Kapitel 19
Anderthalb Jahre später
H Y D R A
,,Hat jemand Delmira gesehen?"
Ich starrte Mysie irritiert hinterher, wie sie durch die Trümmer lief. Sie kam tatsächlich erst jetzt hierher. Jetzt, wo schon alle Leichen begraben waren und Deimos und ich mit Mühe wieder aufbauten, was wir aufbauen konnten.
,,Sie liegt irgendwo als Drachenfutter in 'ner Höhle."
Den Kerl hatte ich fast vergessen.
Ich drehte mich zu dem hellblonden jungen Mann um, der schon seit geraumer Zeit versuchte, an mich ranzukommen.
Hendrix Alden.
Allein bei dem Namen wird mir schlecht.
Er warf mir ein breites Grinsen zu, bevor er sich wieder Mysie zuwandte. ,,Und das schon seit einer Weile.", fügte er noch hinzu, während Mysie ihn aus großen Augen geschockt anstarrte. ,,Was?", keuchte sie schließlich, sah zu mir, woraufhin ich nur nickte. ,,Sie wurde in die Drachenhöhle geschleppt, Mysie.", flüsterte ich. ,,Das ist inzwischen anderthalb Jahre her."
Sie schluckte schwer, und nun traten Tränen in ihre Augen. ,,Sie ist weg?", piepste sie, woraufhin ich nickte und sie in meine Arme zog. ,,Sie ist weg, Mysie. Sie ist tot.", flüsterte ich gerade so hörbar, woraufhin die Steine, die Deimos gerade in der Luft zusammensetzte, krachend zu Boden fielen.
Staub und Asche wirbelten auf.
,,Sie ist nicht tot.", flüsterte Deimos kaum hörbar. Ich starrte irritiert zu ihm, als er uns nun musterte. ,,Sonst wärst du auch schon längst wieder umgekippt. Viatrix wäre auch schon tot."
Ich schüttelte nur den Kopf. ,,Du verstehst so wenig von Magie... ihr Leben ist jetzt in mir und Viatrix. Egal ob sie lebt oder nicht, dieses Leben ist jetzt in uns."
Ich musterte ihn still, als sich Erkenntnis in seinen Blick legte. Doch schließlich drehte er sich nur um und ging. Aus seinen Schultern war jegliche Anspannung gewichen, sein Kopf war gesenkt, und jetzt wurde mir klar, was ich getan hatte.
Ich hatte ihm die letzte Hoffnung genommen, dass meine Schwester noch lebte.
Vielleicht war es besser so. Er konnte nicht ewig auf sie warten, irgendwann würde er weitergehen müssen - auch wenn es für ihn jetzt noch schwer fiel.
,,Hoffentlich ist es besser so.", flüsterte ich schließlich zu mir selbst, starrte ihm noch einige Minuten hinterher, bevor ich mich abwandte.
Dieses Mal fiel Hendrix kein blöder Kommentar ein. Er betrachtete mich stillschweigend, bevor er sich ebenfalls wieder der Arbeit zuwandte. Doch auch nach diesen anderthalb Jahren hatten wir bisher kaum etwas geschafft. Nicht einmal den Ort, den diese Stadt brauchte, das Schloss, hatten wir wieder hochbekommen. Obwohl Deimos und ich halbe Schattenwesen waren.
Vielleicht zeigte sich da auch, dass wir einfach vollkommen ausgelaugt davon waren, dass die Drachen wieder den Himmel regierten.
Ich starrte in den Himmel, als ich ein Brüllen vernahm - wenig später verschwand für einen Moment lang die Sonne. Einige Minuten lang sah ich dem dunkelroten Drachen mit unsagbar langem Hals hinterher, der mit seinem glatten Schwanz durch die Luft peitschte.
Und dann drehte er genauso schnell wie er gekommen war wieder ab. Sonst landeten sie, suchten etwas Essbares... doch dieser Drache nicht.
Dieser Drache verschwand mit einem weiteren Brüllen erneut zwischen den Bergen.
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