Kapitel 32
32
AMYS SICHT || Weinend saß ich unter dem Baum vor dem Haupteingang. Nur ein paar Wochen, und trotzdem verband ich mit diesem scheiß Baum schon so viele Erinnerungen. Wie Nate hier mir das Bein vollgekritzelt hatte, als ich mit Marleen über Nate redete und vor allem wie ich mir hier den Tod vorgestellt hatte - schöne und zugleich verstörende Erinnerungen.
Die heißen Tränen tropften auf meine Oberschenkel. Erschöpft von der Situation rupfte ich an dem Gras herum und ließ die einigermaßen kühle Luft auf mich wirken. Ich war locker schon zwei Stunden hier.
Ein plötzliches Klirren von Autoschlüssel unmittelbar hinter mir ließ mich herumfahren. Irgendjemand stand hinter mir, und ich hatte es vorlauter Schluchzen nicht mal gehört, wie die Person sich mir genähert hatte.
Ich rappelte mich auf und blickte abrupt in die Augen des Mannes, vor denen ich mich am meisten fürchtete. Schwarze Augen wie die Nacht. Grundgütiger.
„Hi, hast du mich vermisst?", lächelte Sean und umarmte mich sarkastisch. Ich stand nur stocksteif da. Seine Berührung auf meiner Haut ließ mich ängstlich erschaudern.
Ich konnte trotz allem, trotz der dummen Ankündigungen, nicht verhindern, dass mir mein Herz bis zum Hals schlug und ich das Blut in meinem Ohr rauschen hören konnte.
„Gib mir dein Handy, das brauchste nicht", sagte er und schnappte sich mein Handy. Das war ja sowas von klar gewesen. Kurzerhand schaltete er es aus und stopfte es in seine Hosentasche.
Scheiße. Jetzt kann nicht mal mehr jemand gucken, wo ich bin. Vielleicht war das auch okay so. Vielleicht aber auch nicht.
Ich wehrte mich nicht, als Sean grinsend meine Hand nahm und mich zu seinem Wagen führte. Es war ja klar gewesen, dass er weiter wegfahren wollte.
„Was ist eigentlich los mit dir? Du wehrst dich ja gar nicht", sagte er. Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Das macht ja keinen Spaß, wenn du dich nicht wehrst. Das müssen wir ändern."
Am Auto angekommen öffnete er den Kofferraum.
Oh mein Gott.
Das wars dann wohl mit dem keine Angst haben. In diesem Kofferraum war ein ewig langes Seil, Klebeband und ... ein großer Benzinkanister. Er wollte doch nicht etwa ...
Scheiße scheiße scheiße. Ich bekam es sofort mit der Angst zu tun, und mein Körper reagierte leider viel schneller als mein Gehirn. Instinktiv rannte ich weg und schrie mir die Seele aus dem Leib, in der Hoffnung, dass mich jemand hörte.
Natürlich war das mehr als dumm gewesen, denn schon Sekunden später spürte ich eine große Hand auf meinem Mund, die andere um meine Taille gewickelt. Selbst mit einem Arm um der Taille war er viel stärker als ich.
Ich trat, schlag, kratzte um mich, doch er war verdammt nochmal zu stark. Ich spürte, wie er ein Stück Klebeband auf meinen Mund klebte und die Hände mit einem Kabelbinder oder so festband. Scheiße. Ich war zwar bereit, jedoch wollte ich es schnell und nicht schmerzhaft verbrennen, was der Benzinkanister verriet. Oder was auch immer er vorhatte.
Ich schrie durch das Klebeband, aber der Schrei verebbte sofort und entpuppte sich als ein jämmerliches Brummen.
Sean lachte und beförderte mich auf die Rückbank. Dort schnallte er mich mit dem Gurt fest.
Jetzt konnte ich ohnehin nichts mehr ausrichten, denn ich konnte mich nicht bewegen. Die Position, in der ich mich mit den Händen auf dem Rücken befand, war ziemlich schmerzhaft.
Im Auto roch es wie immer nach Zigaretten und Alkohol. Der Gestank setzte sich in meiner Nase fest. Ich hörte auf mich zu wehren, weil es sowieso nichts brachte, und Sean startete den Motor und fuhr los.Leider konnte ich nicht viel erkennen, weil es mittlerweile stockdunkel war. Für meinen Geschmack fuhr er viel zu schnell, aber was machte das jetzt schon aus? Vielleicht würden wir ja gegen einen Baum krachen und ich würde da sterben. Das wäre mir lieber als verbrannt zu werden, außerdem würde Sean auch mit sterben. So würden wir beide unsere gerechte Strafe bekommen und nicht nur ich.
Das ruckartige Bremsen riss mich aus meinen Grübeleien. Ich hob meinen Kopf und wurde plötzlich unsanft aus dem Auto gezogen, sodass ich mir den Kopf anstieß. Autsch.
Ich verzog das Gesicht und versuchte, das Pochen zu ignorieren.
„Mein Gott, stell dich nicht so an", beschwerte sich Sean und zog mich am Arm mit.
Wir liefen durch eine dunkle Gasse, die nur mit einer einzigen Straßenlampe beleuchtet wurde. Durch die Beleuchtung wurde die Gasse in ein gruseliges Licht getaucht.
Mein Kopf pochte immer noch ein wenig. Am Ende der Gasse hörte ich, wie eine schwere Tür aufgeschoben wurde, denn sehen konnte ich nicht wirklich etwas.
Ach du Scheiße. Mich wird niemand hören können. Aber es ist doch okay so, sagtest du.
Ich wurde mit einem Ruck auf den harten Boden geschmissen, wodurch ich mir die Knie aufschlürfte. Verdammt!
Ich drehte mich unbeholfen um und sah zu, wie eine kleine Glühlampe unmittelbar über mir anging. Ich kam mir vor wie in einem Horrorfilm. Abgesehen von der Stelle, an der ich saß, und der Weg, der zu Sean führte, war absolut nichts beleuchtet.
Die Ausgeburt der Hölle kam wieder herein, schloss die Tür hinter sich und stellte die Utensilien, die zuvor im Kofferraum geruht hatten, neben der Tür ab. Mein Puls beschleunigte sich.
Ich kauerte wie ein Häufchen Elend auf den Knien, die Hände hinter den Rücken und mit einem Klebeband auf dem Mund. Mein Gesicht wollte ich erst gar nicht sehen, denn so viel wie ich weinte, war gar nicht zufassen.
Grinsend kam er mit dem Benzinkanister auf mich zu.
„Mhm!", schrie ich und zappelte. Daraufhin nahm er das Seil und wollte auch noch meine Füße zusammenbinden. Ich trat um mich, versuchte sein Gesicht zu treffen, doch es war vergebens. Ich zierliches Mädchen hatte nicht die geringste Chance gegen ihn.
Schließlich schaffte er es, auch meine Beine fest zu binden, sodass ich mich nun wirklich keinen Zentimeter mehr bewegen konnte. Ich lag zusammengekauert auf der Seite und schaute zu ihm hoch.
Und dann öffnete er den Benzinkanister und schüttete den ganzen Inhalt auf und um mich.
„MHM!" Oh Gott oh Gott oh Gott. Ich will so nicht sterben. Ich will es doch nur schnell hinter mich bringen. Bitte lieber Gott, mach, dass es schnell geht.
Ich zappelte wie eine Verrückte, aber natürlich hielt das ihn nicht davon ab. Er grinste immer noch schadenfroh und als der Kanister leer war, schmiss er ihn hinter sich.
Inzwischen sah ich vor mir alles nur noch verschwommen, weil die Tränen mir die Sicht nahmen.
„Hör auf zu heulen", sagte er und trat mir ins Gesicht. Vor Schmerz flossen die Tränen noch mehr. Ich will doch nur, dass es vorbei ist.
„Hmm ... das ist mir zu langweilig. Ich hab 'ne bessere Idee." Will er anstatt mich zu verbrennen mir jedes Körperteil einzeln abschneiden oder was? So viel zu dem Thema, ich hätte das Gefühl, dass er uns nicht umbringen würde. Ich lachte über meine eigene Dummheit.
Sean kam aus einer dunklen Ecke mit einem Stuhl hervor, der abgenutzt wiesonst was war.
Er trat mir erneut in die Seite, sodass ich mich vor Schmerz zur Seite rollte. Somit konnte er den Stuhl in die Mitte des Benzinkreises stellen.
Dann nahm er mich hoch, als würde er mich gerade retten, und setzte mich auf den Stuhl.
War das sein beschissener Ernst?
Ich beobachtete ihn misstrauisch, während er mir die Kabelbinder kurz abmachte.
Das war mein Moment.
Ich boxte ihm mit aller Wucht ins Gesicht, sodass er für einen Augenblick nach hinten taumelte.
„Du dreckige Schlampe!", schrie er und hielt sich die blutige Nase.
Gerade wollte ich das Klebeband abmachen, um zu schreien, da kam er auf mich zu und hielt meine Handgelenke fest.
„Das hättest du wohl gern, hm?" Er schnitt mir fast das Blut ab, bis er endlich locker ließ und mir die Hände jeweils an eine Lehne des Stuhls fesselte. So machte er es auch mit meinen Füßen. Heilige Maria, ich komme mir vor wie auf einem elektrischen Stuhl.
Mit schiefem Kopf betrachtete er sein Werk.
„So ist es besser. Jetzt kannst du mir meinem Blick nicht mehr ausweichen", stellte er fest.
Als ich zusammengekauert auf dem Boden lag, konnte ich wenigstens mein Gesicht verstecken. Es war demütigend, wie er mein Kinn anhob und ich ihm trotzig ins Gesicht starrte. Ich zog an meinen Fesseln, woraufhin er nur lachte.
„Wenn du versprichst, nicht zu schreien, nehme ich dir das Klebeband ab", sagte er plötzlich. Bitte was? Ich hob eine Augenbraue.
„Ich will mich ja auch mit dir unterhalten!" Trotzig nickte ich nur, und er riss das Klebeband absichtlich ganz langsam ab.
Ich holte tief Luft und hechelte ein wenig, bis ich ihn wieder ansah. Beende es doch einfach mit nur einem Schuss oder so. Bring es hinter dich. Bitte.
Er zog einen weiteren Stuhl zu sich ran, auf den er sich langsam setzte. Neugierig stützte er beide Ellenbogen auf den Knien ab.
„Ich hätte wirklich mit mehr Widerstand gerechnet", berichtete er mir seelenruhig.
Ich auch, glaub mir.
„Warum wehrst du dich fast gar nicht? Erzähl's mir, ich bin neugierig."
Nein. Ich würde ganz sicher nicht vor ihm zugeben, dass ich es verdient hatte, denn er hatte es mindestens genauso verdient. So demütigen lassen würde ich mich nicht.
„Na komm schon." Ich blieb still, und in Windeseile kam er auf mich zu und boxte mir ins Gesicht. Mein Gesicht fing an zu pochen, aber ich schrie nicht. Ich würde am liebsten schreien, doch genau das wollte er, damit er mir noch mehr weh tun konnte.
Als er jedoch mit irgendeinem Gegenstand, den ich anfangs nicht entziffern konnte, auf mich zukam, musste ich schlucken. Was zur Hölle ist das? Das ist doch jetzt nicht wirklich ein Baseballschläger? Ach du Scheiße. Wo hatte er diesen ganzen Mist her? Hatte er etwa alles schon vorher hier gelagert oder was?
Unvermutet schlug er mir mit diesem scheiß Ding auf den Kopf, sodass mein Kopf noch mehr pochte und ich doch aufschrie. Nein, ich darf nicht schreien!
Vormir verschwamm alles. Warum konnte es nicht einfach vorbei sein? Ich wollte es endlich hinter mir haben.
„Hör auf zu schreien!" Seine Stimme war im Moment nur ein dumpfes Hintergeräusch.
„Warum wehrst du dich nicht?", wollte er wissen. WAS ZUM TEUFEL IST DARAN SO INTERESSANT? Ich wusste genau, dass er es einfach nur von mir hören wollte. Dieser Kerl war psychisch krank.
Er holte noch einmal mit dem Schläger aus, aber dann riss ich den Mund auf. Einen weiteren Schlag auf den Kopf würde ich nicht aushalten.
„Weil ich es verdient habe", krächzte ich unter Husten hervor. Das ist so demütigend.
Sean senkte den Schläger und lächelte. Dann setzte er sich wieder seelenruhig auf den Stuhl gegenüber von mir. Er weiß genau, wie er es machen kann. Mit Schmerz kann er mich zum Reden bringen, denn körperlichen Schmerz bin ich nicht gewohnt. Aber emotionalen Schmerz war ich garantiert gewohnt.
„Das hast du wirklich. Wie blöd bist du eigentlich? Du haust ab, verliebst dich in den Sohn von Noah Seymour und jetzt ... tja, blöd gelaufen würde ich sagen. Jetzt hasst er dich ohnehin."
Ich hob den Kopf, was mich unglaubliche Kraft kostete. Warum weiß er das alles?
„Du fragst dich bestimmt, woher ich das alles weiß und warum ich solange gebraucht habe. Naja, es war so, dass ich in einem Zeitungsbericht gelesen habe, dass Noah Seymours adoptierter Sohn Nathan heißt, und da ich dich schon eine Weile am College beobachtet habe, wusste ich, dass dein Freund Nathan heißt. Da wurde ich neugierig."
Mir kam die Galle hoch. Er hatte uns die ganze Zeit über beobachtet. Wie hatte er das bloß angestellt? Hoffentlich würde er es mit mir hinter sich bringen und meine Freunde in Ruhe lassen, ansonsten würde ich nicht mal in der Hölle Ruhe bekommen.
Ich seufzte und zog noch ein letztes Mal an den Kabelbindern, aber es war zwecklos. Ich hatte keine Kraft mehr. Im Sinne davon, dass ich einfach keine Kraft mehr hatte, um mich zu wehren. Körperlich war ich abgesehen von meinem pochenden Kopf noch fit, aber das brachte mir ja nicht wirklich viel. Der Geruch des Benzins, der mir vage in die Nase stieg, führte mir wieder vor Augen, dass er mir es nicht so leicht machen würde. Mein Kopf hing schlaff da.
Plötzlich vernahm ich einen unglaublichen Schmerz. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, der Schrei tat mir selbst in den Ohren weh. Ein dumpfes Pochen entstand in meinem Bein, das sich zu einem unglaublichen Stechen entpuppte. Ich sah herunter, doch mein Kopf schnellte sofort wieder hoch, weil der Anblick, der mir geboten wurde, meinen Magen dazu brachte, sich umzudrehen.
Meine Hose färbte sich unwillkürlich dunkelrot. Der Fleck breitete sich immer weiter aus.
Er hatte ... Er hatte ... Er hatte mir ins Bein gestochen. Mit einem Messer. Das er nochmal schön in der Wunde drehte.
Ich kniff die Augen zusammen, weil mir die Sicht genommen wurde. Ich hatte das Gefühl, als würden die heißen Tränen Brandmale auf meinen Wangen hinterlassen.
„Herrgott, du hast versprochen, nicht zu schreien. Da muss ich dir das Klebeband eben wieder drauf kleben", jammerte Sean und sofort hatte ich wieder einen Streifen auf dem Mund.
Hat niemand meinen Schrei gehört? Sind wir so abgelegen? Irgendjemand muss mich doch gehört haben, VERDAMMTE SCHEIßE!
Ich betete zu Gott, dass es gleich vorbei sein würde. Der Schmerz in meinem Bein ließ nicht nach, und ich wollte gar nicht wissen, welche Schmerzen er mir noch zufügen würde.
Er drehte das Messer in meinem Bein erneut um, und ich wollte wieder schreien. Es war nur ein jämmerliches Geräusch, das durch das Klebeband verstummte.
Oh Gott. Wann ist es endlich vorbei? Das war typisch Mensch. In solchen Situationen dachte man immer an Gott, selbst wenn man, wie in meinem Fall, nicht an ihn glaubte.
Ich wimmerte, zappelte, weinte und wand mich unter dem Messer. Okay, bleib still sitzen. Wenn du weiter zappelst, macht das das Ganze noch schlimmer.
Ich biss mir so stark auf die Lippe, dass es mich nicht wundern würde, wenn ich gleich Blut schmecken würde. Durch mein Bein würde ich bestimmt gleich an Blutverlust sterben.
Woah, jetzt übertreib nicht gleich. Es ist nur ein Messerstich ins Bein.
Mit einem Ruck zog er das Messer heraus. Mir entglitt noch ein kurzes Wimmern, dann verstummte ich. Verdammt, ich bin doch bereit zu sterben. Ich bin bereit, mich für meine Freunde zu opfern. Ich bin doch bereit. Ich bin bereit. Aber dann lass es doch bitte schnell gehen.
Er grinste. „Ach macht das Spaß, zu sehen, wie du dich einfach nicht wehren kannst."
Dieser Typ war so krank. Insgeheim hoffte ich, dass er genau wie ich jetzt, auf einem Stuhl hingerichtet werden würde, nur dass er auf einem elektrischen sitzen sollte.
Vielleicht war es unmoralisch, jemandem den Tod zu wünschen - aber ich hatte schon so viele unmoralische Dinge getan, da interessierte mich das jetzt auch nicht mehr. Und was er gerade mit mir tat, war auch mehr als unmoralisch. Wie konnte man sich darauf aufgeilen, jemandem wehzutun? Wie zur Hölle sollte so etwas Spaß machen?
Inzwischen hatte ich schon nicht mal mehr Kraft zum Weinen. Der Blutverlust war wahrscheinlich noch einigermaßen im Rahmen, aber ich merkte trotzdem, wie es mich schwach machte.
Und ich war mir sicher, dass ich noch viel mehr Blut verlieren würde, denn Seans Spiel war noch lange nicht zu ende. Für ihn machte dieses Spiel vielleicht Spaß, aber ich wollte es einfach nur verlieren und schnell einschlafen. Natürlich gewährte er mir dies nicht.
„Ich bin gespannt, wie Marleen sich schlagen wird", sagte er plötzlich und mein Kopf hob sich abrupt, obwohl er unheimlich schmerzte. Das würde er nicht wagen. Niemals.
„Wenn ich mit dir fertig bin, ist sie dran." Ich zog wieder an diesen scheiß Dingern und wimmerte durch das Klebeband. Nein!
Kurzerhand riss er mir den zweiten Streifen Klebeband vom Mund.
„Nein! Lass sie und den Rest in Ruhe!", sagte ich. Er grinste nur weiterhin.
„Wie wär's mit Nathan?"
„NEIN!"
„Dann schlag etwas anderes vor."
Okay. Ich war bereit gewesen, mich für meine Freunde zu opfern, und das war ich ihnen schuldig. Das war das mindeste, was ich tun konnte.
„Du darfst mit mir machen, was du willst und im Gegenzug dazu tust du meinen Freunden nichts an. Weder Marleen, noch Nathan oder sonst irgendwem, den ich kenne. Auch nicht meinen Eltern." In diesem Moment spürte ich wieder ein unglaubliches Stechen in meinem Bein.
„Das ist ein schwaches Angebot", verkündete er und stand auf. Ich musste den Kopf ein wenig in den Nacken legen.
„Nein, ist es nicht. Du kannst mich ... was weiß ich, mach einfach, was du willst. Foltern, mit Stromschlägen quälen, es ist mir egal. Hauptsache du tust ihnen nichts an", krächzte ich hervor. Meine Güte, seit wann fordert reden so viel Kraft?
„Na schön. Abgemacht." Mir fiel ein Stein vom Herzen. Innerlich versuchte ich mich auf die Qualen, die gleich kommen würden, vorzubereiten. Ehe ich mich versah, war ein dritter Klebestreifen auf meinem Mund. Das konnte nur bedeuten, dass ich wahrscheinlich gleich schreien würde ...
Oh Gott. Wie konnte mein Leben nur so verkorkst werden?
Hätte ich schon früher akzeptiert zu sterben, würde Nathalie noch leben ...
Plötzlich wurde der Stuhl umgekippt und ich lag seitwärts auf dem Boden. Sean trat mir in die Seite, schlug währenddessen mit dem Baseballschläger auf mich ein. Ach du Scheiße.
Mein ganzer Körper tat weh, mein Kopf, auf den er immer wieder einschlug, schien glatt durchzubrechen. Ich hörte ein komisches Geräusch, als er mir in die Seite trat. Bitte mach, dass es aufhört. Bitte.
Er trat mit beiden Füßen auf meinen Brustkorb, den er zu zerquetschen schien. Anschließend schlug er mit dem Baseballschläger wieder auf mich ein, direkt auf meinen Brustkorb.
Die Schmerzen, die mein Körper erleiden musste, waren gar nicht mehr zu ertragen. Vor mir wurde langsam, aber sicher alles schwarz. Ich bekam durch die Einquetschung meines Brustkorbs keine Luft mehr. Gleich ist es vorbei. Gleich habe ich es geschafft.
Ich liebe euch, Mom und Dad. Ich liebe dich, Nathan. Ich hab euch lieb, Marleen, Mia und alle anderen.
Bevor ich komplett wegdämmerte, spürte ich nochmal einen Messerstich -und dieser traf in meinen Bauch. Danke für die Erlösung. Ich spürte den Schmerz schon fast gar nicht mehr, weil mein Körper schon betäubt genug war. Das Blut, das sich auf dem Boden sammelte, war seltsam dunkel. Ich wusste gar nicht, dass Blut so eine dunkle Farbe hatte. Fast schwarz, genau wie die Flecken, die vor mir auftauchten.
Ein plötzliches Krachen forderte meine letzte Aufmerksamkeit.
Ich sah verschwommen, wie die Tür aufging und mehrere Officer hereinstürmten. Oh Gott. Oh Gott. Holt mich hier raus. Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen, die sich immer mehr zu einem großen schwarzen Loch zusammentaten.
Sie zielten mit ihren Pistolen auf Sean, und in dem Augenblick, in dem ich eine vertraute Person sah, schlug mein Herz vielleicht zum letzten Mal höher. Marleen. Ich lächelte ein letztes Mal, sofern es mir durch das Klebeband möglich war - und dann wurde alles schwarz.
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