18.Kapitel
18.Kapitel
Kaum gaben die Ringe sie frei warf sie sich zu Boden und entging so nur knapp einem Schlag des wütenden Kriegers, der sich sicher nicht von einem geschwächten kleinen Mädchen schlagen lassen wollte.
Ohne richtig darauf zu achten wie der Mann erneut angreifen würde, rappelte sie sich auf hechtete um die nächste Ecke und lief wieder los.
Die Schritte des Mannes waren knapp hinter ihr und hallten unheilverheißend laut in ihren Ohren wider.
Immer wieder holte sie ein Schuss des Kriegers, der sie nur ganz knapp verfehlte von den Füßen, sodass sie einige Meter rollte bevor sie wieder auf die Füße kam.
Ihr Körper schmerzte, doch sie ignorierte den Schmerz der durch ihre Adern gepocht wurde.
Sie konnte es kaum glauben, dass sie immer noch am Leben war. Jeder Schuss könnte ihren sofortigen Tot bedeuten, ohne das sie etwas erreicht hätte.
Diese Gewissheit setzte sich in ihren Gedanken fest, doch minderte sie nicht ihre Entschlossenheit.
Ohne wirklich nachzudenken lief sie einfach.
Misha hatte keine Ahnung wohin sie lief, doch sie ließ sich einfach von ihren Füßen leiten.
Als sie schließlich um die nächste Ecke hechtete erkannte sie am Ende des Ganges das riesige mit unzähligen goldenen Zeichen versehene Tor, das zu der Waffe führte.
Sie schrie auf, als sie sah, dass sich das Tor langsam schloss.
Misha nahm das warme Blut das ihr langsam den Rücken hinunterrann nur am Rande wahr und trieb sich weiter an. Die Kraft der Tok'ra schien langsam abzuflauen und sie bis fest die Zähne zusammen um sich ein letztes Mal anzutreiben.
Als sie das Tor erreichte war es nur mehr einen kleinen Splalt geöffnet, der kaum groß genug war das sie durchschlüpfen konnte.
Misha hatte keine Ahnung ob der Spalt groß genug war als sie absprang und einfach durch den immer kleiner werdenden Schlitz sprang.
Die Fünfzehnjährige hörte wie der Krieger hinter ihr aufschrie und auf sie schoss.
Sie machte sich darauf gefasst getroffen zu werden, erwartete den Schmerz, doch der kam nicht.
Mit einem Aufschrei landete sie auf der anderen Seite des Tores und schaffte es gerade noch ihren Fuß aus den Spalt zu ziehen bevor das Tor sich mit einem Krachen schloss.
Schwer atmend keuchte sie auf und blieb kurz auf dem Rücken liegen.
Die Kraft der Tok'ra war beinahe vollkommen erloschen.
Ihre Brust hob sich schwer als sie versuchte genug Luft in ihre Lungen zu pumpen.
Am ganzen Körper zitternd stand sie schließlich auf und schleppte sich zu einem riesigen Pult, das unzählige verschiedene Symbole und Kristalle zierte.
Ein verbrannter Fleck zierte eine Seite des Pultes, der Schuss der sie nur um ein Haar verfehlt hatte.
Sie schluckte schwer als sie den Gedanken, an den Schmerz falls der Jaffa sie getroffen hätte, beiseite schob.
„Was muss ich tun?", ihre Lippen bewegten sich nicht als sie die Worte dachte.
Ein kalter Schauer rann ihr über den Rücken, als sie keine Antwort bekam.
„Nadja?", rief sie laut.
„Das Schlangensymbol in der Mitte der Steuerungskonsole lässt sich herrausziehen, genauso wie die sechs Symbole links, rechts und über diesem Symbol. Zieh sie in der richtigen Reihenfolge, die ich dir sagen werde herraus", die Stimme des Wesens war kaum mehr als ein Lufthauch und plötzlich wurde ihr auch wieder ihre Schwäche bewusst.
Misha lehnte sich schwer auf das Pult, als sie ein Symbol nach dem anderen herrauszog.
Plötzlich erzitterte der Boden und sie hielt kurz inne.
Das Raumschiff des Herrschers schien zum Leben zu erwachen.
„Beeil dich", drängte die Tok'ra und sie entfernte das letzte Symbol.
Eine bläulich schimmernde Wand fiel fließend wie Wasser zu Boden.
Das Zischen das diesem Vorgang begleitete war ohrenbetäubend sodass sie sich die Ohren zuhielt.
Als sie die Hände von ihren Ohren nahm ließ ein anderes Geräusch sie zusammenzucken, jemand versuchte das Tor aufzubrechen.
Mit wild pochendem Herzen verharrte sie regungslos und starrte auf das Tor, das sich bis jetzt noch nicht rührte.
„Mach weiter", die schwache, weibliche Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
Zitternd eilte sie auf die monströse Maschine zu.
Während die Tok'ra ihr in ihren Erinnerungen erklärte wo sie das C4 platzieren sollte, kramte sie in dem Rucksack und fand tatsächlich genügend Sprengstoff, sodass sie das ganze Schiff in die Luft jagen konnten.
Keuchend platzierte sie den Sprengstoff und stand schließlich mit dem Fernzünder in der Hand vor der riesigen Waffe.
Falls sie es irgendwie nicht schaffte den Sprengstoff zu zünden hatte sie den Selbstauslöser auf vierundzwanzig Stunden eingestellt.
Misha schluckte schwer als sie den Fernzünder in der Hand drehte. Sie hoffte das alles klappte, sie wollte nicht so kurz vor dem Ziel scheitern.
Als hätte der Gedanke ans Scheitern einen Schalter umgelegt, fluteten plötzlich tausend Bilder ihren Geist.
Grässliche Bilder, die sie nicht kannte.
Nadjas Erinnerungen an etliche Niederlagen, an schwere Verluste, an den Tod der Tok'ra die ihr so nahe standen.
Die Bilder trieben ihr die Tränen in die Augen und sie war unfähig sich aus dem Strudel der grausamen Erinnerungen zu ziehen.
Das Knacken des Tores riss sie schließlich aus ihrer Starre und sie fuhr herum.
Unzählige Risse durchzogen das Tor, das sich mit jedem Schlag weiter durchbog.
Vor Schreck erstarrte sie abermals.
Im Rausch der unglaublichen Kraft, die Nadja für kurze Zeit durch ihren Körper geschickt hatte, hatte sie nicht daran gedacht wie sie wieder fliehen konnte.
Misha blinzelte, als ihr etwas in den Sinn kam, von dem sie eigentlich nichts wissen konnte.
Sie musste sich instinktiv an etwas erinnern, dass die Tok'ra ihr zufällig in ihren Erinnerungen gezeigt hatte.
Mit gerunzelter Stirn ging sie auf die Steuerungskonsole zu und legte eine Hand auf einen orangen riesigen Kristall.
Mit wild pochendem Herzen sah sie zu dem Tor und ließ ihre zweite Hand bereit über dem Kristall schweben.
Als das Tor mit einem lauten Krachen beinahe nachgab, legte sie die zweite Hand auf den Kristall und öffnete somit das Tor.
Die Jaffa die gerade wieder Anlauf nahmen um dem Tor den Rest zu geben, stolperten in den Saal, da sie nicht damit gerechnet hatten, dass das Tor sich einfach öffnete.
Das Mädchen nutzte die Gelegenheit sich einen kleinen Vorsprung zu verschaffen und rannte los.
Ein letzter Blick zurück, schickte ein grimmiges Lächeln über ihre Lippen.
Apophis würde sein blaues Wunder erleben.
Den Fernzünder fest umklammert rannte sie so schnell es ging.
Die Angst abermals gefangengenommen zu werden trieb sie immer weiter.
Sie könnte das alles nicht noch einmal ertragen.
Während sie lief spürte sie wie die Tok'ra immer schwächer wurde.
Misha wusste, dass sie noch da war, doch konnte sie sie kaum noch spüren.
Abermals überwältigte sie die Angst Nadja zu verlieren.
Sie war ein Teil ihres Körpers geworden, eine Freundin, die ihren Schmerz teilte, die genau wusste was sie fühlte. Die Fünfzehnjährige wollte nicht wissen wie es war sie zu verlieren, sie wollte es nicht erleben.
„Bleib bei mir!", schrie sie keuchend.
Doch nur Stille antwortete ihr.
„Nadja!", kreischte sie während Tränen der Verzweiflung ihr die Sicht nahmen und über ihre Wangen rannen.
Das Wesen, das sie Anfangs so gehasst hatte durfte nicht sterben.
Die Tok'ra war doch ein Teil von ihr.
Das grelle Licht der Transportringe blendete sie und sie warf sich seitlich zu Boden, damit sie nicht von ihnen erschlagen wurde.
Sie hatte keine Ahnung wo sie war, doch sie handelte instinktiv.
Gerade als sie sich wieder aufrichten wollte wurde sie gepackt und an die Wand geschleudert.
Einer der Krieger, der sie verfolgt hatte stand über ihr als sie zu Boden rutschte.
Als er mit seiner Stabwaffe ausholte, wollte sie ausweichen, doch er traf sie trotzdem in der Seite.
Ein grässlicher Schmerz explodierte in ihrem Brustkorb und sie schnappte nach Luft.
Mit letzter Kraft schaffte sie es auf die Füße zu kommen, doch der nächste Hieb in ihre Kniekehlen holte sie wieder von den Füßen.
„Nadja", schrie sie laut, weil sie keinen klaren Gedanken fassen konnte, „Hilf mir!"
Ein letztes Fünkchen Kraft durchflutete ihren Körper sodass, sie auf die Füße springen, in einer letzten verzweifelten Tat einen Jaffa der den Ringtransportern am nächsten war angriff und sich an dem Gerät festklammerte das die Ringe aktivierte.
Als wäre sie nur eine lästige Fliege schleuderte er sie von sich.
Sie klammerte sich so fest an das Gerät, dass sie samt dem Gerät fortgeschleudert wurde.
Schwarze Flecken bildeten sich in ihrem Sichtfeld, als sie über den Boden rollte und erst von einer Wand gestoppt wurde.
Die Fünfzehnjährige bekam kaum noch Luft als sie am Boden liegen blieb und das Gerät, dass sie dem Jaffa von der Hand gerissen hatte, als er sie fortgeschleudert hatte, wie einen Rettungsring umklammerte.
Hustend stand sie auf und spuckte Blut, das ihr das Atmen schwer machte.
Der Schmerz explodierte bei jedem Schritt, doch sie zwang sich ein letztes Mal zu rennen.
Die Jaffa, die ihre Lust sich an ihrem Leid zu weiden, verloren zu haben schienen, schossen nun mit ihren Stabwaffen auf sie.
Ein Schuss schlug knapp hinter ihr im Boden ein, sodass ihr Fuß umknickte und sie von der Wucht ihres Laufes zu Boden geschleudert wurde.
Das Knacken ihrer Knochen hallte in ihren Ohren wider und der Schmerz explodierte in ihrem Fuß.
Misha hatte keine Ahnung wo sie sich befand, doch sie drückte einfach auf das Gerät und schloss die Augen.
Verzweiflung machte sich wieder in ihr breit, als der Rausch der Kraft abebbte.
Alle Kraft schien aus ihren Körper zu weichen, als sie einfach ihren Kopf schlaff auf den Boden fallen ließ.
Das grelle Licht der Ringtransporter blendete sie selbst mit geschlossenen Augen.
Während das Licht der Ringe sie umgab, war alles so ungewöhnlich still und ruhig.
Nur ein Gefühl das plötzlich in ihrem Körper explodierte störte die Ruhe.
Sie spürte wie Nadja die letzte Karft verließ, sie spürte wie sich die Tok'ra dagegen wehrte, sie verzweifelt versuchte am Leben zu bleiben.
Doch die Präsenz des Wesens rückte immer in weitere Ferne.
Erinnerungen strömten ihren Geist, gute wie schlechte.
Misha spürte wie Nadja mit ihrem Schicksal abschloss.
Doch sie wollte es nicht zulassen, sie gehörte doch zu ihr.
„Leb wohl", ihre Stimme hallte schwach in ihrem Kopf wider.
„Nein", wollte sie schreien, doch sie schaffte es nicht.
Der Strudel an Erinnerungen erstarb so plötzlich wie er gekommen war.
Die Fünfzehnjährige spürte wie das Wesen in ihrem Kopf plötzlich ganz ruhig wurde, keine Angst, kein fremdes Gefühl der Tok'ra war mehr zu spüren.
Wie Wasser, das man versuchte mit bloßen Händen aufzufangen, schien ihr die Tok'ra zu entgleiten.
Das Wesen schien mit den ruhigen Wellen des Wassers mitgerissen zu werden, weit weg an einem unbekannten Ort.
Plötzlich erstarb das Licht der Ringe und sie riss die Augen auf.
Den Jaffa, der über ihr stand, nahm sie gar nicht wahr.
Alles was sie wahrnahm war der plötzliche Schmerz.
Etwas schien sie zu zerreißen. Ein Teil von ihr verschwand für die Ewigkeit.
„Nadja!", schrie sie, doch sie konnte das Wesen nicht mehr spüren, der Teil von ihr wurde fortgerissen und hinterließ ein klaffendes Loch.
Die Kälte erfasste sie mit einer solchen Wucht, dass sie nichts anderes wahrnahm. Der Ort an dem vorher die Tok'ra gewesen war, war plötzlich so leer, so kalt, so fremd.
Ohne den Krieger über ihr zu beachten, schrie sie und vergrub ihr Gesicht im feuchten Gras, auf dem sie plötzlich lag.
Sie war fort, ihre Freundin, ihre Seelenverwandte, jenes Wesen das sie am Leben erhalten hatte.
„Leb wohl", die Worte hallten in ihrem Kopf wider, doch ihr war als vergesse sie jetzt schon den Klang ihrer Stimme.
Misha fühlte sich so unheimlich leer, so kalt.
Die fehlende Präsenz des Wesens machte ihr nur schmerzlich bewusst was sie verloren hatte.
Das Loch das die Tok'ra hinterlassen hatte tat so weh wie eine tiefe, klaffende Wunde.
Nadja war fort.
Ein Teil von ihr war gestorben, fortgerissen von ihrem Körper, hatte ihre Seele in Stücke gerissen.
Es tat so unerträglich weh.
„Leb wohl", murmelte sie und kreischte auf.
Kein Schrei würde ihren Schmerz, ihren Verlust beschreiben können, würde ihre Schmerzen lindern, doch sie schrie trotzdem.
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