schock
Ich hatte einen Traum gehabt, das wusste ich, doch sobald ich gemerkt hatte, dass es in meinem Zimmer heller geworden war, hatte ich ihn schon vergessen.
Gut hatte ich geschlafen, ich fühlte mich wohl, es war schön warm, ich hatte das Gefühl von einem riesigen Teddi umarmt zu werden.
Langsam öffnete ich ein Auge und merkte, wie mir die hellen Sonnenstrahlen in die Augen leuchteten. Erst, als ich mich ans Licht gewöhnte öffnete ich das andere.
Jemand saß vor mir, ich konnte eine Gestalt erkennen, die sehr nah an mir saß. Sam schaute mich mit großen Augen an: „Also ich werde euch beiden nie verstehen."
Verwirrt blickte ich sie an und merkte dann, dass etwas schweres auf mir lag. Schnell wandte ich meinen Kopf um und konnte Dion sehen, der ,seine Arme um mich geschlungen, neben mir eingeschlafen war.
Jetzt klickte es auch in meinem Kopf und ich weitete entsetzt die Augen. „Was ist denn bitte gestern passiert?", fragte ich hysterisch flüsternd.
Sam grinste und zuckte mit den Schultern: „Keinen blassen Schimmer!"
„Dion?" ,sagte ich leise. „Verzieh dich!" ,zischte ich Sam zu, als sie immer noch aufgeregt neben mir saß und dann die Augen verdrehte und ging.
Dion verzog das Gesicht einwenig. Um ihn besser sehen zu können drehte ich mich zu ihm: „Dion, wach auf!"
Statt die Augen zu öffnen streckte er sich kurz und zog mich dann ganz fest an sich, sodass mein Gesicht genau vor seinem war. Sein Atem kitzelte mir ihm Gesicht weshalb ich etwas lachen musste.
Er öffnete die Augen bei dem Klang meiner Stimme: „Was kicherst du denn so?"
Als er mich ansah und ich merkte, dass ich gerade mit Dion in meinem Bett lag, wir so nah aneinander lagen, wir praktisch kuschelten entriss ich mich seiner Arme.
Er selber wich auch etwas zurück bei meiner hektischen Bewegung. „Was ist denn los?"
„Was? Du fragst mich, was los ist? Ich sollte dich das fragen! Wie zur Hölle bist du in mein Bett gekommen?!"
Ich sah an mir herab und merkte, dass ich ein nur kurzes Spaghettiträger Top trug aus welchem mein BH etwas herausschaute.
Schnell zog ich die Decke an mich und bedeckte alles, doch ich merkte, dass er es bereits gesehen hatte. Was mich noch wütender machte.
Dion setzte sich auf. Er trug noch die selben Klamotten wie gestern. „Als ich gestern aus Sams Zimmer gekommen bin, da hab ich nochmal nach dir geschaut. Du hast schon geschlafen aber anscheinend war dir kalt, du hast ganz schön gezittert und so verzweifelte Laute von dir gegeben. Dann hab ich mich zu dir gelegt und danach hast du aufgehört."
„Haha genau! Ich mache nie Geräusche, wenn ich schlafe." Er wollte doch nur irgendetwas erfinden, um mir an die Wäsche zu gehen.
„Ich kann nur davon reden was ich gestern gesehen habe, Erin."
Erin, wie er meinen Namen sagte. Er sagte ihn das erste mal. Irgendwie tat es gut, wenn er ihn sagte, wenn seine Stimme es sagte.
„Jedenfalls, jetzt ist es mir ganz angenehm, ich friere nicht und schwitze nicht, danke, du kannst gehen." ,meinte ich und rückte ein Stückchen weg von der Bettkante, sodass er an mir vorbei kam.
Dion lachte: „Du wirst damit nie aufhören, oder?"
Ich schüttelte verwirrt den Kopf: „Was meinst du?"
„Niemandem zu vertrauen."
Jetzt war ich still. Woher wusste er, wie ich mich fühlte und was ich über andere empfand. Irgendwie, als hätte er mich studiert und kenne jede Mimik, jede Gestik meines Körpers.
„Wir kennen uns seit 3 Tagen, willst du, dass ich gleich mit jedem anfange mich zu vertragen, in etwa so wie Skyla? Oh warte ja, du willst, dass es für dich einfacher ist mich rumzukriegen nicht wahr?" ,wenn ich das so sagte ergab es auch Sinn. Ich saß hier und unterhielt mich auch noch seelenruhig mit ihm.
„Was nein, Erin, du verdrehst mir ja alle Worte, ich meinte.."
„Nein, ist mir egal was du meinst, geh einfach!"
Er stöhnte und stand dann auf bevor er meine Zimmer Tür erreichte drehte er sich noch einmal zu mir um, als wolle er etwas sagen, doch dann ging er weiter. Gerade, als er die Türklinke herunter drücken wollte hörte ich etwas aus dem Gang.
Verwirrt lauschte ich mit den Ohren und dann kam auf einmal Dad in mein Zimmer und rief nach meinem Namen. Er hielt jedoch inne, als er mich im Bett und Dion vor ihm sehen konnte.
Was machte er hier, er hatte doch gesagt, sie würden am Sonntag erst wieder kommen!
Verfluchte Scheiße, das würde ein grauenvolles Ende nehmen, Dad würde uns beide töten!
Dion trat einen Schritt zurück, als Dad wütend eintrat. „Was soll das denn?" Er blickte zwischen uns beiden umher und rastete dann total aus: „Also ich vertraue dir das Haus einmal an und du verwandelst es in eine kleine Kneipe, ladest deine ganzen Freunde ein und verschwendest deinen Körper an irgendeinen Typen, denn du gerade erst kennengelernt hast?! Spinnst du?!"
Dion sah erschrocken zu mir und ich biss mir auf die Zunge. Nicht weinen, nicht schreien!
„Dad ich.."
„Du schläfst mit irgendwelchen Typen, Erin, du bist ganz anders geworden, als das Mädchen, dass ich einmal kannte und dann mit so einem Rotzlöffel von Armleuchter, der mitten in diesem Zimmer steht und auch die Frechheit besitzt mich mit seinen dummen Augen anzuglotzen. Genauso wie du, Erin. Pack deine scheiß Sachen und verzieh dich, ich will dich nicht mehr sehen!"
Mir stockte der Atem, das hatte er nicht wirklich gesagt. Ich konnte nicht reden, jedes Wort was er gesagt hatte schmerzte schlimmer und schlimmer.
Dion wandte sich zu meinem Vater: „Sie haben doch keine Ahnung wer Erin ist, wenn sie sich nur einmal die Zeit genommen hätten ihrer Tochter anzusehen, wie sie reagiert, was ihr zu schaffen macht, dann hätten sie auch nicht ihr Vertrauen verloren."
Dad hielt die Luft an, damit hatte keiner von uns gerechnet.
„Du erzählst ihm auch noch alles?!" ,brüllte Dad nun.
„Nein, ich schwöre, ich habe keine Ahnung woher er das weiß!" ,flehte ich, doch Dad packte mich am Arm und zerrte mich und Dion aus dem Haus. Als er meinen Arm los ließ sackte ich ein. Mein Körper konnte nicht reagieren.
Dion stieß ihn von sich: „Sie haben kein scheiß Recht uns so zu beschimpfen!"
Meine Beine wurden butterweich und ich stützte mich mit den Händen voran ab und setzte mich auf den steinernen Boden.
Dad hatte mich gerade herausgeworfen, er hatte es gewagt das zu tun, was ich nie von ihm gedacht hätte. Ich hätte nicht gedacht, dass er es jemals machen würde, aber das hatte er nun.
Dion legte seine Hand auf meine Schulter und setzte sich zu mir. „Dein Dad ist ein scheiß Arsch."
Ich schüttelte den Kopf, erst langsam, nichts verstehen und dann immer schneller. Ich wandte mich zu ihm: „Das ist deine Schuld."
Schockiert konnte ich nicht einschätzen was ich tun würde. Würde ich einfach in Tränen ausbrechen, würde ich Dion eine verpassen?
Doch stattdessen stieß ich ihn wuterfüllt von mir und rannte.
So schnell ich konnte rannte ich davon. Ich rannte von ihm weg, von Dad, von dem Haus. Von all meinen Problemen. Ich rannte und hörte nicht auf.
Solange ich in Memphis war erdrückte mich mein Leben. Es wurde schlimmer und schrecklicher.
Gerade als ich gedacht hatte eine Feundin zu finden, auf Partys mir die Zeit zu vertreiben, kam erneut Dad und machte alles kaputt.
Das tat er immer. Immer machte er alles kaputt, die Beziehung zu Mum, unsere Familie, mein ganzes beschissenes Leben! Alles!
Ich hasste Dad. Ich verabscheute ihn zutiefst. Vor Seitenstechen hielt ich keuchend an. Bei einer großen Wiese.
Weit und breit war keiner zu sehen und in der Ferne konnte ich eine kleine Parkbank erkennen, zu der ich hinüber schlenderte.
Als ich mich gesetzte hatte konnte ich nicht anders als in Tränen auszubrechen. Es war einfach erbärmlich und unerträglich, diesen Schmerz noch weiter aushalten zu müssen. Ich konnte nicht mehr.
Ich konnte das nicht mehr fühlen. Diesen Kram konnte ich nicht mehr einfach schlucken. Niemanden interessierte mein Drecksleben.
Außer Dion, er hatte sich für mich eingesetzt, er war der einzigste, der die ganze Zeit dabei war heute, nicht einmal Sam war da, nur er.
Er hatte mich trösten wollen, hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt und ich hatte ihn erneut von mir gestoßen.
Dieser Gedanke ließ mich nur noch mehr Wasser und Rotz heulen. Der einzigste, der mir irgendwie was bedeutet hatte, wenn ich auch nicht wusste was.
Genau den hatte ich von mir gestoßen.
Wer konnte mir jetzt noch helfen?
Keiner.
Ich war wieder ganz allein.
So wie immer.
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Wow, 2 Kapitel an einem Tag. Da war wohl jemand im Schreibflow;)
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