Kapitel 79
Drake
Ich arbeite, wie so oft in letzter Zeit, und komme einfach nicht aus dem Büro raus. Gestern haben mich die Bandidos zu einem Notfall gerufen und weil ich sie nicht noch mehr verärgern will, bin ich ihrer "Bitte" nachgekommen.
Mary bringt Mia zu mir hoch, weil sie gleich zu ihrem Therapeuten muss und die Kleine macht es sich auf meiner Chaiselounge bequem, als würde sie ihr gehören.
"Sie ist müde," Mary lächelt zärtlich, als ihre Tochter den Kopf ablegt und die Augen schließt. "Vielleicht kannst du sie einfach ein bisschen schlafen lassen, aber nicht zu lange, dann kriegst du sie nachher nicht ins Bett."
"Kommst du nachher nicht wieder?" Frage ich und überfliege die Mail, die gerade angekommen ist. "Doch schon, aber erst spät." Ich brumme zum Zeichen, dass ich verstanden habe und sie verlässt in ihren Higheels das Büro.
Ohne Vorwarnung wandern meine Gedanken zu meinem Vater, zu den ganzen Auseinandersetzungen und Streitigkeiten, wegen Kleinigkeiten. Er war ein toller Geschäftsmann, hat finanziell für seine ganze Familie ausgesorgt, aber trotzdem möchte ich nicht werden wie er.
Ich kritzle auf der ausgedruckten Mail herum und merke es erst, als ich schon einen ganzen Entwurf gezeichnet habe. Mein Vater hat mich schon immer darauf vorbereitet, diesen Job übernehmen zu können, obwohl er mir nie deutlich gesagt hat, das er auch möchte, das ich es tue. Allerdings hat er alles andere schlecht geredet und damit hat er es indirekt wohl doch getan.
Jetzt muss ich meine Abschlussarbeit schreiben und diesen Laden führen. So war das ganz sicher nicht geplant.
Nach zwei endlosen und super anstehenden Telefonaten habe ich keine Zeit mehr für eine Essenspause, also lasse ich mir nur kurz von meiner Sekretärin ein Sandwich bringen und bereite mich dann auf das anstehende Meeting vor. Es ist nach halb 10 als ich endlich Feierabend machen und nach Hause fahren kann.
Während ich den Impala aus der Tiefgarage in den Verkehr lenke, kann ich das erste Mal heute durchatmen. Mein Vater mochte nie selbst fahre und heute ist das erste Mal, das ich verstehen, wieso. Er konnte dann nicht weiter arbeiten, sondern musste sich auf den Verkehr konzentrieren und genau deshalb mag ich es so gerne. Damit ich mich nicht auf die Arbeit konzentrieren muss. Einen Moment abschalten.
Mia schläft in ihrem Sitz auf der Rückbank, sie war zwischendurch wach, hat gespielt, mich genervt und was vorgelesen bekommen und dann ist sie wieder eingeschlafen. Sie muss echt einen ganz schön harten Tag gehabt haben.
Ich fahre in unsere Einfahrt und sehe als erstes Erics schwarzen BMW. An sich nichts beunruhigendes, doch dann sehe ich Ambers Mini und es beginnen sämtliche Alarmglocken in mir zu schrillen. Scheiße, kann ich nur noch denken. Und meine Vermutung bestätigt sich, als ich mich umsehe und Abi nirgendwo entdecken kann.
Ich springe aus dem Auto. "Was ist los?" Eric kommt auf mich zugestürmt, rennt an mir vorbei und wirft panisch einen Blick ins Auto. "Verdammt," flucht er. "Wo ist sie?" Er will mit der Hand aufs Dach schlagen, bremst sich aber, als sein Blick auf die schlafende Mia fällt.
"Erklärt mir mal einer was, verflucht, hier los ist?" Brülle ich, Amber zuckt neben mir erschrocken zusammen und Eric fährt sich nervös durch die Haare. "Wir wissen nicht, wo sie ist." Stößt er dann hervor und in zwei Schritten bin ich bei ihn und packe ihn am Kragen seines Shirts.
"Sprich Klartext man," zische ich und während Eric erzählt, dass sie gestern verschwunden war, als er aus dem Club zurück kam, sehe ich nur noch rot. Ich lasse ihn stehen, hebe Mia aus ihrem Sitz, bringe sie nach oben und bitte Cornelia ein Auge auf sie zu haben.
Erst dann, schlage ich meine Faust gegen die Wand und frage mich, wieso ich so dämlich bin. Ich hätte was merken müssen. Und zwar nicht erst gestern, sondern viel früher. Es war alles zu ruhig, es lief zu gut, es war zu schön um wahr zu sein. Wie nennt man das doch gleich, die Ruhe vor dem Sturm?
Amber legt mir eine Hand auf den Unterarm, aber ich reiße mich los und trete mit voller Wucht in die Glasplatte von meinem Wohnzimmertisch. Er zerspringt mit einem lauten Krachen, aber da Mia am anderen Ende der Villa schläft, brauche ich mir keine Gedanken darum zu machen, ob sie was hört.
Amber quietscht erschrocken und legt dann entschlossen ihre Arme um mich. Sie weiß genau, das ich ihr niemals weh tun würde. Aber statt der Wut, fühle ich dann plötzlich nur noch Angst, unglaubliche unbarmherzige Angst. Und das ist um einiges schlimmer.
"Es ist meine Schuld." Presse ich hervor und mein Kopf erscheint mir mit einem Mal so schwer, das ich ihn auf Ambers Schulter ablegen muss. Sie streicht mir über den Rücken und murmelt irgendwas darüber, dass wir einen Weg finden werden. Aber ich höre nicht zu, denn ich weiß, dass es einen Weg gibt, nur bedeutet der mein Ende.
Nicht das Ende meines Lebens, aber das Ende meines Glücks. Ich weiß genau, was sie wollen, damit sie sie gehen lassen. Und ich werde ihnen alles geben. Aus dem einfachen Grund, weil jeder Zentimeter ihres Körpers und ihrer Seele wertvoller sind, als alles was ich je sein werde. Ich bin kaputt und ich werde nicht zulassen, dass sie das ausbaden muss.
3. Teil 💖 vielleicht kommt noch einer, kann ich aber nicht versprechen 🙈
Und ich bin so stolz, habe heute Abend schon 2,5 komplette Kapitel geschrieben 😊 endlich mal wieder!
Außerdem hat 'Give me everything', als hätte man es geplant, gerade die
25 000 Reads geschafft 😍
Wenn euch iwas auffällt oder unlogisch vorkommt, dann sagt mir ruhig immer Bescheid, bin über jedes Feedback froh 😊
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