112. Sturm der Erinnerungen

112, unglaublich.
Hat jemand von euch One last stop von Casey McQuinston gelesen? Wenn nicht, lest es (:
Keep it sweet in your memory

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Pov Franzi

Zeit ist wie das Glück. Beide halten sich nicht an ihre eigenen Regeln.

Mein Mathelehrer in London hat und vor einiger Zeit bei der Wiederholung von jeglicher Form der Stochastik das sogenannte Gesetz der großen Zahl erklärt. Es gilt für alle Glücksspiele, egal ob Roulette, Würfelspiele oder Glücksräder. Mein Lehrer erklärte es, wenn ich mich nicht ganz irrte und vor unserer Abreise Blödsinn gelernt hatte, in etwa so: Wenn eine Münze geworfen wird, weiß man, dass die Wahrscheinlichkeit Kopf oder Zahl zu bekommen immer 50% beträgt. Durch den Zufall aber funktioniert die Rechnung nicht ganz, bei 100 Würfen ist es sehr unwahrscheinlich, 50 mal Zahl und 50 mal Kopf zu bekommen. Je öfter man allerdings wirft, desto weiter nähern sich die Ergebnisse allerdings der Norm an, nach 1000 Würfen müsste jede Seite ungefähr gleich oft zum Vorschein gekommen sein.

Wenn man also Mensch-Ärgere-dich-nicht mit der ganzen WG spielte und währenddessen nicht einmal eine einzige sechs würfelte, dann gab es zwei Möglichkeiten: entweder, Niall setzte mal wieder manipulierte Würfel ein, oder das blöde Glück hielt sich nicht an sein Gesetz.

Die Zeit sah das mit den Regeln ebenso wenig eng.

Wenn man im Chemieunterricht saß und nach gefühlten Stunden auf die Uhr blickte, waren ungefähr 2 Sekunden vergangen. Trainierte man seine Ausdauer bei einer Runde Joggen, kroch die Zeit gemeinsam mit dem immer hechelnderem Atem. Aber wenn man einen lustigen Nachmittag mit Emma in der Stadt verbrachte oder ganz dringend noch ein paar Minuten Schlaf benötigte, dann sprang die Zeit in riesigen Sätzen vorwärts.

Auch die freien Tage vergingen wie im Flug.

Nachdem mein Dad und Monika sich verpisst hatten, wurde die Stimmung von Tag zu Tag besser, auch wenn Nils, Harry und ich zwischendurch immer mal wieder ein, zwei Aufgaben für die Schule erledigen mussten, was gemeinsam aber gar nicht sooo furchtbar schlimm war. Ansonsten verbrachten wir Stunden im Wasser, am Strand, auf dem Rücken meiner liebsten Pferde und mit Oma zusammen auf der Terrasse, wo wir Spiele spielten, uns Geschichten erzählten, lachten und das wundervolle Essen verkosteten, dass mein Oma uns auf den Tisch zauberte, wann immer jemand kurz nicht hinsah.

Am Mittwochabend dachte vermutlich keiner außer mir an den Abschied, der in zwei Tagen anstand, aber mir ging er nicht aus dem Kopf.

Einerseits würde ich mich in zwei Tagen für wer weiß wie lange von meiner Oma verabschieden - wer wusste schon, wann ich sie wiedersehen würde. Australien lag nun mal nicht bloß einen Katzensprung von London entfernt, die Überquerung des Ozeans war nichts, was ich mal eben so als Wochenendtrip nach Hause nutzen konnte. Und ich würde meine Oma vermissen, sehr. Vielleicht mehr als zuvor.

Außerdem bedeutete die Rückkehr nach London die Rückkehr in den Alltag voller Schule und Ängste vor den anstehenden Prüfungen. Noch zwei Monate, dann würde der Großteil der WG die Abschlüsse in der Hand halten. Ich wollte mir gar nicht die Frage stellen, was danach auf uns alle wartete.

Und zu guter Letzt gab es in London die Gefahr, dass Harry in alte Muster verfallen könnte und dass dieser Ausflug, die Gespräche zuvor und all unsere Bemühungen umsonst gewesen waren. Es mochte ja sein, dass mein bester Freund einiges gelernt und für sich akzeptiert hatte, dass sich was ändern musste, aber ich konnte immer noch nicht erwarten, dass alles, was ihn schon Jahre lang beeinflusst und all diese Lügen glauben lassen hatte, ihn jetzt plötzlich nicht mehr manipulierte. Was wusste ich schon, wie Harry sich wirklich fühlte und was er wirklich dachte? Er hatte ja selbst Angst vor unserem Rückflug.

Wie dem auch sei, am Mittwochabend war ich die Einzige, die auch nur in Ansätzen an die Abreise dachte. Gemeinsam saßen wir am Wasser, das Rauschen der Wellen und das Licht der untergehenden Sonne beschrieben die märchenhafte Atmosphäre. Oma hatte ein paar Pizzaschnecken gebacken - Harry und ich hatten sogar ein kleines bisschen helfen dürfen! - und der köstliche Geruch fügte sich unkompliziert in die gesamte Szenerie ein.

Ich lächelte, als ich Haz über einen von Nils schlechten Witzen lachen sah. Dieses sorglose Lachen. Ich hoffte, es würde nicht wieder verloren gehen.

,,Denk nicht zu viel nach, Kind.", wisperte Oma und schlang umständlich ihren Arm um meine Schulter. Ich lehnte mich nach Halt suchend an sie und sog ihren ganz persönlichen Oma-Geruch in mich hinein.

,,Erzähl das mal meinem Kopf."

,,Vergangenes kannst du nicht mehr verändern, Zukünftiges nur begrenzt beeinflussen. Lebe im Hier und Jetzt, Franzi. Was in zwei Tagen, einem Monat oder in ein paar Jahren sein wird, kann dir dein Kopf sowieso nicht beantworten."

Ich seufzte. Manchmal beneidete ich meine Oma für ihre Sicht auf das Leben. Sie tat, was ihr gefiel, sie lebte, wie sie es sich immer gewünscht hatte und obwohl sie Ehemann und Tochter verloren hatte, strahlte sie vor Lebensfreude und Energie. Manchmal behinderte mich meine Sicht auf die Dinge daran, mich wirklich fallen zu lassen und glücklich zu sein. Oder ich hatte einfach aktuell größere Sorgen als meine Oma.

,,Ich mach mir einfach Gedanken um Harry." Meine Stimme blieb leise, Harrys und Nils Gelächter machte es nur Oma möglich, mich überhaupt zu verstehen.

,,Ich hab gemerkt, dass Harry ein bisschen eingeschüchtert war, als ihr herkamt. Und bei unserem Filmabend ging es ihm offensichtlich nicht gut. Aber er ist aufgetaut und in meinen Augen ein sehr sehr lieber und aufgeweckter Junge. Ich weiß nicht, was da alles vorgefallen nicht, dass du dir solche Sorgen machst, aber...meiner Erfahrung nach ist ein Urlaub nicht nur sowas wie eine Pausetaste, um die Probleme kurzzeitig zu vergessen oder aufzuschieben, sondern eher ein kleiner Anschub mit Kraft und Energie. Was auch immer auf euch - oder auf Harry - zukommt, vielleicht wird es nach eurer Zeit hier etwas leichter.", versuchte meine Oma, mich aufzuheitern.

Ich zuckte mit den Schultern. Vielleicht. Vielleicht reichte die Zeit, um Harry dazu zu bewegen, mit Derek Schluss zu machen. Denn das war es ja wohl, was die einzige sinnvolle Lösung war. Aber ich wusste aus eigener Erfahrung, wie schwer das war und ich und Nick waren nicht halb so lange ein Paar gewesen wie Derek und Haz und keiner von uns beiden nur annähernd so manipulativ. Ich konnte mir kaum ausmalen, wie schwer das alles für meinen besten Freund sein musste.

Er musste es trotzdem tun. Die Frage war nur, ob er das würde. Ihn zwingen konnte ich ja schlecht.
Auch, wenn Louis das sofort tun würde, wüsste er nur, wie.

,,Ja. Ja, vielleicht. Aber vielleicht wird auch alles so wie vorher und das wäre...nicht gut, Oma. Ich wünsche mir bloß, dass alles besser wird, weißt du? Für Harry.", entgegnete ich also vorsichtig und kuschelte mich noch ein kleines bisschen näher an sie. Die Geborgenheit tat furchtbar gut.

,,Du kannst es nicht wissen, Liebes. Sich jetzt Sorgen zu machen, versaut dir nur die letzten Tage hier. Ich weiß, das ist nicht wirklich hilfreich, aber...du musst alles auf dich zukommen lassen. Viel mehr kannst du nicht tun. Oder?", flüsterte Oma und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Stirn.

Sie hatte ja recht, das sah ich ein. Aber seinen Kopf und seine Ängste konnte man nun einmal nicht mal eben so ausschalten oder ignorieren, ich zumindest nicht. Aber am Ende des Tages konnte ich auch sonst nichts anderes tun.

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Pov Harry

Inzwischen wurde die Leichtigkeit in mir nach und nach durch eine heiße Wut zersetzt.

Die wunderschöne Umgebung, meine Gesellschaft und die stets gemütliche Atmosphäre machten es schwer, nicht glücklich zu sein, aber trotzdem spürte ich langsam wieder diesen Zorn in mir, der mich gepackt hatte, als ich Dereks und Nicks Nachrichten gelesen hatte. Er ergriff immer wieder Besitz von mir und einmal brachte er mich fast dazu, meinem Bruder eine Antwort entgegen zu pfeffern, aber dann erinnerte ich mich daran, wie ich mich fühlte, wenn er vor mir stand. Nur, weil uns jetzt ein Ozean trennte, sollte ich nicht wagemutig werden. In wenigen Tagen saß ich immerhin wieder im Flugzeug.

In meinen Ohren klingelte Nils Lachen, ich roch den Duft des Meeres und spürte den warmen Windhauch auf meiner Haut. Ich atmete tief durch. Ich liebte diesen Ort, so viel stand fest. Franzi würde mich wohl oder übel nochmal einladen müssen.

,,Und was sind deine, Harry?"

Mayas Stimme riss mich aus meiner Meditation und überrascht öffnete ich die Augen. Franzi, Nils, Maya, sie sahen mich an und erwarteten eine Antwort. Verlegen lächelte ich.

,,Was ist mit mir?"

,,Was sind deine top drei schönsten Erinnerungen?", wiederholte Franzi die Frage, die sie mir anscheinend bereits gestellt hatten und grinste mich über den Tisch hinweg an. Ich war furchtbar froh, sie so froh zu sehen, auch nach der Episode mit ihrem Vater. Franzi war so stark, ich bewunderte sie. Sie kämpfte.

,,Hm. Was sind denn eure?", fragte ich, um mir Zeit zu verschaffen.

,,Das haben wir grade schon erzählt, aber du Träumer warst ja in deiner eigenen Welt, H", lachte Nils, bevor er mir belustigt auf den Rücken klopfte.

,,Meine sind definitiv Emmas und mein erstes Date, unsere Liebesgeständnisse und unser erstes Mal.", zählte mein inzwischen jahrelanger Freund erneut auf und grinste, war aber sichtlich stolz darauf, dass Emma ihm offensichtlich das Wichtigste auf der Welt war. Ich lächelte. Dieses Paar war einfach perfekt.

Kurz musste ich an Derek und mich denken. Ich hatte auch immer gedacht, wir wären füreinander perfekt. Aber wie es aussah, war das nicht der Fall. Derek brauchte jemanden, der mit seiner imposanten Persönlichkeit zurechtkam und ihn ab und zu mal in die Schranken wies und ich brauchte...ich wusste nicht, was ich brauchte. Früher hatte ich immer gesagt, dass ich Schutz brauchte. Sicher hatte sich das nicht wirklich geändert, aber ich war mir nicht mehr sicher, ob Derek mir den hatte gewährleisten können. Vermutlich nicht.

,,Schön Nils, jetzt hast du Oma wieder ins Schwitzen gebracht, wiederhol dich doch nicht nochmal. Haz, du bist dran, was sind deine Top 3 Momente?", klinkte sich meine beste Freundin in das Gespräch ein und stieß Maya einen Ellbogen in die Seite, als diese protestieren wollte. Scheinbar war sie keineswegs verlegen.

,,Das ist eine schwere Frage.", stellte ich fest.

,,Natürlich ist sie das. Lass dir Zeit, Herzchen.", erwiderte Maya und griff nach ihrem Glas, um das gesamte Gespräch zu entschleunigen.

Meine gesammelten Erinnerungen waren leider weniger archiviert als lückenhaft und unsortiert, weswegen ich mir wirklich einen Moment Zeit nehmen musste, um sowas wie ein Ranking überhaupt vornehmen zu können. War das überhaupt möglich? Erinnerungen standen doch für sich selbst, jede einzelne war auf ihre eigne Art und Weise etwas ganz besonderes. Eigentlich rankte ich also weniger die Momente meiner Lebens als die Gefühle, die ich damit verband.
So kamen dann auch meine top 3 zustande, auch wenn ich sie nicht für endgültig erklären wollte, wenn ich sie aussprach. Musste ich bei all den neugierigen Blicken aber wohl oder übel tun.

,,Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, die drei schönsten Erinnerungen sind die an letztes Weihnachten - das war das Schönste Fest, was wir je zusammen gefeiert haben und irgendwie wirklich auf unsere Art perfekt -, die an den Mitternachtsspaziergang mit Louis an meinem Geburtstag und die an meinen zwölften Geburtstag, als alle meine Freunde bei mir übernachten durften und wir nur Blödsinn gemacht und die ganze Nacht gelacht haben. Glaube ich.", zählte ich die Momente auf.

Eigentlich war das auch nur eine zufällige Auswahl, nicht?

Jetzt, wo ich darüber nachdachte, hatte ich schon sehr viele wunderschöne Augenblicke erleben dürfen, hatte oft all das Glück und die Geborgenheit gespürt, die die Momente ausmachten, die ich gewählt hatte. Mein Leben war bisher vielleicht nicht leicht zu bewältigen gewesen und war auch nicht besonders problemlos verlaufen, aber heute konnte ich sagen, dass ich wirklich viele Menschen hatte, bei denen ich wusste, dass zwischen uns Vertrauen und Zuneigung herrschte. Bei denen ich sicher war und bei denen ich glücklich und ich selbst sein konnte. Ich war nicht alleine und egal, wie oft ich meine Anfälle hatte oder wie verdammt wütend ich innerlich auch sein mochte, auf wen auch immer, sie würden mich nicht allein lassen.

,,Sieht so aus, als wären es deine Freunde, die dich am Glücklichsten machen, hm?", murmelte Maya leise und schenkte mir ein warmes Lächeln, während die untergehende Sonne ihre Augen zum Leuchten brachte.

Sie hatte recht. Meine Freunde waren die, die mir am Wichtigsten waren, die, auf die ich mich verlassen konnte und die, mit denen ich den eigentlichen Spaß im Leben erlebte.

Ich rutschte tiefer in meine Gedankenwelt, als mir klar wurde, was das eigentlich zu bedeuten hatte. Ich hatte mich ewig über Derek definiert, tat ich ja immernoch und vielleicht war das auch in Ordnung, wenn man in einer Beziehung war, aber bei Derek war ich auch nie wirklich...bedenkenlos Ich? Um meinen Freund herum versuchte ich alles, um ihn glücklich zu machen, weil ich immer geglaubt hatte, dass mich das auch erfüllte, aber vielleicht war das nicht die ganze Wahrheit. Scheinbar war ich wirklich glücklich, wenn ich bei meinen Freunden war, wenn es mir egal war, was man von mir erwartete und über mich dachte.

Ich brauche Derek. Das hatte ich Louis gesagt, als wir nach dem Krankenhaus darüber gesprochen hatten. Und irgendwie konnte ich jetzt, in dem Moment, in dem die Sonnenstrahlen schwächer wurden, der Himmel pastellfarben und das Meeresrauschen lauter, nicht mehr sehen, wieso.

Er war nicht alles in meinem Leben. Ich hatte Louis, Niall, Franzi, Liam, Zayn, Nils und Emma.
Er beschützte mich weniger, als dass er mich immer wieder verletzte, ob es nun gerechtfertigt war oder nicht.
Und ja, er machte mich ab und an auch wirklich glücklich, wenn er mir sagte, wie viel ich ihm bedeutete und was er an mir liebte oder wenn wir gemeinsam von seinem Wohnzimmer aus den Sonnenuntergang über London bewunderten, aber viel häufiger war er der Grund für meine Unsicherheit, Sorgen und innere Zerrissenheit.

Ich hatte ihn lange als das Zentrum meines gesamten Lebens betrachtet, auch wenn er irgendwie mehr dessen Kontrolleur gewesen war. Ich hatte ihn gelassen, weil ich ihn nun mal liebte und ihm alles recht machen wollte, um mehr von diesen Momenten zu sammeln, in denen ich bei ihm glücklich sein konnte.

Meine Freunde machten mich einfach so glücklich. Ohne, dass ich etwas dafür geben musste.

Der Sturm in meinem Kopf schien sich nicht zu legen, immer mehr Dinge, die mich an Derek gebunden hatten, schienen fortgestürmt zu werden. Meine Freunde schienen ihn überall zu übertreffen, alles, was Derek je für mich getan oder in mir ausgelöst hatte, hatte einer von ihnen ohne jede Gegenleistung getan, egal, welche Momente mit Derek vor meinem inneren Auge auftauchten, ein nicht abreißender Strom von Bilden, die Augenblicke von mir und meinen Kindheitsfreunden zeigten verdrängte jede Erinnerung.

Nichts blieb mehr übrig. Nichts, außer die Liebe. Denn dass ich Derek liebte, konnte nichts fortreißen. Kein Sturm, keine freundschaftliche Zuneigung konnte dieses Gefühl der Gefühle übertreffen. Es gab kein Gegenargument für die Tatsache, dass ich meinen Freund liebte, seit dem Moment, als er mir zum ersten Mal gezeigt hatte, wer er war, wenn wir alleine waren und wenn seine Gedanken schwiegen und da nur Gefühle waren.

Meine Kehle war wie zugeschnürt und mein Herz bebte, als mir bewusst wurde, dass es keinen einzigen Grund für mich gab, mit Derek zusammen zu sein, außer der Liebe.

Brauchte man einen anderen Grund? Die meisten Menschen nicht. Aber bei den Meisten gab es keine Berge von Gegenargumenten und keine alten, blauen Flecken, die ihre Schatten auf das unschuldige, nicht zu beirrende Gefühl warfen und es beinah unter sich begruben.

Vielleicht reichte die Liebe nicht, wenn man für sie Schmerzen in Kauf nahm. Schmerzen, Ängste, Zwang, Verletzungen, Fremdbestimmung und ein ich, das nicht das eigentliche Ich war.
Vielleicht reichte die Liebe nicht, wenn sie zwar erwidert wurde, aber auch immer wieder in die Schranken gewiesen und als Manipulation eingesetzt wurde.

Die Liebe konnte mich vielleicht davor bewahren, Nick zu hassen. Oder Derek. Aber konnte sie mich vergessen lassen, was mir angetan wurde. Nein. Weder bei Nick, noch bei Derek.

Ich bekam nicht mehr mit, was um mich herum geschah, als die Worte in meinem Kopf Sätze formten, als mein Herz abermals ein Stück seiner selbst verlor und als ich realisierte, dass es nur einen einzigen wirklichen Schluss gab, den ich erkennen konnte. Meine Hände zitterten und mir wurde eiskalt, als würde sich eine Decke aus Schneeflocken über mich legen, die jeden Zorn erstickten und nur Trauer am Leben ließen.

Die Liebe reichte nicht, um meine Beziehung mit Derek zu retten. Dazu war zu viel passiert. Und deswegen würde ich einen Schritt gehen müssen, den ich mir niemals hätte ausdenken können, weil ich immer davon ausgegangen war, dass Derek und ich in 70 Jahren als uraltes Ehepaar gemeinsam diese Welt hinter uns lassen würden. Aber das würde nicht passieren.

Denn ich musste mich von Derek trennen.

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Jemand mit einem Einspruch?
War das ein verständlicher Gedankengang oder kam das zu plötzlich? ich bin mir da etwas unsicher :)
Habt eine wunderschöne Woche!

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