Kap. 10

Levi

Hatte sie ernsthaft geglaubt, das neue Schloss an ihrer Tür würde mich aufhalten?! Zugegeben, ich hatte länger gebraucht als zuvor, aber es stellte dennoch kein Hindernis dar! Doch zu meiner Überraschung war sie gar nicht Zuhause. Wo war sie denn um diese späte Uhrzeit noch?

Offensichtlich war sie sich ihrer Provokation bewusst gewesen, und war geflüchtet. Anders konnte ich es nicht bezeichnen. Mein Kiefer spannte sich an. Ich fühlte mich gerade sogar noch mehr provoziert! Zuerst ihre Nachricht, und nun führte sie mich vor! Zum ersten Mal, nach Jahren, konnte ich nicht dafür garantieren, was ich als Nächstes tun würde!

Jeder Muskel in meinem Körper stand unter Anspannung. Amaya’s Duft lag im Raum und schien mir gehässig unter die Nase reiben zu wollen, dass sie mich vorgeführt hatte. Ein kehliges Knurren entfloh mir und ich zog mein Klappmesser. Mit einem tiefen Stich, in ihre Matratze, drückte ich meine finsteren Gefühle aus.

Das war doch das, was Sie wollten, oder etwa nicht, Doktor Katsuki? Mein Atem ging unregelmäßig. Mein Blick verfinsterte sich.

Dann vernahm ich, wie sich ein Schlüssel umdrehte und die Tür mit einem klacken aufging. Jedoch trat niemand hinein. Langsam zog ich die Klinge aus der Matratze und richtete mich auf. Sie war wieder da. Jedoch hatte sie gemerkt, dass die Tür nicht mehr abgeschlossen gewesen war.
Ein süffisantes Grinsen legte sich auf meine Lippen und ich trat aus dem Raum, Richtung Haustür.

Mit einem Ruck riss ich diese auf. Wie ich es gedacht hatte. Vollkommen überfordert stand Amaya, mit dem Schlüssel in der Hand da und ihr Körper begann, bei meinem Anblick, zu zittern.
»Willkommen zurück, unartiges Mädchen.«

Amaya

Mein Kopf schmerzte entsetzlich. Ein unangenehmer Geschmack breitete sich in meinen Mund aus. Schwerfällig öffnete ich meine Augen, und blinzelte zeitgleich. Als mir grelles Licht entgegenschlug. Langsam fühlte ich wieder meine Gliedmaßen. Mein Magen war unangenehm verkrampft.

Vorsichtig richtete ich meinen Oberkörper nach vorne, und blickte mich im Raum um. Offensichtlich befand ich mich in einem Keller. Nicht mal ein kleines Fenster, verband den Raum mit der Außenwelt. Lediglich eine Metalltür schien einen Ausweg zu bilden. Einzelne Regale waren an den Wänden befestigt. Auf diesen befanden sich zum größten Teil Kisten, mit irgendwelchen Aufschriften. Bis auf ein Regal auf diesen stand nur eine einzelne Kiste. Jedenfalls ließ das die Form vermuten, denn es wurde von einem schwarzen Tuch verdeckt. Ich schluckte schwer.

Sonst war nichts weiter im Raum. Es gab nicht einmal etwas womit ich mich hätte verteidigen können! Wo war ich? Brüchig kehrten meine Erinnerungen zurück. Meine Augen weiteten sich. Levi! Levi war wieder in meine Wohnung eingedrungen, als ich wieder nach Hause kam.

Eigentlich hatte ich vorgehabt Tsujido zu besuchen und eventuell bei ihr zu Übernachten, aber sie war nicht da gewesen. Das Letzte, was ich noch wusste, war, wie Levi in meiner Haustür stand und auf mich zukam. Danach hüllten sich meine Erinnerungen in Nebel. Langsam stieg Panik in mir auf, gefolgt von Angst. Wankend kam ich auf meine Beine, und hastete zur Tür. Doch noch bevor ich den Griff umfassen konnte, kam mir das schwere Metall entgegen und knallte gegen meinen Körper. Sofort stolperte ich nach hinten, und landete rücklings wieder auf dem Boden.

Ein kurzer Schmerz durchzog meinen Rücken und noch ehe ich mich wieder aufrichten konnte, fiel die Tür wieder ins Schloss.

»Na, du unartiges Mädchen, bist du wach?« Augenblicklich durchfuhr mich eine Gänsehaut, mit einem begleitenden Gefühl von Überforderung. Levi stand vor mir, mit freien Oberkörper und verschränkten Armen. Diese Haltung brachte seine Armmuskeln noch mehr zum Vorschein. Obwohl er so eine geringe Körpergröße besaß, zierte sein Körper die Ergebnisse vom ausgiebigen Training.

Mein Atem ging stoßweise. »W-Was … was hat das hier zu bedeuten? Wo bin ich?!«, presste ich angestrengt hervor und stand zittrig auf.

»Was das zu bedeuten hat, sollte ich wohl eher dich fragen, meine Liebe«, knurrte er und kam mir langsam immer näher. Ich war völlig unfähig mich zubewegen. »Was dachtest du eigentlich, was du mit deiner Nachricht erreichst, Amaya? Dass ich dich dann in Ruhe lasse?«

»I-Ich … also … das -«

»Sei still!«, schrie er plötzlich aufgebracht. Unweigerlich zuckte ich zusammen. »Weißt du«, begann er unheimlich ruhig und kam noch näher, bis er vor mir zum Stillstand kam, »es ist schon sehr lange her, dass ich die Kontrolle verloren habe. Weißt du Amaya«, fuhr er knurrend fort und seine Hand näherte sich meinem Gesicht. »In diesem Zustand weiß ich nicht mal selbst, was ich tue.«

Erneut schluckte ich schwer und mein Körper zitterte vor Anspannung. »S-sag mir … sag mir verdammt nochmal, wo ich bin?!«, fand ich meine Stimme wieder. »Warum hast du mich hierher geb -« Mein Satz brach ab. Mit einem Ruck packte er meinen Arm, drehte mich um und fixierte ihn hinter meinen Rücken. Mein Körper krümmte sich vor Schmerzen.

»Du wagst es immer noch so aufbrausend mir gegenüber zu sein, Amaya?«, knurrte er dicht an mein Ohr. Im Blickfeld erkannte ich, wie Levi, mit der anderen Hand, sein Klappmesser zu meiner Kehle führte. »Obwohl ich dir gerade eben gesagt habe, dass ich nicht Herr über meiner Selbst bin?! Amaya, bist du lebensmüde, oder einfach nur dumm? Spielst du gerne mit dem Unbekannten?!«

Die Klinge seines Messers streifte leicht meine Kehle entlang. Automatisch kniff ich die Augen zusammen und hielt die Luft an. »Sag mir, Amaya, was ist es?«, hauchte er rau in mein Ohr. Seine Klinge wanderte weiter zu meinen Schlüsselbein. »Hmm, jetzt nicht mehr so aufbrausend? Hast du deine Stimme verloren, ja?!« Immer weiter wanderte das Klappmesser hinab. Bis zu meinem Unterbauch. Sein Gesicht kam meinem Hals näher, ich spürte seinen Atem, und seine Lippen auf meiner Haut. »Was soll ich jetzt mit dir anstellen, hmm?!«, vibrierten seine Worte an meinem Hals.

Meine Kehle war wie zugeschnürt, mein Körper wie paralysiert. Ich konnte genau spüren wie er meinen Duft einatmete. Ein Schauer legte sich auf meine Haut. Die Klinge rutschte unter mein Top. Zeitgleich sog ich scharf die Luft ein, als das kalte Metall mich berührte. Binnen eines Wimpernschlages, zerteilte er mit einem Ruck mein Oberteil. »Sag mir, Amaya, was soll ich mit dir machen?«

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