Kapitel 60
Ich habe so gut geschlafen, wie schon lange nicht mehr. Ich fühle mich ausgeschlafen, bereit für den Tag und einfach nur gut. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal mit diesem Gefühl aufgewacht bin.
Ich nehme Drakes Arm von meiner Hüfte und tapse barfuß zum Badezimmer. Ich dusche und ziehe mir was an, danach gehe ich nach unten und mache Frühstück für Drake und mich.
Ich schneide Obst, mache Pankaces und koche Kaffee. Berta ist mit dem Frühstück für die Gäste beschäftigt und ich bin froh, dass ich was zu tun habe. Ich möchte ihn überraschen, koche sogar Eier und brate Speck und ordne alles ordentlich auf verschiedenen Tellern an.
Das Ganze dauert fast eine Stunde aber ich weiß, dass sich die Mühe gelohnt hat. Er wird sich so freuen! Überschwänglich und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, verlasse ich die Küche.
Ich will gerade die Treppe hoch gehen, als eine mir bekannte Stimme erklingt. "Hallo Abi, schön dich zu sehen." Das Tablett in meiner Hand schwankt gefährlich als ich mich umdrehe und Sean anstarre.
Der Typ, mit dem ich bei dem großen Balkon getanzt habe, weil ich Rebecca aus dem Weg gehen wollte. Seine blauen Augen funkeln amüsiert, als er sie über meine kurze Hose und mein seidenes Spitzen Top gleiten lässt. Ich würde meinen Morgenmantel so gerne enger um mich ziehen, aber ich habe keine Hand frei.
"Sean," ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch, "was machst du hier?"
"Dein Vater hat uns eingeladen. Sie sind gerade mit meine Eltern am Strand. Es ist schön dich zu sehen, ich wollte schon seit Wochen mal wieder mit dir reden." Ich spüre wie meine Wangen rot werden. Auch wenn ich niemals etwas mit ihm anfangen würde, lassen seine strahlenden blauen Augen mich nicht komplett kalt.
Er nimmt mir das Tablett ab und drückt es einem vorbei gehenden Bediensteten in die Hand. Ich habe ihn vorher noch nie gesehen, er muss Bertas neue Aushilfe sein. "Seit wann musst du dein Frühstück selbst tragen?" Fragt er und zieht mich in eine Umarmung. Völlig überfordert bleibe ich einen Moment regungslos stehen, bevor ich mich von ihm löse.
Der Kellner hat sich noch keinen Millimeter gerührt. "Bringen Sie das nach draußen. Wir frühstücken dort." Der Junge nickt nur und rennt förmlich davon.
"Bitte was?" Entfährt es mir. "Das Frühstück ist nicht für dich." Protestiere ich lautstark , doch er grinst nur.
"Abi, komm schon, um der alten Zeiten Willen." Ich verdrehte nur die Augen. Einmal, ein einziges Mal habe ich mit ihm rumgeknuscht. Ich schüttele nur den Kopf, während er mich an sich ranzieht und seine Lippen auf meine drückt.
Fuck. Als ich endlich realisiere, was hier gerade passiert, schubse ich ihn mit aller Kraft von mir weg. "Hast du sie noch alle?" Zische ich wutentbrannt und stürme nach oben. Ich schließe die Badezimmertür hinter mir und lande dann unsanft auf meinem Hintern. Meine Beine haben einfach nachgegeben.
Mein ganzer Körper zittert und ohne, dass ich Drakes Ausdruck auf seinem Gesicht sehen muss, weiß ich, dass ich es versaut habe. Ich habe richtig Scheiße gebaut. Und ich kann nichts sagen oder tun, um es rückgängig zu machen.
Nein, nein, nein, das darf einfach nicht wahr sein.Ich habe Sean nicht gesagt, dass ich einen Freund habe. Ich habe ihn nicht schneller weg gestoßen, ich hätte mich garnicht erst auf ein Gespräch mit ihm einlassen dürfen. Warum? Warum war ich so dumm? Ich bin so ein verdammter Verlierer.
Ich halte mir eine Hand vor den Mund um nicht laut los zu schluchzen. Es lief so gut, wir waren so gut! Er hat sich mir geöffnet, er hat mir alles erzählt. Ich war so unfassbar glücklich, dass er zu mir zurück gekommen ist, habe ihm versichert, dass ich ihn mehr liebe als alles andere und dann passiert sowas?
Das ist so verdammt ungerecht. Meine Faust landet neben mir auf den Badezimmer Fliesen und dann gleich noch einmal. Den Fliesen passiert nichts, aber der Schmerz tut mir gut.
"Abi?" Höre ich Drakes Stimme plötzlich und mein Herz hört auf zu schlagen. Ich vergesse zu atmen und lausche auf seine Schritte, die sich der Badezimmertür nähern. Komm nicht hier rein. Bitte, komm nicht hier rein.
Ich höre eine Tür und dann Stimmen, laute Stimmen, wütende Stimmen. Scheiße.
Und, wie der Feigling, der ich eben bin, schleiche ich mich durch die andere Badezimmertür, die zum Flur raus geht, nach draußen. Ich verlasse das Haus, dann das Grundstück und laufe einfach immer weiter.
Am Strand angekommen, reiße ich mir die Kleidung vom Leib, und springe ins Wasser. Ich schwimme immer weiter und weiter und ganz langsam wird das Pochen meines Herzens wieder ruhiger, mein Körper nimmt die Temperatur des Wassers war, die, da wir bald Herbst haben, schon angenehm kühl geworden ist.
Nach einiger Zeit beginnen meine Muskeln zu schmerzen, mein Kopf wird schwer und ich lege mich auf den Rücken und lasse mich einfach nur treiben.
Ich gehe Schritt für Schritt die Geschehnisse des heutigen Morgens nach und versuche den Punkt zu finden, an dem alles bergab lief. War es der Zeitpunkt vor dem Kuss? Oder als ich weg gelaufen bin? Oder der als ich stehen geblieben bin, weil Sean meinen Namen gesagt hat? Ja. Der war es.
Ich spüre wie mir die Tränen über das Gesicht laufen und kann nicht einmal sagen, wann ich angefangen habe zu weinen oder ob ich je wieder aufhören kann.
Wie konnte ich das Beste, was mir je passiert ist, so schnell kaputt machen?
Morgen kommt das nächste Kapitel 💖
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