Alles unter Kontrolle


Vorsichtig klopfte Moritz an die Küchentür, hinter der sich sein Süßer, Karsten, schon seit geschlagenen anderthalb Stunden verdeckt hielt. Mit Charlenes Flötenstimme hatte er verkündet, er wolle das Festtagsessen zum Neujahr als Überraschung vorbereiten. Moritz hatte das Klirren und Klappern ignoriert, die laute Discomusik, doch der seltsame Geruch ließ in nachhaken.

„Alles unter Kontrolle, mein Schnuckelpuck?"

Er legte das Ohr ans Holz und horchte. Wenn es wirklich schlimm wäre, würde doch sicher der Rauchmelder ...

„Ja-ha! Du kannst noch ein bisschen für Stimmung sorgen, Hasemaus, Essen kommt gleich", zwitscherte Karsten, noch zwitscheriger als sonst.

Schulternzuckend machte sich Mo also ans Werk. Er entzündete die Lichterkette an der Fächerpalme, knipste so um die achtzehn von den nachhaltigen LED Kerzen an, alle, die er fand, und suchte eine Playlist mit Kuschelrock aus. Sodann schüttelte er die Kissen in der Lounge-Ecke auf, deckte den Couchtisch für zwei und vergaß auch ein bisschen Flitter oben drüber nicht. Das würde Karsten/ Charlene brauchen, nach annähernd zwei Stunden nur mit Radio in der Küche.

Mit einem Mal schellte es an der Wohnungstür.

„Geh mal hin, mein Mo!", rief es aus der Küche. „Ist für uns!"

Im ersten Schreckmoment fürchtete Moritz, es wären vielleicht seine Eltern – die waren berüchtigt für solche Überraschungen – oder die Jungs aus dem Club?

Er eilte sogleich, um nachzusehen und fand Mario, den süßen Pizzaboten von der Diefenbachstraße vor der Tür.

„Oh, hi!", grüßte er den Italiener.

„Pizza für euch, prego."
Moritz nickte verdattert, bezahlte und gab reichlich Trinkgeld. Immerhin war Mario alle Treppen raufgelaufen und sah eben immer zum Anbeißen aus.

„Frohes Neues Jahr", wünschten sie sich noch, dann schloss Mo die Tür und erwartete eine Erklärung.

Karsten war inzwischen aus der Küche getreten, zwei Schokopuddings mit Sahne vom Discounter im Plastikbecher in den Händen.

„Ich hab alles versucht, den veganen Krustenbraten zu retten", behauptete er und klimperte entschuldigend mit den Wimpern, „aber es hat nicht sollen sein."

„Wo ist er?"

„In der Tonne. Wir sollten ihn morgen unten im Garten bestatten."
„Na, so schlimm isses auch nicht. Was hast du denn bestellt?"

Karstens Miene erheiterte sich. „Zweimal Diavolo, extra scharf."

Moritz grinste, denn er kannte Pizza als Vorspiel natürlich schon. „Das ist doch sehr vielversprechend, du Bratenhexe!"

Natürlich war es das. Und beides, die Diavolos und auch die Bratenhexe mit Schokopudding um den Mund waren ein wirklich verheißungsvoller Auftakt für das neue Jahr 2023. 


https://youtu.be/ilmL889cyO0

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