Kap. 29
Flashback Levi
Es klingelte nun schon zum gefühlten hundertsten Mal an der Tür. Genervt stand der Schwarzhaarige auf und ging zur Haustür. Levi öffnete die Tür einen kleinen Spalt und blickte in große grüne Augen. Um eine bessere Sicht zu bekommen, öffnete Levi die Haustür noch ein Stück.
Das rothaarige Mädchen verbeugte sich kurz und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Ähm … entschuldige, falls ich störe. Du musst Levi sein«, lächelte sie höflich. »Ich bin Isabel. Furlan’s Freundin. Ich erreiche ihn schon seit ein paar Tagen nicht auf seinem Handy, und da wollte ich mal vorbeischauen.«
»Wie du selber siehst, ist er nicht da!«, antwortete Levi knapp und wollte die Tür schon wieder schließen.
»Warte! Weißt du, wo er ist? Würdest du ihm bitte ausrichten, dass er sich bei mir melden soll?«, unterbrach Isabel Levi’s Vorhaben.
Dieser hielt kurz inne, ehe er antwortete. »Ich bin nicht seine Mutter!«, brummte der Schwarzhaarige tonlos und schloss die Tür.
Eine Weile stand die Rothaarige noch perplex da. Bevor sie etwas betrübt das Wohnhaus verließ.
Levi atmete gereizt aus. Seine Füße trugen ihn zurück ins Wohnzimmer. Er empfand Furlan’s Freundin jetzt schon für lästig. Es waren noch nicht mal ganze zwei Tage vergangen und schon stattete sie ihm einen Besuch ab. Solche Frauen waren, nach der Meinung des Schwarzhaarigen, mehr als nervtötend. Levi lehnte sich an den Türrahmen und blickte zur Heizung herüber. Sein blonder Mietbewohner starrte ihn fassungslos an. Nur dumpfe Laute drangen durch das Klebeband auf seinem Mund. Kurzzeitig umspielte ein finsteres Grinsen Levi’s Züge.
Nachdem er dem Blondem gedroht hatte ihn einfach umzubringen, war er so brav wie ein Lamm. Seit gestern Abend hatte er es aufgegeben, die Fesseln von der Heizung lösen zu wollen. Doch … so sehr der Schwarzhaarige auch dieses Gefühl der Macht genoss, es war nicht das gleiche wie bei diesem Mädchen.
Ihn durchzog kein Kribbeln, wenn er Furlan winseln hörte, oder seine kläglichen Versuche sah, sich zu befreien. Lediglich das Gefühl der Machtausübung durchströmte ihn. Aber das reichte nicht. Er wollte noch einmal dieses Gefühl spüren, noch einmal dieses leichte ziehen in seinem Unterleib während die Person vor ihm um ihr Leben bettelte.
»Deine Freundin ist eine ziemliche Klette«, brummte Levi. Auch wenn der Schwarzhaarige es nicht gerne zugab. Ganz so einfach wie bei dem Mädchen würde es wohl nicht werden. Denn im Gegensatz zu ihr, gab es jemanden, der Furlan vermissen würde, und er war sich sicher, diese Isabel würde früher oder später Probleme machen.
Levi hätte nichts lieber getan, als dem Blonden die Kehle durch zuschneiden. Was besaß er auch einfach die Frechheit in seinem Karton herumzuwühlen? Erneut seufzte der Schwarzhaarige auf und ging zu dem Blonden herüber. Fast wie in Zeitlupe hockte er sich vor Furlan und entfernte mit einem Ruck das Klebeband von seinem Mund.
»Du hättest einfach deine Finger bei deinen Sachen lassen sollen, Furlan. Dann wäre jetzt alles gut. Weißt du eigentlich, dass du mir gerade den letzten Nerv raubst?«, knurrte Levi sein Gegenüber an.
Furlan leckte sich kurz über die kaputten Lippen, ehe er Levi böse anfunkelte. »Was ist mit dir?! Was für eine Art krankes Spiel ist das hier?!«, wurde der Blonde sofort lauter. »Früher oder später wird Isabel da hinter kommen!«
Levi hob ausdruckslos eine Braue. »Nicht, wenn ich ihr eine Nachricht von deinem Handy aus schreibe. Das sollte sie für ein paar Tage beruhigen, meinst du nicht auch?«, merkte Levi kühl an und erhob sich. Sein Blick wanderte zum Tisch herüber, auf dem Furlan’s Handy lag. Ohne ein Wort ging Levi zum Tisch und nahm das Handy in die Hand. »Sag mal, Furlan«, fragte der Schwarzhaarige beiläufig, während er Furlans Kontakte durchsuchte, »wie lange bist du jetzt schon mit der zusammen?«
»Was geht dich das an?! Ich schwöre Levi, wenn ich hier frei komme, dann -«
»Habt ihr es schon getrieben?«
Der Blonde hielt kurz ungläubig in seinen Wutanfall inne. Erwidert jedoch nichts auf diese Frage. Levi grinste bitter und begann eine Nachricht an Isabel zu verfassen. »Du hast Glück, dass ich so ein netter Mensch bin, Furlan«, fuhr der Schwarzhaarige fort und ging wieder zu dem Blonden herüber. »Ich habe gerade eine Möglichkeit gefunden, wie ich darüber
hinwegsehe, dass du einfach in meinen Sachen geschnüffelt hast. Doch bis es so weit ist, solltest du noch ein Weilchen schlafen. Außerdem nervt mich dein Geschrei.«
Furlan wollte etwas entgegnen. Doch das Letzte, was er sah, war Levi’s Fuß, ehe ihm ein schwarzer Schleier die Sicht nahm.
*
Unter entsetzlichen Kopfschmerzen öffnete Furlan langsam die Augen. Nur langsam begann sich sein Sichtfeld wieder aufzuklären. Ein leichter Eisengeschmack breitete sich in seinem Mund aus. Augenblicklich begann der Blonde zu husten und kam in seiner Bewegung nicht mehr weiter. Er war immer noch an die Heizung gefesselt. Nur spärlich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit im Raum. Wie es schien, war Levi nicht da. Jedenfalls konnte Furlan nichts hören.
Hektisch begann er erneut an den Fesseln zu zerren. Doch sofort fiel ihm auf, dass Levi diese wohl erneuert hatte. Wie lange war er ohnmächtig gewesen? Der Blonde hatte kein Zeitgefühl mehr. Ihm kam es wie eine Ewigkeit vor, hier so an der Heizung gefesselt zu sein.
Ohne jegliche Vorwarnung kniff Furlan die Augen zusammen, als plötzlich das Licht im Wohnzimmer anging.
»Oh, du bist ja wach. Ich wollte dich sonst wecken«, erklang Levi’s Stimme. Furlan brauchte einige Sekunden, um sich an das Licht zu gewöhnen. Doch er konnte sich das finstere Grinsen des Schwarzhaarigen sofort vorstellen. Die Augen des Blonden weiteten sich, als er Isabel am Boden liegen sah. Ungläubig blinzelte er und versuchte zu realisieren, was vor sich ging.
Levi’s Schritte halten durch den Raum, als er sich Isabel näherte und sich mit einem bitteren Lachen an Furlan wandte. »Deine Freundin ist wirklich eine Naive. Sie hat wirklich geglaubt, dass du ihr geschrieben hast. Entweder ist sie wirklich so dumm, oder ich kann einfach nur gut schauspielern.«
»W-Was hat das alles zu bedeuten, Levi?! Was … warum ist Isabel hier?!«, knurrte Furlan und begann erneut an den Fesseln zu zerren.
Der Schwarzhaarige legte den Kopf leicht schief. »Hab ich dich doch zu doll getreten? Hast du etwa Gedächtnisverlust, Furlan? Ich sagte doch, ich habe eine Möglichkeit gefunden, dass ich dir verzeihe«, erklärte Levi und beugte sich zu der Rothaarigen herunter. In einem Schwung drehte er sie auf den Rücken und sie gab ein halbwaches Stöhnen von sich.
»Was hast du mit ihr gemacht, du Mistkerl?«, brüllte der Blonde und zerrte wie ein Besessener an den Fesseln.
»Beruhig dich! Ich habe ihr lediglich etwas zum Schlafen gegeben. Aber wie es aussieht, ist sie wohl doch halb wach«, merkte Levi nachdenklich an. »War zwar nicht geplant, aber so ist es besser. Dann bekommt die Kleine ja halbwegs was mit«, fuhr er grinsend fort.
Furlan schluckte schwer. »Du elender Bastard! Lass sie in Ruhe! Sie hat nichts damit zu tun! Wie krank bist du eigentlich?!«
Levi schwenkte ermahnend den Zeigefinger. »Na na. Warum bist du denn so böse? Wenn das vorbei ist, lass’ ich dich doch frei. Und das willst du doch, oder?! Außerdem verzeih’ ich dir dann auch diese gewisse Sache.«
Furlan’s Körper zitterte vor Anspannung, als Levi sich vor Isabel hockte und ausdruckslos ihr T-Shirt hochhob. »Fass sie nicht an, du Mistkerl!«
»Halt die Klappe! Es ist mein gutes Recht, mich auch in deine Privatsphäre einzumischen! Dann sind wir quitt, Furlan, verstehst du?! Ist das nicht nett von mir?«
»D-Das kann nicht dein ernst sein …«, presste der Blonde brüchig hervor und musste zusehen, wie Levi Isabel das T-Shirt gänzlich entzog und danach ihre Jeans von ihren Hüften streifte. Mit einem Schwung warf Levi das T-Shirt zu Furlan herüber. Augenblicklich kam dem Blonden Isabels Duft entgegen, als das Oberteil gegen sein Gesicht schlug und zu Boden glitt.
»Genieß einfach die Show. Sei mir doch dankbar, so weißt du schon im Vorfeld, was die Kleine mag«, grinste Levi dunkel und beugte sich über den Körper der Rothaarigen.
Furlan’s Handgelenke brannten entsetzlich, bei dem Versuch, sich zu befreien. Seine Gedanken rasten, bei dem Bild, was sich vor ihm erstreckte. Isabel gab brüchige Töne von sich, während Levi begann, ihren Körper abzutasten. Sie schien wirklich in eine Art Halbschlaf zu sein. Als die Finger des Schwarzhaarige zu ihrem Slip wanderten, neigte die Rothaarige den Kopf zur Seite und blickte, mit halb offenen Lidern, zu Furlan. Dieser biss sich auf die Unterlippe.
Ein Traum! Das konnte doch alles nur ein schlechter Traum sein! Verzweifelt zog er an den Fesseln, während er mit ansah, wie Levi den Körper seiner Freundin erforschte und begann seine Jeans zu öffnen. Ein Schleier aus bitteren Tränen nahm den Blonden langsam das Sichtfeld. Sein Kiefer knackte kurz auf, als er verzweifelt die Zähne zusammen biss und Levi anschrie, sein Tun zu beenden. Der Schwarzhaarige blieb jedoch vollkommen unbeeindruckt und grinste finster zu Furlan herüber, als er in Isabel eindrang. Der Blonde nahm nur noch sein eigenes verzweifeltes Schreien war, gemischt mit dem brüchigen Stöhnen seiner Freundin.
*
»Schön, dass ich dich auch mal kennenlerne«, strahlte Isabel, als Levi ihr die Tür öffnete.
Der Schwarzhaarige brummte nur zur Antwort und blickte über seine Schulter nach hinten. »Furlan, deine Freundin ist da«, rief er mit Unterton.
Der Blonde sah hastig vom Wohnzimmer zur Haustür und sprintete zu Isabel. Diese gab ihm, zur Begrüßung, einen leichten Kuss auf die Wange.
»Vielleicht können wir ja demnächst etwas zu dritt machen«, trällerte Isabel.
Levi grinste finster. »Aber gerne doch«, murmelte er kühl und bedachte Furlan mit einem vielsagenden Blick.
Isabel hatte keinerlei Erinnerungen an diese schreckliche Nacht. Doch Furlan konnte sich an jedes Detail erinnern. An jedes einzelne schreckliche Detail. Levi’s finsteres Grinsen verfolgte den Blonden bis in seine Träume.
»Vergiss nicht Furlan, pass gut auf deine süße Freundin auf«, ermahnte Levi seinen Mitbewohner gespielt und bedachte ihn mit einem eiskalten Blick. Furlan wusste sofort, was der Schwarzhaarige zum Ausdruck bringen wollte.
Er verlor nicht ein Wort über die Sache in Levi’s Karton, oder über diesen schrecklichen Abend.
Levi hatte die Macht über ihn. Er kontrollierte sein Umfeld. Und er konnte ihm jederzeit wieder vor Augen führen, was passieren würde, wenn er nicht gehorchte. Doch in den Augen des Blonden war sein Mitbewohner kein Mensch mehr.
Sondern ein Monster!
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