Kapitel 31
Dieser blöde Sturrkopf! Ich hasse ihn.
Wütend starre ich die Zimmerdecke an. Ich ärgere mich über meine Worte. Ich habe ihn verurteilt und über sein Leben gerichtet. Wieso habe ich das getan? Ich habe ihn abgeschreckt, obwohl ich das genaue Gegenteil vor hatte. Ich will, dass er zu mir zurück kommt.
Ich halte mein Handy mit dem Zeigefinger und Daumen und lasse es hin und her baumeln. Es ist inzwischen drei Uhr nachts und ich stehe auf und mache mir einen Kaffee. Ich gehe in die große Küche nach unten, da der Automat hier viel besser ist und wühle in den Schränken.
"Auf der Suche nach deiner Lieblingstasse?" Berta steht in der Tür und registriert amüsiert das Chaos, dass ich angerichtet habe. Alle Schranktüren stehen offen und ich habe ein Dutzend Tassen raus geräumt, weil ich schauen wollte, ob meine dahinter steht. Ich zucke nur verzweifelt die Schultern und lasse mich auf einen der Stühle nieder.
Berta geht gezielt auf einen der Schränke zu und fischt meine rosa Riesen Tasse hervor. Sie gießt Kaffee ein und stellt den dampfenden Becher vor mich.
"Raus mit der Sprache."
"Wir haben uns gestritten."
"Worüber?" Soll das hier ein Verhör werden?
"Er ist so stur." Ich beiße mir fest auf die Lippe um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken und schüttle niedergeschlagen den Kopf. "Ich weiß nicht, was ich machen soll."
"Mensch Mädchen, du bist doch genauso stur. Du bist bockig und zickig und kannst unausstehlich sein, wenn du nicht das kriegst, was du willst. Du bist ja nicht einmal bereit, ihm eine Nachricht zu schreiben. Wie oft ist er vor dieser Tür aufgetaucht? Und wie oft du vor seiner? Er ist schon so viele Schritte auf dich zu gegangen. Du bist jetzt dran!"
Geschockt starre ich sie an. Ich habe einen mütterlichen Rat erwartet und keine Standpauke. In mir brodelt der Zorn und ich bin kurz davor richtig auszurasten. Und ich sehe in ihren Augen, dass sie das genau weiß.
"Abi, du bist immer das mutigste Mädchen gewesen, dass ich kenne. Aber in Sachen Jungs und Liebe, da bist du so zurück haltend und vorsichtig! Das hätte ich früher nie für möglich gehalten. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du jetzt aus dir raus kommen musst. Du musst jetzt über deinem Schatten springen, du musst dich trauen und zwar bald, sonst ist die Chance vertan."
Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag. Der Zorn ist wie weg geweht. Berta lässt mich sitzen und ich lasse ihre Worte Revue passieren. Immer und immer wieder. Und ich beginne zu verstehen. Ich sehe ein, dass ich nicht die Einzige mit einer schwierigen Kindheit war und das andere in ihr Leben rein geboren wurden, wie ich auch. Wir können Einfluss auf unser Leben nehmen, manche mehr als andere. Manche können der Abwärtsspirale ihres Lebens entkommen, andere werden nur noch tiefer eingesogen. Und ich will ihm helfen.
Können wir reden?
Tippe ich und trinke einen Schluck Kaffee, während ich auf eine Antwort hoffe.
Worüber?
Ich möchte mich entschuldigen.
Das brauchst du nicht.
Kannst du bitte einfach herkommen?
Okay
Oh wie einem ein kleines Wort so ein Herzrasen bescheren kann, das ist unglaublich. Ich gehe ins Bad und versuche meine chaotischen Haare halbwegs zu bändigen. Meine Augen sehen ungewohnt klein aus und meine Wangen glühen in einem zarten Rosa.
Ich setze mich auf die Treppe vor das Haus und stütze das Kinn auf meine Knie. Ich höre seine knirschenden Schritte auf dem Weg, noch bevor ich seine Gestalt in der Dunkelheit ausmachen kann. Er blickt mich an und setzt sich neben mich.
"Die wenigsten Menschen schaffen es ihrem Schicksal zu entkommen, aber du, du schaffst es ganz sicher." Ich nehme seine Hand und lege sie in meinen Schoß.
"Und wenn ich es garnicht will?" Seine Stimme klingt monoton und abwehrend. Er fürchtet sich davor, zu viel zu hoffen, genau wie ich.
"Ich weiß, dass du es willst. Ich will es auch. Ich will nicht von dieser Welt gehen ohne etwas bewirkt zu haben. Ich möchte etwas verändern und das willst du auch." Sein Fuß wippt unruhig hin und her, während er mich aufmerksam mustert.
"Du bist viel zu schön für diese Welt." Zärtlich streicht er eine Strähne hinter mein Ohr, die meinem Dutt entflohen war und ich schmiege meine Wange in seine warme Handfläche. Er ist der attraktivste Mann auf diesem Planeten. Und diese wohlige Wärme, die sich in mir ausbreitet, fühlt sich viel zu angenehm an.
"Du möchtest es wirklich oder?" Gierig sucht sein Blick meinen und zum ersten Mal lasse ich alle Mauern fallen. Ich verstecke nichts mehr.
"Was genau?" Necke ich ihn, obwohl ich ahne worauf er hinaus will.
"Mich." Atemlos starre ich ihn an und betrachte ehrfürchtig sein markantes Kinn und seine ausgeprägten Wangenknochen.
"Ja, ich will dich."
Beschämt senke ich den Blick. Diese Art der Blöße habe ich mir Ewigkeiten nicht mehr zugetraut. Er legt seinen Finger unter mein Kinn und hebt mein Gesicht, so dass ich gezwungen bin, in seine funkelnden Augen zu schauen.
"Und du, Abigail Dixon, bist alles, was ich will."
Über eine Woche kein Update, so eine lange Pause gab es noch nie 😱 jetzt geht's aber hoffentlich wieder besser❤
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