14.Kapitel


„Mikush!" Bevor sie richtig reagieren konnte, war der Schrei ihren Lippen entflohen und sie riss die Augen weit auf.

„Ich bin hier", erwiderte eine vertraute Stimme und sie musste unwillkürlich lächeln.

„Alles in Ordnung?" Er strich ihr durch die Haare und sah sie sorgenvoll an.

„Ich habe nur geträumt", antwortete sie ihm und seufzte leise. „Wie lange habe ich geschlafen?"

„Fast den ganzen Tag." Geschockt sah sie ihn an, doch er drückte nur beruhigend ihre Hand. „Du brauchst das jetzt, damit du bald wieder ganz gesund bist."

Misha wusste, dass er Recht hatte, doch deshalb musste es ihr noch lange nicht gefallen. Es würde ihr um einiges leichter fallen, wenn die Teams schon wieder zurück wären und sie wüsste, dass niemandem etwas passiert war.

„Wie spät ist es?", fragte sie schließlich, um ihren Gedanken zu entkommen.

„Vier Uhr nachmittags." Der junge Russe sah sanft auf sie hinab und sie versank für ein paar Sekunden in seinen wunderschönen Augen. Seine Anwesenheit tat ihr gut, es fiel ihr leichter mit der Sorge um die anderen klar zu kommen, wenn sie nicht alleine war.

„Wie geht es dir?", hackte er nach und sie dachte für einen kurzen Moment nach. Der Schlaf hatte ihr gut getan, auch wenn er am Schluss nicht mehr allzu erholsam gewesen war.

„Besser", sagte sie und sie konnte deutlich hören, wie er aufatmete. „Es wird nicht mehr lange dauern bis ich wieder top fit bin."

Die beiden Wissenschaftler schwiegen für eine kleine Weile und hingen ihren eigenen Gedanken nach. „Du hast schlecht geträumt", stellte ihr Freund fest, als ihm das Schweigen anscheinend zu lästig geworden war. „Von mir?"

„Nicht nur von dir Sokrovishche", antwortete sie ihm leise. „Ich mache mir einfach zu viele Sorgen und das ist was mein Unterbewusstsein daraus macht."

„Und...", fing er an doch sie schüttelte den Kopf. „Lass es einfach sein."

„Du solltest wieder schlafen", lenkte Mikush ein und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Ich weiß", murmelte sie und kuschelte sich tiefer in ihren Polster.

***

Der Alarm riss sie aus ihrem Schlaf und veranlasste ihr Herz dazu beinahe aus ihrem Brustkorb zu springen, als sie die Bettdecke zurückwarf und aus dem Bett sprang.

„Hei, hei mach langsam." Janet kam zu ihrem Bett geeilt und wollte sie zurückhalten doch sie schüttelte sie ab.

„Mir geht es gut", sagte sie etwas zu scharf und schlüpfte in ihre Schuhe. Sie hatte in den letzten Tagen, alles getan was die Ärztin von ihr verlangt hatte und es war ihr tatsächlich fast stündlich besser gegangen. Gestern hatte die Ärztin ihr sogar wieder erlaubt herumzulaufen, solange sie auf ihren Körper hörte und zurück in die Krankenstation kommen würde, falls es ihr schlechter ging.

„Du weißt...", wollte Cassies Mutter ihr nachrufen doch sie war schon zur Tür hinaus. Der Alarm konnte nur bedeuten, dass Jackie und sein Team endlich wieder zurückkamen. Mittlerweile waren sie seit drei Tagen verschollen, sie hatten sich schon zum ersten vereinbarten Zeitpunkt, bei dem sie sich melden sollten nicht mehr gemeldet und seitdem war sie auf heißen Kohlen gesessen und hatte Mühe gehabt die Ratschläge der Ärztin zu befolgen.

Ohne wirklich auf ihren Körper zu achten hetzte sie durch die Gänge und an einigen Marines vorbei, die ihr bereitwillig Platz machten, als hätten sie schon geahnt, dass sie beim nächsten Alarm von einem gewissen jungen Marine beinahe zusammengerannt werden würden.

Als sie schließlich im Kontrollraum ankam, stand ihr Großvater vor dem riesigen Panzerglasfenster und schien nicht wirklich entspannt.

„Was ist los?", fragte sie noch bevor sie selbst hinuntersehen konnte.

„Sie haben Probleme", antwortete der General und sie musste stark an sich halten, um nicht die Augen zu verdrehen. Sicher war nicht alles nach Plan gelaufen, sonst wären sie nicht seit drei Tagen verschollen.

Ungeduldig sah sie hinunter in den Gateraum und wagte es kaum zu blinzeln. Die ganze Zeit starrte sie auf den leuchtend blauen Ereignishorizont, bis endlich jemand durch das Gate stolperte, sich zu Boden fallen ließ und außer Reichweite von ein paar Schüssen der Jaffawaffen rollte. Erschöpft blieb der Mann, den sie erst als Major Lorne erkannte, als er sich auf den Rücken drehte, liegen und sie hoffte inständig, dass er wirklich nur müde war.

„Ein Ärzteteam in den Torraum!", befahl ihr Großvater trotzdem.

Nach ein paar Sekunden, die sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlten wurden alle Mitglieder Sg1's und Sg11's vom Gate ausgespuckt und es erlosch.

Noch bevor das Sternentor erloschen war, war sie schon aus dem Kontrollraum und in den Torraum gestürmt.

„Oh verdammt, was habt ihr nur gemacht?", rief sie, als sie zu den Teams lief, sich schnell vergewisserte, ob es jedem halbwegs gut ging und schließlich endlich Daniel um den Hals fiel.

„Ein bisschen Jaffa in den Hintern treten gespielt", witzelte Jack, der auf der Rampe, die zum Tor führte saß und Fraiser abwimmelte, die an ihm herumfummelte.

„Falls es noch nicht klar gewesen wäre, dass Ba'al auf dem Weg zur Erde ist, dann wäre es das spätestens jetzt", sagte der Archäologe, der die Umarmung immer noch nicht gelöst hatte.

Auf General Hammonds Befehl hin saßen sie wenig später im Konferenzraum und Daniel konnte tatsächlich den ersten Teil des Rätselpuzzles vorzeigen. Er schob ihr seine Notizen hin, sie las sie durch, während die anderen das wichtigste der Mission erzählten und hörte mit einem Ohr zu.

„Ba'al hat mittlerweile eine so gewaltige Armee, dass er einfach auf fast jedem Planeten Jaffa positioniert hat, die uns auflauern, aber anscheinend nur Angst einjagen sollen", schloss Jackie seinen Bericht und alle schwiegen, selbst sie sah von den Notizen auf und zu ihm hin.

„Was soll das heißen?", hackte ihr Großvater nach und sah jeden einzelnen der Teams der Reihe nach an.

„Das wir, wenn sie uns wirklich töten hätten wollen nicht hier säßen, Sir", antwortete Lorne finster.

„Was hat Ba'al nur vor?", brach sie das Schweigen, das entstanden war und ihr eine Gänsehaut verursacht hatte.

„Er ist mittlerweile so mächtig, dass er sich um keinen Feind mehr Sorgen machen muss", erwiderte Sam. „Er wird so lange mit uns spielen, bis es ihm zu dumm wird und er wirklich angreift, um auch die letzten Menschen zu unterwerfen." Der Blick des Majors wanderte kurz zu Daniel und etwas in ihren Augen ließ sie stuzen.

„Was?", hackte sie nach und sah die Blondine eindringlich an.

„Hm?", Misha legte den Kopf schief, als Carter so tat, als hätte ihr Blick nichts zu bedeuten gehabt, doch Misha löste so lange den Blick nicht von ihr bis sie seufzte und dem Archäologen zunickte.

Ihr Schutzengel seufzte noch lauter und sah sie besorgt an. „Er sucht nach jemandem."

„Ba'al?", fragte sie, obwohl es offensichtlich sein musste, doch sie konnte sich keinen Reim darauf machen warum das so schlimm sein sollte. Viel mehr sollten sie sich Gedanken darüber machen, wie sie seinem bevorstehenden Angriff abwenden konnten.

Daniel nickte und schwieg einen Moment. „Ich weiß nicht, ob er davon weiß, oder ob das wieder nur eines seiner Spielchen ist doch...", fing er wieder an, doch sie wurde aus seinen Worten nicht schlau.

„Bitte, Daniel", sagte sie und lehnte sich leicht vor, als könnte sie seine Worte so besser verstehen.

„Er sucht nach dir." Ihr Schutzengel hatte die Worte vorsichtig ausgesprochen, beinahe so, als hätten sie nicht so eine starke Wirkung auf sie, wenn er sie leise sagte. Trotzdem schreckte sie zurück, als hätte Daniel sie gerade angeschrien. Die Worte hallten in ihren Kopf wider, während sie zu nichts anderem fähig war, als den Wissenschaftler anzustarren.

Ihre erste Reaktion war ungläubig den Kopf zu schütteln und sich durch ihre Haare zu fahren. Was sollte er von ihr wollen? Sie war nicht mehr als eine junge Frau beim Militär, eine kleine Ha'shak in den Augen eines Goa'ulds.

„Er will die kleine Ta'uri die Apophis zu Fall gebracht hat", fügte Sam nach einer kurzen Zeit hinzu. „Das war zumindest das, was Daniel verstehen konnte."

Das war eindeutig sie. Misha musste sich stark zusammenreißen, um nicht die Fassung zu verlieren, doch sie konnte nicht anders als daran zu denken, wie sie vor sechs Jahren ins Stargateprogramm hineingeschlittert war und vor allem daran, was Apophis ihr angetan hatte, bevor sie fliehen hatte können und dabei den Planeten und den Systemlord selbst in die Luft gejagt hatte. Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken, dass sie wieder in den Händen eines Goa'ulds landen könnte, dass ein so mächtiger Feind nach ihr suchte und seine Truppen ausschickte, um sie in die Finger zu bekommen.

„Misha?", die besorgte Stimme ihres Schutzengels riss sie aus ihren Gedanken und sie hob den Blick, den sie vorher auf ihre Hände geheftet hatte. Der Wissenschaftler sah sie sorgenvoll an und sie wusste, dass er zu ahnen schien an was sie gerade dachte.

„Was hat er vor?", die Einundzwanzigjährige musste sich räuspern, weil ihre Stimme einfach wegbrach. „Woher wisst ihr das?"

„Die Jaffa waren nicht wirklich begeistert dich nicht bei uns zu sehen", meldete sich Teal'c zu Wort, der sie ruhig und emotionslos ansah, genauso wie sie es von ihm gewohnt war.

„Entweder er weiß von der Waffe", mischte sich nun auch ihr Großvater ein, ihm war es anzuhören, dass er vor Wut brodelte und Ba'al am liebsten mit bloßen Händen erwürgt hätte, nur um ihn zu zeigen, dass niemand seine Enkelin bedrohen konnte.

„Oder es ist wieder eines seiner Spielchen", fügte Jack finster hinzu. „Er will sehen, wer Apophis bezwingen konnte..." Die junge Wissenschaftlerin wusste, dass O'Neill eigentlich noch mehr im Kopf herumgegangen war, doch er schwieg, um sie zu schonen, dabei wusste sie doch was er eigentlich meinte. Ba'al wollte da weitermachen wo Apophis aufgehört hatte. Der Gedanke trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie hatte gehofft mit dem Geschehenen abschließen, es irgendwann vergessen zu können, doch es schien sie überall hin zu verfolgen.

Misha hielt es nicht mehr aus die Blicke der anderen auf sich zu spüren. Ihre bloße Anwesenheit machte ihr bewusst, dass sie sich das nicht einbildete, dass sie nicht einfach davon träumte. Sie wusste, dass sie eigentlich anders reagieren sollte, dass sie dazu ausgebildet worden war in genau so einer Situation einen kühlen Kopf zu bewahren, doch sie konnte es in diesem Moment nicht. Langsam den Kopf schüttelnd stand sie auf und murmelte eine halbherzige Entschuldigung.

Die Einundzwanzigjährige ignorierte alles was die anderen sagten und reagierte nicht einmal auf Daniel, als sie die Tür hinter sich schloss, einmal tief durchatmete und zu rennen begann. Sie wusste genau, dass sie sich noch ein bisschen schonen sollte, doch sie musste weg, sie musste den Kopf freibekommen und irgendwie die Angst abschütteln, die sie gerade zu ersticken drohte.

„Misha!", hörte sie ihren Schutzengel rufen, der ihr anscheinend aus dem Konferenzraum gefolgt war, doch sie ignorierte ihn und war froh, dass er ihr nicht hinterherlief. Die anderen Soldaten starrten sie verwundert an, wenn sie an ihnen vorbeilief und den Blick gesenkt hielt. Sie schämte sich dafür, kaum die Tränen zurückhalten zu können und sich wie ein Teenager zu verhalten, der vor allem davonlief, als die Situation anzunehmen und ihre Gefühle still und leise zu bekämpfen, wie sie es eigentlich tun sollte.

Atemlos sog sie schließlich die frische Luft ein, die ihr außerhalb des Stargatecenters ins Gesicht wehte. Misha wusste, dass sie auf keinen Fall davonlaufen würde, doch im Moment brauchte sie einfach die frische Luft und die Ruhe, die außerhalb des Betonpunkers herrschte. Zitternd ließ sie sich auf den Boden nieder und starrte in den Wald der den Cheyenne Mountain umgab. Sie fühlte wie die Schwäche wieder in ihre Glieder kroch, dass sie noch nicht top fit war, wie sie es sich wünschte.

Nach einem kurzen Zögern legte sie ihr Kinn auf ihre Knie und schlang die Arme um ihre angezogenen Beine. Ein leises Schluchzen entfloh ihr, als der ganze Druck, dem sie hier schon ausgesetzt war seit sie vor nicht einmal zwei Wochen, als Second Lieutenant Sg11 beigetreten war, über ihr hereinbrach. Die Angst schleuderte ihre Gefühle durcheinander und sie wünschte sich den Tag zurück an dem ihr Großvater in ihrem Büro zu ihr gesagt hatte, wie stolz er auf sie sei und sie voller Euphorie vor ihm gesessen hatte.

Der jungen Soldatin war bewusst gewesen, dass sie unter immensen Druck würde arbeiten müssen, dass ein Fehler oft unverzeihlich sein würde und, dass sie jeden Tag ihr Leben aufs Spiel setzen würde, doch sie war nicht darauf gefasst gewesen mit den damaligen Geschehnissen konfrontiert zu werden. Die Systemlords sollten besiegt sein, die Goa'uld vernichtet und die Galaxie frei von Sklaverei, doch sie hatten sich so sehr geirrt und jetzt bedrohte wieder so ein Wesen ihre heile Welt, wollte sie in die Finger bekommen um mit ihr zu spielen und womöglich zur Waffe zu gelangen.

Es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an, die sie schon hier auf dem Boden saß, doch sie schaffte es nicht sich zu beruhigen. Auf einmal wünschte sie sich, dass ihr Schutzengel ihr doch nachgelaufen wäre, oder, dass sie wenigstens Mikush über den Weg gelaufen wäre und, dass einer von beiden jetzt bei ihr wäre sodass sie es schaffen könnte sich endlich zu beruhigen. Verzweifelt vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen und wiegte sich leicht vor und zurück als würde das etwas helfen. Sie versuchte sich das Lied, das ihr der Wissenschaftler vor so langer Zeit beigebracht hatte ins Gedächtnis zu rufen, doch es war etwas anderes an die ihr vertrauten Worte zu denken, als seine Stimme zu hören, die diese Worte leise aussprach.

Nach einer kleinen Weile hörte sie Schritte und wollte schon aufsehen, als derjenige sich schon neben sie setzte und sie sein leises Seufzen erkannte.

Ohne zu zögern zog er sie in seine Arme und sie schluchzte erneut laut auf. „Sch." Er fuhr ihr sanft durchs Haar und sie konnte spüren, wie sie tatsächlich etwas ruhiger wurde, doch die Tränen wollten nach wie vor nicht aufhören zu fließen.

„Es tut mir leid", murmelte sie schließlich mit tränenerstickter Stimme und vergrub beschämt ihr Gesicht an Daniels Schulter.

„Es ist alles in Ordnung", meinte er und schob sie sanft von sich weg, damit er ihr in die Augen sehen konnte.

„Was denken die anderen bloß von mir?", fragte sie leise und er schüttelte nur leicht den Kopf.

„Sie verstehen dich, genauso wie ich", antwortete er ihr schließlich und sah sie sanft an.

Kurz schwiegen sie beide bis sie schließlich wieder die Stille brach. „Ich habe Angst." Die Einundzwanzigjährige fühlte sich so hilflos, es fühlte sich kindisch an die Worte auszusprechen, doch sie konnte es nicht zurückhalten, wenn Daniel sie nicht verstand, dann würde das keiner können.

Der Wissenschaftler seufzte leise und hielt sie etwas fester fest, als könnte das alle Probleme verscheuchen. Misha legte ihren Kopf auf seine Schulter und wartete, ob er etwas erwidern würde.

„Ich bin für dich da. Wir sind für dich da", sagte er schließlich und schaffte es damit ihr ein kleines Lächeln zu entlocken. Sie wusste, dass sie auf ihre Familie zählen konnte, doch im Moment tat es ihr so gut, es versichert zu bekommen.

„Und wenn es wieder so wird wie...?", fing sie an doch der Archäologe unterbrach sie mit einem Kopfschütteln. „Wir werden das nicht zulassen."

„Und falls es doch geschieht?" Misha wusste, dass die meisten Missionen nicht so verliefen wie es geplant war und dagegen konnte niemand etwas tun. Wenn Ba'al sie wollte, dann hatte er eine unendlich große Armee um das möglich zu machen. Jackies und ihr Team waren zwar gut, doch zu siebt konnten sie nicht gegen eine gesamte Armee bestehen.

„Dann werde ich da sein", antwortete er ihr schlicht. Und das Spiel würde von vorne beginnen. Die junge Soldatin konnte nicht anders als daran zu denken. Er würde versuchen für sie zu kämpfen, doch sie glaubte kaum, dass es diesmal klappen würde. Alles was er würde tun können, war sie wieder davon abzuhalten verrückt zu werden, doch sie zweifelte daran, dass sie das ein zweites Mal überstehen würde. Sie war stark, es hatte lange gedauert, bis sie es geschafft hatte aus ihrem Elend herauszukommen. Wie lange es dauern würde, wenn sie es erneut schaffen müsste, wusste sie nicht, doch während sie beide anscheinend in Gedanken verloren hier saßen, bezweifelte sie, ob sie es überhaupt schaffen würde.

Erst als ihr Schutzengel die letzten feuchten Spuren von ihren Wangen wischte, bemerkte sie, dass sie endlich aufgehört hatte zu weinen.

„Willst du weitermachen?", fragte er sie aus dem heiteren Himmel und sie sah ihn verwirrt an.

„Willst du weiterkämpfen?", wiederholte er seine Frage etwas anders. Stumm starrte sie ihn an und versank kurz in seinem sorgenvollen Blick. Er war der einzige, der wirklich wusste wie es ihr damals ergangen war, der seine Schlüsse nicht nur daraus ziehen konnte, wie sie immer wieder im Stargatecenter zusammengebrochen war. Misha konnte nur ahnen, dass er wahrscheinlich auch der einzige sein würde, der ihre Entscheidung aufzugeben, wirklich verstehen würde. Die anderen würden sie dafür nicht verurteilen, sie würde sie dadurch nicht verlieren, doch wahres Verständnis würde sie nur bei ihm finden. Für einen kurzen Moment dachte sie wirklich daran den Kopf zu schütteln. Einfach nein zu sagen und die Augen vor allem weiter zu verschließen kam ihr so verführerisch vor, als gäbe es nichts Besseres auf der Welt, doch diese Antwort war einfach.

„Ja", sagte sie deshalb und brachte dem Mann neben ihr damit dazu den Kopf zu schütteln.

„Die anderen würden ein ‚nein' nicht verurteilen, Misha", meinte er, obwohl er wusste, dass ihr das doch bewusst war.

„Ich weiß." Sie zuckte mit den Schultern und nahm die Hand des Freundes an, der sie schließlich auf die Füße zog.

„Versprichst du mir eins?" Die Wissenschaftlerin hielt ihn zurück, bevor er die Tür zum SGC aufmachen konnte.

„Hm?" Er sah sie fragend an und sie sah kurz beiseite, weil sie wusste, dass er es ihr nur ungern versprechen würde.

„Lass nicht zu, dass Ba'al mich in die Finger bekommt", sagte sie und sie konnte sehen, wie seine Augen sich verdunkelten. Kurz schloss er die Augen, als er sie wieder ansah wusste sie, dass er es ihr nicht versprechen wollte.

„Wir werden..." Daniel hatte verstanden was sie gemeint hatte, da war sie sich sicher, doch er schien zu hoffen, dass er sie missverstanden hatte.

„So habe ich es nicht gemeint", flüsterte sie und er sah weg, als wäre ein einfaches ‚ja' zu viel für ihn.

„Versprich es mir", wiederholte sie und sah ihn flehentlich an. „Ein zweites Mal schaffe ich es nicht."

„Ich werde um dich kämpfen, wie damals." Die junge Soldatin hatte geahnt, dass sie diese Antwort bekommen würde, doch sie hatte sich eine andere erhofft.

Nun war es an ihr die Augen zu schließen und den Blickkontakt abzubrechen. Sie wusste, dass irgendwann der Moment kommen würde, in dem sie es bereuen würde auf das Versprechen nicht bestanden zu haben, doch sie hoffte, dass sie noch etwas Zeit bis dahin haben würde. Ba'al war inzwischen einfach zu mächtig, als das sie ihm entgehen könnte, irgendwann würden sie einen Fehler machen, oder schlicht und einfach zu wenig Leute sein um zu kämpfen und dann konnte sie nur beten, dass sie doch stark genug war.

„Du bleibst bei mir?" Die Frage war eigentlich sinnlos, doch sie wollte es noch einmal hören, sie wollte wenigstens das Versprechen haben, dass er ihr Schutzengel bleiben würde.

„Das verspreche ich dir." Er lächelte sie sanft an und stieß die Tür ins Stargatecenter auf.

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