Kapitel 22
D E L M I R A
Während mich meine Freunde, meine Schwester und ein fremder Typ mit Fragen bombardierten, war ich damit beschäftigt, den Staub von Onyts Schuppen zu waschen. Der Drache brummte zufrieden, wenn ich mit dem Lappen voll warmem Wasser über seinen Körper strich, hatte vollkommen entspannt die Augen geschlossen, während ich mir die Zeit nahm, ihn zu betrachten.
Onyt hatte Ähnlichkeit mit einer Schlange, das war mir schon oft aufgefallen. Ein langer, schlanker Körper mit breiten Schwingen, zwei Beinen, am Rücken, den oberen Seiten und der Oberseite seines Schwanzes bestückt mit Stacheln. Schon wenn man ihm irgendwie mit einem Streicheln Zuneigung zeigen oder sich im Winter an ihm aufwärmen wollte, musste man aufpassen, dass man sich nicht irgendeine Schramme einholte.
Zumindest, wenn man gerne auf seinem Rücken lag.
Wie ich zum Beispiel.
Ja, ich hatte mir die ein oder andere Narbe an ihm geholt.
Aber das war es wert gewesen.
,,Hast du nie darüber nachgedacht, zurückzukommen?", fragte schließlich Deimos leise, woraufhin ich seufzte. ,,Oft.", murmelte ich schließlich.
,,Ich habe oft darüber nachgedacht, Deimos. Aber irgendwie... wollte ich es nicht. Ich wollte nicht wieder zwischen Schutt und Asche stehen."
Ich sah sie noch immer nicht wieder an, starrte auf Onyts glänzende Schuppen, einfach nur, um diesen anklagenden Blicken auszuweichen. Nach einer Weile seufzte ich. ,,Kommt her.", murmelte ich schließlich, griff an einen von Onyts Zacken, sah über meine Schulter zu den Leuten, die irgendwie meine Familie waren... und der fremde Typ. Schon standen sie alle bei mir, was mich zum schmunzeln brachte. ,,Haltet euch an Onyt fest... vorsichtig. Ich will nicht, dass ihr ihm wehtut."
Der Typ warf mir einen verständnislosen Blick zu, doch ich reagierte nicht. ,,Okay... auf geht's.", seufzte ich, strich mit meiner freien Hand über Onyts raue Schuppen, bevor ich meine Augen schloss. Ich spürte, wie Macht durch mich pulsierte, mit jedem Herzschlag aufs Neue etwas mehr, bis meine Magie jede Faser meines Körper beherrschte.
Ich wagte es nicht, die Augen zu öffnen. Nicht jetzt.
Erst nach Minuten öffnete ich sie wieder. Wir standen auf dem Marktplatz. Alles war wie früher. Die Häuser standen, ebenso das Schloss... nur die Menschen wollte ich nicht zurückholen.
Noch nicht.
Es wäre zu viel. Noch mehr würden sterben, also würde ich sie alle wieder auferwecken, wenn der Krieg zu Ende wäre.
,,Was...?" Deimos sah sich irritiert um, Hydra hingegen starrte mich mahnend an, griff mich beim Oberarm und lief mit mir los.
Erst nach einer Weile lief sie langsamer, ließ meinen Arm wieder los.
,,Du solltest dich einfach friedlich auf deinen Thron setzen.", murmelte sie dann, woraufhin ich sie irritiert ansah.
,,Lass den Krieg bleiben.", kam als nächstes von ihr, woraufhin ich bitter auflachte. ,,Der Krieg ist nicht meine Entscheidung.", murmelte ich nur. ,,Das ist mir klar. Aber du musst auch nicht auf Drohungen von anderen Königreichen eingehen."
,,Und wenn sie dann hier einmarschieren? Soll ich dann immer noch friedlich auf dem Thron sitzen, Hydra?"
Sie gab mir keine Antwort. Sie starrte mich an, als ich mich umdrehte und zurück zu Onyt lief.
Doch meine Schwester sagte kein einziges Wort.
Niemand sagte ein Wort, als ich auf Onyts Rücken kletterte und wieder in den Wolken verschwand.
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