Wandel
Moritz starrte seinen Süßen an, als habe der nicht mehr alle Tassen im Schrank.
"Echt jetzt?", begann er. "Seit ich dich kenne sind mir deine männliche und deine weibliche Seite von wirklich jeder nur erdenklichen Seite bewusst, aber dass du dich dazu herablässt, diese alte Bitch überhaupt noch eines Gedankens zu würdigen, das ist mir neu!"
"Du findest die Idee für eine Travestieshow zu Ehren des Lebenswerks von Madonna also bescheuert?" Karsten machte empört einen Hüftschwung, der in einem entsprechenden Outfit Charlenes geradezu zum Niederknien ausgesehen hätte, der aber in seiner Boxershorts, die der ungnädigen Sommerhitze Berlins geschuldet war, etwas derangiert wirkte.
Moritz holte tief Luft. Was sollte er dazu sagen?
"Sie lebt noch, das ist mal das Erste, was mir dazu einfällt. Auch wenn der Zustand ihrer Hände eher Mumie sagt. Und da ihre unselige Ex-Beziehung zu Guy Ritchie dessen Schaffenskraft als Kultregisseur unwiederbringlich ruiniert hat, finde ich, hat sie es auch nicht verdient. "Like a Virgin" und "Vogue" hin oder her!"
Karsten schüttelte vehement Kopf und Speck. "Das ist doch Unsinn! Als Star meiner Show muss ich up-to-date sein und da macht Madonnas Zustand keinen Unterschied. Auch wenn sie wirklich Handschuhe anziehen sollte, bevor sie vor die Presse geht. Und was ist schon das Werk von diesem Guy ..."
"... Ritchie, Guy Ritchie. Ich liebe "Snatch" mit Brad Pitt ..."
" ... gegen einen bahnbrechenden Erfolg für die Community wie V.O.G.U.E.! Und was hast du immer mit diesem Brad Pitt? jetzt sag bloß, eine Madonna-Show wäre dir sofort recht, wenn da Brad Pitt dabei wäre?" Karsten, nun ganz eindeutig trotz der Boxers in seinem Alter Ego, warf seinem Mo einen herausfordernden Blick zu und klimperte mit den Wimpern.
Moritz verschränkte trotzig die Arme, auch wenn es zu heiß war, um zu streiten. "Mit Brad Pitt dabei, ließe ich dir alles durchgehen, mein Zuckerbärchen!"
"Ha! Ich wusste es!", schnappte Charlene. "Gib's zu, du hegst noch immer dieses Faible für Blondies mit Knackärschen!" Sie schaute, als habe sie Moritz ertappt.
"Das ist reine Fantasie", konterte der, "oder woher wusste ich sonst, dass ich schwul bin, wenn ich mir nicht mit acht vorgestellt hätte, dass er mich wie Thelma und Louise sexy beklaut?"
"Du gibst es also zu!"
"Ja, sicher! Aber der ist viel zu hetero. Das weißt du doch, mein Dicker!"
"Wen nennst du hier dick?"
Charlenes dunkelhaarige Sahneschnitte zog eine Schippe und rollte genervt die Augen. Dann entschied er sich für einen Taktikwechsel. Seine Stimme wandelte sich, wurde sanft, regelrecht verführerisch. "Dich, mein Marshmellow-Mann, meine zarte Blume mit der rosa Roset..."
"Na! Benimm dich!", bremste Charlene ihren Mo ein und machte flugs eine Geste, die andeutete, dass sie sich einen imaginären Fächer vor dem Gesicht aufschlug.
Moritz seufzte.
Charlene klimperte mit den Wimpern.
"Es ist noch immer zu heiß", wechselte Mo das Thema.
"Dann hol doch die Badesachen und wir fahren zum Wannsee", schlug sie vor.
"Während du die Madonna-Travestie planst?"
"Während ich versuche, Brad Pitt oder seinen Agenten anzurufen."
https://youtu.be/SwITnQv183g
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