5.Kapitel

Sie sog scharf die Luft ein, als sie auf der anderen Seite heraustrat und das Gate hinter ihr erlosch. Hustend verfluchte sie sich selbst, weil sie es eigentlich besser wissen müsste und nicht einatmen hätte sollen.

„Alles in Ordnung?" Misha spürte den Blick des Archäologen auf sich und nickte knapp.

„Schon ok", murmelte sie und schüttelte den Kopf über ihre Dummheit.

„Ist mir auch beim ersten Mal passiert", meinte Dr. Rick, der zu ihnen zurückgekommen war und nun mit ihnen das Schlusslicht bildete.

Dumm nur, dass es nicht ihr erstes Mal gewesen war, doch sie verkniff sich die Worte, sie hatte keine Lust auf ihrer ersten Mission, darüber zu reden, wie sie vor sechs Jahren, das erste Mal durchs Gate gegangen war.

„Denken Sie nicht auch, dass ...", fing der Astrophysiker wieder an, doch sie unterbrach ihn. „Dass beim Gate keine Jaffa auf uns gewartet haben, muss nicht heißen, dass hier keine sind."

Der junge Wissenschaftler klappte rasch seinen Mund zu und sah sich erschrocken um. Müsste er so etwas nicht schon längst wissen? Auch wenn es noch so wirkte, als wäre er selbst erst vor kurzem zum Team gestoßen, war doch so etwas das erste, dass man lernte, oder nicht?

„Sehen wir einfach zu, dass wir mit den anderen Schritt halten, ok?", sagte sie etwas leiser, als Rick vorhin und ihr tat es beinahe leid, dass sie ihn unterbrochen hatte, jetzt wirkte er, um einiges nervöser, als vorhin im Gateraum. Es wäre gut, wenn er etwas zum Tun bekäme, dann würde er nicht mehr darüber nachdenken, dass ihn jeden Moment ein Jaffa erschießen könnte, doch sie befürchtete, dass er bei diesem Einsatz, wohl ein wenig zu kurz kommen würde.

Die Waffe einsatzbereit fest umklammert wandte sie den Blick schließlich von ihrem Kollegen ab und sah sich ein wenig um. Der Wald wuchs hier so dicht, dass die dürren Äste des Unterholzes an ihrer Kleidung zerrten, doch sie ließ sich davon nicht beirren, sondern trat vorsichtig auf und schaffte es kaum ein Geräusch zu verursachen. Doch sie hätte sich gar nicht bemühen müssen, denn der junge Wissenschaftler direkt vor ihr stolperte lauter, als eine Horde wildgewordenen Elefanten durch das Gestrüpp. Unsicher, ob sie lachen oder genervt sein sollte schüttelte sie leicht den Kopf. Nein, er war eindeutig kein Marine.

Nach einer kleinen Weile, versuchte sie den jungen Mann einfach zu ignorieren und ließ die Umgebung auf sich wirken. Misha kannte den Wald aus Nadjas Erinnerungen, es hatte sich nicht viel verändert nur, dass er etwas dichter geworden war und die Trampelpfade nicht mehr sichtbar waren. Die vielen exotischen Pflanzen, die hin und wieder, wie kleine Farbkleckse aus dem Unterholz hervorleuchteten und der süßliche Duft, der in der Luft lag waren exakt so, wie sie es in Erinnerung hatte. Nur etwas, von dem sie nicht wirklich wusste, was es eigentlich genau war, verursachte ihr eine Gänsehaut im Nacken und ließ sie sich etwas unwohl fühlen.

Unruhig blickte sie immer wieder zurück, bis Daniel ihr eine Hand auf die Schulter legte und sie fragend ansah.

„Irgendetwas ...", hob sie leise an, brach aber sofort ab, als sie einen Ast hinter sich knacken hörte. Das konnte auf keinen Fall Rick gewesen sein, der trampelte nämlich vor ihr her.

Aus den Augenwinkeln sah sie, wie O'Neills Faust in die Höhe schnellte und sie blieb stehen, auch wenn sie sein Signal nicht gebraucht hätte. Die Waffe angelegt starrte sie in den Wald, doch sie konnte nichts sehen oder hören, bis auf ihren Herzschlag, der ihr in den Ohren dröhnte. Jetzt wusste sie auch, was sie gestört hatte, es war viel zu leise. Keine Vögel sangen und keine fremden Tierlaute waren zu hören. In ihren Erinnerungen war es beinahe schon zu laut im Wald gewesen, doch jetzt war es totenstill.

Den Finger fest am Abzug wagte sie es nicht einmal zu blinzeln, unentwegt starrte sie in das dichte Unterholz und wartete darauf, dass sie einige Rüstungen der Jaffa aufblitzen sah, doch nichts dergleichen geschah.

„Schauen wir zu, dass wir hier wegkommen", hörte sie Jack sagen, wandte aber nicht den Kopf in seine Richtung. „Lieutenant wenn Sie in den Ruinen angekommen sind, dann werden Sie und Daniel keine Zeit verlieren, keine Versuche, das andere Zeug auch zu übersetzen. Finden Sie den Code heraus und das nächste Rätsel und dann hauen wir sofort ab. Ist das klar?"

„Ja, Sir", erwiderte sie gepresst, sie hatte nichts Anderes vorgehabt.

Misha ging noch ein paar Schritte rückwärts, als sie sich wieder in Bewegung setzten, bevor sie sich umdrehte. Schwer schluckend wandte sie sich immer wieder um, sie fühlte sich irgendwie, als hätte sie jemand bereits ins Fadenkreuz genommen, als würde ihr jeden Moment jemand in den Rücken schießen und sie war dankbar dafür, dass die beiden Colonels ein rasches Tempo vorlegten und sie beinahe liefen. So verzaubernd der Wald auch war und so wunderbar das Gefühl, den Planeten aus ihren Erinnerungen besuchen zu können, sie wollte keine Sekunde länger bleiben als nötig, nicht mit dieser unheimlichen Stille und der Angst im Bauch.

Als die Ruinen in Sicht kamen keuchte der Astrophysiker vor ihnen schon laut und auch Daniel neben ihr sah etwas atemlos aus, doch niemand sagte ein Wort. Die Stille war zum Zerreißen gespannt und verursachte ihr eine Gänsehaut. Sie atmete ebenfalls schnell, doch nicht vor Anstrengung, sondern vor Furcht, dass in jedem Moment ein Jaffa auftauchen könnte. In ihren Träumen war ihr der Weg zu den Ruinen kürzer vorgekommen.

Schließlich standen sie vor den Toren der halb zerfallenen Ruine und sie konnte nicht umhin sich einmal um die eigene Achse zu drehen und die Überreste des riesigen Gebäudes zu begutachten. Die verschlungenen Symbole an den zerbröckelten Wänden, waren teilweise kaum noch zu lesen, weil sie so verwittert waren, doch trotzdem strahlten sie eine gewisse Kraft aus, die sie mit Ehrfurcht wahrnahm. Diese Kraft spürte sie hier zum ersten Mal, Nadja hatte nicht darauf geachtet, sie hatte nicht so viel über die Antiker gewusst und vor allem hatte sie einiges noch nicht erlebt gehabt, von dem sie bereits geträumt hatte.

„Lieutenant!", die scharfe Stimme Colonel Edwards ließ sie zusammenzucken und herumfahren. Die Waffe schussbereit umklammert drehte sie sich um, bereit auf alles zu schießen, das nicht die Uniform des Stargatecenters trug.

Als ihr klar wurde, dass sie nicht angegriffen wurden, sondern der Colonel sie nur ermahnt hatte, weil sie kurz ihre Mission aus den Augen verloren hatte, ließ sie die Waffe sinken und fuhr sich verlegen durch ihre kurzen Haare.

„Dr. Jackson, Lieutenant sehen Sie zu, dass sie fertig werden", sagte ihr Teamleiter etwas schärfer, als er es vermutlich getan hätte, wenn sie nicht jeden Moment angegriffen werden könnten.

„Ja, Sir", antwortete sie, während Daniel nur nickte.

Die Waffen wieder angelegt öffneten sie das Tor, ihre Nerven waren zum Zerreißen angespannt, als sie in die Halle traten, doch niemand erwartete sie dort. Erleichtert ließ sie die angehaltene Luft entweichen und sah sich mit offenem Mund um. Obwohl man der Halle ansah, dass sie seit Ewigkeiten verlassen war und dementsprechend verfallen aussah, fand sie sie wunderschön.

Misha musste sich fest zusammenreißen, um sich auf ihre Mission zu konzentrieren und nicht einfach durch die Halle zu spazieren und jedes kleinstes Detail der verzierten Wände zu betrachten oder jede Inschrift zu übersetzten.

„Wir machen es uns in der Zwischenzeit draußen gemütlich", riss O'Neill sie aus ihren Gedanken und sie konnte nicht anders, als bei seinen Worten zu schmunzeln, „Aber lasst uns nicht zu lange warten, ja?"

Die junge Wissenschaftlerin brauchte nur kurz, um sich zu orientieren und die richtigen Tafeln zu finden. Obwohl sie wusste, dass sie sich beeilen mussten konnte sie nicht umhin kurz über die eingemeißelte Schrift der Tafeln zu streichen, genauso wie es Nadja und Janosh getan hatten. Ein kleines Lächeln schlich sich bei der Erinnerung auf ihre Lippen, doch sie schüttelte schnell den Kopf um sich konzentrieren zu können.

„Das gehört zusammen", murmelte Daniel neben ihr leise und sie sah auf. Der Wissenschaftler fuhr die feinen Linien zwischen den Symbolen entlang und tippte schließlich auf eine Stelle.

Die Augen zusammengenkniffen überflog sie die Worte, nickte kurze Zeit später zustimmend und drückte mit aller Kraft gegen die Tafel, um diesen Teil verschieben zu können, doch er bewegte sich keinen Millimeter. Klar Nadja hatte es schließlich auch nicht alleine hinbekommen.

Ohne etwas sagen zu müssen trat der Archäologe neben sie und versuchte ihr zu helfen, doch die Tafel bewegte sich immer noch nicht.

„Ich verstehe das nicht", murmelte sie, als sie aufgehört hatten zu drücken, „Bei Nadja hat es geklappt."

„Vielleicht sind wir einfach zu schwach?" Seine blauen Augen blitzten sorgenvoll auf. Sie alle wussten, dass sie nicht viel Zeit hatten, vor allem aber brauchten sie diese Waffe, sie durften nicht scheitern.

„Jack?", redete er in sein Funkgerät und sah sie dabei an, als fände er die Lösung in ihren Augen.

„Was ist los?", kam es von dem Colonel zurück.

„Wir brauchen hier Hilfe. Können Sie mit Teal'c reinkommen?", antwortete der Sprachwissenschaftler und einen Moment später ging das Tor schon auf.

„Die Tafel lässt sich nicht verschieben", rief sie ihnen entgegen.

„Jedenfalls sind wir zwei zu schwach dafür", fügte Daniel hinzu und sie trat zur Seite, um den dreien nicht im Weg zu sein. Sie wäre ihnen sowieso keine so große Hilfe.

Furcht stieg in ihr auf, als sie sah wie sich die drei abmühten, die Tafel sich aber keinen Millimeter rührte. Irgendetwas hatten sie übersehen, doch sie wusste nicht was, auf den Tafeln war kein Hinweis gewesen, wie man das Rätsel löste.

„Das hat keinen Sinn", gab Jack schließlich auf, „Seid ihr sicher, dass ihr bei der richtigen Tafel seid?"

„Klar, das ist die gleiche Inschrift, wie auf den Bildern, die wir im Stargatecenter übersetzt haben", entgegnete sie und wanderte die anderen Inschriften an den Wänden entlang ab. Die junge Wissenschaftlerin kannte sie zwar bereits von den Bildern, doch sie hatte die Hoffnung, dass Sg11 damals etwas übersehen hatte. Gleichzeitig versuchte sie in Nadjas Erinnerungen eine Antwort zu finden, doch sie wusste, dass sie nichts übersehen hatte, sie konnte sich an jedes Detail ihrer Erinnerungen erinnern, sie hoffte nur, dass die nicht lückenhaft waren und sie ein wichtiges Detail einfach nicht geträumt hatte. Hatte sie die beiden Teams in Gefahr gebracht, obwohl sie noch nicht einmal alle Informationen gehabt hatte?

Tränen kribbelten in ihrer Nase, doch sie drängte sie zurück, sie musste sich konzentrieren. Jetzt war keine Zeit darüber nachzudenken, dass sie vermutlich einen großen Fehler gemacht hatte. Schnell wischte sie sich über die Augen und blinzelte, damit ihre Sicht nicht verschwamm.

Langsam ging sie weiter und strich über die vielen kleinen Tafeln. Als sie schließlich an die letzte Reihe der Tafeln trat kniff sie die Augen zusammen, weil ihr das erste Wort nicht auf Anhieb bekannt vorkam.

„Daniel!", rief sie und fuhr jedes Wort mit dem Finger nach. Aufgeregt trat sie von einen Fuß auf den anderen, es kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor, bis der Wissenschaftler bei ihr war.

„Ich kenne diese Tafel nicht. Kann es sein, dass ihr vergessen habt sie abzufotografieren?" Misha sah zu ihm auf und kannte die Antwort noch bevor er sie aussprach.

„Könnt ihr das Problem lösen?", mischte sich O'Neill ein und die beiden gesellten sich zu ihnen.

„Wir müssen nur diese Tafel übersetzten", murmelte sie bereits in den alten Symbolen versunken.

„Na dann. Ihr wisst wo ihr uns findet." Jack wollte offensichtlich nicht warten bis sie die Tafel übersetzt hatten, vielleicht war es auch besser so Sg 11 würde Unterstützung brauchen falls sie Besuch bekämen.

„Was soll das?", dachte sie unbewusst laut, „Fünf Elemente?"

„Hm", war alles was Daniel dazu sagte und starrte weiterhin mit einer tiefen Falte zwischen den Augenbrauen auf die Schrift.

Nach einer kleinen Weile sah sie auf und ließ ihren Blick durch die Halle gleiten. Sie wusste, dass sie keinen Fehler gemacht hatte, sie hatte alles richtig übersetzt, doch es ergab einfach noch wenig Sinn. Ein Blick auf den Wissenschaftler neben ihr, verriet ihr, dass auch er mit dem Text noch nicht viel anfangen konnte.

„Auf einem alten Planeten auf dem Zerstörung und Hass herrschte entwickelte sich eine Macht, eine Energie aus der Wut, aus all dem Hass der alle atmenden Wesen zerfraß. Es entstand eine Kraft die nichts auf der Welt verstehen konnte. Das erste Element war auf diesem Planeten geboren. Das Feuer", wisperte sie vor sich hin während ihr Blick an der Wand, direkt unter der Decke hängen blieb. Die Augen zusammengekniffen betrachtete sie die Verzierungen knapp unter der Decke näher und sie schnappte nach Luft, als sie langsam zu begreifen begann.

„Daniel!" Die Einundzwanzigjährige konnte hören, wie er erschrocken nach Luft schnappte, anscheinend war er zu sehr in Gedanken versunken gewesen, um zu registrieren, dass sie nach wie vor da war, „Nach was sieht das für dich aus?"

Der Archäologe folgte ihrem Blick und folgte den Verzierungen bis in die Mitte der Halle, wo sie sich immer weiter hinabschlängelten und schließlich am Boden in einer kleinen Mulde endeten. „Leitungen?"

Misha nickte wie wild und rannte zu der Mulde. Vor Aufregung zitternd strich sie den Staub weg, um die Symbole rund um die Kerbe besser sehen zu können. Nicht alle Symbole waren ihr bekannt, doch das eine, das sie suchte fand sie sofort. Eine ganz feine Linie, die fast nicht zu erkennen war, war zu sehen und sie drehte das Symbol, einer plötzlichen Eingebung folgend, so um, dass es in Richtung der Einbuchtung zeigte.

Plötzlich begann der Boden ganz leicht zu zittern und sie sprang erschrocken auf die Füße. Ein Zischen, das immer lauter wurde, ließ sie herumfahren und die Augen weit aufreißen, als sie sah was diesen Laut verursachte. Daniel packte sie beim Arm und zog sie schnell von der Mulde weg, doch auch er konnte den Blick nicht von dem Geschehen lösen.

„Daniel?", Jackies Stimme ließ sie plötzlich zusammenfahren, „Was passiert bei euch?"

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