52. Temperament
Weiter geht's!
Ich hoffe, ich habe letztes Kapitel nicht übertrieben.
Jetzt kommt ein kleiner Zeithüpfer zu Franzi. Ich sag mal, wir schreiben den 29. Dezember. Sylvester gibt's auch noch, versprochen!
Viel Spaß, hab euch lieb!
All I ever wanted was the truth
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Pov Franzi
Als die Zimmertür hinter Nick zuschlug, drehte ich mich zu meinem Freund um.
,,Nick...warum hast du mir nicht gesagt, dass du meine Freunde schon kennst?", fragte ich, ohne zu warten, bis er sich setzte. Ich wollte jetzt mal eine vernünftige Erklärung bekommen, denn das Ganze kam mir ziemlich chinesisch vor.
Mein Freund musterte mich für eine Sekunde überrascht, dann seufzte er und trat in den Raum hinein. In einer fließenden Bewegung ließ er sich auf sein Bett fallen und legte sich quer über die Tagesecke, bevor er mir einen langen Blick aus seinen grünen Augen schenkte. Ich starrte ihn weiter fragend an, beschloss aber, mich auch lieber zu setzen, weshalb ich mich auf Nicks Schreibtischstuhl niederließ. Mein Freund lächelte mir sanft zu.
,,Tut mir leid, Love. Ich...es ging mir eben einfach um dich. Es erschien mir nicht wichtig, dir von meiner Verbindung zu deinen Mitbewohnern zu erzählen.", erklärte er dann Schulterzuckend.
,,Nicht wichtig? Du hast ständig nach ihnen gefragt und wolltest sie nicht kennenlernen. Leuge das nicht, ich habe deinen Gesichtsausdruck gesehen, als du sie entdeckt hast!", beschwerte ich mich über die dürftige Begründung und verschränkte die Arme vor der Brust. Vielleicht verhielt ich mich grade kindisch und nachtragend, aber ich wollte einfach wissen, warum er nicht einfach gesagt hatte, dass er und die anderen sich kannten. Das war doch total sinnlos!
Außerdem geisterte Harry in meinen Gedanken herum. Seit er vor drei Tagen bei mir aufgekreuzt war und mir geraten hatte, mit Nick zu sprechen, wollte ich genau das tun. Denn Hazza kannte seinen Bruder besser als sonst jemand. Und wenn selbst er nicht wusste, warum Nick mir das verschwiegen hatte, dann musste ich ihn selber fragen.
,,Es tut mir ja leid, Franzi. Ich fand es einfach nicht erwähnenswert. Ich hab mich in dich verliebt, nur in dich, und dass du ausgerechnet in dieser WG lebst, war mir eigentlich herzlich egal.", druckte Nick herum.
Ich seufzte erneut. So ein Blödsinn. Wenn er es für nicht wichtig empfunden hätte, dann wäre es für ihn ein leichtes gewesen, es mir einfach zu sagen. Oder mal mit in meine Wohnung zu kommen, die anderen zu begrüßen und sich dann wieder auf mich zu konzentrieren.
Ich spähte zu Nick herüber, die Unterlippe leicht vorgeschoben und mit anklagendem Gesichtsausdruck. Mein Freund sah entschuldigend gen Boden, er wirkte wirklich geknickt, weshalb ich mit etwas sanfterer Stimme nachhakte:
,,Und da ist sicher kein anderer Grund? Es klingt so, als würde mehr dahinterstecken?"
Für einen Moment dachte ich, Nick würde nicht antworten oder alles abstreiten. Schließlich regte er sich aber.
Nick sah mich eine Sekunde an, dann räusperte er sich und drehte sich auf den Bauch. Mit der rechten Hand fuhr er sich über die Augen und richtete seine braunen Haare. Er befeuchtete seine Unterlippe. Sein Blick wanderte in die Ferne.
,,Doch...da ist noch was."
Ich wartete einen Moment atemlos. Also würde er mir verraten, was ihn davon abgehalten hatte, mir von seiner Verbindung zu meinen Mitbewohnern zu erzählen? Gespannt lehnte ich mich vor und rechnete es Nick innerlich hoch an, dass er bereit war, mir die Wahrheit zu sagen. Nur, weil wir ein Paar waren. Liebte er mich wirklich so sehr?
,,Ich hatte Angst, weißt du?", begann Nick zögerlich. Er rang mit den Händen und räusperte sich ein paar Mal, bevor er weitersprechen konnte und auch endlich den Blick zu meinen Augen hob. Ich erkannte in seinen Verletzlichkeit und sein Bedauern. Hm, er schien wirklich zu bereuen, mir nicht von Anfang an alles gesagt zu haben.
Irgendwie war er süß, wie er so nach Worten suchte und sich nervös den Nacken rieb.
,,Ich hab, als ich gemerkt habe, dass du von meinen alten Freunden sprichst, Schiss bekommen. Immerhin ist Harry mein Bruder. Ich hatte Angst, dass du mit dem älteren Bruder deines besten Freundes nichts anfangen willst. Hätte ja sein können. Deshalb habe ich nichts gesagt. Ich wollte das mit dir nicht verbocken, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte.", erklärte Nick jetzt und vermied jeden Augenkontakt, während er leise seine Gedanken aussprach.
Ich schmolz innerlich dahin.
Das passte wieder absolut in mein bild vom unsicheren Nick, der alles doppelt und dreifach überdachte.
Das war so süß! Er hatte also nur darum gebangt, was ich davon halten würde, dass er Hazzas Bruder war. Irgendwie romantisch, dass er sich dann dazu entschlossen hatte, alles für sich zu behalten.
Ich lächelte Nick sanft an. Ich war ihm nicht mehr böse und enttäuscht schon lange nicht mehr. Er hatte immerhin für uns gehandelt, unsere Beziehung, die er sich also schon seit unseren ersten paar Begegnungen wünschte.
Mein Herz schlug Purzelbäume, als ich das realisierte.
Er hatte also schon so früh etwas für mich empfunden? Hatte ich das vielleicht auch, ohne es bemerkt zu haben?
Ich stand von meinem Platz an Nicks Schreibtisch auf und verringerte schnell den Abstand zwischen uns, um neben meinen Freund auf das Bett zu klettern. Er richtete sich in eine sitzende Position auf und lächelte mich vorsichtig an. Ich antwortete mit einem Grinsen, dann lehnte ich mich vor, legte meine Hände um Nicks Hals und zog ihn zu mir heran. Sein Blick wanderte zwischen meinen Lippen und Augen hin und her, bevor er mir zuzwinkerte und seine Lippen dann, endlich wieder selbstsicher, auf meine drückte. Zuerst sanft, dann immer bestimmter küsste mein Freund mich. Er ließ seine Hände meine Seiten hinab gleiten, bis er sie an meinen Hüften ruhen ließ. Ich erwiderte Nicks Küsse so gut wie ich eben konnte - ungeübt war ich nämlich alle Male! Aber ich genoss Nicks Wärme und Nähe...es fühlte sich, zumindest für mich, fantastisch an.
Als wir uns wieder von einander lösten, atmete ich schwer und Nick strich mir lächelnd eine rote Strähne aus den Augen. Er fuhr mir mit dem Daumen über die Wange und ich konnte nur freudestrahlend dasitzen und ihn bewundern. Meinen Freund.
,,Du bist unglaublich.", murmelte Nick und ich lächelte noch breiter, bis mir ein anderer Gedanke kam. Eines wollte ich Nick nämlich noch fragen. Die Geheimnisse zwischen uns sollten endlich verschwinden, ich wollte alles wissen und verstehen können. Hatte ich nicht eigentlich auch das recht dazu?
,,Was ist zwischen dir und Harry eigentlich vorgefallen, dass ihr so ein komisches Verhältnis habt?", fragte ich also, festentschlossen, reinen Tisch zu machen.
Sofort zuckte Nick allerdings zurück, als hätte ich ihn geschlagen. Seine Augen verengten sich und seine Atmung wurde merklich flacher. Ich starrte ihn verwirrt an. Was hatte ich denn so Falsches gesagt?
Nick löste sich jetzt vollständig von mir, rückte ein Stück zur Seite und musterte mich dann eingehend. Sein Blick war dunkel, fast schon kalt, ebenso wie seine schneidende Stimme, als er antwortete:
,,Nichts."
Dieses eine Wort schien erneut eine riesige Distanz zwischen uns aufzubauen. Es war offensichtlich, dass Nick log und ich ihm eine schwierige Frage gestellt hatte. Aber wieso reagierte er so abweisend und...wütend?
Ich beobachtete meinen Freund. E wirkte plötzlich weder süß, noch unsicher oder liebevoll, er strahlte eine eisige Kälte aus und seine ganze Körperhaltung bestätigte mir, dass er nicht mit mir darüber sprechen wollte.
Aber ich war zu neugierig, um die Mund zu halten.
Immerhin ging es hier um Nick und Harry...zwei Menschen, die mir sehr am Herzen lagen. Und eigentlich konnte ich doch schon erwarten, von meinem festen Freund zu erfahren, warum Harry und die anderen so komisch reagiert hatten, als er aufgetaucht war, oder? Immerhin betraf es mich ja auch, wenn meine Freunde Nick wegen irgendetwas nicht leiden konnten.
,,Das ist nicht wahr. Irgendetwas ist zwischen euch passiert. Habt ihr gestritten? Warum?", hackte ich also ziemlich unbedacht nach. Wohl ein Fehler, denn Nicks Augen waren plötzlich wuterfüllt und er sprang vom Bett auf. Dann tigerte er im Zimmer auf und ab. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und seine Antwort kam einem Fauchen gleich.
,,Es geht dich nichts an, Franziska!", knurrte er wütend.
Ich zuckte zusammen, als seine schneidende Stimme über mich hinwegfegte. Erschrocken musterte ich Nicks aufgebrachte Gestalt. Hatte ich ihn so sehr verärgert? Weil ich wissen wollte, was ihn belastete? Denn das tat der Streit mit Harry und den anderen offensichtlich. Weshalb reagierte er so abweisend? War das Ganze so ernst? Aber deshalb musste er mich doch nicht so anherrschen...das sah ihm nicht ähnlich.
Überhaupt erinnerte mich grade nichts von Nicks Verhalten an den unsicheren Jungen, der mir nervös seine Liebe gestanden und mich danach so zärtlich geküsst hatte. Grade war er beinah beängstigend. Unheimlich.
,,Nick...", setzte ich an, wurde aber forsch von ihm unterbrochen.
,,Halt den Mund! Ich will nichts mehr davon hören, klar ?! Harry und ich haben ein gutes Verhältnis, akzeptier das!"
Wow! Das ging mir jetzt aber entschieden zu weit! Gut, ich hatte einen wunden Punkt getroffen, aber das war kein Grund, mich so anzuschreien. So ließ ich nicht mal von Nick mit mir sprechen, definitiv nicht. Er sollte seine Wut über was auch immer bitte an wem anders auslassen, aber ich war dafür nicht da!
Jetzt auch ziemlich angepisst erhob ich mich vom Bett und trat Nick mit wütendem Blick entgegen.
,,Ich habe eine angebrachte Frage gestellt, Nick. Kein Grund, mich so anzufahren, okay?!", zickte ich jetzt den Grünäugigen vor mir an und strich mir aufgebracht die Haare aus dem Gesicht, bevor ich mich zur Tür umwandte.
,,Ich denke, ich geh besser, bis du wieder runtergekommen bist, verdammt!"
Ich wollte tatsächlich am liebsten nach Hause und mit Emma oder Harry hierüber reden, aber mein drohender Abgang schien Nick wieder zur Vernunft zu bringen. Mein Freund packte mein Handgelenk und zog mich zu sich zurück, bevor ich die Chance hatte, den Raum zu verlassen. Seine Augen waren noch immer dunkel vor Zorn, aber jetzt las ich darin auch Panik...oder Verzweiflung. Oh, er schien wohl doch was gegen Streit zu haben.
Mein Blick wanderte zu meiner Hand, die Nick in einem schraubstockartigen Griff umklammert hielt, so, dass es beinah wehtat. Komischerweise schossen in dieser Sekunde Harrys Worte durch meinen Kopf.
Pass auf dich auf.
Ich schauderte und wand mich aus Nicks Umklammerung, bevor ich den Gedanken wegschob und mich zu meinem Freund drehte. Meine Gedanken gingen mir manchmal ziemlich auf die Nerven und hilfreich waren sie auch nicht. Ich wollte nur eine Erklärung für Nicks Ausraster grade.
Ich hob eine Augenbraue.
,,Was!?"
Nick atmete einmal tief durch und beruhigte sich offensichtlich etwas, bevor er mir mit einem entschuldigenden Blick in die Augen sah und schuldbewusst hervor presste:
,,Es tut mir so leid, Love. Ich wollte nicht laut werden, aber...Haz ist mein Schwachpunkt. Ich hasse diese Kluft zwischen uns und...naja, es belastet mich sehr. Deshalb hab ich so gereizt reagiert. Vergib mir.", wisperte er.
Ich beobachtete, wie er geknickt die Nase kräuselte, dann lächelte ich ihn sanft an. So sehr es mir missfiel, wie er mich behandelt hatte, Harry war eben sein Fleisch und Blut. Natürlich musste es ihm wehtun, Streit mit ihm zu haben. Und ich war aufgrund meiner verdammten Neugierde darauf herumgeritten. Typisch eben.
Deshalb fiel es mir nicht besonders schwer, Nick zu verzeihen, auch, wenn er meinen Stolz angegriffen hatte. Ich ließ eben nicht einfach so mit mir reden, dazu hatte ich selbst ein zu impulsives Temperament.
,,Schon okay. Vielleicht können wir uns ja gemeinsam was überlegen, um euren Streit zu beenden?", schlug ich vorsichtig vor und erntete dafür ein Stirnrunzeln. Nick sagte allerdings nichts und ich deutete das Schweigen einfach mal als stille Zustimmung, weshalb ich erneut die Arme um seinen Hals schwang, um meine Lippen auf seine zu legen.
Allerdings unterbrach mich das Geräusch der sich öffnenden Wohnungstür.
Ein Poltern und ein leises Fluchen ertönte, dann hörte ich schwere Schritte im Flur. Bevor Nick oder ich hätten reagieren können, wurde die Zimmertür aufgerissen. Mit einem lauten Knall, der mich zusammenzucken ließ, schlug diese gegen die Wand. Ein bisschen Putz rieselte von der Decke herunter.
Nick löste sich langsam von mir und ich stockte, als ich die Person im Türrahmen erkannte.
Derek.
Unheimlich wie eh und je stand er da und sagte kein Wort.
An seinem Handgelenk glitzerte eine teure Uhr, die schwarze Tattoos verliehen ihm sein draufgängerisches Aussehen und Dereks schwarze Augen leuchteten unheimlich. Ich schauderte, dieser Typ war wirklich gruselig.
Aber...was machte Harrys bekloppter Freund in Nicks Wohnung?
Moment...könnte es sein, dass er der reiche Kumpel von Nick war? Immerhin lebte mein Freund hier nicht allein und ich hatte seinen Mitbewohner noch nie gesehen. Außerdem lag es nahe, dass Nick, wo er meine Freunde kannte, auch mit Derek vertraut war. Immerhin war der der feste Freund seines Bruders und das schon einige Jahre.
Aber wie verrückt wäre das denn? Ich war die ganze Zeit in Mr Arschlochs Wohnung gewesen, ohne es zu wissen? Ich schauderte kurz. Wie schaffte es Nick bloß, mit dem aggressiven Typen zusammen zu leben?
Naja, Harry war mit dem zusammen, das war noch unglaublicher und funktionierte doch irgendwie.
Aber da ich jetzt wusste, dass Derek hier jeder Zeit auftauchen und mir auf den Sack gehen konnte, machte ich mir eine innerliche Notiz, Nick öfter zu mir einzuladen. Ich wollte mit dem Schwarzäugigen Gruseltypen nur so wenig wie möglich zu tun haben.
Ich runzelte die Stirn und betrachtete den offensichtlich genervten Derek vor uns, der jetzt wie eine Statur in der Tür stand und uns musterte . Der Muskelprotz betrachtete mich und Nick mit einem unwilligen Grummeln, dann wandte er sich mich ignorierend an Nick, der ihm entgegen getreten war. Unhöflich wie eh und je, dabei war ich mir sicher, dass er mich erkannt hatte.
,,Harry und ich sind in meinem Zimmer, also sei gefälligst still, ja? Ich kann dich und die Rothaarige grad nicht gebrauchen.", knurrte er und wies dabei mit der Hand wage hinter sich.
Ich spähte über die Schulter des Riesen und sah dort tatsächlich Hazza im Flur stehen. Der Lockenkopf schenkte mir ein kleines Lächeln und ignorierte seinen Bruder, der ihm einen langen Blick zuwarf, gekonnt. Ich rieb mir das Handgelenk, welches noch leicht brannte. Ging dieser ganze Streit zwischen den beiden vielleicht doch von Harry aus? Aber das sah ihm nicht ähnlich...ich schnaubte. Ich musste das zwischen den beiden Brüdern klären, bald.
Nicks Augen wanderten nur langsam von Harry zu Derek, aber dann nickte er seinem offensichtlichen Mitbewohner genervt zu. Dieser musterte meinen Freund für ein paar Sekunden eindringlich, dann wandte er sich endlich von uns ab. Er griff nach Harrys Hand, verschränkte ihre Finger und führte den Jungen dann den Flur hinunter, tiefer in die Wohnung hinein.
Nick schloss die Tür vorsichtig und schenkte mir ein entschuldigendes Lächeln.
,,Typisch Derek. Ich bin sicher, du kennst ihn schon. Ich weiß, er nicht nicht besonders charmant, aber eben ein alter Schulfreund. Und mein Vermieter.", sagte er und pflanzte sich dann mit einem breiten Grinsen auf sein Bett. Ich nickte und kletterte neben ihn. Derek musste ich jetzt nicht thematisieren, der sollte uns nicht die Laune vermiesen, auch wenn ich mir unsicher war, ob der Typ nicht doch irgendwie gefährlich war.
Um den letzten Rest des Streites von eben loszuwerden, schmiegte ich mich eng an Nick und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Er gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn und griff nach seinem Laptop.
,,Filmabend?"
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Bisschen schwaches Kapitel, aber jetzt kennen wir wenigstens Nicks Motive, hm?
War es für irgendwen ein Überraschung, dass Derek und Nick zusammenleben?
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