4.Kapitel
Schwarze grausame Augen, tauchten immer wieder vor ihren inneren Augen auf. Der Schmerz wallte durch ihren Körper als wäre sie noch in jenem Raum gefangen, gefoltert durch die Hand des wahnsinnigen Mannes.
Doch es waren nur Erinnerungen die sie heimsuchten, die sich tief in ihre Seele gegraben hatten und nun durch jede Faser ihres Körpers über sie hereinbrachen.
Erinnerungen die ihr keine Ruhe gönnten, die ihren Körper auslaugten und sie an den Rande des Wahnsinns brachten.
Feuer, Eis, wilde Stürme brachen über sie herein, erschütterten ihren Körper, zerissen ihre Seele, erstickten jeden Schrei der sich in ihrer Kehle anbahnte.
Die Fünfzehnjährige spürte die Schwäche ihres Körpers, jede einzelne Faser ihres Seins schien von den Schmerzen zerissen, verschlungen von den grausamen Erinnerungen.
Unkontrolliert warf sie ihren Kopf hin und her, die Augen fest zusammengekniffen.
Die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit war erfüllt von den Stürmen ihrer Erinnerungen, drängten sie immer weiter zurück, ließen sie den Verstand verlieren, den Wahnsinn der Panik spüren.
Sie kam sich vor wie eine Fremde in einem geschundendenen Körper mit zerbrochener Seele.
Gequälte Laute drangen über ihre Lippen, doch ihr Körper hielt sie fest, ließ sie nicht entfliehen, nahm ihr alle Hoffnung auf Leben, auf ein paar Sekunden ohne den Schmerz.
Jemand fuhr ihr sanft durch ihre Haare, rüttelte behutsam an ihren Schultern, versuchte sie auf zu wecken, sie aus den Klauen der Bewusstlosigkeit zu befreien, doch sie hielt sie eisern fest. Umhüllte sie mit den Schmerzen, blendete ihre Augen mit den gleißenden Erinnerungen der Folter, der Lichter, der Waffen.
Schließlich wurde sie aufgerichtet, jemand wiegte sie sanft vor und zurück, versuchte sie durch sanfte Gesten aus den grausamen Träumen zu holen, sie vor sich selbst zu schützen.
Als das letzte gleißende Licht vor ihren Augen erstarb, konnte sie sie endlich aufreißen. Ein gellender Schrei entfloh aus ihrer Kehle, endete in einem gequälten gurgelnden Laut.
Unkontrolliert zuckend vergrub sie ihren Kopf an Daniels Schulter und schlug schwach mit einer Hand auf seine Brust ein. So schwach, dass sie ihn kaum berührte.
"Sch", seine Stimme klang sanft an ihrem Ohr, keine Spur von Grausamkeit, einfach nur ein sanftes Rauschen.
Der Junge Mann umfasste ihre Hand, mit der sie immer noch kaum wahrnehmbar auf ihn einschlug, unkontrolliert, ein Versuch die Erinnerungen zu verscheuchen. Mit der anderen umfasste er ihren Hinterkopf und wiegte sie nach wie vor sanft vor und zurück.
"Daniel, Daniel, Daniel", hysterisch hauchte sie seinen Namen in einem fort.
"Misha", er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und sah ihr tief in die Augen. Ihre Augen irrten wirr im Raum umher, der Wahnsinn der Panik ließ sie feucht schimmern.
"Misha", wiederholte er und streichelte ihre Wangen, sanft mit seinen Daumen," Misha, du bist hier bei mir, in Sicherheit, ich passe auf dich auf."
Erst jetzt konnte sie ihn richtig wahrnehmen, sich in seinen hellblauen Augen verlieren und die Sicherheit spüren, die sie überkam, wenn er bei ihr war.
Ihre Augen hörten auf umherzuirren und begegneten seinen besorgten Blick.
"Du bist wach", murmelte er sanft und beugte sich ganz nah zu ihr hinab sodass seine Stirn die ihre berührte," Ich lasse dich nicht alleine mit deinen Erinnerungen."
"Du passt auf mich auf", hauchte sie, ihre Augen weit aufgerissen, ihre Gedanken zu langsam um sich um irgendeine Förmlichkeit zu kümmern.
"Immer", erwiderte er und sie schloss kurz die Augen.
Langsam löste sie sich aus seinem behutsamen Griff und kuschelte sich an ihn, eine Hand auf seiner Brust, knapp überhalb seines Herzens, dass stark und gleichmäßig schlug, dessen steter Rythmus sie beruhigte.
Vorsichtig fuhr er ihr durchs Haar, die andere Hand legte er über die ihre auf seiner Brust.
Eine kleine Weile schwiegen sie. Die Fünfzehnjährige lauschte seinem gleichmäßigen Atem und dem Pochen seines Herzens.
"Ha'shak", murmelte sie plötzlich, ihre aufgerissenen, spröden Lippen bewegten sich kaum.
"Was?", er drehte den Kopf so, dass er ihr in die Augen sehen konnte.
Das junge Mädchen erwiderte seinem Blick und genoss den sanften Ausdruck, der in seinen Augen lag.
"Ha'shak", wiederholte sie mit brüchiger Stimme," Was bedeutet dieses Wort?"
Kurz sah er ihr eindringlich in die Augen. Er durfte ihr eigentlich nichts sagen, doch sie war schon so tief in die Sache verwickelt, hatte so viel erleiden müssen, dass sie eine Erklärung verdiente. Der junge Mann würde ihr ihre Frage beantworten, nach alledem was sie durchgemacht hatte, konnte er ihr eine Antwort nicht verweigern.
Vielleicht konnte er sie mit seinen Worten ein wenig ablenken, vielleicht würde es ihr helfen, dass alles zu überstehen. Ablenkung würde es auf alle Fälle verschaffen.
"Du Narr", antwortete er schließlich.
Die Fünfzehnjährige hatte viele Antworten erwartet, doch nicht das er diese Sprache wirklich verstand. Langsam begannen sich ihre Gedanken um diesen Mann zu drehen, der Name der ihr so bekannt vorkam. Die Tatsache das er genauso gefangen war wie sie. Ta'uri, wie sie beide von den grotesken Männern genannt wurden.
"Du verstehst diese Sprache?", ihre Stimme klang, als würde Stein auf Stein schaben.
"Ja", antwortete er schlicht.
Kurz zuckte sie zusammen, als die Erinnerungen sie wieder mit sich ziehen wollten.
"Schnell", bat sie, ihr Körper begann wieder zu zittern, vor lauter Angst wieder in ihre Erinnerungen gezogen zu werden," Lenk mich ab, rede einfach, halte die Erinnerungen auf."
"Ruhig", Daniel schlang die Arme fester um sie," Über was soll ich denn reden?"
"Weißt du auch, wer diese Menschen sind?", die Fünfzehnjährige krallte sich an seiner Jacke fest und versuchte sich in seinen Augen zu verlieren, um den Fesseln der Erinnerungen entfliehen zu können.
"Ja", seine Stimme war weich, verriet nichts darüber, wie er über diese Menschen dachte.
"Diese Rasse nennt sich Goa'uld", fing er an langsam zu erklären," Ein parasitäres Volk, dass die Menschen versklavt und sie als Wirte nimmt."
"Meinst du damit, dass sie Außerirdische sind?", ihre Stimme war kaum hörbar, mit jeder Faser ihres Körpers versuchte sie nicht ohnmächtig zu werden, doch sie fühlte dass sie es nicht mehr all zu lange verhindern konnte. Angst machte sich in ihrem Körper breit und vernebelte ihre Gedanken, es wurde immer schwieriger seiner Stimme zu lauschen.
"Genau", stimmte er ihr zu," Sie sind mächtig und benutzen unsere Körper um in ihnen zu leben. In Wirklichkeit kannst du sie dir als Schlangenähnliche Wesen vorstellen."
Sie erzitterte in seinen Armen und ihr Kopf drohte von seiner Schulter ab zu rutschen, doch sie war nicht dazu fähig ihren Kopf zu halten. Als sie leise stöhnte sah er wieder zu ihr hinab. Während er geredet hatte, hatte er in die Düsternis des Verließes gestarrt.
Behutsam umfasste er ihren Hinterkopf und stützte sie somit.
"Ich habe Angst", hauchte sie kaum hörbar.
Über seine Augen schienen dunkle Schatten zu wandern als er liebevoll auf sie hinabsah. Man konnte spüren wie sehr er sich um sie sorgte und wie zuwider ihm das ganze war.
"Ich bin ja bei dir", kurz ließ er sie mit einer Hand los um seine Brille, die ihm fast von der Nasenspitze rutschte, wieder auf seine Nase zu stupsen,"Soll ich dich weiterhin ablenken?"
"Das wäre schön", meinte sie Schwach und schmiegte ihren Kopf in seine Hand um es sich so gemütlich wie möglich zu machen.
Ein sanftes Lächeln glitt auf seine Lippen, als sein Blick kurz ins Leere ging um zu überlegen.
"Weißt du denn wie diese... Goa'uld auf die Erde gekommen sind?", keuchend holte sie Luft und versuchte ihre zitternden Augenlider dazu zu zwingen offen zu bleiben.
"Du wirst dir wahrscheinlich nicht vorstellen können zu was diese Wesen fähig sind", seine Stimme war leise, sanft, als erzähle er ihr eine Gute Nacht Geschichte," Sie sind hoch entwickelt uns technologisch weit voraus. So weit vorraus, dass sie mit Raumschiffen den Weltraum bereisen können, die mit einer fortschrittlichen Tarntechnologie ausgestattet sind. Nun kannst du dir vorstellen wie leicht es für sie war auf die Erde zu kommen."
"Daniel?", mit müden, kleinen Augen suchte sie seinen Blick.
"Hm?", vorsichtig strich er ihr eine Strähne aus den Augen wozu sie nicht mehr fähig war.
"Ich war in einem dunklen engen Verließ, bevor ich hier her kam", mit zittriger Stimme versuchte sie zu erzählen, bevor sie in die Bewusstlosigkeit glitt.
Eine kurze Pause entstand während sie versuchte bei Bewusstsein zu bleiben und ihre Gedanken zu ordnen. Die Panik loderte wieder in ihr auf wenn sie daran dachte das sich ihr Verdacht bestätigen würde.
Daniel hörte ihr nur schweigend zu und blickte auf sie hinab. Er öffnete nicht einmal den Mund um ihr auf die Sprünge zu helfen oder sie zum Weiterreden zu drängen. Geduldig strich er ihr durch ihr Haar, als spüre er, dass die Panik zurückkam.
"Nachdem ich mich in der Zelle umgesehen und mich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, wurde mir auf einmal der Boden unter den Füßen weggerissen und ich wurde durch das Verließ bis an die nächste Wand geschleudert", die Fünfzehnjährige redete so schnell es ging, ihr Blick verschwamm. Viel Zeit blieb nicht mehr, doch sie brauchte eine Antwort.
"War ich in einem Raumschiff?", zitternd krallte sie sich an seiner Jacke fest. Die Angst vor der Antwort raubte ihr fast den Atem.
Kurz schloss er die Augen, sie konnte sehen wie sehr er damit rang ihr zu antworten. Er schien zu wissen, wie sehr sie sich vor der Antwort fürchtete.
"Ja", antwortete er schließlich und öffnete die Augen. Das tiefe Mitgefühl das sich in ihnen wiederspiegelte ließ nicht zu dass sie an seiner Antwort zweifelte.
"Nein... nein", ihre Stimme war voller Hysterie,"Dann sind wir.... das ist nicht mehr die Erde... alles war so fremd... . Bitte sag mir das wir nicht auf einen anderen Planeten sind... bitte."
Tränen nahmen ihr noch mehr die Sicht und sie zog hysterisch mit der wenigen Kraft die sie noch hatte an seiner Jacke.
"Sch", war alles was er sagte, doch sie brauchte keine Bestätigung, sie wusste es, wahrscheinlich hatte sie es die ganze Zeit schon geahnt und nur nicht wahrhaben wollen.
Sie war auf einem fremden Planeten. Gefangen von Menschen die sich für Götter hielten, sie folterten aus reinem Vergnügen.
Alle Hoffnung die der junge Mann in dessen Armen sie lag ihr spendete wurde mit einem mal fortgewischt.
Weit weg von der Heimat, war sie nun hier. Kaum bei bewusstsein, niemand wusste wo sie war. Wie hatte sie nur jemals glauben können hier lebend raus zu kommen?
Die Verzweiflung überschwemmte sie und nahm ihr ihre letzten Kräfte.
Während Daniel ihren Kopf an seiner Schulter verbarg und ihre Hände umklammerte damit sie sich nicht selbst weh tun konnte, wurde ihr plötzlich Eiskalt.
Ihre Bewegungen erstarben und ihr Kopf fiel in den Nacken, ihre Augen überdrehten sich. Völlige Dunkelheit hüllte sie ein.
Werden wir hier sterben? Die Frage geisterte durch ihre Gedanken doch über ihre Lippen kamen diese Worte nicht mehr.
Mishas Bewegungen erstarben auf einmal, ihr Kopf sank zurück und er konnte spüren wie sie erschlaffte. Sanft bettete er ihren Kopf in seinen Schoß. Tränen kitzelten ihn in der Nase, er wusste nicht wie er die Hoffnung die er dem Mädchen vermitteln wollte aufrechterhalten sollte. Es tat ihm so leid dass sie in diesem grausamen Krieg mit hineingezogen wurde. Mit jeder Faser seines Körpers wollte er sie vor all dem schützen. Von dem sie eigentlich nichts wissen sollte.
Ihn selbst plagten einige Fragen. Das Mädchen musste für diese Wesen irgendeinen Nutzen haben, sonst hätte Apophis sie so lange gefoltet bis sie gestorben wäre und hätte seine grausame Lust nach gequälten Schreien ein für alle mal befriedigt. Der Glaube daran das er der Kleinen so viele Schmerzen zufügen wollte wie es nur möglich war, war erloschen. Jedes mal hatte er von ihr abgelassen, damit sie sich erholen konnte. Die Goa'uld planten etwas und Misha war Teil dieses Plans.
Ihm lief es kalt den Rücken hinunter wenn er nur daran dachte welchen grausamen Plan diese Menschen aussheckten.
Doch er würde keine Frage stellen die ihm plagte. Er würde alles versuchen um ihr Hoffnung zu geben, sie von den Schmerzen abzulenken und sie vor der Folter zu bewahren. Sie war vollkommen unschuldig, ahnungslos zwischen die Fronten des Krieges geraten und er konnte nicht zulassen, dass man sie alleine ließ. So sehr wünschte er sich er können mehr tun. Doch Gesten und Worte waren alles mit dem er sie beruhigen konnte.
Ihre kleine, zierliche Gestalt erschauderte in seinem Schoß. Sanft sah er auf sie hinab und streichelte behutsam ihre Wange.
Die Augen unter ihren Augenlidern irrten wirr umher. Es zeriss ihm fast das Herz, wenn er sah welche Qualen sie leiden musste.
"Sch", murmelte er leise und hoffte dass sie seine Stimme hörte, wo immer sie gerade war, in welchen Traum, welcher grausamen Erinnerung,"Ich bin doch hier."
Das junge Mädchen zeigte keinerlei Reaktion, sie schien so schwach, gebrochen. Jeder schwacher Atemzug, so befürchtete er, könnte ihr letzter sein.
Sie durfte nicht sterben, so jung, so unschuldig, so ängstlich.
"Oh, Jack", flehentlich fuhr er sich mit beiden Händen durch sein langes, wirres Haar und legte den Kopf in den Nacken," Bitte beeilt euch."
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