2.Kapitel
Die Flammen loderten in ihrem Körper und erschütterten sie mit Krämpfen. Die gleißenden, blauen Lichter blendeten ihre Augen.
Konfuse Bilder tauchten vor ihren inneren Augen auf.
Es war als würde sie die Folter immer und immer wieder erleben.
Diesmal versprach die Bewusstlosigkeit keine Erholung.
Mit aller Macht versuchte sie die Erinnerungen zu verdrängen, sich ein zureden das das alles nicht wahr war. Das wenn sie aufwachen würde sie sich Zuhause befinden würde, Zuhause bei ihren Eltern und ihren kleinen Geschwistern.
Doch sie wusste serwohl, dass das alles echt war.
Die Schmerzen, die Angst, die Hoffnungslosigkeit, nichts davon war ein Gespinst ihrer Träume. Alles war Real und sie konnte es spüren mit jeder Faser ihres Seins.
Gequälte Schreie die sie nicht unterdrücken konnte, rissen sie schließlich aus der Bewusstlosigkeit.
Schnell schlug sie sich die Hände vor den Mund, konnte die hysterischen Schreie aber nicht unterdrücken.
Sie wusste kaum was sie tat, als sie sich von dem Schoß des Fremden abrollte und sich an die Wand kauerte.
Die Augen fest zusammengekniffen und den Kopf in ihren Armen verborgen, versuchte sie sich irgendwie zu beherrschen. Zitternd wiegte sie sich langsam vor und zurück.
"Beruhig dich", eine Hand drückte sanft ihren Arm und jemand wollte sie näher zu sich heranziehen.
Heftig zuckte sie zusammen und schlug die Hand weg, presste sich noch enger an die Wand. Sie konnte, durfte hier niemanden vertrauen, so sehr sie es sich auch wünschte.
Ihr Herz pochte wie wild, Angst, Panik und Schwäche brachen über sie herein.
"Nein!", kreischte sie,"Lassen! Lassen Sie mich los!"
"Ich will dir nichts tun", seine Stimme war so sanft, dass sie es ihm am liebsten glauben würde," Ich will dir helfen."
"Nein!", die Augen immer noch fest zusammengekniffen schlug sie blind nach der Person vor ihr, um ihn davon ab zu halten ihr zu nahe zu kommen,"Niemand kann mir helfen!"
"Ich schon", erwiderte er und packte sie behutsam bei beiden Armen, damit sie nicht mehr nach ihm schlagen konnte,"Ich bin von der Erde."
Die Worte kamen in ihrem Gedächtnis an, doch sie konnte es nicht glauben. Alles wozu sie in ihrer Panik fähig war, war sich unter seinem Griff zu winden und versuchen von ihm los zu kommen, auch wenn sie viel zu schwach dafür war.
"Sie mich an", redete er sanft auf sie ein," Überzeug dich selbst davon. Ich bin wie du, von der Erde."
"Wieso sollte ich Ihnen vertrauen?", verzweifelt zerrte sie an seiner Hand um sich endlich aus seinem Griff zu befreien," Sie halten mich doch gerade fest und tun mir weh."
"Nun gut", er ließ sie los und sie kroch so schnell es ging von ihm weg.
"Niemand kann mir helfen", ihre Stimmte zitterte und sie presste beide Hände gegen ihre Schläfen, hinter denen sie immer noch ein unangenehmes Gefühl verspürte.
"Sie mir in die Augen und sag mir das dir wirklich niemand helfen könnte", der fremde Mann blieb hartnäckig. Misha konnte nicht einsehen wieso sich ein Fremder um sie sorgen sollte, wenn er keine Hintergedanken hatte.
"Wenn du dich schon aufgegeben hättest, dann würdest du dich doch nicht so sehr gegen mich zur wehr setzen, oder?", mit jeder Faser ihres Körper sehnte sie sich danach hier raus zu kommen, aufgegeben hatte sie noch lange nicht. Sie hatte es auch nicht vor, egal wie schwach sie war.
Seufzend barg sie ihren Kopf in ihren Händen.
Alles in ihr schrie ihm zu vertrauen, sie wünschte sich so sehr jemanden der auf sie aufpasste, der ihr aus ihren wüsten Träumen half, in dessen Gegenwart sie sich sicher fühlte. Einfach jemanden dem sie trauen konnte.
Verzweifelt fuhr sie sich durch ihre kurzen Haare, focht stumm ihren eigenen Kampf aus.
Der Fremde schwieg, als wolle er ihr Zeit lassen. Als konnte er wirklich verstehen was in ihr vorging, als wollte er wirklich ihr Vertrauen gewinnen.
"Wie?", ihr Frage war nur kaum mehr als ein Lufthauch, doch er schien sie wahrgenommen zu haben.
"Was?", die Fünfzehnjährige konnte hören das er ein wenig näher an sie heranrückte, doch sie sah nicht auf, hielt ihre Augen nach wie vor geschlossen. Sie wollte das Elend das in diesem Verließ herrschte nicht sehen.
"Wie um alles in der Welt soll ich Ihnen vertrauen?", ein Krampf erschütterte ihren Körper und sie lehnte sich keuchend an die Wand, wenn die Folter sie nicht umbrachte, dann würde sie irgendwann der Schwäche ihres Körpers erliegen.
Schwach schlug sie mit einer Hand gegen die Wand um diesen grauenhaften Gedanken zu vertreiben. Immer weiter grub sich die Angst durch jede Faser ihres Körpers, es fühlte sich an als würde sie niemals mehr glücklich werden.
"Sieh mich doch einfach an", bat er leise, seine Stimme verlangte geradezu danach das sie ihm vertraute. Er war so geduldig, versuchte behutsam ihr Vertrauen zu gewinnen, er wollte sie zu nichts zwingen.
"Rede mit mir", der Klang seiner Stimme lenkte sie ein wenig von ihrer Angst ab, sodass sie den Kopf gegen die Wand lehnte und ihm einfach zuhörte,"Mach dir ein Bild von mir, sieh selbst ob du mir vertrauen kannst."
Eine eiserne Stille legte sich über die beiden als er fertig gesprochen hatte. Ein fernes Wimmern klang zu ihnen hinüber, dass von einem anderen Gefangenen stammen musste.
"Öffne doch einfach deine Augen", schlug er vor. Kein Befehl lag in diesen Worten, einfach nur die Bitte ihm zu vertrauen.
"Mach dir ein Bild von mir", wiederholte er sanft," Wenn du mir dann nicht vertrauen willst, dann lasse ich dich in Ruhe. Doch ich bitte dich, versuche es einfach. Sag nicht von Anfang an das du mir nicht trauen kannst, denn du kennst mich nicht."
"Sie lassen mir eine Wahl?", fragte sie nach einer Weile, die er geduldig schweigend in einigen Abstand zu ihr ausharrte.
"Ich werde dich zu nichts zwingen", bestätigte er und sie zweifelte nicht daran dass er die Wahrheit sprach.
"Schwört Ihr es?", hackte sie dennoch nach, ihre Stimme so dünn, dass sie am Ende des Satzes abbrach.
"Ja", ein einziges Wort und sie sah auf.
Ihr Herz pochte wild in ihrem Brustkorb, sie würde es nicht ertragen, wenn er sie hintergehen würde.
Ihre Augenlider erzitterten als sie sie öffnete, der erste Schritt um ihn zu vertrauen.
Dunkelheit.
Eine Welle der Angst fuhr durch ihren Körper, ihr Herz pochte unangenehm hinter ihren Schläfen.
Zitternd hob sie ihre Hände dicht vor ihre Augen, doch sie sah nicht einmal ihre Umrisse.
"Ich kann nichts sehen!", kreischte sie erschrocken auf," Meine Augen..."
Schaudernd presste sie beide Hände gegen ihre Augen.
"Er hat mir mein Augenlicht genommen", wimmerte sie, ihre Augen irrten durch das Verließ ohne etwas zu sehen.
"Beruhig dich", der Fremde umfasste ihre beiden Arme, diesmal wehrte sie sich nicht, sie wahr viel zu panisch weil sie nichts sehen konnte.
Er hielt ihre Arme so lange umklammerte bis er sich sicher zu sein schien, dass sie sich in ihrer Panik nicht selbst verletzten würde.
"Hör mir zu", forderte er sanft und sie drehte ihren Kopf in die Richtung aus der seine Stimme kam, ein Wimmern bahnte sich in ihrer Kehle an.
"Das Handmodul, das viele dieser Wesen verwenden, dient der Folter indem sie mit den Strahlen weit ins Gehirn vordringen", sie erschauderte bei seinen Worten, doch er fuhr ihr tröstend über ihre Haare,"Du wirst wieder sehen können, wenn du dich ausruhst. Schone deine Augen."
"Wie soll ich jetzt wissen ob ich Ihnen trauen kann?", ihre Frage klang kindisch, doch sie wahr viel zu aufgebracht um das zu erkennen.
"Du wirst sehen, dass deine Sorgen unbegründet sind", seine Worte klangend tröstend, keine Spur eines Lachens, wegen ihrer kindischen Frage.
"Wie heißen Sie?", wollte sie nach einer kleinen Weile unvermittelt wissen.
"Daniel", es hörte sich an als würde er Lächeln," Jackson."
"Daniel", hauchte sie kaum hörbar, der Klang seines Namens kam ihr irgendwie bekannt vor, doch ihre Gedanken wurden langsam wieder in einen dichten Nebel eingehüllt, die Bewusstlosigkeit.
Auf einmal schien ihr Kopf zu schwer für ihren Körper zu sein und er knallte gegen die Wand an der sie lehnte. Ihre Augenlider flatterten, schienen auf einmal um das hundertfache schwerer zu sein als vor ein paar Minuten, doch sie zwang sich sie auf zu halten, auch wenn sie nichts sehen konnte.
"Du solltest dich ausruhen", Daniel zog sie näher zu sich heran, sie hatte nicht mehr die Kraft sich zu wehren und ihr war es recht so. So musste sie zulassen das sie ihm vertraute und konnte den inneren Kampf mit ihren Zweifeln aufgeben.
Sie musste ihm trauen.
Behutsam bettete er ihren Kopf in seinen Schoß und strich ihr über das Haar:"Schlaf, ich werde über dich wachen."
"Nein", ihr Kopfschütteln war nicht mehr als ein Zucken ihres Kopfes.
"Die Träume", mit weit aufgerissenen, blinden Augen sah sie in seine Richtung.
"Ich werde über dich und deine Träume wachen", ununterbrochen fuhr er ihr durch ihre Haare. Eine beruhigende Geste die sie nur zu gerne annahm, ein kleines Fünkchen Wärme in der unendlichen Kälte der Angst und Verzweiflung.
"Misha", murmelte sie schlaftrunken und riss die Augen so weit wie es ging auf um zu verhindern das sie zufielen.
"Was?", er hörte kurz auf ihr über den Kopf zu streichen.
"Mein Name", ihre Kräfte schwanden und ihre Augen fielen zu als ein Zittern über ihren Körper glitt und die Schwärze der Bewusstlosigkeit sich langsam über sie senkte.
"Schön dich kennen zu lernen", seine Worte waren das letzte was sie hörte bevor die Bewusstlosigkeit ihr die Sinne nahm,"Auch wenn ich mir wünsche es wäre unter anderen Umständen geschehen."
***
In der Undurchdringlichkeit der Bewusstlosigkeit konnte sie die Schwäche ihres Körpers mehr denn je spüren. Jeder einzelne Muskel, jede einzelne Faser ihres Körpers schien zu schmerzen.
Ihre Sinne waren auf das äußerste gespannt obwohl sie wusste das sie nichts wahrnehmen würde. Sie war vollkommen schutzlos, in den Händen eines Fremden von dem sie jediglich den Namen kannte.
Daniel Jackson.
Der Name kam ihr so bekannt vor doch sie hatte Angst sich zu erinnern. Angst davor das andere Erinnerungen sie überschwemmen würden. Erinnerungen an die Folter, die Schmerzen, Gedanken die sie nie mehr loswerden würde, die sie für immer tief in sich tragen würde, tief vergraben in ihrer Seele.
Mit aller Macht versuchte sie an etwas anderes zu denken, an etwas das ihr helfen würde sich zu erholen. Das ihr ihre Kräfte und ihr Augenlicht zurückbringen würde.
Ihre Familie.
Mikush.
Ihre Gedanken wanderten wie von alleine zu den Personen die sie am meisten liebte. Die braunen Augen des Siebzehnjährigen tauchten vor ihren inneren Augen auf, so voller Sorge.
Und mit ihnen der Schmerz, so unvermittelt das sie aufschrie, doch sie schaffte es nicht auf zu wachen. Gefangen in ihren eigenen grausamen Erinnerungen wandt sie sich, das Feuer hatte sie eingeholt und schien sie nun entgültig vernichten zu wollen.
"Misha", seine Stimme hallte in ihrem Kopf wider während sie schrie, jemand rüttelte sanft an ihren Schultern, doch sie konnte ihren Erinnerungen nicht entkommen.
Die Fünfzehnjährige spürte wie sie jemand aufrichtete und sie in die Arme nahm, behutsam über ihre Haare strich. Mit jeder Berührung seiner Hand auf ihrem Kopf schienen die Erinnerungen zu verblassen, doch die Schmerzen blieben.
Ein letzter Schrei löste sich aus ihrer Kehle und sie erzitterte. Schaudernd vergrub sie den Kopf an seiner Schulter und krallte sich an seiner Jacke fest. Behutsam wiegte er sie vor und zurück, wie ein kleines Kind, das aus dem Schlaf geschreckt war.
Langsam erstarb das Zittern und sie spürte nur mehr ein leichtes brennen der Flammen, die nach wie vor in ihrem Körper brannten und nur darauf warteten hervorbrechen zu können.
Er hatte sie aus ihren Träumen geweckt, vielleicht konnte sie ihm tatsächlich vertrauen.
Sie war vollkommen bei Bewusstsein, doch stieß sie ihn nicht fort, sie konnte all den Trost gebrauchen den er ihr spendete. Das kleine Fünkchen an Hoffnung das er nährte und den Schutz den er versprach, vertrieben die Kälte der Angst und hielten sie davon ab verrückt zu werden. Sie brauchte so sehr jemanden den sie vertrauen konnte.
Ein leises Seufzen entglitt ihren Lippen und sie sah schließlich auf. Daniel nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und sie zuckte zusammen. Ihr Herz begann zu rasen, doch die Berührung war sanft behutsam, nicht eine Spur der Grausamkeit des Herrschers war in dieser Berührung zu spüren.
"Sind sie fort?", fragte er sanft.
"Wer?", sie öffnete die Augen und sah in ein paar hellblaue Augen die sie besorgt betrachteten. Es war alles noch ein wenig verschwommen, doch die Erleichterung durchströmte sie trotzdem. Er hatte die Wahrheit gesagt, ihr Augenlicht war ihr nicht genommen worden.
"Die Träume", seine Antwort war kaum mehr als ein Lufthauch, als hätte er Angst sie zu erschrecken wenn er lauter sprechen würde.
"Ja", ihre Stimme war rau und zitterte," Aber die Erinnerung ist noch da."
Tröstend strich er ihr mit dem Daumen über die Wange.
"Wir kommen hier raus", meinte er fest, seine Augen ruhten immer noch auf ihr.
"Wie soll das gehen?", die Fünfzehnjährige seufzte schwach.
"Ich war nicht alleine, als ich gefangen genommen wurde", erklärte er leise, sodass nur sie es hören konnte," Meine Freunde werden mich nicht zurücklassen und wenn sie kommen, dann nehmen wir dich mit."
"Das wäre schön", sie lehnte sich an seiner Hand an.
Für eine kleine Weile schwiegen beide. Sie setzte sich neben ihm auf den Boden und lehnte sich an der Wand an.
Mit aller Macht klammerte sie sich daran, dass sie nicht alleine war, wollte verhindern, dass die Angst sie wieder überrollte. Doch sie konnte nicht verhindern, dass sie spürte wie sie sich von dem kleinsten Zweifel nährte und langsam immer mächtiger wurde.
Schließlich fing sie wieder an zu zittern. Langsam fing ihr Herz an zu rasen, ein Gefühl das sie inzwischen nur zu gut kannte.
"Daniel?", ihre Stimme ging in einem nahen Wimmern eines Fremden unter, dass ihr einen Schauder den Rücken jagte.
"Ja?", Misha spürte sofort seinen Blick auf ihr, doch sie selbst starrte nur gerade aus, in dass dämmrige Verließ in dem die anderen nur als schemenhafte Silhoutten erkennbar waren.
"Ich habe Angst", sie schluckte schwer um zu verhindern das ihre Stimme brach.
"Ich bin bei dir", er zog sie näher zu sich heran und legte beide Arme um sie, mit einen leisen Seufzen vergrub sie ihr Gesicht an seiner Brust.
Gerade als sie den Mund öffnen wollte um etwas zu murmeln, fuhr sie hoch. Laute schwere Schritte hallten durch das Verließ.
Zitternd sprang sie auf, ihr Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren.
"Sie kommen", ihre Stimme hallte hysterisch durch das Verließ," Bitte, bitte... nicht."
Daniel sprang neben ihr auf die Füße und zog sie schützend hinter sich. Schaudernd verbarg sie ihren Kopf an seinem Rücken.
"Mach das sie weggehen", sie klammerte sich an seinen Arm.
"Sch", versuchte er sie zu beruhigen, doch seine Stimme klang ebenfalls angespannt,"Es sind so viele Gefangene hier. Sie müssen nicht zwingend kommen um uns zu holen."
Verzweifelt hielt sie sich an diesem Hoffnungsschimmer fest.
"Sie kommen nicht wegen mir", murmelte sie vor sich hin und kniff die Augen zusammen, "Sie werden uns in Ruhe lassen."
Doch ihr Gefühl sagte ihr etwas anderes.
Jeder schwere Schritt der grausamen Männer hallte durch das Verließ und ließ sie erschaudern. Quälend langsam kamen sie voran, als wollten sie sie damit foltern. Mit jeder Sekunde wurden die Schritte lauter, kamen immer näher und ließen ihr Blut gefrieren.
"Ta'uri!", das Wort schallte durch das Verließ, die Schritte waren nun so nah, als stünden sie direkt vor ihnen. Die Krieger waren gekommen um sie zu holen. Der Hoffnungsschimmer zerplatzte und sie riss die Augen auf, krallte sich noch fester an Daniels Arm fest, doch er versuchte nicht einmal ihren Griff zu lockern.
"Geh beiseite!", einer der Männer richtete eine Waffe auf Daniel und deutete ihm zur Seite zu treten.
"Hört mir nur kurz zu", ihr blieb fast der Mund vor staunen offen stehen, als sie sah wie ihr Schutzengel den Zeigefinger hob um seine Bitte zu unterstreichen. Nie im Leben hätte sie sich getraut die wilden Krieger an zu sprechen, doch der junge Mann tat es beinahe ohne Furcht. Einzig und allein seine Hand, an deren Arm sie sich klammerte war zur Faust geballt und verriet, dass Daniel angespannt war.
Die Soldaten schienen für einen Moment verwundert, dass es jemand wagte sie an zu sprechen, sodass der junge Mann an ihrer Seite die Gelegenheit nutzte und einfach redete.
"Sie kann euch nichts sagen", seine Stimme zitterte nicht als er sprach und die in glänzenden Rüstungen Männer direkt ansah," Egal wie sehr ihr ihr weh tut, sie kann nicht reden, weil sie nichts weiß."
Plötzlich schienen die Männer aus ihrer Starre zu erwachen, denn einer machte einen Schritt vor und packte sie beim Arm.
"Daniel!", kreischte sie und wehrte sich mit aller Macht.
"Sie ist doch fast noch ein Kind!", rief er flehentlich und machte einen Schritt auf sie zu um sie aus den Griff des Kriegers zu befreien, doch ein weiterer Soldat hielt ihn zurück.
"Daniel!", ihre Stimme war voller Angst als sie seinen Namen immer und immer wieder kreischte, während sie fortgezerrt wurde.
Kurz bevor er aus ihrem Blickfeld verschwand, hallte die dunkle Stimme des Kriegers der den jungen Mann zurückgehalten hatte durch das Verließ.
"Ha'shak Ta'uri!", die Fünfzehnjährige schrie auf, als der Soldat abdrückte und der gleiche blaue Lichtstrahl der sie getroffen hatte umschlang Daniels Körper und er brach zusammen.
"Verdammt!", sein Fluch hallte in ihren Ohren wider.
Misha sah, dass er noch dazu fähig war sich auf zu richten und ihr einen Blick zu zu werfen.
Hellblaue Augen bohrten sich in die Unendlichkeit ihrer dunklen.
In seinem Blick lagen so viele Gefühle.
Die Sorge um sie. Den Schmerz, der das gleißende blaue Licht mit sich brachte. Schuld, weil er sie nicht vor der Folter bewahren konnte. Hoffnung, weil er auf seine Freunde vertraute.
Die Hoffnung ließ seine Augen heller leuchten, sein Blick brannte sich in ihre Augenlider und sie hielt sich daran fest. Das Bild seiner blauen Augen, würde ihr Trost spenden, ihr die Kraft geben die Folter zu überleben.
Das junge Mädchen hatte aufgehört sich zu wehren, sie wollte sich ihre Kräfte sparen um die Folter zu überleben.
Wieder umgaben riesige, rubuste Ringe, eingehüllt in gleißendes Licht, die Wachen und sie als sie aus dem Verließ befördert wurden und in einen kühlen prunkvoller Gang gelangten.
Schließlich stieß der Soldat sie in den Raum in dem sie schon zuvor gefoltert worden war. Die Fünfzehnjährige schloss die Augen um ihren Gefühlssturm zu lindern, doch die Angst überlagerte alles. Die Panik ließ ihren Körper pulsieren.
Am anderen Ende des Raumes erhob sich der grausame Herrscher aus seinem Thron. Einer seiner Wachen übergab ihm einen langen, dünnen Stab den er kurz musterte bevor er sich zu ihr umdrehte.
Die Soldaten verließen sofort den Raum, als er auf sie zukam. Langsam, quälend, drohend schlug er den Stab in seine Handfläche. Seine vor Grausamkeit glühenden Augen verursachten ihr Gänsehaut. Ihr Herz schlug mit jedem Schritt den er näher kam schneller. Die Erinnerungen an den Schmerz, flossen durch ihre Gedanken und tauchten ihren Körper in eiskaltes Wasser, ließen sie vor Angst erstarren.
Schließlich stand er ganz knapp vor ihr, sodass sein weiter Umhang ihren Arm streifte. Sein Atem streifte ihr Gesicht und ließ sie zusammenzucken. Alles in ihr schrie um Hilfe, sie wollte zurückweichen, doch sie war erstarrt. Die Panik ließ nicht zu, dass sie sich bewegte.
Misha schloss die Augen und wandte den Kopf ab um sich zu sammeln, doch die Gedanken an die Folter, an die Schmerzen ließen nicht zu das sie sich irgendwie beruhigte.
Plötzlich umfasste der Tyrann ihr Kinn und riss ihren Kopf schmerzhaft herum, sodass sie ihm in die schwarzen Augen sehen musste.
"Ha'shak!", seine unnatürlich tiefe Stimme hallte in ihrem Kopf wieder,"Rede."
Sie presste den Mund fest zusammen, wollte ihren Kopf aus seinem Griff befreien, doch er hielt sie eisern fest.
"Dummes, kleines Gör", grausam lachte er auf und löste seinen Umhang von seinen Schultern, der fließend zu Boden fiel,"Dann wirst du leiden, nur zu meinem Vergnügen."
Ruckartig ließ er ihr Kinn los und sie stolperte ein paar Schritte zurück. Langsam mit kalten Blicken fing er an sie zu umkreisen, mit dem Stab schlug er nach wie vor auf seine Handfläche. Das Geräusch ließ sie erschaudern und jedes mal zusammenzucken.
Schließlich schloss sie einfach nur die Augen und ließ ihren Kopf hängen. Mit aller Macht versuchte sie sich Daniels hellblaue Augen ins Gedächtnis zu rufen. Seine sanfte, ruhige Stimme hallte in ihren Erinnerungen wider. Die Erinnerung wie er sich unerschrocken den grausamen Soldaten stellte um zu reden, schickte fast ein Lächeln auf ihre Lippen.
Doch sie wurde so plötzlich aus ihren Erinnerungen gerissen, dass das kurze Gefühl von Ruhe sofort von der Angst und Verzweiflung überschwemmt wurde.
Die schwarzen Augen, des Mannes der sich für einen Gott hielt, bohrten sich in ihre. Schwarze, in tiefes, von Angst verdunkeltes Blau.
"Du wirst die grausamsten Schmerzen durch meine Hand erfahren", hauchte er ihr mit sanfter Stimme ins Ohr. Die Sanftheit in seiner Stimme jagte ihr einen Schauder über den Rücken,"Die Schmerzen werden deinen Körper zerreißen, deine Seele peinigen bist du erkennst, dass ich dein Gott bin und ich kein Vergnügen mehr dafür empfinde. Für deine Schreie aus purer Verzweiflung und Angst."
Der dunkelhäutige Mann hauchte diese Worte ganz nah an ihrem Ohr, sie waren so leise, dass sie sie unter normalen Umständen nicht verstanden hätte, doch jetzt hallten sie in ihren Ohren wider.
Er wandte sich so plötzlich von ihr ab, dass sie kurz taumelte.
Auf einmal hielt er inne und musterte den Stab abermals.
Die Fünfzehnjährige öffnete die Augen, als das Geräusch, als der Stab auf seine Handfläche traf erstarb, gerade rechtzeitig um zu sehen wie seine Augen anfingen zu glühen. Sie konnte es sehen obwohl er mit dem Rücken zu ihr stand.
Mit einer fließenden Bewegung drehte er sich zu ihr um, der Stab saußte sirrend durch die Luft, sie wollte ausweichen, doch erstarrte stattdessen.
Kaum als der Stab ihren Rücken berührte, schien der Schmerz sie in Stücke reißen wollen. Ihre Augen brannten, als sie sie weit aufriss, ihr Schrei war markerschütternd. Das sich der Folterstab tief in ihre Haut bohrte und blutige Striemen hinterließ spürte sie kaum. Der Schmerz des schlichten Stabes pulsierte durch ihre Adern und raubte ihr die Sinne.
Zitternd schlug sie sich die Hände vor das Gesicht, doch die Dunkelheit hinter ihren Handflächen wurde von einem grellen Licht erhellt, das aus ihren Augen und Mund trat.
Das grausame Lachen, des Tyrann hallte in ihren Ohren wieder, genauso wie ihre Schreie.
Der Schmerz hörte sofort auf, als er den Stab fortnahm, doch schon die Erinnerung daran nahm ihr den Atem.
Die Fünfzehnjährige hatte kaum Zeit um Luft zu holen, als der Stab mit voller Wucht in ihren Rücken gerammt wurde, ihre Kleidung zerriss und blutige Wunden in ihre Haut schlug.
Doch die Qualen die sie erfüllten, verdrängten den Schmerz ihrer Wunden.
Ihre Beine gaben unter ihr nach und sie fiel auf die Knie.
Heiße Lava schien durch ihre Adern zu fließen. Ihre Lungen schienen sich bei jedem Atemzug mit eiskalter Luft zu füllen. Dutzend kleine spitze Nadeln schienen über ihre Haut zu wandern.
Der Herzschlag pulsierte hinter ihren Schläfen, ihr Kopf schien zu explodieren.
Immer und immer wieder schlug der grausame Mann auf sie ein, ließ sie die grausamsten Schmerzen ihres Lebens spüren, schlug blutige Wunden in ihre Haut und färbte ihre Seele tiefschwarz. Die Farbe dieser Erinnerungen die sich für immer dort eingraben würden.
Die Verzweiflung pulsierte durch ihren Körper, die Schmerzen schienen nicht enden zu wollen, als der Herrscher sich über sie beugte. Sein Gesicht schien wie erstarrt, keine Gefühlsregung war zu erkennen, doch in seinen Augen konnte sie das Vergnügen lesen, dass es ihm bereitete sie leiden zu sehen. Das Verlangen nach ihren gequälten Schreien, ließ seine Augen glänzen, die schwärze seiner glühenden Augen musterten sie kalt. Ein Lächeln erschien in ihnen, das seine Lippen nicht erreichte.
Eine weitere Flut an Schmerzen vernebelten ihr die Sinne, nahmen ihr die Lust am Leben und ließen sie nach Hilfe schreien.
Die Erinnerungen an den jungen Mann der ihr Hoffnung spendete, verblassten. Die Schmerzen nahmen ihr die Erinnerungen die sie am Leben hielten. Seine hellblauen Augen verblassten vor ihren inneren Auge, seine Stimme wurde längst von ihren Schreien verschluckt, doch sein Name blieb. Sowie das Gefühl der Hoffnung das sie erfüllte, wenn er über ihre Lippen kam.
Ihr Schrei brach ab.
Die dunklen Augen des Tyrannen bohrten sich in ihre, wünschten ihr den grausamsten, langsamsten Tot im Universum.
Ein Wort, ein Name bildete sich in ihren Gedanken.
Lautlos formte sie ihn mit den Lippen.
Kreischend floh es aus ihrer Kehle, als der Stab sich abermals in ihren Rücken bohrte:
"Daniel!"
Sein Name wurde von den Wänden zurückgeworfen, schien durch jeden einzelnen Raum des fremden Ortes zu schallen.
Sein Name, ein Funken Hoffnung zwischen all den Schmerzen. Ein warmes Licht das Linderung versprach. Linderung wenn sie ihren Kopf in seinen Schoß bettete und er ihr mit einer Hand im steten Rythmus über die Haare strich.
So viel Sanftheit in Gegenwart der grausamen Schmerzen die sich tief in ihre Seele gruben.
Lava floss durch ihren Körper, eiskalte Luft füllte ihre Lungen, feine, spitze Nadeln strichen über ihre Haut.
Doch da war eine Hand die ihr übers Haar zu streichen schien und die Schmerzen zu verscheuchen versuchte.
Daniel.
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