Kap. 1

♦♦Ich weise darauf hin das diese FF Gewalt, Missbrauch und psychisches Mature beinhaltet. Bitte nur, dem Alter entsprechend, lesen wer sich damit auseinander setzen möchte!♦♦
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Amaya

»Du musst wirklich nicht nervös sein«, grinste mich die Frau breit an und klopfte mir, mit solcher Wucht auf die Schulter, dass ich kurz nach vorne wankte. Irgendwie befiel mich das Gefühl, dass sie vor ihrer Zeit, als Bewährungshelferin auch einiges angestellt hatte. Doch vielleicht dachte ich das auch nur, weil mir ihr breites Grinsen, was ihre Brillengläser zum Leuchten brachte, einfach nur verrückt vorkam.

Schnell fand ich wieder meine Haltung und schob eine Haarsträhne von meiner Schulter. »Nun ja, aber meine Unsicherheit ist auch begründet«, antwortete ich ihr leise. Schließlich sollte ich gleich einem ehemaligen Straftäter einige Fragen stellen. Und das alles nur, weil ich meiner Freundin einen Gefallen schuldig war! Dafür schuldete sie mir aber ein Essen in dem teuersten Restaurant!

Wenn ich das hier überleben sollte ...

»Ich habe gestern noch einmal mit seinen Therapeuten gesprochen, er scheint die letzten Tage wohl sehr zugänglich zu sein. Jedenfalls für seine Verhältnisse«, lachte die Brünette und strafte ihren Zopf.

Warum betonte sie den letzten Satz so komisch?
Gott! Konnte ich nicht einfach gehen? Doch jetzt war schon alles in die Wege geleitet. Und ich wollte auch nicht, dass die stundenlangen Besprechungen umsonst gewesen waren. Dafür war es dann doch zu anstrengend gewesen.
Unauffällig folgte ich der Brünetten, als wir in eine Seitenstraße einbogen. Seltsamerweise kam mir der schwache Geruch des Meeres entgegen.
Ich wusste zwar, dass dieser Ort nahe am Wasser lag, aber ich hatte davon noch nichts gesehen. Oder ich war einfach nur zu aufgeregt, und hatte zurzeit keinen Blick dafür.

Zum hundertsten Mal überprüfte ich die Unterlagen in meinem Ordner. Natürlich hatte sich nichts verändert.

»Diese Gegend ist echt schön, nicht wahr? Ich staune jedes Mal aufs neue, wenn ich ihn besuche«, gab sie neben mir an, und grinste wieder. Zum ersten Mal ließ ich nun auch meinen Blick durch die Umgebung schweifen. Verwundert blinzelte ich. Mir wurde schlagartig bewusst, dass dies hier keine normale Gegend war, jedes einzelne Haus, jeder Apartmentblock, sah luxuriös aus.
In dieser Gegend wohnte ein ehemaliger Straftäter?

»So, da wären wir.«

Abrupt blieb ich stehen und sah auf. Wir standen vor einem schmalen Haus, deren Eingangstor irgendwie ausstrahlte, dass hier niemand erwünscht war. Automatisch atmete ich hektisch ein und mein Körper spannte sich an, auch mein Puls beschleunigte.

Ohne auf mich zu achten, öffnete die Brünette das Tor und schritt euphorisch aufs Gelände. Für ein paar Sekunden schaute ich ihr nach, und folgte ihr dann. Meine Beine bewegten sich nur schwerfällig. Noch einmal atmete ich im Gehen durch und sagte mir immer wieder, dass ich ja nicht alleine war.

Ich kam vor der Haustür, neben der Brillenträgerin, zum Stillstand. Anscheinend hatte sie schon geklingelt, denn sie starrte gespannt in eine Ecke über der Haustür. Die Kamera war nicht zu übersehen, mit einer langsamen Bewegung drehte sie sich zu uns, und sofort fing die Brünette an, mit den Armen zu wedeln.

»Zu spät!«, raunte es aus dem Lautsprecher.
Augenblicklich kroch ein Schauer meinen Rücken entlang.

Verwundert schaute die Brünette kurz auf ihre Armbanduhr. »Na komm schon. Diese eine Minute«, schmollte sie.

»Es sind zwei, Vierauge!«, zischte es nur vom Haus und ein kurzes Surren waren zuhören.
Beschwingt trat die Brünette zur Tür und öffnete sie, mit einem breiten Lächeln wandte sie ihren Kopf zu mir, und wieder einmal folgte ich ihr wortlos. Der Geruch von Reinigungsmitteln kam mir entgegen, als wir den Flur betraten.

»Stell deine Schuhe bitte hier ab«, wies mich die Brillenträgerin an, ich nickte nur stumm, und stellte sie ordentlich in die Ecke. Ich kam gar nicht dazu mich kurz umzuschauen, da hielt sie mir auch schon eine kleine Desinfektionsflasche entgegen. Irritiert nahm ich sie, und fragte gar nicht nach, sondern verteilte ihren Inhalt auf meinen Händen, ehe ich sie zurückgab.

»Müsste ich vielleicht noch etwas wissen, Hanji?«, flüsterte ich ihr leise zu.

Doch sie wedelte nur mit der Hand. »Keine Angst. Er hat keine Krankheit. Er ist einfach nur ein Sauberkeitsfreak«, kicherte sie.

»Tcch!«

Sofort stellten sich meine Nackenhaare auf bei diesem Ton. Zögerlich sah ich den Flur entlang.

Ok ... gut ... man sieht ja einem Menschen seine Taten nicht unbedingt an, aber meine Vorstellung zerbrach gerade komplett, die ich mir von ihm aufgebaut hatte. Für einen Mann war er nicht gerade groß. Mit verschränkten Armen stand er da und musterte Hanji, wie sie sich die Hausschuhe überzog, und mir auch welche vor die Füße warf. Doch mein Blick blieb weiterhin auf Herr Ackerman gerichtet. Unverkennbar umgab ihn eine dunkle Aura und seine Mimik strahlte Desinteresse in Reinform aus.

Schnell wendete ich den Blick ab und zog mir die Hausschuhe über, während Hanji freudig auf ihn zuging. »Na, wie geht es dir? Ein Sonnenschein wie eh und je«, lachte sie und klopfte ihm auf die Schulter, ehe sie sich zu mir wandte. »Ich habe dir ja von Amaya Sadaoka erzählt, sie ist die Vertretung für Hinata Tsujido«, stellte sie mich vor.

Mit bebenden Händen verbeugte ich mich. »S-sehr erfreut.«

Verdammt! Super ... Ich stottere wie ein kleines Kind ...

Angewidert strich sich Herr Ackerman über die Schulter, ehe sein Blick langsam zu mir wanderte. Mein Herz begann noch schneller zuschlagen, als seine Quecksilber-grauen Augen auf mich fixiert waren. Aufgeregt schluckte ich schwer.

»Warum kann die andere Göre nicht?«, brummte er missfällig, und ich brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass die Frage an mich gerichtet war.

Meine Haltung versteifte sich. »Ähm ... Tsujido ist ein anderer Termin dazwischen gekommen. Deswegen ... deswegen hat sie mich gebeten, das Interview mit Ihnen zuführen.« Nochmals verbeugte ich mich. »Vielen Dank, dass Sie die Zeit gefunden haben.«

Herr Ackerman hob kaum merklich eine Braue.
»Du bist also devot, wie ich das sehe«, murmelte er und lockerte seine Arme, um daraufhin die Ärmel seines Hemdes hochzukrempeln. Ich hingegen war von seiner Aussage dezent verwirrt.

»Na na«, begann Hanji, und winkte mich weiter zum Flur, »Schön lieb bleiben, Levi!«

»Tcch!« Desinteressiert drehte Herr Ackerman sich weg und ging weiter zum Wohnzimmer, Hanji folgte ihm und wies mich mit einem Kopfnicken zu, dass selbige zu tun. In dieser Zeit schaute ich mich kurz um. Alles war sauber, und ordentlich, schon fast penibel. Von der Sauberkeit machte dieses Haus wohl einem Krankenhaus Konkurrenz. An der Wand hingen einige Bilder, die eher düster gehalten waren. Es war unverkennbar, dass sie gezeichnet wurden. Vielleicht von ihm selbst? Was muss in einem Menschen vorgehen, dass er solch bedrückende Bilder zeichnete? Ein Bild faszinierte mich augenblicklich. Auf ihm war eine Frau, mit langen, leicht gewellten, schwarzen Haaren zusehen. Ihr Gesicht war sanft und weich, aber von Qualen gezeichnet. Auf ihrem weißen Kleid waren schwarze Handabdrücke zuerkennen. Irgendwie wurde mir bei diesem Bild schwer ums Herz.

»Oii! Wenn du weiter so trödelst, schmeiße ich dich raus!«, kam seine strenge Stimme aus dem Wohnzimmer. Erneut durchzog mich ein Schauer, und ich betrat zügig den Raum, blieb jedoch für ein paar Sekunden ungläubig stehen. Das Wohnzimmer war riesig! Jedoch zog der Ausblick meine Aufmerksamkeit auf sich. In der Ferne konnte man tatsächlich das Meer sehen! Meine vorherige Schwere in der Brust verflog bei diesem Ausblick.

»Sadaoka!«

Kurz fuhr ich auf, als mich Herr Ackerman rief. Zögerlich drehte ich meinen Kopf in seine Richtung. Mit finsterer Miene wies er auf die Couch. Ich presste, peinlich berührt, die Lippen zusammen, und ging zu der Couch hinüber, neben Hanji.

»Nehm seinen strengen Ton nicht persönlich!«, flüsterte sie mir zu. »Er hat dich beim Namen genannt, das bedeutet, du hast auf irgendeine Weise sein Interesse geweckt.«

Ich schluckte schwer.
War das jetzt gut, oder schlecht?

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