glühend heiß, stechend.
,,Bleib noch kurz hier.", wisperte er, woraufhin ich zu ihm sah, leicht schmunzelnd, als ich ihn musterte. ,,Ein paar Minuten habe ich vermutlich noch.", antwortete ich leise, lief zu ihm, bevor ich mich zu ihm setzte und ihn betrachtete. Ich strich über seine Wange, doch bevor ich noch etwas tun konnte, lag ich unter ihm auf dem Bett, während seine Lippen auf meinen lagen.
Als ich aber spürte, wie seine Lippen über meinen Hals wanderten, erstarrte ich. ,,Deimos, nicht.", keuchte ich, sah zu ihm, als er meinen Bauch musterte. Ich schob ihn von mir, zog mein Oberteil wieder vernünftig an, woraufhin aus ihm ein unzufriedenes Grummeln kam.
Da kam leider der Panther durch. ,,Hör auf zu schmollen.", war alles, was ich sagte, bevor ich in meine Schuhe schlüpfte, mit einem schnellen Handgriff schnappte ich mir meinen Zauberstab. ,,Bis nachher.", kam noch hinterher, als ich im Türrahmen stand, sah ich nochmals zu ihm. ,,Heute Nacht solltest du vielleicht in deinem Zimmer bleiben.", sagte ich noch, bevor ich mit schnellen Schritten aus dem Zimmer verschwand, auf dem Weg zu dem blutroten Drachen, der sein Zuhause wohl noch immer auf dem Dach des Schlosses sah. Schließlich saß ich neben ihm in den luftigen Höhen, streichelte seinen Kopf, während er genüsslich vor sich hinbrummelte.
Ich fuhr ein wenig über seine Hörner, betrachtete ihn, während er in die Ferne starrte. ,,Worüber denkst du nach, sanguis vermis?", fragte ich leise, woraufhin sein Blick zu mir schnellte.
,,Blutwurm?", schnurrte er belustigt, woraufhin ich ihn schmunzelnd betrachtete. ,,So nennt dich das Volk."

Er gab nur ein erneutes Brummeln von sich, dann zog er seinen Kopf von mir zurück, richtete sich auf, woraufhin ich zu ihm hochsah, als er seinen langen Hals etwas streckte. ,,Ich möchte, dass meine Familie zu mir darf."
Ich legte den Kopf schief, hob meine Augenbrauen.

,,Du hast eine Familie?", fragte ich nun. Er blinzelte in stiller Zustimmung, woraufhin ich mit einem leichten Seufzen nickte. ,,In Ordnung.", sagte ich schließlich. ,,Hol sie her." Daraufhin senkte er dankbar den Kopf. Ich streckte die Hand aus, kraulte kurz über seine glänzenden, rauen Schuppen.

Sekunden später zog er sich jedoch bereits zurück, während ich ihm seufzend zusah, wie er nun in die Lüfte abhob. Ich starrte ihm noch eine Weile hinterher, bevor ich mich daran machte, von Dach zu klettern.
Sekunden später bohrten sich Krallen in meine Haut. Ich schrie auf, sah hoch. Weiße Schuppen. Verdammt, ich hatte ihn angekettet. Warum war er hier? Warum war er frei?

,,Nex!", schrie ich, meine Stimme überschlug sich, als er mich zu Boden trug, mich feindselig musterte. Mein Herz raste, während ich ihn zitternd anstarrte.
Sein stechend heißer Atem glitt über meinen Bauch, während er mich knurrend musterte. Ich tastete nach meinem Zauberstab, bevor ihn Sekunden später ein blutroter Blitz traf. Er kreischte vor Schmerz auf, zuckte zurück - dann begann er erneut zu knurren. Bevor er hätte reagieren können schleuderte ich einen Zauber nach dem nächsten auf ihn, immer wieder schossen helle Lichtblitze auf ihn zu, während er immer weiter zurückwich.

,,Delmira, hör auf!" Ich drehte mich um, sah nun zu Deimos, welcher seinen Bruder betrachtete. Ich wollte nicht aufhören.

,,Jetzt verteidigst du ihn?", schrie ich nun, betrachtete ihn finster. Dann richtete ich meinen Zauberstab erneut auf den Drachen vor mir, stellte mir vor, was mit ihm geschehen würde.
Crucio.
Ein Wimmern hinter mir, während mein Blick weiterhin auf Deimos lag. Entsetzen legte sich in seinen Blick.
Crucio.
Schnitte an seinem Körper.
Ein weiteres Wimmern.
Crucio.
Flammen, die seinen Körper verzehrten.
Sein Wimmern wurde ein schmerzerfülltes Röhren.
Crucio.
Ich wollte, dass er von anderen in Stücke gerissen wurde.
Crucio.
Alle erdenklichen Schmerzen dieser Welt.
Crucio.

Die schmerzerfüllten Laute verstummten. Ich drehte mich um, sah zu dem am Boden kauernden Mann vor mir. Über ihm stand der Drache, stupste ihn immer wieder an.

Brandblasen und Schnitte zogen sich über Nex' Haut, vermutlich waren auch einige Knochen gebrochen.

Eiskalte Angst durchfuhr mich.
Eigentlich konnte der Fluch keine äußerlichen Wunden hervorrufen. Die Schmerzen waren eigentlich rein psychisch.

,,Und deshalb sollte man die Zaubersprüche der anderen Welt nicht hier anwenden." Ich drehte mich um, sah zu meinem Vater, welcher mich besorgt betrachtete.
Mir war schlecht.
,,Ich wollte das nicht.", wimmerte ich nun, Tränen stiegen in meinen Augen auf.

,,Was genau wolltest du nicht? Seinen Animagus von ihm trennen? Ihn verletzen?" Ich sah über meine Schulter zurück zu dem Drachen, welcher mich nun musterte. Schließlich kam er zu mir, schnupperte schon fast sanft an mir, bevor er an meinem Bauch leckte. Ich atmete erleichtert auf, blinzelte meine Tränen weg, dann strich ich zaghaft über seine Schuppen. Er schmiegte seinen Kopf an mich, während ich ihn ruhig betrachtete. ,,Vermutlich war das mein Plan. Seinen Animagus von ihm befreien. Ihm die Macht nehmen." Ich sah zu meinem Vater, welcher mich mit schiefgelegtem Kopf musterte. Dann wandte ich mich ab, als ich ein Wimmern hinter mir hörte. ,,Bringt ihn in den Kerker.", sagte ich zu zwei Wachmännern, die eigentlich damit beschäftigt waren, Patrouille zu laufen. Sie nickten sogleich, griffen Nex unsanft bei den Armen, woraufhin er vor Schmerz aufschluchzte. ,,Und besorgt ihm einen Heiler.", sagte ich noch, bevor ich zu dem Drachen blickte, welcher neugierig zusah, wie Nex weggebracht wurde.
Schließlich stieß er jedoch ein Fauchen aus, Rauch stieg aus seinen Nüstern aus, woraufhin ich schmunzelte. ,,Erinnerst du dich noch hieran, Liebling?", fragte ich ihn nun, als ich wieder die Schattenpeitsche in der Hand hielt, mit der ich ihn schon einmal in meine Kontrolle gebracht hatte. Nun senkte er sogleich den Körper auf den Boden, was mir ein Lächeln entlockte.
,,Offenbar ja."
Ich ließ die Peitsche verschwinden, kniete mich vor ihm hin. Kurz tanzten noch Schatten um meine Finger, als ich nun begann, seinen hellen Kopf zu streicheln.
Er sah still zu mir hoch, musterte mich aus seinen eisblauen Augen, während ich ruhig dasaß. Vorerst durfte er sich entspannen. Er hatte es vermutlich dringend nötig.
Eigentlich hatte ich es ebenfalls nötig. Aber ich durfte es nicht. Ich durfte mich nicht zurückziehen, durfte mich nicht entspannen.
Ich musste mich um ein Königreich kümmern, das mal aus Zweien bestand.

Ich durfte mir keinen Fehltritt mehr erlauben.

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