6.Kapitel
Mit jeder Sekunde die sie in der undurchdringlichen Dunkelheit verbrachte, fühlte es sich mehr an als würde sie schweben.
Diese unbeschwerte Leichtigkeit machte ihr Angst, gab ihr das Gefühl die Kontrolle über ihren Körper zu verlieren, haltlos im Nichts zu schweben.
Ihr dröhnender Herzschlag hallte in ihren Ohren wieder, raste, als wollte ihr Herz fliehen. Als sehne es sich genauso sehr nach Freiheit wie sie.
Mit jedem dumpfen Schlag ihres Herzens spürte sie wie sie sich von ihrem Körper entfernte, spürte die Taubheit die ihren Körper durchströmte, die die Erinnerungen an den Schmerz aber nicht lindern konnte.
Mit ihrer letzten kläglichen Kraft versuchte sie sich an ihrem Körper fest zu klammern, nicht in die Grausamkeit ihrer Erinnerungen ein zu tauchen.
Doch jedes Pochen ihres Herzens brachte sie näher an die Erinnerungen, löste sie von ihrem Körper, führte sie zu ihrer persönlichen Folter.
Die Bilder würden kommen, das tiefe, unheilvolle Lachen würde in ihren Ohren widerhallen, die Schmerzen würden jede Faser ihres Körpers verbrennen, immer und immer wieder.
Die Folter würde niemals enden, würde fortbestehen, bis ihre Seele tief schwarz war, die Farbe des Todes. Bis sie nur mehr aus einer leeren Hülle ihres Körpers bestand, ihre Seele verloren an Kreaturen die sich für Götter hielten. Sie würde niemals enden bis sie ihren Verstand verloren hatte und alles was sie ausmachte.
Ein gleißendes Licht explodierte vor ihren inneren Auge, löste sie entgültig von ihrem Körper und zwang sie in die grausame Welt ihrer Erinnerungen.
Die Folter begann erneut.
Das blendende Licht ebbte ab und gab den Blick auf ein Mädchen frei. Ein Mädchen, mit kurzem hellen Haar, dunklen blauen Augen und gebrochenem Blick.
Sie sah sich selbst, wie sie aufrecht dastand, versuchte ihre Angst zu verbergen und es doch nicht schaffte. Die Angst in ihren Augen entsprach genau dem was sie in diesem Moment spürte, den Sturm der Gefühle der sie erfüllte war schier unbegreiflich.
Eine zweite Person erhob sich aus dessen Thron und ging langsam, schleichend auf das Mädchen, auf sie zu.
Sie wusste nicht wieso sie sich selbst sah. Tief in ihrem Inneren ahnte sie das ihr Verstand ihr einen Streich spielte, sie mit ihren Erinnerungen quälte.
Der Mann war in goldene, festliche Gewänder gehüllt, seine Augen waren mit schwarzer Farbe umrundet.
Apophis, der Mann, der sie folterte, ihr versuchte ihren Verstand zu rauben, sich an ihren Schmerz labte und ihre Schreie mit einem tiefen grausamen Lachen begleitete.
Jener Parasit der sich für einen Gott hielt.
Die Panik die das Mädchen in genau diesem Moment erfüllte, ihre Panik, pulsierte durch ihren Körper. Der unbegreifliche Gefühlssturm wütete in ihren Inneren und ließ ihren Körper erzittern, ließ ihre Augen unter den geschlossenen Lidern umherirren.
Misha wusste genau was jetzt geschehen würde.
Während das junge Mädchen vor ihren inneren Augen sich noch weiter aufrichtete und dem Herrscher fest in die Augen blickte, wollte sie nur eines.
Sie wollte die Augen vor dem verschließen was sie sah, wollte wegblicken, wollte die Schreie nicht hören, ihre eigenen Schreie. Doch sie konnte nicht wegsehen, konnte dem nicht entfliehen was geschehen war, was ihr immer mehr den Verstand raubte.
Flucht war aussichtslos. Die Folter würde sie immer begleiten, würde immer ein Teil von ihr sein, tief eingegraben im dunkelsten Teil ihrer Seele.
Der groteske Mann wandte sich von ihr ab und sie schnappte nach Luft.
Die Fünfzehnjährige wollte schreien, als er ausholte.
Ihr Herz stockte in Erwartung auf den Schmerz.
Eis, Feuer, spitze Nadeln. Der Schmerz traf ihren Körper und erschütterte ihn.
Ihr Schrei hallte in ihren Ohren wider, vermischte sich mit dem des Mädchens, mit dem ihrer Erinnerungen.
Misha sah, wie das gefolterte Mädchen die Hände vor ihr Gesicht schlug. Das Licht, das aus deren Augen und Mund drang war beinahe blendend.
Das tiefe, dröhnende Lachen des parasitären Gottes mischte sich unter ihre Schreie und jagte ihr eine Gänsehaut auf die Arme.
In seinem Gesichtsausdruck war nichts zu lesen, es war als trüge er eine eiserne Maske der Grausamkeit. Nur seine schwarzen Augen glänzten vor Gier.
Keuchend stand das Mädchen gebeugt da, wartete auf den nächsten Schlag, auf die unfassbaren Schmerzen.
Die Augen des verrückten Mannes glühten hell auf, als er den Stab wieder erhob und ausholte.
Sie spürte, wie sie die Augen zu schlitzen verengte, wollte sich zwingen sie zu schließen, doch nichts passierte. All dem konnte sie nicht entfliehen, nicht mehr, niemals.
Als der Stab erneut auf ihren Rücken traf, brach das Mädchen zusammen. Sie fiel hart auf den Boden, doch schien sie es kaum zu spüren.
Der Schmerz der durch ihre Adern floss war überwältigend, füllte jede Faser ihres Körpers aus. Ihre Schreie mischten sich mit denen ihrer Erinnerungen, heißer und verzweifelt.
Blut rann aus den Wunden auf ihren Rücken und färbte ihr schon lange nicht mehr weißes T- Shirt rot. Die Wunden waren tief, doch spürte sie den Schmerz nicht, sie krümmte sich zusammen um die Qualen die durch ihre Adern geschickt wurden zu bekämpfen.
Das junge Mädchen ihrer Erinnerungen, versuchte die Finger im Boden zu vergraben, etwas Halt zu finden um die Qualen bekämpfen zu können, doch sie wusste, dass dies nichts brachte.
Ihr Gesicht war bleich, verzerrt zu einer grässlichen Maske, spiegelte nicht einmal den Bruchtteil jener Schmerzen wider, die in ihrem Inneren herrschten. Die ihr Herz zusammenzogen, es vorantrieben und ihr den Wunsch entlockten einfach zu sterben.
Der dunkelhäutige Mann beugte sich tief über sie, so nah, dass ihr Gesicht verdeckt wurde. Doch sie wusste, konnte ahnen, dass sie ihm in diesem Moment ihrer Erinnerungen mit geröteten Augen in die seine sah.
Seine Worte gingen in ihren Schreien unter. In ihren verzweifelten Schreien nach Rettung oder wenigstens nach Linderung.
Der Wunsch einfach zu sterben wurde immer übermächtiger, einfach dem allen zu entfliehen, für immer.
Die Bilder ihrer Erinnerungen wurden in ein gleißend blaues Licht getaucht, das die Bilder langsam verblassen ließ. Nur die Schmerzen und die vor Gier glänzenden schwarzen Augen, des Herrschers hatten sich in ihre Augendlider gebrannt.
Das Licht der Waffe explodierte und ließ sie mit ihren Schmerzen allein, mit den Qualen und der Gewissheit, das sie es immer wieder durchleben würde. In der Wirklichkeit, um die Lust des Parasiten zu stillen und in ihren Erinnerungen, jedes mal wenn sie die Augen schließen würde.
Sanfte Worte drangen an ihre Ohren. Die Stimme brachte sie wieder zurück in die Realität und ließ sie ihre Augen öffnen.
Die hellblauen Augen des Mannes waren ganz nah als er sich über sie beugte und sie besorgt ansah. Er wachte über ihre Träume, doch konnte er sie nicht aus ihren Fängen befreien, sie waren zu schrecklich, als dass er sie vor ihnen schützen könnte.
Ein Stöhnen kam über ihre Lippen.
Plötzlich blitzten Erinnerungen vor ihren inneren Auge auf, Bilder die sie wahrgenommen hatte, die aber nie den Weg in ihre Gedanken gefunden hatten.
Ein Emblem, aufgenäht auf den Ärmel einer Jacke. Sie kannte das Zeichen, sie wusste nur zu gut was es bedeutete.
Zitternd stützte sie sich auf ihren Ellebogen und zupfte an Daniels Jackenärmel.
Der junge Mann wandte den Kopf und folgte ihrem Blick.
Er sah sie mit großen Augen an, als sich ihre Blicke trafen.
Die Erkenntnis ließ sie erschaudern.
"Du bist von der Erde", murmelte sie leise, "Du bist Mitglied des Stargatecenters."
Seine blauen Augen bohrten sich in ihre.
Er runzelte die Stirn und eine kleine Falte erschien zwischen seinen Augen.
"Ich bin nicht zufällig hier", redete sie weiter, die Angst kam zurück, das Vergnügen des Herrschers war nicht der einzige Grund wegen dem sie noch am Leben war, "Sie haben mich gesucht und gefunden."
"Alles wird gut", war das einzige was er sagte, er schien genauso viel zu wissen wie sie.
"Denkst du das wirklich?", erwiderte sie grimmig, ihre Stimme war schwach.
Es musste einen Plan geben, einen Plan der die Erde mit ihrer Hilfe versklaven sollte.
Ihrer Familie, allen Menschen auf der Erde würde das widerfahren was ihr geschehen war.
"Wir müssen hier weg!", sie schrie fast, doch ihre Stimme brach," Ich habe Angst, Daniel. Was wird mit uns geschehen?"
"Wir werden fliehen", seine Stimme hallte grimmig in ihren Ohren wieder," Dir wird nichts geschehen."
Doch sie konnte in seinen Augen lesen, dass er selbst daran zweifelte.
Er wollte sie beschützen, sie trösten und sie nahm es gerne an.
Er war der letzte Funken Hoffnung, der sie davon abhielt hier und jetzt den Verstand zu verlieren. Der junge Mann hielt sie am Leben.
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