8.Kapitel

Den Kopf immer noch in den Nacken gelegt sprach sie schließlich mit zittriger Stimme in ihr Funkgerät. „Colonel Edwards? Hier ist Lieutenant Hammond, bitte kommen." Stille antwortete ihr und sie musste sich noch mehr anstrengen, die Tränen zurück zu drängen. Sie konnte nicht glauben, dass das hier wirklich geschah.

„Colonel O'Neill, bitte antworten Sie!" Startete sie einen zweiten Versuch, doch ihr Funkgerät rauschte nur, der Funkspruch gelangte nicht aus diesem Raum.

Verzweiflung schnürte ihr die Kehle zu und ließ ihr Herz schwer werden. Was nun? Konnte der kleine Hoffnungsschimmer, den sie gehabt hatten wirklich so einfach zerstört werden? War es möglich, dass ein verdammtes Gen sie daran hindern würde die Erde vor Ba'als Angriff zu schützen?

Sie wollte sich gerade zu Daniel umdrehen, als ein Beben den ganzen Raum erzittern ließ und sie von den Füßen holte. Die Erschütterung war nicht wirklich heftig, doch es reichte, um den Schwindel wieder zurückzuholen und sie umzuwerfen. Die Einundzwanzigjährige unterdrückte einen Aufschrei, als sie spürte, wie Daniel die Arme um sie schlang und sie auffing.

„Hab dich", hauchte er und sie vergrub ihr Gesicht kurz an seiner Schulter, um den Schwindel vergessen zu können.

Auf einmal sog der Wissenschaftler scharf die Luft ein und sie drehte den Kopf, um zu sehen was gerade geschah. Sie riss die Augen auf, als sie die Umrisse einer Frau erkannte. Das Bild flackerte und schien zu pulsieren, bis es plötzlich vor ihren Augen explodierte und gleißendes Licht den Raum erfüllte. Misha kniff die Augen fest zusammen und vergrub den Kopf wieder an der Schulter des Archäologen. Die Junge Wissenschaftlerin spürte Daniels Kinn an ihrem Scheitel, als hielt er den Kopf gesenkt, um sich ebenfalls vor dem Licht zu schützen.

Als der Raum nur mehr leicht erhellt wurde, öffnete sie wieder die Augen und löste sich von dem Sprachwissenschaftler, um näher an die Frau heranzutreten. Die Frau starrte nur gerade aus, an ihnen beiden vorbei in die Leere. Es war nur ein Hologramm, kein Weg hinaus, doch sie verdrängte den Gedanken, dass sie hier gefangen waren und konzentrierte sich auf das Bild.

Das Hologramm grüßte sie auf antikisch, doch sie verstand die Worte, als würde sie mit ihnen auf Englisch reden. Ein kurzer Seitenblick auf den Mann neben ihr sagte ihr, dass es ihm genauso ging.

Als ihr klar wurde, dass die Frau ihnen ohne Umschweife das nächste Rätsel vortrug schloss sie die Augen, um es sich besser einprägen zu können. Den Kopf gesenkt und alle anderen Gedanken aus ihrem Kopf verbannt lauschte sie den Worten und ignorierte Daniel, der neben ihr auf und ab ging, so wie er es öfters tat, wenn er sich etwas einprägte oder einfach nur aufgeregt war.

Das Hologramm trug das Rätsel immer wieder vor und es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an, bis es verstummte, flackerte und schließlich erlosch.

Jetzt waren sie wieder am Anfang. Nun kannten sie zwar das zweite Rätsel, doch sie waren immer noch hier eingesperrt. Doch Misha drängte den Gedanken sofort wieder zurück, sie ließ sich dort wo sie stand nieder und konzentrierte sich auf die Worte, die sie sich eingeprägt hatte.

Der hellhaarige Mann ließ sich neben ihr nieder und sie sah ihn schweigend an. In seinen Augen konnte sie die Sorge sehen, er schien den Gedanken, dass sie hier nicht mehr rauskamen nicht so gut wie sie verdrängen zu können.

Sie versuchte ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zu zwingen, doch sie schüttelte den Kopf, weil sie wusste, dass es kläglich misslang und sie nicht wissen wollte, wie es in dem spärlichen, flackernden Licht, der Flammen, die sich entlang einer Wand entzündet hatten, aussah.

Leise murmelte sie die Worte vor sich hin und zeichnete währenddessen kleine Kreise auf den Boden, weil sie irgendetwas tun musste, um die Verzweiflung wirklich vergessen zu können.

„Die Geburt der Elemente dauerte lang. Viele Welten starben und neue entstanden, bevor eines geboren werden konnte. Lange existierten diese Urkräfte des Universums ohne voneinander beeinflusst zu werden. Doch eine Zeit sollte kommen in der die Elemente nicht nur existieren sondern auch gebraucht werden. Diese Zeit kam, wurde vergessen, Legenden entstanden. Legenden erzählten von einer Macht, die Welten auslöschen aber auch gebären konnte, eine Macht, die Lebewesen vernichtete oder ihnen das Leben einhauchte. Nur Orte voller Ruhe, voller Glauben, die rein sind, gesäubert von allem Tun und Wirken der Lebewesen können vor einer solchen Macht bestehen, sind ihnen würdig. Orte erschaffen von den Elementen, um deren Kraft zu schützen, deren Macht einzudämmen, um Lebewesen zu erschaffen, die nach deren Gesetzen leben, die Orte nicht entweihen, sondern sie beschützen. Feuer zu Feuer, Luft zu Luft, die Macht der Elemente existiert alleine, überkreuzt sich mit deren Brüdern, bildet einen Kreislauf der Zeit."

Daniel seufzte leise neben ihr und sie sah zu ihm auf. „Was sagst du dazu?"

Der Wissenschaftler erwiderte ihren Blick, antwortete aber nicht sofort. Während sie auf eine Antwort wartete versuchte sie nach verborgenen Erinnerungen zu forschen. Wie weit war Nadja mit ihren Forschungen gekommen? Könnte sie es wieder schaffen auf ihr Wissen zurückzugreifen und somit schneller hinter das Rätsel zu kommen? Misha hoffte es und zermarterte sich den Kopf, doch sie konnte sich nicht daran erinnern, von einer ähnlichen Situation geträumt zu haben.

„Wenn ich ehrlich bin ich weiß es nicht", brach der Archäologe das Schweigen und riss sie damit aus ihren Gedanken. „Immerhin haben wir hier nicht das Problem, dass wir schon an der Übersetzung scheitern."

„Bist du dir sicher?", sie zweifelte nicht wirklich daran, dass sie die Worte auf die Schnelle richtig übersetzt hatten, doch ein ungutes Gefühl im Bauch blieb. Eine zweite Chance hatten sie nicht, sie konnten sich das Rätsel nicht noch einmal anhören. „Das ergibt doch keinen Sinn. Wir haben keinen Anhaltspunkt. Nichts."

„Das war doch vorhin auch so und wir haben es geschafft", erwiderte er und stand auf. „Wir sollten uns eher darüber Gedanken machen hier wieder rauszukommen."

Kaum hatte er das gesagt ließ die Angst ihr Herz wieder etwas schneller schlagen und sie hätte ihn dafür köpfen können, dass er wieder damit angefangen hatte.

Kopfschüttelnd blieb sie sitzen und fuhr sich kurz mit den Händen über das Gesicht. War das Rätsel nicht schon schlimm genug, mussten sie auch noch hier drin festsitzen? Leise fluchend stemmte sie sich hoch und ignorierte den Schwindel, der sie wieder überkam und ihr Übelkeit bereitete.

„Was ist wenn dieses Podest nicht nur das Hologramm aktiviert?" Der Gedanke war ihr plötzlich durch den Kopf geschossen und sie könnte sich dafür Ohrfeigen, dass sie nicht schon viel früher darauf gekommen war.

Daniel sah sie stirnrunzelnd an, zuckte aber dann mit den Schultern. „Ein Versuch kann nicht schaden."

„Du zuerst, sonst aktiviere ich noch das Podest bevor du bei mir bist", sagte sie und stieg hinter ihm auf die kleine kreisrunde Fläche.

„Weißt du an was mich das erinnert?", fing sie an doch sie wurde von gleißend hellem Licht und einem Geräusch unterbrochen, dass sie nur allzu gut kannte. Die massiven Ringe umgaben sie noch bevor sie den Gedanken zu Ende denken konnte. So wie die Ruhe, die für diesen Moment in dem sie in das grelle Licht getaucht wurden herrschte, sie damals beruhigt hatte, so wühlte sie sie jetzt auf und erinnerte sie nur daran, was vor sechs Jahren geschehen war.

Als die Ringe sie freigaben lehnte sie ihren Kopf kurz an Daniels Rücken und schimpfte sich in Gedanken aus. Warum dachte sie überhaupt noch über das nach was damals passiert war? Es war in einem anderen Leben passiert, so kam es ihr jedenfalls vor. Wieso fing sie sich dann gerade jetzt an zu erinnern?

„Alles in Ordnung?", Daniel riss sie aus ihren Gedanken, als er sich zu ihr umdrehte und sie behutsam von dem Podest schob. „Wir sollten da nicht stehenbleiben, nicht dass wir wieder zurückbefördert werden."

Misha erwiderte nichts sondern sah an dem Wissenschaftler vorbei und musterte die nackten Steinwände, die halb im Dunkeln lagen.

„Wo sind wir hier?", murmelte sie und sah hinter sich, um zu sehen ob es hinter ihr vielleicht irgendwelche Anhaltspunkte gab.

„Du hast meine Frage nicht beantwortet." Er hatte sie immer noch sanft an den Schultern gepackt und sah besorgt auf sie hinab.

„Ja schon gut", erwiderte sie und fuhr sich kurz mit einer Hand über die Stirn, weil ihr Kopf nach wie vor pochte. „Mir geht's gut."

„Wirklich?", hackte ihr Schutzengel nach, sodass sie die Augen überdrehte und seine Hände von ihren Schultern schob.

„Daniel, hör auf dir Sorgen zu machen", sagte sie und griff nach ihrer Waffe, weil sie sich hier alles andere als wohl fühlte. „Du solltest dir lieber Gedanken darüber machen wo wir hier überhaupt sind."

Ein Seufzen unterdrückend zwang sie sich dazu ihre Gedanken an ihre Erinnerungen zu vertreiben und sich lieber auf ihr Problem zu konzentrieren. Die Einundzwanzigjährige wusste ganz genau, dass wenn sie aussprach an was sie gerade gedacht hatte es nur noch mehr wehtun würde. Sie wusste, dass sie sich Daniel anvertrauen konnte, doch sie wollte es nicht jetzt tun, nicht hier und nicht wenn sie doch etwas viel Wichtigeres zu tun hatten.

„Ich weiß nicht wo wir sind", antwortete der hellhaarige Mann schließlich auf ihre Frage, die sie beinahe schon wieder vergessen hatte.

Mit einem leisen Seufzen drängte sie ihre Gedanken endgültig zurück und wandte sich zum Gehen.

„Dann lass uns herausfinden, wo wir gelandet sind", wisperte sie, schaffte es aber nicht wirklich voller Tatendrang zu klingen, da sie sich immer noch unsicher auf den Füßen fühlte und es sich anfühlte als würde alles durch einen feinen Nebel zu ihr durchdringen. „Und bitte ohne Überraschungen."

Daniel gab nur einen undefinierbaren Laut von sich, als sie sich in Bewegung setzten und den einzigen Gang entlang gingen, der zu existieren schien. Ihre Schritte wurden von den Wänden viel zu laut zurückgeworfen, was sie nervös machte. Sie konnte nicht sagen ob vor ihnen jemand war, weil ihre Taschenlampen sich irgendwo in der Dunkelheit verloren und ihre doch so vorsichtigen Schritte zu laut waren. Misha wunderte sich, dass Daniel nicht auch ihren Herzschlag wahrnehmen konnte, weil er ihr laut in den Ohren dröhnte und beinahe ihre Schritte übertönte.

Schwer schluckend versuchte sie die Angst zu vertreiben und wünschte sich beinahe den Kampf mit den Jaffa zurück, weil sie da nichts gespürt hatte und nicht einmal Zeit gehabt hatte über etwas nachzudenken. Jetzt drängten sich ihre rasenden Gedanken wieder in den Vordergrund und sie konnte nicht anders, als sich davor zu fürchten, was vor ihnen in der Dunkelheit lag. Die junge Wissenschaftlerin konnte nicht einmal mit ihrem Kollegen weiter darüber nachdenken, was es mit dem Rätsel auf sich hatte, weil sie sich nicht getraute auch nur ein Wort zu sagen. In dieser Dunkelheit, in der sie mit ihren Taschenlampen perfekte Ziele abgaben fühlte sie sich irgendwie viel verletzlicher als im Kampf vorhin. Misha wusste nicht woran es lag, doch das Gefühl gefiel ihr überhaupt nicht und sie beschleunigte ihre Schritte, bis sie beinahe liefen. Der Archäologe neben ihr verlor kein Wort darüber und sie konnte sich denken, dass er beinahe so angespannt war wie sie.

„Denkst du wir sind noch auf dem Planeten?", fragte sie leise und sah ihren Schutzengel entschuldigend an, als er zusammenzuckte, weil er offensichtlich nicht erwartet hatte, dass sie anfangen würde zu sprechen.

„Die Ringe können uns nicht weit transportiert haben", antwortete er so leise, dass sie ihn beinahe nicht verstehen konnte.

„Meinst du sie warten noch auf uns?" Der Klang ihrer Schritte, ihr viel zu lauter Herzschlag und die Ungewissheit ob jemand in der Dunkelheit vor ihnen auf sie lauerte machte sie verrückt, sie musste einfach etwas sagen. Daniels nervöser Blick machte ihr klar, dass es vielleicht nicht so klug war, doch sie wollte nicht weiter darüber nachdenken.

„Wir haben lange gebraucht ...", fügte sie hinzu, als der Wissenschaftler nichts sagte.

„Sie werden auf uns warten", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und erst jetzt wurde ihr klar, dass er vielleicht genauso viel Angst hatte wie sie, auch wenn er sich schon so oft in einer solchen Situation befunden hatte. Anscheinend wurde man die Angst nie los.

„Wir lassen niemanden zurück", murmelte sie mehr zu sich selbst doch aus den Augenwinkeln konnte sie sehen wie er nickte, aber nichts dazu sagte. Sie verfiel auch wieder in ein angespanntes Schweigen und hing ihren eigenen Gedanken nach. Am liebsten wäre sie viel schneller gerannt, doch sie wusste, dass es ihr nicht gut tun würde. Leise fluchte sie über ihre Schwäche und hätte sie am liebsten ignoriert doch sie befürchtete, dass sie später ihre Kräfte noch brauchen würde. Die Jaffa würden sie sicherlich suchen, sie wollte gar nicht wissen was ihnen blühen würde, wenn Ba'al sie in die Hände bekam. Schwer schluckend vertrieb sie den Gedanken wieder, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Narben zu brennen begannen und sie ihre Waffe kurz senken musste, um den Schmerz zu vertreiben. Misha wusste, dass sie sich das nur einbildete, doch sie konnte nichts dagegen tun.

„Lass uns zusehen, dass das hier ein Ende findet." Die Einundzwanzigjährige schüttelte sich kurz, um das letzte brennende Gefühl zu vertreiben und lief noch etwas schneller.

Sie wusste nicht wie lange sie wieder in ihren Gedanken versunken gewesen war, bis vor ihnen ein Licht auftauchte und sie sich beide gleichzeitig an die Wand drückten. Misha versuchte ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen während sie ihre Taschenlampe ausmachte und Daniel mit großen Augen ansah.

„Hoffen wir, dass das nur der Ausgang war und nicht etwas anderes", hauchte sie kaum hörbar, schloss kurz die Augen und stieß sich von der Wand ab. Die Taschenlampe wieder angeknipst leuchtete sie in die Dunkelheit, doch da tat sich nichts. Als ihr klar wurde, dass sie sich vor dem Höhleneingang, der aus dieser Entfernung nur so klein war, wie der Lichtkegel einer Taschenlampe, erschreckt hatte, schüttelte sie den Kopf und setzte sich wieder in Bewegung.

Erleichtert atmete sie auf, als sie endlich aus der Höhle traten und ihre Schritte nicht mehr alles waren, was sie hören konnte. Die leisen Geräusche des Waldes beruhigten sie und ein Blick auf den Mann neben ihr sagte ihr, dass es nicht nur ihr so ging.

„Colonel Edwards?", sprach sie in ihr Funkgerät, als sie sich vergewissert hatte, dass sie hier für den Moment sicher waren.

„Lass sie noch hier sein", betete sie leise und konnte Daniel neben sich spüren, der so nah bei ihr war und den Kopf gesenkt hatte, als fürchte er ein Wort zu verpassen, wenn er auch nur etwas weiter entfernt wäre. Dabei hatte er selbst ein Funkgerät, doch seine Nähe störte sie nicht, im Gegenteil sie beruhigte sie noch mehr, als die Geräusche des Waldes.

„Lieutenant?", erschallte es plötzlich aus ihrem Funkgerät und sie erkannte die Stimme ihres Teamleiters. Am liebsten hätte sie vor Freude getanzt, doch sie verkniff es sich und lehnte nur den Kopf an die Schulter des Wissenschaftlers.

„Wo sind Sie?", ertönte nun O'Neills Stimme. „Geht es euch gut?"

„Wir wissen nicht wo wir sind." Erst bei Daniels Worten wurde ihr das klar, doch sie versuchte nicht daran zu denken. Sie hatten es bis hierhin geschafft, sie würden es auch noch weiter schaffen.

„Und uns geht es gut", fügte sie leise hinzu und schüttelte auf den Blick des Sprachwissenschaftlers hin nur leicht den Kopf. Ihr ging es gut genug, sie mussten die Teams nicht noch mehr beunruhigen.

„Wir...", fing sie an, doch brach ab als Bilder vor ihren inneren Auge auftauchten. Ihre Füße gaben plötzlich nach, als ihre Sicht vollkommen verschwand und die Bilder vor ihren Augen explodierten.

„Misha?", die Stimme ihres Schutzengels drang von ganz weit her in ihre Gedanken ein, doch sie hob die Hand, um ihn zu signalisieren, dass es ihr gut ging. Es waren bloß Erinnerungen, gute, welche die ihnen den Weg hier raus zeigen würden.

Sie versuchte Nadjas Gefühle auszublenden, die sie plötzlich durchströmten und ihre eigene Furcht wieder verstärkten. Die junge Tok'ra wurde gejagt, ihnen ging es gut sie waren in Sicherheit, für diesen einen Moment musste sie die Gefühle des Wesens beiseiteschieben und durfte sich nur darauf konzentrieren wohin die Flucht die kleine Tok'ra Schar führte.

„Misha? Verdammt was ist bei euch los?", konnte sie Jack wieder hören, als sie den Kopf schüttelte und sich aus der Erinnerung riss.

„Nichts", sagte sie keuchend, weil sie sich so fühlte als wäre sie gerade gerannt und nicht nur Nadja in der Flut an Bildern. „Wir finden zu euch."

Die Einundzwanzigjährige richtete sich auf und sah Daniel dankbar an, der sie die ganze Zeit gestützt hatte ohne, dass sie es mitbekommen hatte.

Ihre Waffe immer noch schussbereit in der Hand lief sie los, ihren Kollegen ganz nah an ihrer Seite, als versuche er sie nach wie vor zu beschützen. Unwillkürlich rückte sie auch ein wenig näher an ihn heran und genoss die Sicherheit, die er für sie ausstrahlte. Er hatte früher auf sie achtgegeben und er tat es auch jetzt noch. Diese Sicherheit würde sie brauchen, um Nadjas Gefühle ausblenden zu können und sich vollkommen auf diese Mission konzentrieren zu können.

Sie beschleunigte wieder ihre Schritte bis sie in einem Tempo dahinliefen, bei dem sie sich sicher war, dass sie schnell vorankamen aber sie nicht leicht erschöpft sein würde, selbst in ihrem Zustand.

Misha umklammerte ihre Waffe noch etwas fester, während sie tief durchatmete und sich darauf konzentrierte in ihre Erinnerungen einzutauchen. Daniels Arm streifte ihren während sie durch den Wald eilten und sie genoss seine Nähe, sie machte es ihr um einiges leichter hier und jetzt ihre Erinnerungen zu durchforsten und den Weg zu finden.

Die Einundzwanzigjährige zog die Augenbrauen zusammen als sie den Wald plötzlich wieder durch Nadjas Augen sah. Sie lief genau auf dem Pfad entlang auf dem sie beide ebenfalls liefen, nur dass er eben noch nicht ganz so verwachsen war. Misha zuckte zusammen, als ihr Herz wieder zu rasen begann und sie es nicht wirklich schaffte die Gefühle der Tok'ra auszublenden.

„Alles ist gut", konnte sie ihren Schutzengel leise hören, als wäre er ganz weit weg und nicht ganz nah bei ihr. „Wir sind sicher."

„Noch", sie flüsterte das Wort ohne es wirklich mitzubekommen. Es war schwer dem Drang so schnell zu rennen wie sie konnte, um den Jaffa zu entkommen zu unterdrücken. Sie waren nicht die Gejagten, Nadja und Janosh waren es die durch den Wald hetzten, sie selbst musste nur herausfinden wo sie hinliefen, mehr nicht. Die Gefühle des Wesens gingen sie in diesem Moment nichts an, sie musste sich auf ihre Mission konzentrieren, egal wie schwer es war.

Daniel riss sie plötzlich aus der Flut an Bildern und sie hätte beinahe unwillkürlich aufgeschrien, wenn er ihr nicht eine Hand über den Mund gelegt hätte. Erschrocken sah sie zu ihm auf während er sie vom Pfad zog und hinter einen riesigen Baum, der nicht nur ihnen beiden Deckung hätte bieten können. Er drückte sie sanft gegen den Stamm, die Hand immer noch über ihren Mund, als befürchte er, sie wäre immer noch nicht wirklich aus ihren Erinnerungen aufgewacht. Misha konnte spüren wie angespannt er war, als er ihr tief in die Augen sah, um herauszufinden ob sie wirklich bei Sinnen war. Schließlich nahm er seine Hand von ihrem Mund und lauschte, den Blick in die Ferne gerichtet. Die Einundzwanzigjährige konnte seinen Herzschlag an ihrer Schulter spüren, so nah war er ihr, doch sie beide wagten nicht sich zu bewegen, zu sehr fürchteten sie sich davor sich zu verraten. Erst jetzt viel ihr auf wie leise es war, ihr Herz schien plötzlich viel zu laut zu schlagen und auch ihr Atem schien viel zu laut zu sein. Die Stille jagte ihr einen Schauder über den Rücken und ließ ihre Sinne sich bis zum Zerreißen anspannen.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch von dem sie nicht wirklich wusste was es war, aber es gehörte eindeutig nicht zu den natürlichen Lauten des Waldes. Als ihr klar wurde was es war stieß sie Daniel von sich, packte seine Hand und zog ihn mit sich fort.

Ein leiser Schrei entfloh ihren Lippen, als ein Schuss einer Stabwaffe nur knapp über ihren Kopf hinwegsauste und sie sich duckte. In ihren Ohren surrte es, als sie vorwärtsstolperte und ihre Sicht verschwamm. Auf einmal schien ihr Kopf auch wieder platzen zu wollen und sie verfluchte ihre Schwäche, sie hatten keine Zeit davon aufgehalten zu werden.

Ihr Schutzengel schien zu merken, dass etwas nicht in Ordnung war, umfasste ihre Hand etwas fester und zog sie mit sich, obwohl er nicht einmal wusste wo sie hinmussten. Das Klappern der Rüstungen hinter ihnen trieb sie immer schneller voran. Es fühlte sich wie ein Wunder an, dass sie noch nicht gestolpert waren, da sie keinem Pfad mehr folgten, sondern sich durch die Bäume schlängelten in der Hoffnung, dass sie dadurch einigen Schüssen entgehen konnten.

Die Welt um sie herum begann sich immer mehr zu drehen, doch sie zwang sich dazu immer weiter und immer schneller zu laufen. Sie musste durchhalten.

Plötzlich schlug ein Schuss knapp neben ihren Füßen ein und riss ihr den Boden unter den Füßen weg. Daniel ließ ihre Hand nicht los und zog sie einfach mit sich bis sie wieder auf den Füßen war. Der Schock ließ sie heftig nach Luft schnappen und ihr Herz rasen, doch er gab ihr auch wieder neue Kraft, sodass sie es schaffte die Führung zu übernehmen und vor dem Mann, der nach wie vor ihre Hand umklammerte herlief. Sie hielt seine Hand ebenfalls fest umklammert und es war beinahe so, als klammerten sie sich aneinander, wie Ertrinkende an einen Rettungsring.

Adrenalin rauschte durch ihren Körper, als sie mit ihrer freien Hand ihre Waffe umfasste und einfach schoss. Sie mussten es schaffen es gab einfach keine andere Möglichkeit.

Plötzlich spürte sie wieder wie sich ihre Gedanken klärten und zur Ruhekamen. Eine unheimliche Ruhe erfasste ihren Körper wieder und sie konnte denSchwindel und ihren schmerzenden Kopf endlich vergessen. Ganz kurz sah sie zuDaniel, blickte sofort in seine hellen blauen Augen und wusste, dass er aufeinmal auch so fühlte wie sie. Sie waren beide so ruhig, als wären sie vorhernoch nie dazu fähig gewesen Angst zu verspüren. Es war ein gutes Gefühl, esließ sie sich darauf konzentrieren, dass sie überlebten, dass sie immer weiterliefen egal was geschehen würde.

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