Kapitel 17
D E L M I R A
Ich hatte das Gefühl, dass meine Schreie noch Kilometer entfernt zu hören waren.
Immer wieder stolperte ich über Steine, die spitzen Kiesel unter meinen nackten Füßen machten das Gehen nicht leichter.
,,Del... Delmira, warte!" Ich reagierte nicht auf meine Mutter, bemühte mich nur, schneller von ihr wegzuhumpeln.
,,Ich wollte dir nicht wehtun!", rief sie nun.
,,Du hast mir fast die Pulsader aufgeschnitten!", kreischte ich hysterisch, presste meine Hand auf den schon längst verheilten Schnitt - das Blut klebte noch immer warm an meiner Haut.
,,Nicht mit Absicht!", kam nun von ihr, woraufhin mir ein bitteres Lachen entfloh. Erst singt sie mir dieses Wiegenlied vor, dann schlitzt sie mir fast die Pulsader auf.
Meine Eltern waren beide Psychos.
Großartig.
Warum hatte immer ich Glück?
Ich humpelte umso schneller davon, als sie näher kam, den Blick auf den Boden gerichtet - und schließlich prallte ich gegen etwas.
Nein, nicht etwas.
Jemanden.
Ich hob zögerlich den Blick, doch da wurde ich auch schon umarmt. ,,Gott, Del..."
,,Hydra?", kam es nun aus mir. Meine Stimme klang fremd, hoch und piepsig, als meine ältere Schwester mich an sich presste.
Ich schloss meine Augen, atmete tief durch, sog ihren vertrauten Geruch nach Lavendel ein, der momentan aber stark von etwas anderem überdeckt wurde - Asche.
,,Wir müssen hier weg.", flüsterte ich schließlich, woraufhin sie leicht nickte. ,,Ich weiß. Wir hätten schon längst weg sein müssen. Aber du wolltest ja nicht gehen. Del, du hättest dein Recht als Königin einfach nicht beanspruchen sollen. Du hättest Deimos heiraten können, und ihr wärt einfach irgendwohin gezogen, wo euch niemand stört."
Ich starrte irritiert zu ihr hoch. ,,Was wird das jetzt? Ein Vortrag darüber, was ich alles falsch gemacht habe? Ich kenne meine Fehler selbst, Hydra, aber danke für deine Bemühungen."
Nun zuckte sie zusammen, bevor etwas in ihrem Blick kalt und hart wurde. Und schließlich nickte sie nur. ,,Na gut.", flüsterte sie dann. ,,Dann sieh zu, wie du zurechtkommst."
Mit diesen Worten drehte sie sich um, und ging.
,,Hast du sie gefunden?" Ich horchte wieder auf, als ich Deimos' Stimme wahrnahm. ,,Nein. Sie ist nicht hier. Vermutlich hat uns der Vogel nur zu ihrem Blut geführt, und nicht zu ihr selbst."
Bei diesen Worten spürte ich Zorn in mir aufflammen, doch dieser Zorn wurde schnell erstickt. Durch meine Angst, die in mir aufstieg, als ein Kreischen die Luft durchschnitt.
Bevor ich mich umdrehen konnte, spürte ich, wie sich Krallen in meine Schultern bohrten - und schon war ich in der Luft. Übelkeit stieg in mir auf, als die Luft mich umpeitschte - je höher Nex mit mir zwischen den Krallen in die Luft stieg, umso schummriger wurde mir.
Schließlich nahm ein hohes Pfeifen mein Gehör ein, bis mir schwarz vor Augen wurde.
Ab da an hörte ich gar nichts mehr.
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