3.Kapitel

"Daniel, Daniel, Daniel", ihre Stimme war kaum mehr als ein leiser Windhauch.

Die Schmerzen raubten jegliche Kraft aus ihrem Körper, nahmen ihr die Sinne, raubten ihr die Kontrolle über ihren Körper.

Die Fünfzehnjährige lag auf den Boden, ihre Finger zuckten krampfartig, die Nägel eingerissen als sie sich versuchte hatte gegen die Schmerzen zu wehren und ihre Nägel in den harten Boden gebohrt hatte.

Ihre Augen waren Blutunterlaufen und irrten wirr umher ohne etwas wahrnehmen zu können. Der Ausdruck planken Entsetzens, purer Panik und Schmerz verzerrten ihr Gesicht zu einer grässlichen Fratze.

Der Körper des Mädchens wandt sich unter den Schmerzen, obwohl der grausame Mann ihr nur mehr zusah wie sie leidend am Boden lag. Das Foltergerät war neben ihrem Kopf zu Boden gefallen. Der schlichte Stab, mit drei Spitzen, die Spitzen die sich tief in ihre Haut gegraben hatten und deren Schmerzen sie hatte erleiden müssen. Schmerzen die immer noch durch ihren Körper jagten und ihr Blut in den Ohren rauschen ließ.

"Daniel", sein Name kam nicht mehr über ihre Lippen, kein Ton drang aus ihrer ausgedörrten Kehle. Aus ihre spröden, aufgerissenen, leicht geöffneten Lippen drangen nur gequälte Laute, die an nichts menschliches mehr erinnerten.

Die Schmerzen wurden mit jedem Herzschlag durch ihren Körper gepumpt.

Schwarze Flecken tauchten in ihrem Blickfeld auf. Es wäre so leicht sich der Dunkelheit der Bewusstlosigkeit hin zu geben, doch sie wusste, das die Schmerzen ihr bis dorthin folgen würden. Kein Ausweg war in Sicht, sie konnte nicht fliehen, sie musste ausharren. Sie musste Hoffnung bewahren, doch es war so schwer.

Die Schmerzen waren überall, beherrschten ihren Körper, nahmen ihr die Hoffnung.

Ihr Herz schmerzte in der Brust, schickte einen Wunsch durch ihren Körper, der grausam war. Würde es nur einmal aussetzten, für einen kleinen Moment, es könnte ihr ein paar Sekunden frei von Schmerzen schenken. Ein paar Sekunden oder eine Ewigkeit.

Sie wollte aus ihrem Körper fliehen, die undurchdringliche Dunkelheit auf ihrem Körper spüren, die Schmerzen vergessen. Nur für einen kleinen Moment. War das zu viel?

Misha versuchte irgendwie, irgendwo ihren Kopf zu vergraben, ihr Gesicht zu verbergen, doch da war nichts, außer dem kalten Boden und ihren zuckenden Händen, die nicht taten was sie wollte. Ihre Bewegungen waren, langsam, ruckartig, unkontrolliert.
Das junge Mädchen versuchte wegzukriechen, fort von dem wahnsinnigen Herrscher, fort von allem. Flucht, schien ihr die einzige Möglichkeit, Tod.

Waren die Schmerzen noch nicht genug, dass sie einfach gehen konnte? Was musste sie noch erleiden, bis sie erlöst war?

Sekunden verkrochen, Minuten vergingen in denen sich der dunkelhäutige Mann an ihrem Leid weidete. Er würde zusehen wie sie starb, langsam, quälend, endlos. Sie würde so lange leiden, wie er es wollte, wie er gesagt hatte.

Es war nicht lange her, als sie seine Stimme ganz nah an ihrem Ohr gehört hatte, doch es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein. Wie hatte sie nur denken können, das es leicht werden würde? Hatte sie überhaupt an irgendetwas gedacht? An irgendwem?

Mikush, ihre Familie, ihr Großvater ein ehrenhafter General.

Sie hätte nicht reden können. Doch wäre es auch so gewesen wenn sie gewusst hätte, was sie erleiden würde? Sie wusste es nicht.

Niemanden würde sie das hier wünschen, niemanden und doch war sie hier.

Ihre Augen starrten starr vor sich hin, nahmen kaum wahr was sie sahen. Die Symbole auf der Wand, fanden irgendwie einen Weg in ihre Gedanken, doch kannte sie sie nicht.

Langsam wurden ihre Gedanken träge, eingepackt in dichten Nebel. Würde der Nebel nur Linderung verheißen, würden die Schmerzen nur für ein paar Sekunden verklingen, abebben. Doch dazu müsste sie wohl tot sein. Fern, ganz weit weg.

Die Symbole brannten sich in ihr Gehirn, waren etwas anderes als der Schmerz, der sich schon tief in jede Faser ihres Körpers gefressen hatte.

Die schwarzen Flecken in ihrem Sichtfeld wurden immer größer, der Raum begann sich zu drehen. Ihr Körper wurde von einem ungeheuerlichen Schwindel erfasst. Der Herzschlag dröhnte in ihren Ohren, ungleichmäßig und doch stark, nach all dem was sie durchgemacht hatte.

Als würde der Herrscher spüren, dass sie langsam in die Bewusstlosgkeit glitt, beugte er sich tief zu ihr herab. Fasst berührten seine Lippen ihr Ohr, als er ihr nur ein Wort zuflüstere, leise, sanft und doch grausam:

"Ha'shak."

Das Wort hallte in ihren trägen Gedanken wider, doch sie wusste nicht was es bedeutete.

Doch kaum verhallte der Klang des Wortes, erstarrten ihre Augen und alles wurde schwarz.

Ein Seufzen entwich ihren Lippen, wie ein sanfter, leiser Windhauch.

Ihr Kopf rollte beiseite und ihr Körper erschlaffte, die Krämpfe erstarben, würden sie sie doch in ihren Erinnerungen weiter quälen.

Das grausame Lachen des Gottes schallte durch den Raum, als Soldaten das bewusstlose, geschundene Mädchen fortschleiften.

Hinfort durch prunkvolle vergoldete Gänge. Eingehüllt von den rießigen in helles Licht getauchten Ringen, brachten sie sie wieder ins Verließ, schleiften ihren Körper über den Boden und stießen sie die Treppen in den Kerker hinab.

Kaum spürte sie, das wohlbekannte Gefühl, Daniels Hände über ihren Kopf streichen, wurde sie aus der Bewusstlosigkeit gerissen.

Behutsam hob der junge Mann sie auf und trug sie in eine dunkle Ecke des Verließes.

Die Fünfzehnjährige zuckte und ihr Kopf ruckelte hin und her. Sie wusste das sie in seinen Armen sicher war, dass sie bei ihm Hoffnung fand und doch ließ ihr Körper, ihre Erinnerungen sie nicht zur Ruhe kommen.

"Misha, ich bin hier. Ich bleib bei dir. Ich halte dich fest", langsam ließ er sich auf den Boden nieder, vorsichtig damit er ihr nicht noch mehr Schmerzen bereitete.

"Daniel", ihre Lippen bewegten sich kaum, als sie seinen Namen hauchte, kaum laut genug das er es hören konnte. Eine Träne löste sich von ihren Wimpern und fiel auf ihre Wange, eine einzelne Träne. Die Schmerzen waren zu groß, sie war unfähig zu weinen, noch zu sehr wandelte sie auf dem schmalen Grat zwischen der Dunkelheit der Bewusstlosigkeit und der Grausamkeit des Lebens.

"Ich bin hier", seine Stimme war so unendlich sanft. Mit dem Daumen wischte er behutsam die Träne weg und nahm sie fest in die Arme.

Ihr Kopf lehnte an seiner Schulter und er legte sein Kinn auf ihren Scheitel, vorsichtig sodass er sie kaum berührte, doch sie spürte es. Sicherheit und Hoffnung blitzten als kleine Funken in unendlicher Dunkelheit auf. Seine starken Arme, gaben ihr Schutz, seine breiten Schulter an denen sie ihr Gesicht verbergen konnte Hoffnung auf Flucht.

Das er plötzlich erstarrte und auf seine Hände starrte, die dunkel von ihrem Blut waren, bemerkte sie nicht, denn sie sank wieder in die Dunkelheit zurück, in grausame Träume, aus denen er sie wieder retten würde. Aus denen er sie retten konnte.
Sein Grauen spürte sie nicht, als er ihre Wunden entdeckte und ihm das Ausmaß der Grausamkeit erst bewusst zu werden schien. Die Schmerzen die ihren Körper erfüllen mussten, konnte er sich gar nicht erahnen.

Mit seinen hellblauen Augen sah er sanft auf die reglose Gestalt des jungen Mädchens in seinen Armen. Sie sah so friedlich aus, in Gegenwart so großer Gewalt. Er kannte die Wunden, er kannte das Gerät mit dem sie gefoltert wurde, er kannte den Schmerz.

Schmerzen die sie nicht erleiden sollte, nicht in diesem Alter, niemals.

Unendliches Mitleid erfüllte ihn. Wenn er könnte würde er an ihre Stelle treten, wenn er könnte würde er Apophis, dem Herrscher klar machen, dass sie nichts wissen konnte. Der junge Mann hasste Gewalt, wenn Worte doch oft genauso viel ausrichten konnten, doch reden war so sinnlos, so belanglos im angesicht dessen, was dem Mädchen in seinen Armen angetan wurde.

Alles was er tun konnte, war ihr Hoffnung zu spenden, Liebe zwischen so viel Gewalt und Schmerz.




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