29.Kapitel

O'Neills POV

Der Alarm hallte in seinen Ohren wider und er erstarrte.

Die Tränen, die sich hartnäckig einem Weg nach draußen gesucht hatten waren auf einmal verschwunden und sein Herz schien aufeinmal einen Satz zu machen.

„Die Nox!", rief er, obwohl es vollkommen unnötig war.

Ohne groß nachzudenken rannte er aus dem Raum. Nur am Rande bekam er mit wie ihm Sam und der General folgten, er war viel zu sehr damit beschäftigt schneller zu rennen, oder sich vorzustellen wie es war Misha wieder putz munter zu sehen. So wie sie vorher war.

„Öffnen Sie die Iris!", rief Hammond hinter ihm und drängte sich an ihm vorbei.

Kaum glitt die Iris zu Seite traten zwei kleine Silhouetten durch das Tor und er jubelte nicht gerade leise, sodass er alle Blicke der umstehenden auf sich zog.

„Was?", er zuckte mit den Schultern und grinste breit, „Ich weiß jedenfalls warum ich diese kleinen Leute so mag."

Ohne eine weitere Erklärung rannte er aus dem Kontrollraum, um die beiden Nox zu begrüßen.

„Hei", Jack deutete den Soldaten endlich die Waffe zu senken und lächelte die beiden Außerirdischen etwas zu breit an.

„Ihr habt immer noch nichts dazugelernt", meinte die Noxfrau und deutete auf die Waffen in den Händen der Soldaten.

„Trotzdem sind wir Euch sehr dankbar, dass Ihr uns helft", übernahm der General das reden.

Die Noxfrau neigte nur leicht den Kopf und deutete ihnen, dass sie sie zu Misha führen sollten.

„Wir können die Zeremonie des Lebens nicht hier durchführen", meldete sich, während die beiden Außerirdischen ihnen folgten, auch der zweite Nox zu Wort.

„Das war uns schon bewusst", erwiderte Hammond, das breite Lächeln war aus seiner Stimme herrauszuhören.

Als sie dem Isolationsraum immer näher kamen, bildete sich wieder ein dicker Kloß in seinem Hals und er fuhr sich kurz übers Gesicht.

Seine Hände zitterten, als er sie wieder runternahm und ganz kurz sah er nicht die Tür zum Isolationsraum sondern die Gänge eines Krankenhauses. Er blinzelte um die Bilder zu verscheuchen, doch es war schon zu spät.

O'Neill sah Sara vor sich, wie sie wie erstarrt vor einem Krankenbett stand. Ihr zierlicher Körper wurde von Weinkrämpfen durchgeschüttelt und er nahm sie fest in seine Arme.

Heftig schüttelte er den Kopf, um die grässlichen Erinnerungen endlich zu verscheuchen, doch als er auf Misha hinabsah überkamen sie ihn nur erneut.

Er sah seinen kleinen Sohn, wie er leblos in seinem Krankenhausbett lag, er spürte den Schmerz, als wäre es gerade erst geschehen und er wusste nicht wie er ihn aushalten sollte.

Jack raufte sich die Haare, als sein Herz noch einmal zu brechen schien, so wie es in den letzten Stunden so oft geschehen war, als er auf das kleine Mädchen hinabgesehen hatte und jedes Mal seinen kleinen Jungen statt ihr gesehen hatte.

„Oh Charlie", wisperte er so leise, dass es niemand hören konnte und sank an der Wand entlang zu Boden.

Etwas fiel zu Boden und in diesem Moment hörte es sich wie der Schuss an, der seinen Sohn das Leben gekostet hatte. Der Schuss, der sich aus seiner Waffe gelöst hatte, als Charlie damit ohne seinem Wissens gespielt hatte.

Er wollte schreien, als die Schuldgefühle ihn zu zerreißen schienen, doch er wollte nicht, dass jemand mitbekam was gerade mit ihm geschah.

Als er die Tränen nicht mehr aufhalten konnte schloss er die Augen und ließ seinen Kopf zurück gegen die Wand fallen.

Er war schuld, dass sein Sohn gestorben war. Es war seine Waffe gewesen, seine Kugel die Charlie das Leben gekostet hatte und Sara und ihm das Herz gebrochen hatte.

Er hatte Saras Leben zerstört und seinem Sohn die Chance auf ein eigenes verwehrt.

Ohne recht zu wissen was er tat, trommelte er mit seinen Fäusten gegen seine Stirn. Sein Kopf begann sofort zu brummen, doch der Schmerz störte ihn nicht, es war ihm sogar recht ihn zu spüren, es zeigte ihn wenigstens, dass er noch lebte.

„Sir?", er schreckte hoch, als ihn plötzlich jemand am Arm berührte und er blinzelte gegen die Tränen an um etwas sehen zu können, doch er hätte den blonden Schopf auch noch erkannt, wenn er beinahe blind gewesen wäre.

„Alles in Ordnung?", er wusste, was Carter eigentlich sagen wollte, doch er konnte nicht darüber reden, deshalb schüttelte er nur den Kopf und stämmte sich an der Wand hoch.

Als er den Tränenschleier endlich fortgeblinzelt hatte sah er, dass Mishas Krankenbett leer war. Er hatte nicht mitbekommen wie die Nox die Kleine mitgenommen hatten.

„Es wird alles gut", sagte er mehr zu sich selbst, als dass er eine Antwort darauf erwartete, „Oder nicht?"

„Ja, Sir", antwortete Sam ihm leise, die neben ihm durch die Gänge wanderte.

„Jetzt können wir wieder nur warten", er wusste nicht wieso er nun doch redete, doch es tat irgendwie gut ihre Stimme zu hören, es lenkte ihn ab.

„Ja", doch auch der Blondschopf neben ihm schien nicht viel reden zu wollen, sodass sie schließlich den Weg nur mehr schweigend fortsetzten und es war nicht einmal unangenehm.

Immerhin war sie die einzige Person, die er jetzt in seiner Nähe haben wollte.

Verstohlen betrachtete er sie aus den Augenwinkeln und seufzte innerlich.

Sie wusste was er fühlte und er wusste, dass sie ebenfalls mehr sein wollte als nur seine Kollegin. Doch das war unmöglich.

Trotzdem trat er einen Schritt näher an sie heran, sodass sich ihre Körper beim Gehen berührten. Es war sonst niemand da, der das mitbekommen könnte.

„Danke", brach er die Stille schließlich, als er das kribbelnde Gefühl genoss, das von der Stelle ausging an der er Carter berührte.

Sam sah nur leicht lächelnd zu ihm auf. Das Lächeln wärmte sein Herz und er würde sich am liebsten noch einmal für das wunderbare Gefühl, das sie in ihm auslöste bedanken.

***

Daniels POV

Unruhig ging er vor der kleinen Hütte auf und ab, vor der die zwei Nox sich mit Misha in Luft aufgelöst hatten. Es beunruhigte ihn, dass sie nicht leicht schimmernd vor ihm wieder auftauchten, so wie es jedes Mal geschah wenn sie die Lebenszeremonie durchführten.

Als sie das erste Mal auf die Nox getroffen waren, waren sie noch der Meinung gewesen, dass die Fenri, ein anderes auserirdisches Volk, das zusammen mit den Nox auf diesem Planeten lebte die Fähigkeit hatte sich unsichtbar zu machen. Doch sie waren bald darauf vom Gegenteil überzeugt worden.

„Du bist Daniel, nicht wahr?", plötzlich tauchte ein kleiner Junge vor ihm aus dem Nichts auf und lächelte ihn an, „Kennst du mich noch?"

Er kniff die Augen zusammen und ging vor dem Noxkind auf die Knie, um auf gleicher Augenhöhe mit ihm zu sein.

„Du bist Nafrayu", stellte er schließlich fest, als er den Jungen erkannte, den sie vor fünf Jahren zusammen mit den anderen Nox, die Misha versuchten zu heilen, getroffen hatten.

Der kleine Junge nickte nur und zog ihm zu einen der Baumstümpfe, die sie als Stühle verwendeten.

„Bist du diesmal alleine gekommen?", Nafrayu bot ihm eine Frucht an, während er ihn neugierig musterte.

„Ich bin mit einem Mädchen hier, dass dringend eure Hilfe braucht", Daniel lehnte die Frucht nur dankend ab und lächelte leicht, als der Junge selbst herzhaft hineinbiss.

„Opher will mir nichts davon erzählen", meinte der Junge und sah ihm hoffnungsvoll an.

„Ich glaube, ich sollte mich da nicht einmischen", er musste leise lächeln, bei der unersättlichen Neugier des Kindes, „Aber vielleicht erfährst du mehr wenn Misha wieder gesund ist."

Plötzlich sprang Nafrayu auf und er wandte selbst den Kopf.

Er jubelte innerlich, als die einzigen drei Nox, die er von ihrem Volk kannte leicht schimmernd vor der Tür ihrer kleinen Hütte erschienen.

Langsam stand er auf, während er fasziniert den Vorgang beobachtete.

Immer wieder wurden die Nox unsichtbar und dann wieder sichtbar, während sie Misha, die auf einem reich geschmückten Altar lag, wiederbelebten.

Er würde so gerne mehr über die Lebenszeremonie erfahren, doch er wusste, dass die Nox es ihm nicht erlauben würden mehr über sie zu erfahren. Vor fünf Jahren, hatten sie Dinge getan, die für die Nox nicht verständlich waren und die ihnen zeigte, dass die Menschen noch nicht für ihre Lebensweise bereit waren.

Daniel sah, wie langsam wieder Farbe in Mishas Wangen schlich und ihre Haare nicht mehr glanzlos von ihrem Kopf abstanden. Ihre sichtbaren Wunden schlossen sich und plötzlich hob sich auch wieder ihre Brust in einem steten Rhythmus.

Doch kurz bevor sie das Bewusstsein wieder erlangen konnte, wurden die Nox wieder unsichtbar und verschwanden.

Kaum hatte er einen Schritt auf die Stelle zumachen können, wo die Zeremonie stattgefunden hatte, trat auch schon die Noxfrau aus der Hütte hervor und neigte leicht den Kopf vor ihm.

„Sie schläft jetzt genauso wie ihr, als wir euch gerettet haben", sagte sie zu ihm und deutete wieder auf den Kreis aus Baumstämmen, damit er sich wieder setzte.

„Danke Lya", seine Stimme zitterte ein wenig, als alle Anspannung plötzlich von ihm abfiel und er sich aufeinmal um einiges leichter fühlte als würde er schweben und nicht gehen, „Ich weiß nicht wie ich euch danken soll."

Die Noxfrau lächelte leicht und strich ihr Haar wieder etwas zurück, dass ihr wie jedem Nox wild vom Kopf abstand und aussah, als würden sich einige Pflanzen des Waldes dort gemütlich machen.

Auf einmal sprang Nafrayu wieder auf und er dachte schon, dass Misha aufgestanden sei und aus der Hütte kam, doch stattdessen standen Anteaus und Opher vor ihm.

„Wie konnte es dazu kommen, dass das Mädchen sich in diesem Zustand befand?", wollte der etwas größere der beiden Noxmänner wissen.

„Anteaus", begrüßte er den Nox, den er vorher noch nicht begrüßen hatte können, „Sie wurde von Apophis, jenes Goa'uld, mit dem wir vor fünf Jahren auf diesem Planeten gekämpft hatten, entführt."

Opher, der älteste Nox den er bis jetzt getroffen hatte schüttelte nur den Kopf, als fände er keine Worte für das was ihr angetan wurde.

„Trotz allem hat sie die Erde davor gerettet versklavt zu werden", er wusste, dass die Nox nicht verstehen würden, wieso sie sich von der Gewalt nicht lossägen konnten, doch er fand sie sollten wissen, welches besondere Mädchen sie gerade das Leben geschenkt hatten.

„Seid nicht stolz auf eure Lebensweise", meine Anteaus, der eindeutig der etwas direktere Nox war, als die anderen, „Ihr seht selbst was dabei herauskommt."

„Glaubt mir ich bin alles andere als stolz darauf, dass wir Krieg führen. Aber ich bin stolz darauf, das Misha gekämpft hatte obwohl sie hätte aufgeben können", erklärte er seine Worte.

„Daniel!", er zuckte zusammen, als er den Schrei hörte und auch die Nox schienen für einen Moment erschrocken, als fürchten sie sie hätten wieder den Krieg auf diesen friedlichen Planeten gebracht.

„Misha", hauchte er jedoch und sprang auf.

Lya wollte ihm folgen, doch er schüttelte nur mit dem Kopf.

„Lasst mich ihr alles erklären", bat er um ihr Verständnis und die Noxfrau setzte sich wieder neben dem kleinen Jungen.

Seine Füße zitterten, als er auf das kleine Häuschen zuging und Tränen stiegen wieder in ihm hoch. Er verfluchte sich dafür, doch er wusste, dass er sie nicht lange zurückhalten würde können.

Daniel war den Nox so unendlich dankbar, dass sie ihr ermöglichten wieder zu leben und er wollte wieder jubeln, schreien, weinen und Lachen zu gleich.

Er schob den Vorhang vor dem Eingang der Hütte zur Seite und duckte sich um sich nicht am Türrahmen zu stoßen.

Seine Hände zitterten als er in das Dämmerlicht des Häuschens blinzelte und seine Arme sinken ließ.

„Ich bin bei dir."


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