Kapitel 33

2 Wochen später

D E L M I R A

Ich starrte weiterhin auf mein Mittagessen. Das Besteck hatte ich noch nicht angerührt, ebenso wenig das Essen.
Die Worte meiner Mutter kreisten noch immer in meinem Kopf.
,,Du willst doch, dass es deinem Sohn gut gehen wird, oder nicht?"

,,Es war meine Mutter.", sagte ich schließlich, woraufhin alle irritiert zu mir sahen. Alle, außer Dad. In seinem Blick lag eine Mischung aus Wut und Trauer, man könnte es auch als... Scham bezeichnen. So schaute er sonst nie.
,,Was?", kam nun aus Mysie.
,,Meine Mutter. Sie hat Dad kontrolliert. Deshalb sind wir jetzt da, wo wir sind. Deshalb ist unsere Heimat zerstört, deshalb droht uns Krieg und deshalb herrsche ich. Es war alles von meiner Mutter geplant."

Nun legte Hydra ihre Gabel weg, betrachtete mich. ,,Und was machen wir jetzt?" Ich seufzte als Antwort. ,,Wir machen gar nichts. Ich werde mich darauf vorbereiten, dass Krieg auf uns zukommen wird. Ihr geht in die Parallelwelt, damit ihr sicher seid. Mysie, du solltest in ein Krankenhaus... es dauert vermutlich nicht mehr lange, bis dein Kind kommt." Ich warf einen Blick auf den stark gewölbten Bauch meiner besten Freundin, doch die Worte, die sie aussprach, ließen mich erstarren.

,,Wie lange dauert es noch bei dir?"

Obwohl sich kaum jemand von mir abgewandt hatte, wirkten die Blicke auf mir jetzt stechend, drängend.

,,Du bist schwanger?", fragte Deimos als erstes, woraufhin ich nur nickte. Ich brachte kein Wort hervor. Es wurden zu viele Fragen. Zu viel, das sie wissen wollten, und niemand von ihnen ließ mir eine Pause zum Reden, geschweige denn zum Atmen. Es fühlte sich an, als würde jemand auf meinem Brustkorb sitzen, mir die Luft abdrücken.

Das Zucken eines Fingers reichte, damit die Zeit stehenblieb. ,,Ich kann nicht mehr.", keuchte ich dann, auch wenn mich niemand mehr hörte.
Sie hörten es nie, wenn ich um Hilfe schrie.

Langsam kam ich wieder zu Atmen. Langsam, aber wenigstens überhaupt.
Ein, aus, ein, aus. Ich schloss seufzend die Augen, stützte meine Ellenbogen auf den Tisch und fuhr mir durch die Haare.

Schließlich brach ein Schluchzen aus mir hervor. Ich wusste selbst nicht wieso.
Obwohl, irgendwie doch.
Es war die Situation. Mein Leben, das, was hier gerade passierte.

Ich musste mich ablenken. Irgendwas tun, das nichts mit dieser Welt zu tun hatte.
Parallelwelt.
Mit einer Handbewegung ließ ich die Zeit für die anderen weiterlaufen, während ich nun meinen Blick hob. Sollten sie ruhig meine Tränen sehen. Sollten sie wissen, dass ich kaputt war.
,,Del...", flüsterte Deimos, stand auf und griff nach meiner Hand - in genau dem Moment, als ich mich in die andere Welt teleportierte.

,,Ich will allein sein.", war alles, was aus mir herauskam, bevor ich seine Hand losließ und begann, mich durch die Muggelstraßen Londons zu drängeln, auf dem Weg zum King's Cross Bahnhof.
Hogwartsexpress.
Ich wusste nicht, warum gerade dieser Zug in meinem Kopf herumkreiste. Warum ich gerade dorthin wollte, warum ich mich nicht einfach in das Schloss teleportierte, wie ich es sonst getan hatte.
Ich wusste dafür genau, dass Deimos mir folgte. Ein Stück weit konnte ich es nachvollziehen. Ich würde mich selbst auch nicht allein lassen.

Gerade als ich durch die Mauer zum Gleis 9¾ gehen wollte, blieb ich stehen, sah nun zu Deimos. ,,Planänderung.", war alles, was ich sagte. Dann lief ich wieder los, raus aus dem Bahnhof, immer weiter der Spur der Magie folgend.
Schließlich blieb ich stehen. Klopfte an der Haustür vor mir. Als eine Frau öffnete, lächelte ich. ,,Hallo. Ihr Kind hat kürzlich einen Hogwartsbrief bekommen, richtig?", fragte ich, und bevor eine Antwort kommen konnte, sagte ich: ,,Darf ich mit Ihrem Kind in der Winkelgasse einkaufen gehen?"
Als Antwort knallte sie mir die Tür vor der Nase zu.

Ich seufzte schwer. ,,Das heißt dann wohl nein."

Es ging noch gefühlte Stunden so. Vermutlich waren es sogar Stunden, die ich damit verbrachte, an eine Tür nach der nächsten zu klopfen. Schließlich hatte ich tatsächlich einige Kinder um mich gesammelt, nun damit beschäftigt, sie zu zählen. ,,Vier... bleib mal bitte stehen.", murmelte ich zu mir selbst, schob eines der Kinder zurück zu der kleinen Gruppe. Schließlich gab ich es auf. Ich griff einem Kind nach dem nächsten ans Handgelenk, woraufhin einige entsetzt aufschrien, als sich ein schwarzes, verschnörkeltes Muster in ihre Haut legte. Andere wirkten vollkommen fasziniert davon, während ich nun mit schnellen Schritten auf Deimos zulief. Auch in seine Haut legte sich das tiefschwarze Muster, woraufhin er mich fragend ansah. Ich starrte auf die dunklen Schnörkel auf meiner Haut, bevor ich mich wieder den Kindern zuwandte. ,,Wenn irgendjemand von euch mehr als 10 Meter von mir entfernt ist, schlägt dieses Ding Alarm!", sagte ich nun, deutete dabei auf das Muster in meiner Haut. ,,Ich mache es nachher wieder weg, keine Sorge!", kam noch hinterher, als ich erneuten Protest hörte. ,,Also... Acht Kinder Zuhause abliefern.", seufzte ich nun. ,,Es sind sieben.", sagte Deimos da, woraufhin ich zu ihm sah. ,,Du zählst mit.", erwiderte ich nur.

Daraufhin stieß er ein empörtes Schnauben aus, das ich ignorierte. Sollte er ruhig schmollen.

,,Na kommt.", seufzte ich.

Ich lief nun los, während Deimos mir folgte, schräg links hinter mir laufend.

,,Wann wolltest du mir sagen, dass du schwanger bist?", fragte er, woraufhin ich seufzte. ,,Gar nicht.", antwortete ich dann. ,,Ich hatte gehofft, dass du weg wärst, bevor das Kind da ist. Ich hätte es dir überlassen, keine Sorge. Ich weiß selbst, dass ich keine gute Mutter wäre."

,,Hey... wer sagt das denn?", fragte er, woraufhin ich tief durchatmete. ,,Sieh mich doch verdammt nochmal an, Deimos.", wisperte ich dann. ,,Nicht das Mädchen von früher, nicht die Zauberin, die du sehen willst. Mich. Die verdammte Königin aus der Parallelwelt, den letzten vollständigen Phönix, das Schattenwesen, die Tochter einer Psychopathin, eine Drachenfreundin, eine werdende Mutter, ich bin ein verdammt kaputter Mensch, Deimos." Meine Stimme wurde leiser, während ich nun den Blick senkte.

,,Ich hatte selbst nie eine richtige Mutter, und jetzt, wo sie da sein sollte, sorgt sie dafür, dass mein Volk in einen Krieg gestürzt wird. Ich werde vielleicht nicht viel besser sein. Oder ich wäre am Ende viel zu sehr aufs Regieren fokussiert." Ich sah nun wieder zu ihm. Ich hatte seinen Blick die ganze Zeit auf mir gespürt. Doch erst jetzt bemerkte ich, dass Sorge in seinem Blick lag. ,,Ich weiß, dass du eine Königin bist.", flüsterte er. ,,Ich weiß, dass du das alles bist. Der Phönix, das Schattenwesen, von mir aus auch eine Drachenfreundin." Er blieb stehen, strich nun über meine Wangen. ,,Aber du bist mein Schattenmädchen." Ich seufzte nur leicht, erwiderte seinen Blick weiterhin. ,,Daran kannst du nichts ändern. Und egal was da alles kommt, ich bin für dich da, okay?"

Schließlich nickte ich. ,,Okay.", wisperte ich, schloss meine Augen, als er einen Kuss auf meine Stirn drückte. ,,Na komm.", murmelte ich nach einiger Zeit. ,,Wir liefern die Kinder bei Ollivanders ab."

Gesagt, getan. Wenig später standen wir zu Neunt in dem kleinen Geschäft - wobei. Zu Elft. Mister Ollivander, und... na ja, das Baby stand nicht, aber es war auch da.

,,So viele auf einmal...", seufzte der Mamn vor uns, lief schon hektisch herum. ,,Sieben, um genau zu sein.", sagte ich nun, betrachtete die Kinder. ,,Acht.", erwiderte der Verkäufer, sah nun zu mir. ,,Sie brauchen auch einen Zauberstab.", sagte er nun, was mir ein irritiertes Blinzeln entlockte. ,,Aber ich hab einen.", erwiderte ich, zog meinen Zauberstab aus einer Tasche an meiner Hose hervor und hielt ihn Ollivander hin. Der schmunzelte nur. ,,In der anderen Welt haben Sie einen. Aber Ihre dortige Magie ist zu stark für die Magie hier. Also ist auch der Stab für hier zu stark. Dementsprechend brauchen Sie auch einen anderen Zauberstab von hier."

Ich seufzte schwer, schließlich nickte ich nur. ,,In Ordnung.", nuschelte ich. ,,Fangen wir an."

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