Kapitel 23
23
„Nehmt euch ein Zimmer!", kicherten die Jungs. Ich streckte ihnen nur grinsend den Mittelfinger entgegen. Ein paar zeigten ihn zurück. Hatten ein paar von ihnen eigentlich keine Freundin? Immerhin konnten nicht alle wie Nathan sein. Er war so. Und außerdem sind nicht alle Freundinnen so gestört wie du und warten direkt vor dem Bus. Okay, das war womöglich wahr. Naja, wen kümmerte es schon.
Nate verabschiedete sich von seinen Freunden, dann nahm er meine Hand. Scott lief neben uns her, weil er seine Sachen natürlich auch ablegen wollte. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer erzählten sie mir nochmal, wie das Wochenende war. Sie hatten anscheinend viel Spaß gehabt.
Im Zimmer angekommen räumte Scott schnell seine Sachen aus und nahm sowohl seine als auch Nathans dreckige Wäsche mit zum Waschraum. Irgendwann waren wir demnach alleine und saßen auf Nates Bett. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, dass ich jemals hier gewesen war. War ich überhaupt schon mal hier?
Ich kuschelte mich an Nathans Brust, der es sich am Kopfende gemütlich machte. Seine Brust hob und senkte sich unregelmäßig, sein Herz schlug unheimlich schnell. Was ist los mit ihm?
Er schien sich zu verkrampfen, und auch wenn wir wieder nicht redeten, die Stille war schön, weil er mir einfach nur durch die Haare strich.
„Was ist los?", unterbrach ich die Stille. Er verkrampfte sich noch mehr und drückte meine Hand. Er ließ sich Zeit, bis er antwortete.
„Äh... nichts", sagte er mit einem Zittern in der Stimme.
„Komm schon, was ist los?", hakte ich nochmal nach. Irgendetwas stimmte nicht. Ich drehte mich, sodass ich jetzt im Schneidersitz vor ihm saß. Zärtlich legte ich meine Hand an seine Wange und fuhr mit dem Daumen unter seinen Augen entlang.
„Ich... ich hatte nur ... äh Streit mit meinem Vater." Er lächelte mich an, aber ich bemerkte, dass es kein echtes Lächeln war. Seine Augen leuchteten nicht, allerdings wollte ich ihn zu nichts drängen.
„Okay. Was wollen wir heute machen? Oder willst du dich lieber ausruhen?" Mein egoistisches Ich würde am liebsten den ganzen Tag mit ihm verbringen, aber ich wusste nur zu gut, wie anstrengend eine lange Bus- oder Autofahrt war.
„Ich würd gern 'ne Runde schlafen, wenn das okay wäre. Wenn du willst, hol ich dich heute Abend so gegen neun ab, dann können wir noch was machen. Ich hab da schon eine Idee."
Mein Egoismus war teils zufrieden. Ich stand auf und drückte ihm noch für eine Weile meine Lippen auf. Diesmal waren seine Lippen rau, aber das störte mich nicht.
„Und übrigens, du siehst heute extrem heiß aus", kicherte ich wie ein Schulmädchen und schnappte ihm seine Snapback weg, die ich mir triumphierend aufsetzte.
„Und du siehst mit dieser Mütze auch unglaublich gut aus."
„Nur gut?", schmollte ich gespielt, während ich mir die Haare nach vorne legte.
„Nein, viel mehr als gut." Verführerisch zog er mich an der Taille zu sich ran, sodass er auf dem Bett saß und ich zwischen seinen Beinen stand.
„Und wie zum Beispiel?", fragte ich und legte meine Hände auf seine Schultern.
„Schön, aber auch scharf", sagte er mit tiefer Stimme. Ich schlug ihm leicht gegen den Kopf.
„Ich glaube ich sollte dich jetzt lieber schlafen lassen, sonst kommst du mir noch auf andere Gedanken."
„Längst geschehen", erwiderte Nathan. Er gab mir einen Klaps auf den Po.
„Pech gehabt, du hast mich weggeschickt", sagte ich und ging zufrieden aus dem Zimmer, immer noch mit der Snapback auf dem Kopf. Ich drehte mich noch einmal um, bevor ich die Tür schloss, und sah zu, wie Nathan sich schmollend aufs Bett zurückfallen ließ.
Ich lief den langen Flur entlang zu meinem Zimmer. Grinsend setzte ich mich auf mein Bett.
Marleen war nicht hier, sie hatte ihr Make-Up also anscheinend endlich mal fertig sortiert, denn das lag jetzt auch nicht mehr kreuz und quer auf dem Schreibtisch verteilt. Ich vermutete, dass sie bei Ethan war.
Ich vertrieb mir die Zeit bis heute Abend damit, indem ich mir den Laptop von Marleen schnappte, den sie noch nicht zurückgebracht hatte. Für Ende nächster Woche musste ich einen Aufsatz abgeben und da ich gut abschneiden wollte, um meine Note zu verbessern, schrieb ich mir ziemlich viel aus dem Internet heraus, um es später verwenden zu können. Je mehr Informationen ich in dem Text verarbeitete, desto besser.
Irgendwann klopfte es an meiner Tür, und ich schrak hoch.
Ein wenig benebelt bat ich die Person rein. Rasch fuhr ich den Laptop herunter und stellte ihn zur Seite. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit umgegangen war. Draußen war es schon ziemlich dunkel, der Mond strahlte ein wenig ins Zimmer herein.
„Im Mondschein bist du sogar noch hübscher", lachte Nate sarkastisch und kam auf mich zu.
„Ha ha."
Fröhlich nahm er meine Hand und zog mich vom Bett hoch. Es war 20:45 Uhr.
„Wolltest du nicht erst in einer Viertelstunde kommen?", fragte ich, währender mich dazu zwang, eine lange Hose anzuziehen.
„Hast du was dagegen, dass ich meine Freundin jetzt schon abhole?" Ich schüttelte energisch den Kopf.
„Na siehst du", fuhr er fort. „Wir fahren zum See, also da in der Nähe. Und da fahren wir ja ein wenig." Ich nickte als Antwort und nahm mir noch eine dünne Weste mit, bevor wir zu seinem Auto liefen. Schweigend hielt er mir die Beifahrertür auf, und ich stieg lächelnd ein. Ich hatte das Gefühl, dass dieses Dauerlächeln und Grinsen nie mehr weggehen würde.
Als wir durch die Gegend fuhren, erlaubte ich es mir, das Fenster herunter zu lassen, um den frischen Fahrtwind auf meinem Gesicht zu genießen. Das machte ich immer.
„Die Snapback steht dir wirklich gut", schmunzelte Nathan auf einmal, als er gerade parkte. Verwirrt riss ich den Kopf herum. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich sie noch auf hatte.
„Oh, sorry, hab das gar nicht bemerkt", sagte ich und reichte sie ihm herüber. Er zog gerade den Schlüssel heraus.
„Nein, du kannst sie ruhig behalten. Ich hab genug davon und außerdem siehst du damit wirklich gut aus." Ich schüttelte nur grinsend den Kopf und folgte ihm ums Auto herum.
„Wo gehen wir hin?", fragte ich.
„Wirst du gleich sehen." Nach diesen Worten nahm er meine Hand und wir liefen eine Weile den See entlang, bis wir dort abbogen, wo er mich vor einigen Wochen oder wann das war in den See geschmissen hatte.
„Gehen wir dahin, wo du letztes mal hin wolltest, bevor ich dich entdeckt habe?"
Er schnappte sich die Snapback, schlug mir damit kurz ins Gesicht und setzte sie mir dann wieder auf.
„Schh, stell nicht so viele Fragen."
Verwirrt richtete ich mir wieder die Snapback zurecht, die er mir ein wenig krumm aufgesetzt hatte. Wo wollte er nur hin? Warum zur Hölle liefen wir abends im Dunkeln durch einen Wald?! Aufs Stichwort hörte ich rechts von mir ein Knacksen. Instinktiv zuckte ich zusammen und drängte mich näher an Nathan. Er lachte nur und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. Solange er bei mir war, würde mir schon nichts passieren. Die einzigen Geräusche, die ich hörte, waren mein schneller Herzschlag, das schabende Geräusch, das unsere Füße verursachten, und Nathans Atem. Er schien richtig nervös zu sein. Ich runzelte die Stirn, lief aber trotzdem schweigend neben ihm her. Irgendwann, ich glaube es waren schon über zwanzig Minuten vergangen, nahm ich das Geräusch von leicht fließendem Wasser wahr. Was zum ... ?
Sein Händedruck wurde noch stärker, als wir durch irgendein Gebüsch liefen und ich mir die Äste aus der Reichweite schlagen musste.
„Willst du mich jetzt im Wald vergewaltigen, wo mich niemand hört oder wie?", kicherte ich, darauf blieb er kurz stehen, schaute mich an und schüttelte offenbar leicht genervt den Kopf.
Okay, genug Gelaber. Ich nahm mir vor, jetzt ruhig zu sein, bis wir da ankamen, wo er hin wollte.
Das Geräusch des Wassers wurde immer lauter, je näher wir kamen,trotzdem war es sanft. Nate zog mich hinter sich her durch die ganzen Äste, bis wir irgendwann aus dem Gewirr raus kamen und ich hinter ihm anhielt.
„Erschreck jetzt bitte nicht, okay?", sagte er sanft, während er die Hände auf meine Arme legte und lächelte. Selbst in der Dunkelheit kam es mir so vor, als würden seine Augen und Zähne leuchten. Schwach nickte ich, auch wenn ich irgendwie eine Ahnung hatte, was auf mich zukommen würde. Nicht erschrecken. Das einzige, wobei ich wirklich erschreckte, war Höhe. Und das hieß nichts Gutes.
Mein Freund nahm meine Hand, die perfekt in meine zu passen schien, und lief mit mir ein Stück nach vorne. Und in diesem Moment erkannte ich es: Eine riesige Hängebrücke aus Holz, die sich über einen Fluss erstreckte. Die Strömung war offenbar nicht stark, aber die "Tiefe" wollte ich gar nicht erst erforschen.
Sofort verkrampfte ich mich, was Nathan auch direkt bemerkte, weil er meine Hand wieder fester drückte. Ich entspannte mich ein wenig, allerdings blieb das erdrückende Gefühl, denn ich wusste, dass er auf diese Brücke wollte. Selbst in der Dunkelheit war dieser Ort wunderschön, es sah aus wie auf einem Gemälde. Der Fluss, der das Ende dieses Waldstücks bedeutete und die Brücke, die zwei Teile miteinander verband. Für mich sah sie ein wenig morsch aus, und ich hatte Angst, dass sie einstürzen würde, aber er hatte anscheinend keine Probleme damit. Der Mond wurde im Fluss gespiegelt, welcher im Dunkeln natürlich komplett schwarz aussah, was mich noch mehr beunruhigte.
Trotz allem war das Naturspektakel, das mir hier geboten wurde, atemberaubend.
„Und?", fragte Nate plötzlich.
„Es ist wunderschön hier", erwiderte ich und sah zu ihm hoch. Er erwiderte das Lächeln und zog mich näher zu der Brücke. Oh Gott.
„Nate, das -"
„Schon okay", unterbrach er mich. „Ich pass auf, dass dir nichts passiert."
Meine Beine zitterten jetzt schon und ich wollte alles, außer auf diese Brücke zu gehen. War das nicht unheimlich gefährlich?
„Was ist, wenn die einstürzt oder so? Das ist doch mega gefährlich!", verteidigte ich harsch meine Person, allerdings ging ich trotzdem mit ihm zum Anfang der Brücke.
Kurz bevor wir den Fuß auf die erste Latte setzten, nahm er mich noch an der zweiten Hand. So ging er nun rückwärts und ich lief auf ihn zu, genau wie beim Eislaufen.
„Vertrau mir", war alles, was er sagte. „Ich war schon oft genug auf dieser Brücke."
Ich atmete tief durch und setzte zittrig den ersten Fuß auf die Latte. Kurz trat ich darauf, natürlich wackelte sie ein wenig, aber ansonsten war sie stabil. Heilige Scheiße, der ist doch lebensmüde oder?
„Du bist völlig lebensmüde, das wackelt ja wie die Pest." Er lachte so schön wie noch nie und zog mich langsam zu sich. Vor Schreck fiel ich in seine Arme, und die Brücke unter uns begann zu wackeln. Direkt drang ein Schrei aus meiner Kehle. Ich kniff die Augen zusammen und krallte mich an seinem T-Shirt fest.
„Nicht bewegen", flüsterte er in mein Ohr. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Werden wir das überleben? Jetzt bleib mal auf dem Teppich,junge Dame.
Gefühlte Ewigkeiten später öffnete ich behutsam die Augen und schaute zu Nathan hoch.
Er grinste dümmlich. „Bist du fertig?"
Ich boxte gegen seine Brust. Jaja, mach dich ruhig über mich lustig.
„Es ist normal, dass sie wackelt. Aber schau doch, durch die Latten am Boden kannst du nicht durchfallen, der Abstand ist viel zu klein. Und ich glaube nicht, dass du da drüber fällst."
Ich atmete immer noch schwer. Ein Blick nach unten, und sofort wurde mir wieder bewusst, wo zur Hölle ich gerade stand.
„Hey", flüsterte er wieder ganz leise, während er mein Gesicht in seine großen Hände nahm. „Schau mich an. Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin da, okay? Und selbst wenn wir fallen, dann werden wir eben nur nass." Ich nickte zur Antwort und klammerte mich an ihn, als wir weiter in die Mitte voran schritten. Warum hatte er mich eigentlich mit hierher gebracht? Klar, es war atemberaubend hier, aber es musste doch irgendeinen Grund geben. Ich war mir nicht so sicher, ob er mir diesen Ort nur zeigen wollte. In der Mitte setzten wir uns auf die Latten und ließen die Füße über dem Abgrund baumeln. Ja, für mich war es ein Abgrund. Natürlich schmiegte ich mich dabei so nah wie möglich an ihn.
Eine Weile redeten wir nicht viel, sondern alberten nur ein wenig herum, darauf bedacht, dass wir nicht herunter fielen. Diese Stille, die jedes mal herrschte, bevor wir über irgendetwas redeten, mochte ich. Es zeigte, dass wir nicht viel reden mussten, um zu zeigen, dass wir eine schöne Zeit miteinander hatten. Denn genau das machte unsere Zeit miteinander aus. Manchmal musste man nicht viel miteinander reden, ein paar sanfte und intensive Berührungen genügten. Hin und wieder küssten wir uns, als wir die Spiegelung im Wasser betrachteten. Nate nahm das Gespräch auf.
„Was hattest du eigentlich für einen Albtraum?", warf er mich plötzlich komplett aus der Bahn. Hilfe, was soll ich ihm sagen? Oh hey, ich hab Albträume von meinem kranken Ex-Freund, der in einem meiner Träume übrigens auch mal dich gekillt hat.
„Oh... ähm ... n-naja", stotterte ich. Meine Fresse, reiß dich zusammen! „Das Übliche eben. Wurde verfolgt oder so, ich erinnere mich nicht mehr genau."
Hoffentlich würde er mir das abkaufen. Es wäre schön gewesen, die Wahrheit zu sagen, aber natürlich kam das nicht in Frage.
„Achso."
Seine Antwort zerriss mir beinahe das Herz. Wie konnte ich ihm nur so etwas antun?
„Ich komme immer hierher, wenn ich nachdenken muss." Abrupt drehte ich meinen Kopf zur Seite. Mit einem Nicken gab ich zu verstehen, dass er weiter reden sollte. Meinen Kopf lehnte ich wieder an seine Schulter.
„Normalerweise weiß das keiner. Zum Beispiel letztens auf der Party hatte ich wieder einen Art Anfall, also wegen der Masse, du weißt ja. Und da wollte ich hierher gehen."
„Aber ich hab deine Pläne durchkreuzt", erwähnte ich beiläufig.
„Ja, allerdings", erzählte er. „Ich bin auch einmal hierher gekommen, als ich über uns nachgedacht habe. Jedenfalls weißt nur du von mir und diesem Ort, also ... ja." Klar wusste ich, wie er das meinte. Logischerweise gab es noch andere Menschen, die von der Existenz dieses wunderschönen Ortes wussten, aber keiner wusste, dass Nate immer hierher kam. Und seine Aussage versicherte mir, dass ich es niemandem erzählen sollte.
„Ich fühle mich geehrt", lächelte ich wahrheitsgetreu. Die Tatsache, dass er einmal hierher gekommen war, um über uns nachzudenken, ließ mein Romantiker Herz schneller schlagen. Er strich mit dem Daumen über mein Handgelenk und schien mit sich zu ringen. Das merkte ich immer, da sein Atem dann unregelmäßig wurde.
„Was ist los?", fragte ich also. Er entspannte sich ein wenig und warf einen Blick auf die Snapback, die er noch einmal ein Stück verrutschte, damit sie besser saß.
„Ich ähm ... ich wollte dich etwas fragen." Seine Stimme brach ein wenig, und es sah fast so aus, als würde er gleich losheulen. Oh Gott, was ist los mit ihm?
Sanft strich ich mit dem Daumen unter seinen Augen entlang, um ihm irgendwie ein Erkennungszeichen zu geben, dass es okay wäre, wenn er weinen würde. Ein paar Sekunden später spürte ich schon eine einzelne Träne auf meinem Daumen. Grundgütiger, Nathan weint?!
„Es ist okay, frag schon", erwiderte ich leise. Der Anblick, den mir Nathans trauriges Gesicht verschaffte, zerriss mir beinahe das Herz, jedoch musste wenigstens ich mich zusammenreißen. Ich musste jetzt die Stärkere für uns spielen, denn so wie er aussah, fiel ihm die ganze Sache, die jetzt gleich kommen würde, nicht leicht.
Er holte tief Luft und fing dann an zu sprechen, allerdings ein bisschen abgehackt.
„Ich... also ... du kannst natürlich nein sagen, keine Frage. Also ich würde mich nur freuen, wenn du mitkommen würdest, aber du kannst natürlich ablehnen." Jetzt wurde ich neugierig.
„Nun sag schon."
„Also...", fuhr er gebrochen fort. „Meine ... oh verdammt, Amy."
Urplötzlich strömten die Tränen über sein Gesicht, mehrere Schluchzer drangen aus seiner Kehle, und in diesem Moment zerbrach mein Herz in tausend Teile. Ich nahm ihn in Windeseile in den Arm und streichelte seinen Rücken.
„Hey, schhh ....", versuchte ich ihn zu beruhigen. Was zum Teufel war nur mit ihm los, dass er nicht mal den Satz zu Ende bringen konnte? Meine Neugier in mir wollte es wissen, aber so unmenschlich war ich nun auch wieder nicht.
„Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht möchtest."
Seine Arme schlangen sich um meinen Rücken. Wahrscheinlich hätten wir den ganzen Abend in dieser Position verharren können, aber ich konnte es nicht ertragen, Nathan so am Boden zu sehen. Der sonst so harte, taffe Nathan, der nichts an sich ran ließ, weinte vor meinen Augen? Vor seiner Freundin? Da wurde mir klar, wie sehr er sich meinetwegen verändert hatte. Und dafür, genau dafür ... liebte ich ihn noch mehr.
Er wischte sich über die Augen und rappelte sich wieder auf. Jetzt saßen wir uns gegenüber.
„Gott wie peinlich, tut mir Leid", lachte er noch teilweise unter Tränen. Ich schüttelte den Kopf und beugte mich vor, um ihn zu küssen. Der Kuss schmeckte nach Salz, doch es war mir egal. Ich wollte wissen, was ihn so zu schaffen machte. Wie groß konnte die Katastrophe sein, die solch einen Gefühlsausbruch bei Nathan Lambert auslöste? Das Ausmaß wollte ich mir gar nicht vorstellen, und der Moment, der gleich kam, diesen hätte ich am liebsten aus meiner Erinnerung gestrichen.
Nochmals holte er tief Luft.
„Also... Naja ... Ich äh ... am Wochenende hat mich mein Vater angerufen und mich gefragt, ob ich nächstes Wochenende kommen kann", erzählte er teilweise wieder gefasst. Nathan machte eine kurze Pause, bevor er weiter redete.
„Und ... Tut mir Leid, falls ich dich damit jetzt überrumple, aber ... heilige Scheiße, meine Mutter ist vor ein paar Wochen gestorben, am Wochenende ist die Beerdigung und ich wollte fragen, ob du mitkommen kannst."
In diesem Augenblick wurde mein ganzer Körper taub.
So viel Information.
So viel Mitleid, wie ich für meinen Freund empfand, war gar nicht in Worte zu fassen.
So viele Katastrophen, die auf mich zukommen würden.
Und ich hatte keine Ahnung, welche Ausmaßen diese Katastrophen haben würden.
hahaha ich hatte wirklich tränen in den augen, als ich das geschrieben hab :(
es kommt noch schlimmer :( vielleicht ahnt der ein oder andere es ja schon.
danke für 800 reads <3
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