wut

Die Sommerferien waren so gut wie vorbei. Dad hatte mir schon am Anfang gesagt, dass ich auf die Madison High gehen würde, wenn ich bei ihm wohnte.

Er hatte unten im Wohnzimmer einpaar Hefte und Blöcke liegen gelassen, die ich mitnehmen konnte.

Ich hatte zwar keine Lust ab morgen eine Schule wieder zu besuchen, in der ich zudem auch noch keine Menschenseele kannte, aber es war mein Senior Year, das sollte doch das beste Jahr werden.

Ich verspürte dieses Gefühl jedoch nicht. Vielleicht wenn ich bei Mum wäre und in meine eigene Schule ginge, aber hier war alles wie in einem großen, schlimmen Albtraum aus dem ich nicht erwachen konnte.

Nach einer Weile setzte ich mich zurück in mein Bett und beschloss Mum anzurufen.

Sie ließ nicht lange auf sich warten und nahm schnell den Hörer ab: „Erin, Schatz, schön dass du anrufst, wie geht es dir."

„Mies, Mum." ,sagte ich und fuhr mir mit der Hand über mein Gesicht.
„Dad ist.. naja Dad! Er denkt das wäre das beste für mich, dabei hat er keine Ahnung. Seine Freundin scheint nett zu sein, aber ich will nicht mit ihr reden."

„Oh, Schatz. Hör zu dein Vater ist ein eingebildeter Mann, er hat nur eines vor Augen und das ist, wie er dein Vertrauen verloren hat. Er versucht einfach wieder einen Draht zu dir zu bekommen." ,meinte sie beruhigend.

„Ja aber ich will keinen Draht zu ihm! Ich will einfach wieder zurück nachhause, zu dir!" ,sagte ich und kuschelte mich tiefer in meine Decke.

„Ich weiß, wenn du volljährig bist kannst du das. Aber jetzt musst du versuchen mit deinem Vater irgendwie zurecht zu kommen. Schließlich ist er dein Vater, Erin. Seine Freundin solltest du auch nicht schlecht behandeln, lass es nicht an ihr aus. Sie kann am wenigsten dafür."

Mum schien immer die richtigen Worte zu haben und immer die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die schreckliche Wahrheit, die keiner hören wollte.

„Ok Mum, ich werde es versuchen."

Nach dem Mum wieder aufgelegt hatte sah ich erneut den Scherbenhaufen. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen und wollte ihn aufkehren, doch dann klopfte jemand an der Tür.

„Erin, kann ich rein kommen?" ,es war Dad. Na toll, mir grauste es immer wenn ich nur seine Stimme hörte.

„Was willst du?" ,fragte ich und ließ mich auf die Sache ein. Vorsichtig schob er die Tür zur Seite und schreckte leicht hoch, als er die Scherben am Boden kratzen hören konnte.

„Was ist das denn?" ,fragte er verwirrt und etwas aufdringlich zugleich.
„Glas." ,meinte ich Schulter zuckend.

Dad sah mich entgeistert an: „Ja das ist mir bewusst, aber wieso liegen hier Glasscherben? Räumst du die wohl weg!"

Er fordert von mir seine beschissene Vase aufzukehren, und das nachdem ich es eigentlich hätte selber machen wollen. Allein durch seine Aufforderung drehte sich mein Magen um 180 Grad und graute sich davor nach seinem Befehl hier aufzukehren.

„Was hast du mir bitte zu sagen? Ich räum es auf, wenn ich es für nötig halte." ,sagte ich und ließ mich nicht von ihm einschüchtern.

Wieso sollte ich? Kein Funken Respekt fühlte ich in meinem Verstand. Er konnte selber aufräumen, wenn es ihn so sehr störte.

Dad traute seinen Ohren nicht, als er hörte was ich gesagt hatte. „Hast du sie eigentlich noch alle? Ich lasse dich hier wohnen, gebe mir Mühe so gut es geht dich zu verstehen. Die Situation, die du gerade durch machst. Aber irgendwann reist der Geduldsfaden."

Unbeeindruckt schaute ich ihm ins Gesicht. „Ich räume auf wann ich es für nötig halte.. checkst du's nicht? Wie oft soll ich's noch sagen, bist du taub?"

Dad ließ vor lauter Zorn, die Tür zukrachen und trat so nah er konnte an mich heran: „Noch ein Wort und ich setzte dein undankbares Mundwerk auf die Straße!"

Seine Stimme war tief und laut, ich zitterte zwar innerlich, aber ließ mir außerhalb nichts anmerken.

„Mach halt, aber dann hast du mich für immer verloren."

Jetzt war er still geworden. Er stand einfach da und wusste nicht was er sagen sollte. Dann griff er einfach nach einem Besen warf ihn auf den Glasscherbenhaufen und verließ das Zimmer.

Gott, ich hasste diesen Mann! Was viel ihm ein nach allem was war einfach so zu tun, als hätte er noch irgendetwas zu sagen. Denkt er er kann sich seinen Respekt so zurück holen?!

„Arsch!" ,knurrte ich und kickte wütend gegen den Besen.
Ich wusste eins: Wenn mich jetzt niemand rettete, würde ich noch alles zerstören!

Abends saß ich dann immer noch vor dem Scherbenhaufen.
Diese dämlichen Scherben. Diese dämliche Vase.
Lauter Scheiß war das alles hier.

Weshalb musste Charlotte auch eine Vase kaufen, sie hätte doch einen Teddy kaufen können, in den ich dann ein, zwei Mal reingeboxt hätte und schon war's das.

Aber diese Vase lag einfach schon zu lange herum. Weshalb war ich nur so stur und konnte es seitdem es Dad gesagt hatte nicht mehr machen.
Schließlich störte es mich ja auch.

Ich riss mich also zusammen, atmete tief durch und kehrte die Scherben ein für alle Mal von dem Boden meines Zimmers.

Als ich gerade auf dem Weg war den Müll wegzuschmeißen kam mir Charlotte entgegen: „Erin, hi. Ich weiß es geht mich nichts an, aber könnte ich vielleicht mal mit dir reden?"

Eigentlich war mir nicht danach, aber ich musste an Mums Worte von heute Mittag denken, dass ich ihr eine Chance geben sollte.
Also gut, hier kam also ihre Chance.

„Ja, ich bin gleich da." ,sagte ich schnell und warf den Müllsack in die Tonne vor dem Haus.

Als ich zurück kam hatte sich Charlotte im Wohnzimmer auf der Couch niedergelassen. Der Fernseher war auf stumm geschalten und Dad war weit und breit nicht zu sehen.

„Schön, ich hatte noch gar keine Gelegenheit mich vorzustellen und dich einwenig kennenzulernen." ,sie machte eine kurze Pause, um wohl einen Mucks von mir zu hören, doch ich hielt die Klappe und ließ sie einfach reden.

„Also, wie du ja wahrscheinlich schon weißt bin ich Charlotte. Ich bin 37 Jahre alt und-„

Ich unterbrach sie: „Soll das jetzt eine Art Steckbrief werden? Ich hab wirklich was besseres zu tun."

Womöglich mochte das harsch klingen, aber mit ihren auswendig gelernten Daten langweilte sie mich zu Tode.

„Oh ehm.. nein ich.." , stotterte sie und sah unsicher im Raum umher.

„Also pass auf Charlotte.." ,begann ich: „Ich finds in Ordnung das Dad eine Freundin hat und ich finde du scheinst eine nette Person zu sein, aber wenn du mich im Moment ansprichst, werde ich wohl immer zurückgiften. Es braucht einfach alles momentan seine Zeit."

Ihr schien ein Stein vom Herzen zu fallen: „Oh gut ok.. ich dachte du magst mich nicht und kommst auch mit dem nicht klar, dass deine Eltern eben andere Partner haben."

„Naja, wenn mein Vater rumhurt ist es ja schließlich seine Sache.." ,erklärte ich.

Geschockt zog sich Charlotte ein Stück zurück. „Wieso denkst du so über deinen Vater?"

„Weil du ihn noch nicht lange genug kennst, um zu wissen was für ein Arsch er ist."

Mit diesem Satz beendete ich das Gespräch und verließ das Wohnzimmer.

Vielleicht stimmt es was Mama sagt. Jugendliche würden immer alles sagen was ihnen in den Kopf fiel, aber ich musste es loswerden.

Ich hatte niemandem, dem ich alles erzählen konnte. Ich schluckte alles was passierte und dann bekam ich eben manchmal diese Wutausbrüche.
Ich war mir sicher, dass ich nicht die einzigste war. Es war unvorstellbar, dass ich einfach nur am Rad drehte und bald eingewiesen werden konnte..

Im dunklen Zimmer blickte ich in die Dunkelheit und dachte über alles nach. Über Dad, über Mum, sogar über Charlotte.

Schön, vielleicht hatten sie ja recht. Ich sagte wirklich Dinge, die man seinen Eltern nicht an den Kopf werfen sollte.
Doch wie konnte ich diese ganze Wut unter einen Hut bekommen und einfach loslassen.

Es war wirklich als würde ich mich an der Wut festhalten, weil es das einzigste Ventil war, durch das ich meine psychischen Dramen abbauen konnte.

Verdammt, war mal wieder alles kompliziert.. Und mit diesem vollgestopften Gehirn sollte ich also morgen mein Senior Year beginnen?

Toll..

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Bleibt alle gesund 💋🙏🏼

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