Tobys Plan

Am nächsten Morgen stahl sich Toby ganz vorsichtig aus dem Bett, um seinen Freund nicht zu wecken. Dieser schlief noch immer tief und fest, was nicht weiter verwunderte, denn Ezras Arbeit als Soundtechniker brachte es mit sich, dass er viel unterwegs war und so holte er am Wochenende, soweit Toby es zuließ, Schlaf nach. Durch diesen Job waren sie sich in Glastonbury über den Weg gelaufen. Der Blonde grinste bei dem Gedanken an das Festival und ihre schicksalhafte erste Begegnung. Wiederbegegnung korrigierte er sich selbst, während er sich eine Boxershorts anzog.

In der WG Küche herrschte das übliche Chaos, das der Student jetzt nur notdürftig zusammenschob, um Platz für das Frühstück zu machen. Er hatte all die Leckereien besorgt, von denen er wusste, dass sein Freund sie gern mochte, und zwar reichlich davon, denn sie würden nachher einen Picknickkorb mit zum Strand nehmen. So setzte er die Kaffeemaschine in Gang, deckte den Tisch und begann schon mal, Sandwiches zu belegen. Bald darauf hörte er das Wasser im Bad, was ihm einen wohligen Schauer über den Rücken laufen ließ. Am letzten Wochenende, bei Ezra, hatten sie es in dessen großer Dusche getan und die Erinnerung daran war noch frisch. Es sprach wirklich einiges für seine Riesenbude in Plymouth.

„Mmmmh, guten Morgen, mein Sterngucker", brummte Ezra ihm ins Ohr, als er aus dem Bad kam und ihm von hinten die Arme über die Schulter legte. So gab er ihm einen Kuss an den Hals.

Toby gurrte regelrecht, so sehr gefiel es ihm. „Du bist schon auf, mein Captain?"

Der Rothaarige löste die Umarmung und setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl. Er trug auch nur Boxershorts und das T-Shirt mit der Yellow Submarine, von dem er glaubte, es sei der Grund, warum der Blonde ihn seinen Captain nannte. Nur so machte es Sinn für ihn.

„Klar doch", antwortete er fröhlich. „Es riecht nach Kaffee und du hast gesagt, heute gäb's 'ne Überraschung!" Er strahlte wie ein kleiner Junge am ersten Weihnachtsmorgen.

„Das ist richtig", gab Toby zu, „aber ich bin nicht sicher ob sie dir gefällt." Den Blick auf seinen Liebsten gerichtet, versuchte der Student herauszufinden, ob Ezra ahnte, was er vorhatte.

Tatsächlich bekam sein Freund eine kleine Sorgenfalte zwischen den Augenbrauen. „Du willst heute ans Meer, ins Wasser?!"

„Genau. Ich finde, es ist an der Zeit. Du hast diesen Schwimmkurs längst beendet und ganz bestimmt schaffst du es, in der See zu schwimmen, wenn wir es vorsichtig versuchen und ich bei dir bin."

Zwar nickte Ezra zögerlich, doch wirkte er nicht gerade erfreut, über dieses Vorhaben. „Es wird also was? Eine Mutprobe? Muss ich irgendwas beweisen?"

„Nein, beweisen musst du mir gar nichts", wehrte Toby ab. „Ich finde, es ist 'ne Chance. Ein Versuch. Wenn es nichts bringt, dann ist auch nichts verloren. Aber deine Angst vor dem Meer ist ... Ich möchte dir helfen, sie loszuwerden. Manchmal träumst du so schlecht, dass du schreiend aufwachst und immer geht es ums Ertrinken in der Tiefe. Du kannst jetzt schwimmen und es wird dir nichts passieren."

Aus honigfarbenen Augen schaute Ezra ihn nun abwägend an und der Blonde war kurz davor, ihm zu sagen, dass sie es nicht tun müssten, doch da kam ihm der Mann zuvor: „Also schön, mein Sterngucker, du hast mich schon in so mancher Hinsicht überrascht und noch nie enttäuscht, auch wenn mir manchmal seltsam vorkommt, was du tust oder sagst. Ziehen wir also das Ding durch."

„Echt jetzt?" Tobys Stimme verriet Aufregung und Freude.

„Ja, echt jetzt." Ezra war wirklich bereit es zu versuchen. Was sollte schon groß passieren? Seine Angst vor der See war schließlich vollkommen irrational. Nichts in seiner Kindheit gab einen Anlass, das hatte er seine Eltern längst gefragt. Er lächelte jetzt also zur Bekräftigung seines mutigen Entschlusses. Es würde Toby viel bedeuten, also war es die Sache wert.

Als hätte der hübsche Student diese Gedanken gelesen, stand er auf und kam um den Tisch herum, um seinem Freund einen langen, zärtlichen Kuss zu geben.


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