Kap. 8

Amaya

Sein Gesicht lag im Schatten und sein Kopf war leicht nach unten geneigt. Auch wenn ich Levi's Gesichtsausdruck nicht deuten konnte, so wusste ich dennoch, dass sein Blick auf die Klinge des Messers gerichtet war, was er in der Hand hielt. Wahrscheinlich war es diese Tatsache, warum sich mein Körper einfach nicht bewegte. Warum ich nicht einfach die verdammte Tür aufschloss, und floh. Er war verrückt! Er war unberechenbar!

Mit eisigen Fingerspitzen kroch die Angst meinen Nacken hinauf und mir wurde schlagartig bewusst, dass das alles für ihn nur ein Spiel war. Noch einmal schoss mir seine Frage durch den Kopf: Was empfindest du jetzt? Meine bisherige Antwort hatte ihn nicht zufrieden gestimmt. Aber ... ich wusste nun genau, was ich empfand ...

»A-Angst ...«, hauchte ich mit zittriger Stimme. Levi's Kopf neigte sich etwas zur Seite und er sah von der Klinge auf. Direkt zu mir. Immer noch hatte er seine Finger fest um das Klappmesser geschlossen.

»Wie?«, hakte er tonlos nach. Seine Miene veränderte sich kein Stück. Seine Augen starrten mich ausdruckslos an.

Ich schluckte schwer. »Ich ... ich empfinde Angst ...«, entgegnete ich brüchig und hielt schützend die Hände vor meiner Brust. Das war doch alles total krank! Ich stand in meiner Wohnung, schlotternd vor Angst, vor diesen Mann, der eine tickende Zeitbombe war. In Unterwäsche und betete nur dafür, dass er mich endlich in Ruhe ließ.

Levi setzte einen großen Schritt nach vorne, und stand so direkt vor mir. Unweigerlich zuckte ich zurück und stieß im selben Moment, mit dem Rücken gegen die Tür. Er senkte das Messer in Hüfthöhe und richtete es in meine Richtung. Ich kniff die Augen zusammen und jeglicher Muskel in meinen Körper spannte sich an.

»Und weiter?«, flüsterte er rau. Erneut zuckte ich kurz auf, als ich spürte wie die Spitze des Klappmessers meinen Oberschenkel hinauf glitt. Mein Puls raste und ich begann vor Anspannung zu zittern. Dann, als mir bewusst wurde, dass ich nichts weiter, als eine Puppe für ihn war. Durchfuhr mich ein kaum merklicher Ruck. Zögernd öffnete ich ein Stück meine Lider, doch ich spürte schon, wie er den Rand meines Slips zerschnitten hatte. Wie ein kurzer Flügelschlag klappte der Stoff auseinander und rutschte von meiner Hüfte.

»Amaya!«, ertönte Levi's Stimme tief. »Ich habe dich etwas gefragt!«

Stockend atmete ich aus. Und mir fiel im Moment nur ein Wort ein: »Hilflos ...«

Levi's Gesicht kam meinen näher. Augenblicklich kam mir wieder sein Duft entgegen und mein Körper spannte sich weiter an. Er zog den Handschuh von seiner freie Hand und streckte sie mir entgegen, seine Fingerspitzen, wanderten von meinem Schenkel zu meiner Mitte. Ein Stromstoß durchzog mich.

»Ich habe dich nicht verstanden«, flüsterte er dicht an mein Ohr, während seine Finger immer weiter meine Mitte erkundeten. Ich presste die Lippen zusammen. Meine Beine zitterten. Und, obwohl dies alles total Unsinnig und krank war ... mein Körper reagierte auf seine Berührung! Nein! Das alles hier war absurd! Dieser Mann war verrückt!

Doch warum ... warum wurde dieses Kribbeln in meinem Unterleib immer stärker? Was war das? Etwas stimmte doch nicht mit mir! Ein aufgeheiztes Keuchen entfloh mir unkontrolliert, als sein Daumen kurz meinen Kitzler stimulierte.

»Amaya!«

Wieder zuckte ich zusammen. »I-Ich ... ich fühle mich hilflos ...«, presste ich brüchig hervor. Abrupt entfernten sich seine Finger und ich verlor etwas an Anspannung. Ohne ein Wort schaute er ausdruckslos seine Finger an, dann blickte er wieder zu mir.

Ein süffisantes Grinsen umspielte seine Lippen. »Braves Mädchen«, hauchte er und leckte sich über die Finger. Levi beugte sich, an mir vorbei, nach vorne und schloss die Tür auf. »Für heute belasse ich es dabei«, brummte er und stieß die Tür auf. Ohne ein weiteres Wort schob er sich an mir vorbei und verließ das Schlafzimmer.

Ich blieb weiterhin wie angewurzelt stehen. Erst als ich seine Schritte nicht mehr wahrnahm, und meine Haustür ins Schloss fallen hörte, wich jegliche Spannung aus mir. Ich sank auf den Boden, und winkelte die Beine eng an meine Brust. Tränen liefen über meine Wangen. Er hatte mir vor Augen geführt, wie hilflos und machtlos ich doch war. Wenn ihm danach ist, konnte er mir jederzeit etwas antun! Ich hatte nun auf schmerzliche Weise erfahren, was es hieß, Todesangst zu haben.

Ich wusste nicht, wie lange ich einfach nur so da hockte, doch meine Tränen wollten nicht aufhören zufließen und mein Körper zitterte immer noch. Dazu kam auch noch, dass sich immer noch dieses leichte Kribbeln durch meinen Unterleib zog. Er war verrückt! Er war geisteskrank! Ich musste etwas unternehmen! Ich musste sein makaberes Spiel beenden!

Doch ... konnte ich dies einfach so? Wenn Levi schon so auf eine falsche Antwort reagierte, was würde er dann tun, wenn er herausfand, dass ich gegen unseren Deal handelte? Würde er dann Tsujido etwas antun?

Hilflos, Machtlos, dies waren die richtigen Worte für meinen Gefühlszustand, in dem ich mich befand.

Levi

Das Mondlicht durchflutete den Raum in ein helles Grau. Auch wenn die Wolken sich ab und an vor die Lichtquelle schoben, so glitten meine Finger doch wie von selbst über die Klaviertasten. Die Melodie halte durch das Arbeitszimmer, bis ein verzerrter Ton das Klangspiel beendete und ich angespannt den Kopf in den Nacken legte.

Nach langer Zeit erfüllte mich wieder ein leichtes Kribbeln beim Klavier spielen. Jedoch, konzentrieren konnte ich mich dennoch nicht richtig. Mit einer leichten Kopfdrehung wandte ich meinen Blick zu dem Gemälde von Amaya. Der Ausdruck den ich dort auf ihren Gesicht festgehalten hatte ...
Der Glanz ihrer angsterfüllten Augen ...
All dies erkannte ich in dem Gemälde nicht wieder. Es war wertlos! Der Ausdruck, den ich in ihrem realen Gesicht gesehen hatte ...

Ich wollte genau diesen Ausdruck festhalten!
Mit einem tiefen Knurren erhob ich mich vom Hocker und schritt zum Bild herüber. Vorsichtig strichen meine Fingerspitzen über ihre gemalten Lippen, dann weiter ihren Hals hinab, bis zu ihren Schlüsselbein, weiter zu ihren Unterleib.

Nach so langer Zeit gab es endlich wieder jemanden, dem ich alle dunklen Gefühle aufzeigen wollte. Amaya war lernbereit und ich wollte .... ich würde ihr noch viel mehr aufzeigen!

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