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Ich zögerte. Mein rechter Zeigefinger schwebte über dem Wort 'Löschen'. Es schmerzte zu sehr. Ich sollte es löschen, dann erinnere ich mich nicht zu oft daran. Ich schloss das kleine Fenster auf meinem Handy und begann über das Display zu scrollen. Ich biss mir leicht auf meine Zähne. 'Nicht weinen, nicht weinen, nicht weinen', das war mein einziger Gedanke zu diesem Zeitpunkt.
,,Aether?", es klopfte an meiner Zimmertür. Meine Mutter. ,,Bist du fertig? Wir wollen jetzt los", ihre Stimme war leblos; nicht so fröhlich, wie sonst immer. ,,Ja", murmelte ich, schaltete mein Handy aus und machte die Tür auf. Sie schenkte mir ein trauriges Lächeln. Sie hatte wieder geweint. Ihre Augen waren rot gefärbt und geschwollen. Anders hatte ich sie die letzten Tage nicht mehr gesehen.
Ich nahm meinen Rucksack und meinen Koffer, bevor ich ihr die Treppe runter in unser kleines Wohnzimmer folgte. Es sah leer und verlassen aus. Die Lampen waren aus geschaltet und die Möbel wurden schon raus getragen. Ich schaute mich ein letztes Mal um, setzte mich dann aber zu meinen Eltern in unser Familienauto.
Die ganze Fahrt über wurde kein einziges Wort gesprochen. Man hörte nur das leise Schluchzen meiner Mutter und den Regen, der auf unser Auto herunter prasselte. Ich habe mich schon immer gefragt, warum es immer regnen musste, wenn es einem nicht gut ging. Aber irgendwie war es auch beruhigend. Ich schaute aus mein Fenster; in die Landschaft von Monstadt.
Seit dem Tod meiner Schwester, Lumine, war alles anders. Sie wurde von einem Auto angefahren, nachdem sie betrunken von einer Party nach Hause kommen wollte. Sie wurde ins Koma gebracht, schaffte es aber nicht. In unserem alten Haus war es plötzlich so still. Lumine war immer diejenige gewesen, die die Stimmung aufheiterte. Mit ihr war es immer laut und fröhlich. Meine ganze Sicht auf die Welt hat sich seitdem verändert. Alles war aufeinmal so farblos; so grau. Immer wenn ich morgens aufgewacht bin, hatte ich ein verweintes Gesicht. Ich blieb öfters in meinem Zimmer, hatte immer die Vorhänge zu und das Licht aus. Manchmal ertappte ich mich selbst, wie ich alte Fotos ansah, welche nichts mehr als Schmerz brachten.
Ich schaltete wieder mein Handy an. Die Instagramseite ploppte wieder auf und ich sah den Account meiner Schwester und mir wieder. Ich biss mir leicht auf meine Unterlippe. Ich brachte es einfach nicht übers Herz diesen Account mitsamt allen Fotos zu löschen. Ich schloss Instagram und öffnete WhatsApp. All die Nachrichten von meinen Freunden, die mir Beileid wünschten oder 'alles wird gut' schrieben.
Meine Eltern entschieden sich dafür, umzuziehen. Unser Haus brachte ihnen zu viele schmerzhaften Erinnerungen. Ich nahm es ihnen nicht übel. Immer wenn ich an Lumines Zimmertür vorbei ging, spürte ich einen stechenden Schmerz in meiner Brust. Aber warum mussten wir direkt in ein anderes Land ziehen? Ich verlor also nicht nur meine Schwester, sondern auch alle meine Freunde. Wie sollte ich nur so neue Freunde finden? In dieser Stimmung?
Meine Augen wurden wieder feucht. Diesmal nicht wegen meiner Schwester, sondern wegen meinen Freunden. Ich blinzelte ein paar Mal und schaute wieder aus dem Fenster. Wieso ausgerechnet ich? Ich schaute in den Himmel hoch und stellte mir vor, wie sie dort auf einen der Wolken saß und auf uns herab sah. Ich hoffte wirklich, ihr geht es da oben gut.
Einige Zeit später befanden wir uns auch schon vor unserem neuen Haus in Liyue. Ich saß noch im Auto und beobachtete meine Eltern, wie sie einen Vertrag unterschrieben. Irgendwann entschied ich mich dazu auch mal auszusteigen und mir das Haus anzuschauen. Vielleicht ginge es mir ja besser, wenn ich mein Zimmer einräume oder so.
Mein Zimmer war nicht sonderlich groß, passte für mich aber. Mein Bett und Kleiderschrank standen schon drin. Der Rest war noch in den Katons verpackt, die auf dem Boden verteilt herum standen. Ich schaltete das Licht an und öffnete das Fenster, da es arg staubte. War anscheinend lange nicht benutzt worden. Ich legte meinen Rucksack zu meinem Koffer und setzte mich auf mein Bett. Übermorgen würde ich meine neue Schule besuchen gehen. Freuen tat ich mich nicht wirklich, aber ich versuchte es als Chance zur Ablenkung zu sehen.
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Ich lag auf meinem Bett und starrte an die Decke. Der Tag war anstrengend gewesen. Wir haben angefangen mein Zimmer aufzubauen und alles in die Schränke einzusortieren. Mein Nachttisch, mein Schreibtisch, mein Schminktisch und die paar kleinen Regale waren fertig aufgebaut. Mein Bett war fertig bezogen und der Teppich lag nun auch ausgebreitet auf meinem Zimmerboden. Auf meinem Nachttisch hatte ich ein Bild von mir und meiner Schwester aufgestellt. Jetzt fehlten nur ein paar Sachen, die ich einsortieren musste, da wir das heute nicht mehr geschafft hatten.
Zu diesem Zeitpunkt dachte ich aber eher über den Tag darauf folgend nach. Mein erster Tag an meiner neuen Schule. Ich hatte mir vorgenommen einen guten Eindruck zu hinterlassen und fröhlich auszusehen. Ich wollte an dem Tag meine Probleme mal nach hinten schieben und mich freuen. Es war schließlich eine neue Schule und neue Leute. Da wollte ich nicht unbedingt depressiv rüber kommen. Sie mussten ja auch nicht unbedingt wissen, was passiert war.
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Und da war der Tag. Es war sechs Uhr in der Früh. Mein Handywecker riss mich aus meinem Schlaf. Ich hatte weider mal schlecht geschlafen, wollte das jetzt aber vergessen. Ich lief in das Badezimmer und wusch mein Gesicht. Verweint zur Schule zu gehen ist nicht gut. Ich zog mich um und machte mein Make-Up. Ja, ich trage Make-Up und ja, ich bin ein Junge. Ich kämmte meine Haare und Band sie in meinen typischen, geflochtenen Zopf. Den habe ich lange nicht mehr getragen; ich hatte die letzten Tage keine Motivation dafür. Ich trug einen bauchfreien, weißen Pullover und eine lange, weite Jeans, an der ich einen Gürtel befestigt hatte. Ich schwung meinen Rucksack über die Schultern, zog mir meine Turnschuhe an und machte mich auf den Weg.
Ich hatte beschlossen mir auf dem Weg mein Frühstück zu kaufen. Ich ging in das erste Café, das ich sah und bestellte mir einen Kaffee und ein Croissant.
Hier war ich also. Ich stand vor dem Tor meiner neuen Schule. Um mich herum strömten die ganzen Schüler in die Schule. Es war ziemlich laut; jeder redete mit irgendjemanden. Ich schaute nochmal auf meinen Stundenplan. 'Raum 105 - Chinesisch'. Hier spricht man Chinesisch, eigentlich voll coole Sprache. Das Ding ist nur, ich habe noch nie in meinem Leben Chinesisch gesprochen. Meine Mutter kommt zwar aus Liyue, wir haben aber nie zu Hause Chinesisch gesprochen. Ich seufzte. Das kann ja mal was werden.
'Raum 105', stand auf der Tür vor der ich stand. Ich zögerte kurz, öffnete diese dann aber vorsichtig und schaute in den Raum. Es war wirklich laut, fast schon wie in meiner alten Klasse. Es schien niemand mich bemerkt zu haben, also setzte ich mich einfach auf einen leeren Platz hinten im Raum.
Ein paar Minuten später ertönte die Schulglocke und der Lehrer kam herein. Er war groß, hatte langes, dunkelbraunen Haar, welches in einen Zopf gebunden war. Seine Klamotten waren wirklich edel. Er hatte einen langen, braunen Mantel an mit vielen Accessoires. Er sagte irgendwas auf Chinesisch, genauso wie die Klasse. Wahrscheinlich die Begrüßung. Danach sagte er wieder irgendwas und schaute mich an. ,,Kannst du dich kurz vorstellen?", fragte er mich auf Englisch. Ich nickte und stand auf. ,,Also, ich heiße Aether und bin 17 Jahre alt. Ich komme aus Mondstadt und bin vorgestern hierher gezogen", stellte ich mich vor; auf Englisch. Deutsch verstehen die wahrscheinlich nicht. ,,Ich kann kein Chinesisch sprechen, daher nehme ich Intesivstunden und bin in manchen Stunden nicht hier im Unterricht", fügte ich noch hinzu. ,,Willkommen Aether", lächelte mein neuer Lehrer. ,,Ich bin Zhongli, der Klassenlehrer. Falls du irgendwelche Probleme hast, kannst du gerne zu mir kommen", stellte er sich vor, schaute dann in die Klasse und sagte wieder irgendwas auf Chinesisch. Ich setzte mich wieder und versuchte die ganzen Blicke zu ignorieren.
Nach der ersten Stunde, in der ich so gut wie nichts verstanden habe, kam Zhongli nocheinmal auf mich zu. ,,Hier ist der Plan für dein Intensivkurs. Du bist die erste Zeit wahrscheinlich nur kaum in der Klasse, außer im Englischunterricht", erklärte er und gab mir ein Blatt Papier. Ich nickte und bedankte mich. ,,Achso, ich habe Xiao gebeten, dir die Schule zu zeigen. Er sitzt dort drüben", er zeigte auf einen Platz in meiner Reihe, aber auf der anderen Seite des Raumes. Ich bedankte mich wieder und packte mein Zeug, bevor ich auf Xiao zu ging. Er hatte ziemlich auffälliges Haar. Es war türkis, an manchen Stellen heller, an manchen dunkler. Er trug schwarze Klamotten und eine Kappe, sodass man sein Gesicht nicht sehen konnte. ,,Ähm, Entschuldigung?", fragte ich vorsichtig. Er schaute von seinem Handy auf. Jetzt erst konnte ich seine Augen sehen. Sie waren wirklich hübsch; Bernstein gelb, fast schon Gold. Sie waren schmal, genauso wie seine Pupille. Er zog fragend seine Augenbrauen hoch und musterte mich. Ich wurde leicht nervös. Er sah nicht sehr sozial aus. ,,Also... Zhongli hat mir gesagt, dass du mir die Schule zeigst?", fragte ich vorsichtig und biss mir leicht auf meiner Lippen herum. Das tat ich immer, wenn ich nervös war. ,,Hm? Achso, ja", murmelte er, schaltete sein Handy aus und stand auf. Er hatte eine raue, tiefe Stimme. ,,Komm mit", murmelte er und ging los.
Hier ist btw der Autor- uh, ja also, ich werde wahrscheinlich jz so 5 oder mehr Kapitel schreiben. Also was heißt jetzt- so demnächst halt nh... naja, dann schau ich halt mal so und wenn das Ding hier reads hat dann mach ich probably weiter... joa bye bye :))
Wörter: 1602
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