Kapitel 10
D E I M O S
Wut brannte in mir.
Bittere Wut.
Wut auf meinen Bruder, auf die gesamte Welt von mir aus.
Doch vor allem auf mich selbst.
Ich konnte nichts dagegen machen, dass Delmira nun Nex gegenüberstand. In einem dieser weiten, weißen, mit Glitzer und Tüll bedeckten Kleider, von denen sie schon in London immer geschwärmt hatte.
Es hätte ein schöner Tag für sie werden sollen - womöglich der schönste in ihrem Leben. Doch das war er nicht, denn sie stand weinend da. Vollkommen verzweifelt, durch die kunstvoll verzierten Fesseln an ihren Handgelenken unfähig, etwas zu tun.
Erst Stunden später, als sie sichtlich appetitlos vor dem Buffet stand, waren ihre Tränen versiegt, und ich hatte erst jetzt die Chance, mit ihr zu reden.
,,Es tut mir leid.", begann ich, doch sie schüttelte den Kopf. Vielleicht waren das nicht meine klügsten ersten Worte nach achtzehn Stunden Schweigen zwischen uns gewesen.
,,Entschuldige dich nicht für etwas, wofür du nichts kannst, Deimos.", murmelte sie, bevor sie sich eine Weintraube in den Mund schob - wahrscheinlich, um nicht antworten zu müssen, wenn ich weitersprach.
,,Ich kann sehr wohl etwas dafür. Ich hätte es früher mitbekommen müsse..."
,,Schweig.", unterbrach sie mich - und ich schwieg.
Sie starrte auf den Tisch hinab, bevor sie sich die nächste Weintraube griff. ,,Del, iss nicht nur Weintrauben. Du weißt genau, dass du dich dann übergeben musst.", murmelte ich, woraufhin sie leicht seufzte. ,,Das ist ja auch der Plan.", erwiderte sie, und nun musste ich schmunzeln. ,,Gut. Ich halte deine Haare, wenn es so weit ist."
Das brachte doch ein kleines Lächeln auf ihre Lippen, bevor sie an den Fesseln herumfummelte.
,,Du bist der Bruder des Königs...", murmelte sie dann. ,,Du könntest mich losmachen."
Sogleich hielt sie mir ihre Handgelenke hin, woraufhin ich mich leise seufzend umsah. Dann öffnete ich den ersten Armreif.
Sekunden später folgte der andere, während sie mich dankbar ansah.
,,Hol die anderen und geht. Wenn ihr wiederkommt, wird hier Krieg herrschen."
Mit diesen Worten lehnte sie sich zu mir, und schon spürte ich ihre Lippen auf meinen.
,,Ich liebe dich.", flüsterte sie Sekunden später, strich über meine Wange, bevor sie sich auch schon von mir zurückzog.
So schnell wie sie sich mir genähert hatte, so schnell entfernte sie sich auch wieder.
Das Einzige, was mir jetzt noch von ihr blieb, waren die Worte, die sie mir soeben gesagt hatte.
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