Kapitel 46
"Ich musste in der Nacht ganz dringend mit dir kuscheln." Seine sanfte Stimme direkt an meinem Ohr lässt mich langsam die Augen öffnen.
"Wieso?"
"Ich hatte einen viel zu realen Traum." Antwortet er nur und zieht mich noch näher an sich ran.
Den hatte ich auch... Ein Ereignis nach dem anderen dringt in mein Bewusstsein. Der einzige Grund dafür, dass ich nicht aufspringe und los schreie, ist Drakes Arm um meine Taille. Sein Atem geht ruhig und trifft warm auf meine Haut.
Unsere Körper berühren sich auf voller Länge und ich genieße das Gefühl der Vollkommenheit.
Doch es hält nicht lange an. Die Schreie meiner Mutter, das Gebrüll von meinem Vater und der fassungslose Blick von Erics Mutter Evelyn, haben sich fest in mein Gedächtnis gebrannt. Wie kann eine Familie so kaputt sein?
Wie können zwei Menschen, die sich mal geliebt haben, nur noch Hass füreinander empfinden?
Das Klopfen an meiner Tür reißt mich unsanft aus meinem Gedanken.
"Ich habe euch Frühstück in die Küche gestellt." Berta. Ich springe auf, ziehe mir schnell ein kurzes Kleid über und schlüpfe aus der Tür.
Sie schaut mich mitfühlend an und legt ihre Arme um mich.
"Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm werden würde."Flüstere ich und räuspere mich, um meine belegte Stimme los zu werden.
"Ich auch nicht." Berta schüttelt ihren Kopf und die kurzen braunen Haare wedeln einen Moment hin und her.
"Du hast damit gerechnet?" Fragt sie mich und ich nicke. "Es musste irgendwann passieren. Was.." Ich traue mich kaum, die Frage zu stellen. "Was hat er mir ihr gemacht?"
"Er hat sie in eine Entzugsklinik gebracht. Wiedermal." Ich atme erleichtert auf. Er hat sie nicht auf die Straße gesetzt. Das schlechte Gewissen plagt mich sofort, weil ich froh bin, dass es ihr jetzt erstmal nicht möglich ist, wieder hier auf zu tauchen.
"Wenn du reden möchtest, ich bin unten."
"Danke Berta, ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde." Sie lächelt mich an und dreht sich dann um. An der Tür bleibt sie jedoch stehen. "Du weißt, dass er dich verändert hat. Schon jetzt am Anfang eurer Beziehung."
Erschrocken halte ich inne. Stimmt das?
"Du bist offener, unbeschwerter, du lachst mehr. Ob er in der Nähe ist oder nicht du bist glücklicher als in all den vorherigen Jahren. Aber Mädchen... Selbst wenn er dich wirklich liebt, du musst absolut immer auf alles gefasst sein. Sei dir einfach nie zu sicher. Das kann.."
richtig böse enden, beende ich ihren Satz gedanklich, während sie mich aufmerksam betrachtet und ich in die Küche gehe, um das Tablett zu holen.
"Ich werde es versuchen." Berta nickt und schließt die Tür hinter sich. Ich atme auf und stelle das Tablett auf meinen Nachttisch.
Osaft, Kaffee, Erdbeermilch, Croissants, Müsli und Obst. Alles, was das Herz begehrt, denke ich mir und schaue unwillkürlich auf Drake hinunter. Seine Gesichtszüge wirken viel friederlicher, seine Stirn ist entspannt und er atmet gleichmäßig.
"Tu mir nicht weh." Wispere ich ganz leise und setze mich neben ihn. Ich streiche ihm eine verirrte Strähne aus dem Gesicht und seine Lider beginnen zu flattern.
"Wann haben wir die Rollen getauscht." Murmelt er und öffnet vorsichtig seine Augen. Als er mich sieht, ist er schlagartig hellwach und richtet sich auf. "Hey Süße, was ist passiert?" Er streicht mir sanft eine Träne von der Wange. Wann habe ich angefangen zu weinen?
Ich schüttle nur den Kopf. "Was meinst du mit Rollen getauscht?" Frage ich und seine Mundwinkel heben sich kaum merklich.
"Als ich heute Nacht aufgewacht bin, konnte ich nicht aufhören, dich an zu schauen. Du sahst so schön aus und gelassen. Es war gut zu sehen, wie die ganze Anspannung mal einen Moment von dir abfällt."
Damit er nicht sieht, wie meine Wangen sich vor Verlegenheit rosa färben, deute ich auf das Frühstück.
"Hunger? Und falls du dich fragst, ich habe das nicht gemacht."
"Das habe ich auch nicht gedacht."
"Bitte was?" Er schaut schockiert als er die Bedeutung seiner Worte begreift. Und ein herrlicher 'oh scheiße, wie komme ich aus der Nummer wieder raus, ohne wie ein Arschloch da zu stehen' Blick bringt mich zum Grinsen.
"Ich meine nicht, dass du es nicht kannst. Ich meine, du könntest bestimmt, wenn du willst. Aber, ach scheiße." Er reibt sich frustriert über die Stirn und ich lache laut. Er starrt mich entgeistert an und ich reiche ihm eine der beiden Kaffeetassen.
"Du kannst es wieder gut machen, wenn du mir sagt, wovon du geträumt hast." Ich sehe, wie es in ihm arbeitet. Wie er innerlich darüber diskutiert, ob er es sagen sollte oder nicht. Und ich hoffe mit jeder Faser meines Körper, dass er sich dafür entscheidet.
Wofür entscheidet Drake sich? Und was kann er schlechtes geträumt haben?
Hat schon jemand von euch Ferien oder Urlaub? Ich leider erst Ende August 😱
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